Oliva.[]
Oliva,[1] reiches Mönchskloster, Cistercienserordens, in Westpreussen, im Kreisamt Dirschau, 1 Meile von Danzig. 1660 wurde der Olivische Friede zwischen Schweden und Polen allhier geschlossen. Die Klosterkirche ist sehr prächtig, und die Apothecke sehenswerth. Der Flecken Oliva hat 70 Feuerstellen, viele schöne Landhäuser und ist ein Vergnügungsort für die Danziger. Aus den großen Gütern, welche dem Kloster gehörten, ist nun ein eigenes königliches Domänenamt gemacht, und der Abt und seine 48 Mönche dagegen auf Kompetenzgelder angewiesen worden.
Von Reisende.[]
Jean-Philippe Graffenauer. [2]
- [1807]
Endlich kamen wir durch ein freundliches Thal, Freudenthal genannt, nach Oliva, wo das Hauptquartier des achten Armee-Korps sich befand. Die Truppen kampirten zwischen Oliva und Danzig.
Oliva ist ein ansehnlicher Flecken, eine Meile von Danzig. Hier ist eine bedeutende Abtey des Benediktiner-Ordens, die bereits im Jahr 1178 gestiftet wurde. In den Kriegen, welche sonst diese Gegend verheerten, ist dieses Kloster mehrmals zerstört und abgebrannt worden. Im Jahr 1660 am dritten May ward hier ein Friedenstraktat zwischen Polen und Schweden geschlossen. Der Prior erwies mir die Ehre, mich in den Saal zu führen, wo der Friede verhandelt worden war, und mir den mit einer Marmorplatte belegten Tisch zu zeigen, an welchem die Gesandten saßen. In demselben Saal sieht man auch eine Tafel von schwarzem Marmor, auf welcher mit vergoldeten Lettern ein Anagram eingegraben ist, welches ein Wortspiel über Oliva und Viola, und auf diesen Frieden Bezug hat. Ich habe es mit angeschrieben und theile es Ihnen mit.
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Die Kirche der Abtey Oliva ist ein vortreffliches Gebäude, und reich an Sehenswürdigkeiten. Sie hat beynahe vierzig Altäre. An einem derselben findet man eine marmorne Säule, deren Geäder fast aussieht, wie ein Menschenkopf. Ich hörte bey dieser Gelegenheit, daß ein König von Schweden, der dieß sonderbare Naturspiel sah, sich erboten habe, diese Säule gegen eine goldene von gleichem Gewicht auszutauschen, welcher aber vom Könige von Polen nicht bewilligt worden sey. An einem andern Altar sieht man das Leiden Christi, aus einem einzigen Alabaster-Block gehauen. Dieß ist ein Meisterwerk der Kunst; man erzählt, daß der Bildhauer, welcher es verfertigte, nach Vollendung seiner Arbeit, den Meißel, dessen er sich dabey bediente, unglücklicher Weise zerbrochen und aus Verzweiflung darüber sich vergiftet habe.
Unter dem Chor der Kirche ruhen die Gebeine der Stifter dieser Abtey, und an den Wänden sieht man die Bildnisse ihrer Wohlthäter. Man findet hier auf viele Denk- und Grabmähler mit lateinischen Inschriften, von welchen nachstehende mir werth zu seyn schienen, Ihnen mitgetheilt zu werden:
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Hier ist auch einem französischen vor Danzig gebliebenen Officier ein Monument mit folgender Inschrift errichtet:
Hic jacet
Dominus Ferdinandus ab Imecourt
Penes Gedanensem oppugnationem
occisus
Die XIII. Aprilis 1807.Auch die Orgel in dieser Kirche verdient erwähnt zu werden. Es ward sieben und dreyßig Jahr daran gearbeitet; sie hat hundert Stimmen, drey Klaviere, eben so viel Pedale, und vierzehn Blasebälge, deren jeder siebenzig Pfund Luft fassen kann. Sie ist erst seit funfzehn Jahren vollendet.
Der Pater Franz Ostrowsky hat in einem kleinen handschriftlichen Traktat, die merkwürdigsten Monumente dieser Abtey beschrieben. Dieß interessante Werkchen, welches er mir geschenkt hat, führt folgenden Titel: Monumente Monasterii de Oliva ac Diocesis Wladislaviensis penes Gedanum notatu dignissima; in honorem Gallorum et omnium illorum confoederatorum edita et dedicta.
Unweit Oliva liegt ein kleiner ziemlich hoher Berg, welcher der Karlsberg heißt, und auf dessen Spitze ein chinesisches Haus erbaut ist.
Ich kann Ihnen, mein Herr, die Annehmlichkeit, den Reichthum und die Mannichfaltigkeit der Ansichten nicht beschreiben, die man von der Spitze dieses Berges genießt. Das Auge fühlt sich überladen, und der Geist sieht sich zu den erhabensten Vorstellungen entrückt. Rechts erblickt man eine Kette von Hügeln, an welche sich die reizendsten Landhäuser der Danziger Patrizier lehnen. Diese Hügel erstrecken sich bis vor die Stadt, wo man deutlich die von den Franzosen aufgeworfenen Batterien und ihre Baracken sieht, die großentheils in die Erde gegraben sind. Die Stadt mit ihren Kirchen und zahlreichen Thürmen, kann hier nach ihrer ganzen Ausdehnung übersehen werden; man verfolgt den Lauf der Weichsel bis zu ihrem Ausfluß ins Meer, sieht das Fort Weichselmünde und den Holm, eine Insel in der Weichsel. Was aber den Reiz dieser Aussicht außerordentlich erhöht, ist der große weite Wasser-Spiegel des baltischen Meers, den man vor sich hat, und auf welchem russische und englische Fahrzeuge kreuzen. Dieses Gemälde müßte auf einem Panorama große Wirkung thun.
Der Weg von Oliva nach Danzig ist sehr angenehm. Er ist eine gute Meile lang, was man aber kaum bemerkt, weil die Gegenstände, die ihn auf allen Seiten umgeben, so mannichfaltig sind. Erst kommt man bey niedlichen Landhäusern, welche Danziger Patriziern gehören, vorbey, nach Langenfuhr, einer bedeutenden Vorstadt von Danzig, wo man mehrere hübsche Häuser findet. Wenn man aus Langenfuhr kommt, tritt man in eine herrliche vierfache Linden-Allee, die eine halbe Meile lang ist, und bis ans Stadt-Thor geht. Sie ward im Jahre 1763 gepflanzt, und hat durch die letzte Belagerung viel gelitten; mehrere Bäume sind beschädigt, und der zunächst an das Thor stoßende Theil der Allee ist weggehauen worden.
Quellen.[]
- ↑ Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1806.
- ↑ Meine Berufsreise durch Deutschland, Preußen und das Herzogthum Warschau, in den Jahren 1805, 1806, 1807 und 1808. Von J. P. Graffenauer, Doktor der Arzneygelahrtheit, vormaligem Arzte bey der großen französischen Armee, mehrerer gelehrten Gesellschaften Mitgliede. Chemnitz, bey Carl Maucke. 1811.