Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Kontinentalsperre.

Briefe.[]

Ueber die jetzige Lage von Europa.[]

[1]

[1808]

Ein Schreiben aus Paris, vom 12. Jan.

In der ganzen Geschichte der Menschheit, seitdem sie in Gesellschaften und in politischen Verhältnissen existirt, und auch in der allgemeinen Geschichte des Handels aller Nationen sucht man umsonst ein Beispiel von einer ähnlichen Spannung, als diejenige ist, die gegenwärtig die Englische Regierung nicht nur bei der Englischen Nation, sondern besonders auch bei allen übrigen Völkern beinahe der ganzen Erde bewirkt. Beispiele dieser Art in der Geschichte aufzusuchen, wäre vielleicht kein so ganz undankbares Geschäft; schon oft hat die Geschichte, die Lehrerin der Völker und der Regenten, die Mittel zur Rettung der Menschheit angegeben. Aber wenn wir sie zu Hülfe rufen; wenn wir sie um Rath fragen, wie man sich von einem System befreien könne, vermöge dessen allgemeines Weltmonopol durch ewigen allgemeinen Krieg einer einzigen Nation gegen alle übrige Nationen als ein künftiges Recht aufgestellt ist, so schweigt sie, die Stimme ihres Orakels ist stumm. In der Gesellschaft, in den Verhältnissen der Regierungen gegen Regierungen, in den Familien ist das gewöhnliche Rettungsmittel gegen denjenigen, der sich der allgemeinen Moral oder Gesetzgebung nicht unterwerfen will, ganz einfach; man schließt den Rebellen von den allgemeinen Vortheilen aus. Aber hier fällt das Mittel von selbst hinweg. England hat sich selber aus der allgemeinen Kette der politischen Verhältnisse der Welt herausgerissen und steht nun da als einzelnes abgesondertes Glied.

Wird darum Europa verzweifeln und Amerika auf seiner Bahn zur Bildung seiner Erde und Erdenbewohner stille stehn oder gar rückwärts gehen? Ist darum, weil England sich selber isolirt, keine Hoffnung mehr, daß diese isolirte Stellung gerade am Ende das übrige Europa in den Stand setzen werde, das Meer wieder zu erwerben? Ist wirklich England der Riese, der darum unüberwindlich bleiben soll, weil er in einer Höhle wohnt, wozu kein Zugang offen ist, und darum, weil seine Waffen und die Waffen der übrigen Welt ganz ungleich sind? Werden am Ende die übrigen Völker sich England zu Füssen werfen, wenn dereinst gewisse Bedürfnisse allgemein mangeln und besonders wenn das Bedürfniß ganzer Nationen, Handel zu treiben, allzudringend geworden seyn wird?

Nein, und schon in den Fragen selber liegt diese feste Antwort. Aber das Räthsel, wie diese Anarchie auf dem Meere, denn den Titel Monarchie verdient doch ein solches monströse Verhältniß nicht, aufhören werde, ist darum noch immer nicht gelößt. Ohne Zweifel werden die Völker nicht weniger Muth haben, als das Französische Volk, das bereits aufs neue in eine Art von Schwärmerei ausbricht und auch auf den letzten Rest von Ausfuhr zur See mit Freuden Verzicht thut. Lieber wird man die Manufakturen, deren Betrieb wesentlich vom Seehandel abhängt, ganz und gar einstellen. Man wird etwa sogar die Kraft besitzen, seine Lebensweise zu ändern, und sich Bedürfnisse versagen, welche man sich nicht anders als mit der gänzlichen Zernichtung des Continentalhandels zu verschaffen wußte. Aber es bleibt dann doch immer noch die Frage möglich, ob die Uebel alle, die aus der Lage der Dinge sich nach und nach für England selber ergeben müssen, England am Ende zur Aussöhnung mit der Europäisch-Amerikanischen Coalition veranlassen werde? Coalition darf man den großen Völkerbund doch wol mit aller Hoffnung, daß er sich vor allen den gewöhnlichen Sünden der bisherigen Coalition verwahren werde, nennen; denn bei dem neuen Völkerbunde ist das allgemeine Interesse eben dasselbige, und es ist das allereinfachste Interesse; man streitet und leidet für das Meer, das frei ist wie die Luft und worüber die Englischen Blokadeerklärungen eben so lauten, als eine Besitznehmung der Atmosphäre lauten würde.

