Kehl.[]
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Kehl, Dorf und Festung im Kinzig-Kreise des Großherzogthums Baden, am Ausflusse der Kinzig in den Rhein, über welchen hier eine Brücke nach dem eine halbe Stunde davon gelegenen Straßburg führt. Im Ryswicker Frieden kam es an den Markgrafen von Baden-Baden, nur behielten sich Kaiser und Reich das Besatzungsrecht vor. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts aber wurden die Wälle abgetragen; Kehl ward ein bedeutender Fabrik- und Handelsort, und unter andern auch durch die von Beaumarchais daselbst angelegte Druckerei berühmt, aus welcher die prächtige Ausgabe Voltaire und andere Prachtdrucke hervorgingen. Während des Revolutionskriegs stellte man die Festungswerke wieder her. Kehl musste mehrere Belagerungen aushalten, war abwechselnd in deutschen und französischen Händen, brannte zu drei verschiedenen Malen nieder, und wurde endlich 1808 von Napoleon mit dem Departement Niederrhein verbunden, bis es 1814 wieder an Deutschland zurückfiel.
Von Reisende.[]
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Christian Ulrich Detlev von Eggers
- [1798]
Kurz hinter Lichtenau kömmt man über die Acher, nach Scherzen, welches wieder badisch ist, dann über die Rench. Das Badensche, Darmstädtische und bischöflich Strasburgische durchkreuzen sich hier beständig.
Bischofsheim am hohen Steg ist ein wohlgebaueter Marktflecken. Zwischen hier und Kehl scheint die Gegend vorzüglich fruchtbar und bewohnt. Kehl ist eine der Markgrafschaft Baden incorporirte kleine Herrschaft. Sie besteht aus der Stadt und einem Antheil an drei Dörfern. Ganz nahe vor dem Fort von Kehl und den Trümmern der Stadt kömmt man zu einer Redoute von dem Wege von Offenburg her, an dessen linker Seite die Kinzig fließt. Es geht nun über zwei Brücken über die Kinzig. Sie fließt rechts vom Wege in eine Krümmung und ergießt sich in den Rhein oberhalb Kehl näher nach Rastadt zu. An der Kinzig ist noch eine Lünette. Das Fort Kehl liegt eigentlich auf einer Insel, welche die Kinzig hier mit dem Rhein macht. Die Werke haben sichtbar gelitten. Von den Häusern, die ehemals die Stadt ausmachten, ist nichts zurück, als ein Schutthaufen. Es steht fast kein Haus mehr, als das Wirthshaus zum Adler, worin der Commandant wohnt. Weiterhin zur linken, nicht weit davon liegt am Zusammenfluß der Kinzig und eines Arms der Schutter das große Dorf Kehl. Auch dieß Dorf ist ganz und gar durch den Krieg verheert und in Ruinen zerschossen. Erst seit einiger Zeit hat man angefangen, es dürftig wieder aufzubauen. Unter diesen neuen Häusern ist auch das Posthaus.
Um Kehl herum sieht man deutlich die Spuren kriegerischer Verheerung. Die sumpfige, nicht eben fruchtbare Gegend scheint deutlich zu verkündigen, daß es ihr an Menschenhänden zur Bearbeitung fehlte. Oft treibt der Pflug, wie bei Frankfurt, Menschenknochen auf. Wer denkt dabei nicht wehmüthig daran, daß hier so viel Menschenblut, und am Ende doch vergebens, vergossen ist.
Zeitungsnachrichten.[]
1808.[]
Rheinischer Bund [3]
Die Nachricht, als ob die Gränzen des Vorwerks Kehl von Französischer Seite bereits berichtigt und mit Gränzpfählen abgesteckt wären, wird von Karlsruhe aus öffentlich als unrichtig widerrufen.
Quellen.[]
- ↑ Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
- ↑ Bemerkungen auf einer Reise durch das südliche Deutschland, den Elsaß und die Schweiz in den Jahren 1798 und 1799 von C. U. D. von Eggers, königlich-dänischem Legationsrath und Deputirten im Finanz-Collegio. Kopenhagen, 1801. Bei Christian Georg Prost.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 42. Mittwoch, den 25. May 1808.