Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Congreß zu Rastadt.[]


Den 9. December 1797. [1]

Heute wurde die erste Sitzung der Reichs-Friedensdeputation gehalten. Von kaiserlicher Seite erschien als Bevollmächtigter der Graf von Metternich, von Oesterreich der Graf von Lehrbach, und der Graf von Cobenzl als königlich-ungarischer und böhmischer Gesandter. Das französische Directorium hat sich durch den Congreß zu Rastadt ein ewiges Monument seines Uebermuthes gestiftet. Mit der Trotze, womit dieses hier zu Werke ging, unterhandelte kaum das alte Rom, im Besitze der Weltherrschaft, gegen die kleinen Könige in Asien und Nord-Afrika. Es schrieb die härtesten Bedingungen vor, ohne alle Reciprocität. Seine "Ehrfurcht gegen die Constitution" gestattete ihm nicht, zehn bis zwölf tausend Familien, die aus Belgien ausgewandert waren, und deren Rechte durch einen eigenen Artikel des Tractats von Campo Formio gesichert waren, wieder in den Besitz ihres Vermögens herzustellen. Nicht zufrieden, das linke Rheinufer abgetreten zu erhalten, verlangte es noch, daß die Schulden desselben auf das rechte übergetragen würden. Es wollte mehrere Forts auf dem rechten Ufer behalten; es sprach alle Inseln in diesem Strome an: es erstreckte seine Forderungen in Ansehung der freyen Schifffahrt bis auf die Weser. Es hatte den Status quo in Italien und in der Schweiz gänzlich umgestürzt; und doch verlangte es, daß Oesterreich sich genau an den Tractat von Campo Formio halten sollte, der vor dem Einfalle in den Kirchen-Staat und in die Schweiz geschlossen worden war! Es ließ, mitten im Laufe der Unterhandlungen, die Festung Ehrenbreitstein aushungern! Ist es zu verwundern, daß dieser Congreß im April 1799 fruchtlos auseinander ging?


Merkwürdige Erklärung der französischen Friedensgesandten zu Rastadt.[]


Der ein und dreyßigste Jänner 1799. [2]

Schon seit 1795. bestand zwischen Oesterreich, Großbritannien und Rußland eine Triple-Allianz. Dieser zufolge setzte sich während der Friedensunterhandlungen zu Rastadt eine russische Hilfsarmee vom Bog aus in den Marsch nach den österreichischen Staaten, und noch eine andere sollte von dem Schrecken der Zeit, von Suworow, kommandirt werden. Zu gleicher Zeit rückte ein österreichisches Heer in Graubündten ein. Diese kriegerischen Veranstaltungen bewogen die französische Regierung, durch ihre Gesandten ein Ultimatum mit der Drohung übergeben zu lassen: daß, woferne die Reichsdeputation solches binnen drey Tagen nicht annehmen würde, die Unterhandlungen abgebrochen und der vorige Kriegszustand gegen das Reich wieder hergestellt werden würde. Obgleich die Mehrheit der Stimmen das Ultimatum annahm, so stockten doch die Unterhandlungen aufs neue. Als indessen die Russen näher rückten, kam am 22ten Jänner die zweyte französische Erklärung: daß, wenn der Reichstag zu Regensburg in den Eintritt dieser Truppen auf den deutschen Boden willigen, oder sich demselben nicht ausdrücklich widersetzen würde, dieses als eine Verletzung der Neutralität von Seiten des Reichs angesehen und die Friedensversuche sogleich würden abgebrochen werden. Endlich am heutigen Tag folgte die merkwürdige Schlußäusserung: "Die Gesandtschaft sey angewiesen, keine Note über irgend einen Gegenstand mehr anzunehmen, oder zu übergeben, ehe nicht auf jene Erklärung wegen des russischen Truppenmarsches eine kategorische und befriedigende Antwort erfolgen würde." Zugleich wurde der österreichische Minister in Rastadt, Graf von Lehrbach, befragt: ob der Kaiser die Russen aus seinem Gebiet entfernen wolle, oder nicht. Werde innerhalb 14 Tagen keine befriedigende Antwort erfolgen, so werde Frankreich es als Wiederanfang der Feindseligkeiten von Seiten Oesterreichs betrachten."

Oesterreich antwortete nicht, und das Signal zum neuen Ausbruch des Krieges ward gegeben.


Erklärung Kaisers Franz II. über die Friedensunterhandlungen zu Rastatt.[]


Der vierte April 1799. [3]

Man hatte den Franzosen auf dem Congreß zu Rastatt bereits mehr gegeben, als man zu geben Willens war, nemlich alle deutschen Besitzungen auf dem linken Rheinufer, und noch war ihrer Unersättlichkeit kein Ziel gesetzt. Je mehr sie hatten, desto mehr forderten sie. Man fieng nun auch an, abzuschlagen, und rüstete sich im Gefühl wieder erwachender deutscher Kraft zu einem neuen Krieg, von dem man den Ausbruch voraussah. Eine neue Koalition hatte sich bereits gebildet. Ein Heer von 60,000 Mann Russen zum Beystand für Oesterreich war im Anmarsch; eine russische Flotte vom schwarzen Meer aus gegen Italien bestimmt; die Türken hatten Frankreich den Krieg erklärt; und dennoch wurden die Franzosen immer trotziger, immer ungemäßigter in ihren Forderungen. Sie erklärten Neapel den Krieg, warfen den König von Sardinien vom Thron, erpreßten vom rechten Rheinufer unerschwingliche Kontributionen, nöthigten die Festung Ehrenbreitstein durch Aushungerung zur Uebergabe und verlangten, daß man von Seiten des Reichs den Russen keinen Durchmarsch gestatten sollte. Da sprang endlich die zu hoch gespannte Saite. Der Kaiser erklärte die bisherigen Verhandlungen des Congresses für ungültig und nichtig und lies es am heutigen Tag der Reichsversammlung zu Regensburg anzeigen. Er öfnete dem Reich die Augen über die Vorspiegelungen der Franzosen, als ob sie wer weis wie sehr zum Frieden geneigt seyen und als ob es gar nichts zu bedeuten hätte, daß sie während der Verhandlungen Armeen marschiren ließen, Mannheim besetzten, die dortige Mannschaft entwafneten, die Festung Philippsburg zur Uebergabe aufforderten, die Waffenstillstandslinie eigenmächtig überschritten, deutsche Unterthanen als Geiseln wegschleppten und ganze Gemeinden ausplünderten. Diese Gewaltthätigkeit könne länger nicht mehr zugesehen, dieser Hohn dürfe Deutschland nicht länger gesprochen werden. *) Und somit hatte der Congreß gleichsam ein Ende, obwohl man noch immer unterhandelte. Mehrere Gesandte giengen sogleich von Rastatt ab und nur der preussische und einige andere hielten sich nebst den französischen noch eine kurze Zeit auf. Am Ende Aprils aber war alles abgereißt und der Krieg begann von neuem.

*) Oder war es nicht Hohn, wenn der französische Friedensgesandte Bonnier dem Freyherrn von Albini, der ein neues Friedensprojekt entworfen hatte, sagte: Man könne von dem Minister eines Staats, der nach dem Friedensschluß gar nicht mehr existiren wurde, ein solches Projekt nicht annehmen?


Quellen.[]

  1. Denkwürdigkeiten aus der Geschichte der österreichischen Monarchie. Auf jedem Tag des Jahrs gesammelt. Von G. A. Griesinger. Wien. Bey J. V. Degen, Buchdrucker und Buchhändler. 1804.
  2. Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.
  3. Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.
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