Das einzige, was Europa für den gegenwärtigen Augenblick außer einer festen, treuen Entsagung auf alle Vortheile des Handels mit England zu beobachten haben mag, wird wol in dem einfachsten Mittel bestehen, was keine neue Opfer kosten und was unmöglich lange ohne Erfolg bleiben kann. Dies Mittel ist, daß man die ersten Uebel die England aus seiner unnatürlichen Stellung zufließen werden, noch weiter treibe und auf dem festen Lande nicht einen Augenblick unterlasse, die Kennzeichen zu beobachten, an welchen man erkennen möge, wo England bald zu leiden anfangen muß, und welche von diesen Uebeln es am wenigsten lange aushalten dürfte. Was bisher Chimäre war, so lange Flaggenneutralität irgend eines Continentalvolks noch existirte, wird künftig ohne Zweifel möglich eyn und zur Realität werden. Die beiden reichsten Meere Englands waren bisher jenseits des Vorgebürges der guten Hoffnung und innerhalb des Sunds. Daß die Ostindischen Gewässer den Britten offen bleiben, ja daß sie sich sogar noch des ausschließlichen Besitzes aller Waaren aus Westindien bemächtigen, ist gerade ein Vortheil für das Continentalsystem, wenn der Sund geschlossen ist. Je mehr Einfuhr und je weniger Ausfuhr, desto gewisser eine Katastrophe; Wolfeile der Waaren, Ueberfluß der Kapitalien, Nichtigkeit der Speculationen, Stillstand der Assecuranzen, Verminderung der Frachten, werden eins noch dem andern eintreten. Mangel an Einfuhr von Getreide und von Schiffsbaumaterialien wird die zweite Linie im neuen Angriffsystem ausmachen. Stillstand der Manufacturen wird neue Kapitalien tödten und neues Elend erzeugen. Die Einnahme von der Ausfuhr wird der Regierung nach und nach gänzlich entgehen. Mangel an diplomatischen Operationen wird Mangel an Geldbedürfniß für die Regierung zur Folge haben, mithin neue Reichthümer zur Unthätigkeit verdammen, weil weder Anleihen noch Schöpfung von Billets-d'Echiquier u. s. w. erforderlich sind. Separatfriedens-Theilung des jetzigen allgemeinen Europäischen Interesse wird die letzte, aber auch eine ganz vergebliche Hoffnung seyn, denn die ganze Streitfrage hängt im Grunde nicht von Frankreich allein, sondern auch vom Norden ab; jezt, da Rußland mit Dännemark gemeinschaftliche Sache macht, gehört die Wiederherstellung der allgemeinen Freiheit der Meere wieder jeder einzelnen Regierung, und es liegt England mehr daran, den Sund und die nördlichen Ufer wieder zu erhalten, als es ihm am Ocean und an der Manche liegt.

Alles, was gegenwärtig an dem südlichen Ende von Europa vorgeht und noch vorgehen wird, hat einzig und allein Bezug auf obige Plane. Einfacher war die Europäische Politik nie; alles zielt nur einzig darauf ab, den Völkern durch die Regierungen, so wie die Englische seit Jahrhunderten war und wie die Französische seit neun Jahren ist, kommen am Ende zu den großen Resultaten, die wir jetzt vor uns sehen. Daß die Englische Regierung ihre Kraft zur Unterdrückung der allgemeinen Entwicklungsfähigkeit des übrigen Erdbodens anwendet, ist, wie wir oben sagten, ein neues Beispiel in der Geschichte; aber Neuheit der Sache ist nicht der Bürge für ihre Dauer.


