Cavallerie.[]
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Cavallerie, Reiterei. Schon im höchsten Alterthum finden wir der Reiterei bei kriegerischen Unternehmungen erwähnt. Sie war ehemals der wichtigste und furchtbarste Theil der Kriegsheer, welche nicht selten ganz; aus dieser einzigen Waffenart bestanden. Seit der Erfindung des Schießpulvers aber und besonders seit der Vervollkommnung der Artillerie besteht die Hauptstärke eines europäischen Heeres in der Infanterie der eine verhältnismäßige Cavallerie beigegeben ist, um ihre Unternehmungen zu befördern, zu erleichtern und zu vollenden. So unentbehrlich demnach auch die Cavallerie einem Heere ist, so gewiß ist es doch, daß eine bloße Cavalleriemasse zu keinen großen militärischen Operationen brauchbar seyn würde. Wir theilen die Cavallerie in schwere und leichte, je nachdem sie schwere oder leichte Pferde hat. Doch unterscheidet man noch eine dritte Abtheilung der mittlern Berittenen. Zur schweren Cavallerie gehören die Cuirassiers, zu mittlern die Dragoner, und zur leichten die sogenannten Chevaux-legers, Husaren und Uhlanen. Der allgemeine Gebrauch der ganzen Cavallerie mit besondrer Rücksicht auf die schwere ist: 1. die feindliche Cavallerie durch den Chok und durch das Eindringen anzugreifen; 2. die Infanterie im Felde über den Haufen zu werfen; 3. den geschlagnen Feind zu verfolgen und seine Niederlage vollkommen zu machen; 4. die Infanterie zu unterstützen und zu decken; 5 zu recognosciren und Detachements auszuschicken; 6. Piqueter, Feldwachen und Vedetten zu thun; 7. zu fouragiren und die Fourageurs zu escortiren; 8. im Nothfall zu Fuß zu fechten. -- Die Dragoner haben noch außerdem, so wie die Infanterie, nöthigenfalls sowohl offensive als defensive zu Fuß zu agiren und gleich den leichten Cavalleristen in oder außer der Linie geschlossen oder einzeln zu fechten. -- Die Husaren, Chevaux-legers und Uhlanen aber sind vorzugsweise bestimmt: a) zu allen schnellen Verrichtungen und weit entfernten Detachements; b) zu den Vorposten der Armee und stets dem feind nahe zu seyn; c) zum Patrouilliren; d) zum Kundschaften; e) zum Recognosciren auf dem Marsche vor der Fronte, auf den Flanken und hinter den Colonnen; f) Ueberfälle zu thun; g) Convoys zu escortiren; h) die feindliche Stellung zu recognosciren; i) die Verbindung des Feindes mit seinem Magazinen und Depots abzuschneiden oder doch zu beunruhigen; k) den Feind bei Tag und Nacht zu necken; l) Streifzüge um das feindliche Lager zu machen, Contributionen daselbst zu erheben, und überhaupt stete Besorgniß zu erregen. Sie fechten nach Maßgabe der Umstände in geschloßner oder aufgelöster Schlachtordnung. -- Der verschiedne Gebrauch dieser drei Arten von Cavallerie bestimmt also die Auswahl der Menschen und die Art sie zu bewaffnen, zu kleiden, zu remontiren und zu equipiren. -- Cavallerie-Geschütz ist das Geschütz, welches durch seine leichtere Einrichtung vor dem gewöhnlichen im Stande ist, der Cavallerie zu folgen und mit ihr zu agiren. Es besteht aus Sechs- oder Achtpfündern und hat bei den verschiednen Armeen eine verschiedne Einrichtung.
Quellen.[]
- ↑ Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.