Prüfung der Klagen über die Kolonial-Produkte.[]

[2]

[1808]

Keine Klagen über den gegenwärtigen Seekrieg scheinen ungerechter zu sein, als die, welche die Kolonialprodukte betreffen, denn ich möchte beinahe sagen, es ist das kleinste Uebel, so uns betreffen kann, theuern Zucker und Kaffee zu haben, und ich halte es für ungerecht, so großes Aufhebens davon zu machen. Die Europäer haben ja noch vor einigen Hundert Jahren ohne Kolonialprodukte sehr gut gelebt, und es wäre die Frage: ob es nicht sehr wohlthätig für die Menschheit sei, wenn die Europäer zu ihrer alten Genügsamkeit zurückkehrten, als daß sie bloß der Leckerei wegen sich den Englischen Seedespotismus unterwerfen wollen. Man sagt, die Handlung leide darunter. Das gebe ich zu, aber wäre es denn etwa ein Unglück für die Menschheit, wenn es weniger Kaufleute gäbe? Ich denke es wäre besser, wenn die Menschen das Land bauten und die wüsten Plätze in Europa zu kultiviren suchten, als daß der Kaufmannsstand sich so weit ausdehnt, wie bisher geschehen ist, und noch übler wenn der Kaufmannsgeist so herrschend wird, daß es alle Menschen ergreift, wie das in unsern neuern Zeiten der Fall war. Wollen aber die Europäer durchaus nicht zur alten Genügsamkeit zurückkehren, und sich wie ehemals mit ihren eigenen Produkten behelfen, ein nun, so mögen sie die Kolonialprodukte auf ihrem eigenen Gebiete anpflanzen, und auch dabei würde sich die Menschheit, im Ganzen genommen, sehr gut stehen, wenigstens würden dann nicht mehr so viele wüste Gegenden in Europa angetroffen werden, als jetzt, und die Menschen würden zur alten Thätigkeit zurückkehren müssen, wenn die Begierde, such durch Handel zu bereichern, ihnen nicht die Köpfe verdreht.

Wie gesagt, es leiden einige durch den eingeschränkten Handel der Kolonialprodukte, aber -- was liegt daran? das Ganze gewinnt, wenn wir genöthigt sind, auf den Anbau dieser Produkte bedacht zu sein, wodurch sich bisher bloß eine Nation bereicherte, die eben weil sie großen Verdienst hatte, auch unverschämt aufgebladen wurde, und ihren Reichthum nur dazu anwendete, Krieg und Unglück über Europa zu bringen.


Zeitungsnachrichten.[]

1807.[]

Rheinischer Bund. [3]

Baden. Unter dem 31. März ward von Seiten des Großherzogs von Baden eine Verordnung gegen die Einfuhr und den Handel mit englischen Waaren erlassen. In derselben heißt es: Wir haben durch Unsere Verhältnisse mit auswärtigen, mit Uns verbündeten Staaten Uns bewogen gefunden, in Unserm gesammten Großherzogthum 1) alle mittelbare oder unmittelbare Handelsverbindung mit England oder englischen Handelshäusern streng zu verbieten; 2) bey Strafe der Konfiskation die Ausfuhr englischer Waaren nach Frankreich eben so als deren Niederlage in der Absicht, um deren Einschwärzung nach Frankreich beförderlich zu seyn, zu untersagen; und 3) von der Zeit der Publikation gegenwärtiger Verordnung an alle Einfuhr von Waaren, die aus England kommen, und den Handel damit einzustellen.


1808.[]

Frankreich. [4]

Auch der König von Spanien hat unterm 3. Januar eine Proklamazion erlassen, wodurch er ankündigt, daß er dem Dekret des Französischen Kaisers vom 17. Dez. gegen das neue Seesystem Englands völlig beytrete, und daß dasselbe in dem ganzen Königreiche vollzogen werden soll. Erwähntes Dekret ist seinem vollständigen Inhalt nach dieser Proklamazion beygefügt.

Großbritannien. [5]

London den 26. Jan. Wir erhalten aus Holland mehrere Nachrichten, die uns fast auf den Glauben bringen, die unlängst gegen die Neutralen getroffenen strengen Maßregeln möchten zu Gunsten der Amerikaner gemildert werden. Man behauptet, die Schiffe dieser Nazion würden in Holland zugelassen, selbst wenn sie einen Englischen Hafen berührt hatten, oder von unsern Kreuzern untersucht wurden, vermittelst einer Kontribuzion, die sie bezahlen müßten. Wenn es an dem ist, so entspringen daraus für unsere Feinde mehrere Vortheile; sie gewinnen immer mehr die Zuneigung der Amerikaner, fügen ihren Finanzen einen neuen Zweig bey, versehen das feste Land mit mehrern Artikeln, und zerstören die Werkzeug unserer Kabinetsbefehle. (Nachrichten aus Holland vom 4. Febr. melden, daß auf die Vollziehung des Befehls, der allen Schiffen ohne Ausnahme die Holländischen Häfen verschließt, streng gesehen wird. Noch dieser Tage wurde ein Amerikanisches Schiff von Rotterdam abgewiesen, und, was noch mehr ist, zu Amsterdam wurde ein Holländisches Schiff, das mit Produkten aus den Holländisch-Ostindischen Besitzungen kam, unterwegs aber zu Philadelphia beygelegt hatte, durch Kanonenschüsse entfernt. Es hat indeß ausserhalb der Schußweite vor Anker gelegt, wo es sein Schicksal weiter erwartet.)

Englische Neuigkeiten. [6]

Das Streiten und Widerlegen bald dieser bald jener Behauptung in Englischen Zeitungen, nimmt gar kein Ende. So behaupten unlängst ein Ministerial-Blatt, Großbrittanien könne so lange es die Meere beherrscht, beinahe alle Handels-Kommunikationen auf dem festen Lande verhindern, oder wenigstens so erschweren, daß der Preis der meisten Waaren zehnfach steigen müsse. Gleich darauf widerlegten Londner Journale diese Behauptung und bewiesen, daß, trotz aller Hindernisse, welche die Engländer der Schiffahrt auf der Ostsee im Wege legen möchten, doch auf den Russischen, Polnischen und Preußischen Kanälen die Kaufmannsgüter vom östlichen Europa in das westliche, und so umgewandt, gebracht werden können. Die Weichsel und der Niemen sind durch Kanäle mit dem Pripetzfluß vereinigt, welcher sich in dem Dnieper ergießt, und auf diesem können Kauffahrteischiffe ins schwarze Meer, nach Konstantinopel und Persien gehen, und die Europäischen Produkte in die Levante bringen. Auf solche Art unterhalten die Zeitungsschreiber in London ihr Publikum, was über dergleichen Streitigkeiten die Hauptsache, die gegenwärtig traurige Lage der Theurung und des geringen Verdienstes zu vergessen scheinet.

Preussen [7]

Die Königsberger-Zeitung vom 16. May enthält Folgendes: So gewissenhaft sich auch Preussen angelegen seyn läßt, die gegen Frankreich und Rußland übernommenen Verpflichtungen wegen Unterbrechung des Verkehrs mit England und Schweden in Ausübung zu bringen, so werden doch noch hin und wieder die Versuche erneuert, das Benehmen, welches die Preussische Regierung in dieser Beziehung beobachtet, in einem zweydeutigen Lichte darzustellen. Ein solcher Versuch ist die in Nr. 460 der List der Hamburger-Börsenhalle von diesem Jahre enthaltene, aus Helsingör vom 11. März datirte Anzeige, daß daselbst ein Preussisches Schiff, Kapitän Gerrin, von Memel, aus der Nordsee angekommen sey, welches, ausser Kaffee, auch eine grosse Menge Baumwolle nebst anderen Waaren aus Schweden mitbringe, die alle auf der Achse weiter fortgeschafft wurden. Obwohl diese Nachricht sich schon dadurch als ungegründet widerlegt, daß, wenn das Schiff die gedachte Ladung gehabt hätte, ihm in Dänemark, wo gegen die Englischen und Schwedischen Waaren dieselben Grundsätze, wie von Preussen und den übrigen Kontinental-Mächten, befolgt werden, das Abladen der Waaren zur Land-Beförderung so wenig, als der ungehinderte Abgang gestatte worden seyn würde; so wurde von dem Preussischen Gouvernement dennoch der Eigenthümer des Schiffes wegen des durch jene Anzeige wider ihn erregten Verdachts zur Verantwortung gezogen, und eine genaue Untersuchung der Sache verfügt. Bey dieser hat aus den Disposizionen des Schiffers, Steuermanns und der Matrosen, welche sie insgesammt eidlich zu erhörten sich bereit erklärten, sich ergeben, daß das Schiff am 27. May 1807 mit einer Ladung Holzwaaren von Memel nach Hull in See gegangen ist, wegen erlittenen Seeschadens in Norwegen hat einlaufen, und daselbst wegen der mit ihm vorzunehmenden Reparatur bis zu Ende des Jahrs verweilen müssen, worauf es am 27. Januar 1808 in Hull eingetroffen, und von da am 27. Febr. 1808 mit Ballast, ohne irgend welche Kaufmannsgüter einzunehmen, abgesegelt ist. Auf dieser Rückreise legte es abermals in Norwegen an, um zu hören, ob das Cattegat vom Eise frey sey, lief den 5. März von da aus, kam am 10. im Sunde an, klarirte in Helsingör den 11., als mit Ballast nach Memel beladen, aus, segelte denselben Tag in die Ostsee, und wurde durch widrige Winde gezwungen, in Liebau einzulaufen, wo auch die Vernehmung der Schiffsmannschaft erfolgte, die daher um so mehr das Gepräge der Unpartheylichkeit trägt, und das Verläumderische jener Anzeige zu Tage legt.

Rußland. [8]

Petersburg, den 28. May. Die in Reval, Riga und Libau angekommenen Schiffe mit Kolonial- und anderen Waaren haben noch keine förmliche Erlaubniß zum Löschen erhalten, weil ihre Zertifikate, daß ihre Ladungen kein Englisches Eigenthum sind, noch nicht geprüft und richtig befunden sind

Frankreich. [9]

Ein kaiserl. Dekret aus St. Cloud vom 16. Sept. verbietet die Einfuhr aller Kolonialprodukten aus Holland und Spanien. Die Schiffe mit den nämlichen Produkten, die in die Weser, Elbe und Yade einlaufen, sollen konfiszirt werden. Doch bleibt die Einfuhr der rohen Baumwolle erlaubt, wenn sie mit einem Zertifikat d'Origine begleitet ist. Jene, für die keine vorgezeigt werden, oder unregelmässige, die nehmlich nicht direkt von Französischen Konsuln herrühren, sollen dem Sequester unterworfen werden, bis Se. Maj. der Kaiser darüber verfügen wird.

Holland. [10]

Das nun hier bekannt gewordene Französische Dekret vom 16. Sept. (sagt ein Schreiben aus Amsterdam), wodurch die Einfuhr aller aus Holland und Spanien kommenden Kolonialwaaren in Frankreich verboten wird, hat um so mehr Eindruck hier gemacht, als kurz darauf die Nachricht eintraf, daß bereits drey aus Holland zu Antwerpen angekommene Schiffe angehalten worden seyen, auch der hiesige Französische Konsul sich weigert, bis auf weitere Befehle von Paris, Zertifikate für Versendungen solcher Waaren nach den Rheingegenden auszufertigen. Es herrscht hier unter diesen Umständen in dem gegenwärtigen Augenblicke eine grössere Stille in den Geschäften, als jemals. Obiges Dekret lautet wörtlich, wie folgt: "Wir Napoleon, Kaiser der Franzosen, König von Italien, und Protektor des Rheinbundes, haben auf den Bericht Unsers Finanzministers, nach Anhörung des Staatsraths, dekretirt und dekretiren, wie folgt: 1. Die Einfuhr aller Kolonialwaaren, die von Holland und Spanien kommen, ist in Frankreich verboten, bis andere Maßregeln in dieser Hinsicht genommen worden. 2. Die Schiffe, welche mit benannten Waaren in die Elbe, Weser und Jahde einlaufen, sollen angehalten, und für gute Prisen erklärt werden. 3. Durch gegenwärtiges Dekret ist die Maßregel, welche in dem Dekrete vom 9. Jun. enthalten ist, durch welche Wir Uns vorbehalten haben, die Einfuhr der Baumwolle den Umständen nach zu erlauben, keineswegs annullirt. 4. Unser Finanzminister ist mit der Ausführung des gegenwärtigen Dekrets beauftragt. (Unterzeichnet) Napoleon."

Preussen. [11]

Königsberg den 21. Okt. Das hiesige Akzise- und Zolldepartement hat von Sr. Majestät dem König folgenden Befehl erhalten: "Unter der gegenwärtigen politischen Lage, worin Spanien und Portugal sich befinden, und wornach beyde dieser Reichs nicht mehr an dem Kontinentalsystem Theil nehmen, darf man nicht länger gestatten, daß von Preussischer Seite mit Spanien oder Portugal Handel getrieben, oder irgend eine Kommunikazion unterhalten werde. Zu dem Ende habt ihr darüber zu wachen, daß keine Schiffe, weder mit Waaren noch mit Ballast, nach Spanischen und Portugiesischen Häfen ausklarirt, und daß diejenigen Schiffe, welche von daher anlangen, unter Beschlag gelegt werden; so wie auch, daß uns unverzüglich darüber Bericht erstattet werde."


1812.[]

Hamburg, den 3ten Oktober. [12]

Die hanseatischen, mit Licenzen versehenen Schiffe, welche ihre Ausfuhr nach der Fremde bewerkstelligt haben, und dann nach Bordeaux kommen, sind dispensirt, an Gegenwerth Weine, Branntweine und andere französische Waaren daselbst einzunehmen; diejenigen Schiffen aber, die in der Fremde geblieben, müssen binnen 6 Monaten, vom 1sten September d. J. an, in einen Hafen des Reichs wieder einlaufen, und zwar bey Strafe der Bezahlung der kautionirten Summe. Diejenigen Schiffe, die mit in der Fremde eingenommenen Landungen nach Frankreich gekommen sind, müssen deren Gegenwerth ihrer Einfuhr an Seidenwaaren, Weinen und Branntweinen nach England ausführen. Die mit Ballast angekommenen, welche die Rheeder nach hanseatischen Häfen zurückkehren lassen wollte, sollen unter Acquit à Caution als französische dahin expedirt werden.


1813.[]

[Moniteur] London, vom 25 Dez. [13]

Seit dem Anfange von 1810 hat die französische Regierung Lizenzen bewilligt. Folgendes Verzeichniß des Werths und der für Frankreich entstandenen Vortheile wird beweisen, wie sehr die Politik erfordert, diesem Handel ein Ende zu machen.

Ausfuhr: 68 Schiffe, jedes mit 200 Kisten Indigo, 180 Fässern Kaffee und 100 Kisten Zucker geladen, geben einen Werth von 2,247,409 Pf. St.

Für diese Ausfuhr hatten die franz. Rheder folgende Kosten: von jedem Schiff, für 50,000 Pfund Indigo, zu 5 Fr., 250,000 Fr.; für 3660 Zentner Kaffee oder 365,000 Pf., zu 1 Fr., 365,000 Fr.; für 2000 Zentner Zucker, zu 1 Fr., 365,000 Fr. Zusammen für 68 Schiffe 55,633,440 Fr. oder 2,940,000 Pf. St. Die Abgaben von der Einfuhr dieser Waaren in Frankreich betragen 93 Mill. Fr. oder 4,900,000 Pf. St., ausser der Schiffsfracht von beinahe 3 Mill., der franz. Regierung bei 5 Mill. Pf. St. Einkünfte abwirft.

Aus einem mitgetheilten Verzeichnisse ergibt sich, daß im letzten Dezember binnen 11 Tagen nach Ostende, Havre und Amsterdam bei 54,00 Unzen in Silberstangen und über 7000 Unzen in Goldstangen ausgeführt wurden.


[Moniteur] London, vom 27 und 28 Dez. und 1 Jan.

-- Wir sind ungemein zufrieden, zu vernehmen, daß der Handelsrath den Beschluß gefaßt hat, der Verbindung mit Frankreich durch Lizenzen ein Ende zu machen. Es scheint, daß eine unermeßliche Anzahl von Lizenzen durch Napoleon vor Kurzem ausgefertigt worden ist, in der Erwartung, daß von dem Handelsrathe zu London eine gleiche Anzahl ausgegeben werden würden. Die Aufhebung dieser Maasregel von unserer Seite wird alle diese Lizenzen unbrauchbar und zu nichtsbedeutenden Papieren machen. Diese bewerkstelligte Verhinderung ist indessen auf die durch unsern Handelsrath schon ertheilten Lizenzen nicht anwendbar, für deren Erfüllung die Zusage unserer Regierung Bürge ist, und die Ertheilung deser Lizenzen wird daher nicht widerrufen werden können. 4)

Anmerkung des Moniteur. 4) Seit der Ankunft des Kaisers wurden keine Lizenzen erlassen. Es ist sehr zweifelhaft, daß deren ausgefertigt werden. Indem sich mehr als 500 englische Lizenzen in den Händen des Handelsstandes befinden, ist dies eine leere Prahlerei, die ihr da machet, weil ihr schon eine hinreichende Menge ausgefertigt habet, um den Handel für zwei Jahre zu nähren. Es wäre viel vortheilhafter für Frankreich und den Kontinent, mit euch gar keine Verbindung zu haben. Jede von der franz. Regierung erlassene Lizenz ist eine Gefälligkeit, die sie euch erweiset; es ist ein Oeltropfen, den es in eure Lampe schüttet, die dessen so sehr bedarf!!! Ungeachtet eurer Kreuzfahrer laufen die Amerikaner in Menge in unsere Hafen ein; im Monat Dezember zählte man deren 50, reich beladen.


Quellen.[]

  1. Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1808.
  2. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  3. National-Zeitung der Deutschen. 19tes Stück, den 7ten May 1807.
  4. Wiener-Zeitung. Nro. 11. Sonnabend, den 6. Februar 1808.
  5. Wiener-Zeitung. Nro 16. Mittwoch, den 24. Februar 1808.
  6. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  7. Wiener-Zeitung. Nro 48. Mittwoch den 15. Juny 1808.
  8. Wiener-Zeitung. Nro 53. Sonnabend den 2. July 1808.
  9. Wiener-Zeitung. Nro 82. Mittwoch, den 12. Oktober 1808.
  10. Wiener-Zeitung Nro 85. Sonnabend, den 22. Oktober 1808.
  11. Wiener-Zeitung. Nro 96. Mittwoch, den 30. November 1808.
  12. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 244. Donnerstag, den 10/22. Oktober 1812.
  13. Summarium der neuesten Politischen Tagesereignisse. 1813 Nro.3 u. 4
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