Carlsruhe.[]
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Carlsruhe, eine ofne, aber regelmäsig gebaute Stadt mit 8000 Einwohnern, sammt einem Residenzschlosse, in der Markgrafschaft Baden, welche der Markgraf Carl Wilhelm 1714 in Gestalt eines Fächers angelegt hat, dessen schmale Endpunkte am Schlosse zusammen laufen. In der Stadt befinden sich die höchsten kurfürstlichen Landescollegia, ein Gymnasium illustre, eine öffentliche Bibliothek, ein botanischer Garten, Kirchen für alle drey Religionsverwandte, und auch Judensynagogen.
Carlsruhe..[]
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Carlsruhe. Im Jahre 1719 hatte die Stadt nicht völlig 2000 Einwohner; jetzt hingegen zählt sie bereits 940 Häuser und 15,000 Einwohner. Sie liegt in einer schönen Ebene, anderthalb Stunden westlich vom Rheine und in der Nähe des ansehnlichen, größtentheils aus Eichen und Buchen bestehenden Hartwaldes. Der anfänglich entworfene Plan in Erbauung der Stadt ist zwar beibehalten, aber in den neuern Zeiten erweitert worden. Das Eigenthümliche dieses Planes besteht darin, daß die Stadt einen Theil der Zirkelfläche einnimmt, welche durch die vom mittlern Thurme des Residenzschlosses ausgehenden Alleen beschrieben wird. Acht derselben sind bebaut, und machen daher die neun Straßen des nördlichen Theils der Stadt aus, in welchen allen man den Thurm erblickt. Diese neun Straßen fangen in einer gleich weiten Entfernung von dem Schlosse an, bilden dadurch einen Zirkel, welcher mit lauter gleich hohen und mit Arkaden versehenen Häuser verziert ist, deren Fronte sich gegen das Schloß richtet, und gehen bis zur Haupt- oder Langenstraße, als der ursprünglichen Gränzlinie das Umfangs der Stadt; denn mit dieser Straße sollten sich nach dem Plane des Erbauers die Anlagen der Stadt schließen. Jetzt sind diese neun nördliche Straßen auf der südlichen Seite weiter verlängert, und von andern Straßen durchschnitten, die in gleicher Richtung mit der Haupt- oder Langenstraße laufen. Carlsruhe zeichnet sich vor vielen Städten vortheilhaft aus durch die Regelmäßigkeit seiner Anlage und Häuser, welche alle nach einem gewissen Modelle erbaut werden müssen, durch die sehr breiten, erleuchteten und auf beiden Seiten mit beplatteten Fußwegen versehenen Straßen und durch die schönen Thore, worunter besonders das Ettlinger Thor ein Modell erhabener und geschmackvoller Bauart ist. Unter den fünf öffentlichen Plätzen sind der Residenz- oder Schloßplatz mit vierfachen Alleen, und der neu angelegte Marktplatz mit hohen ganz neuen Häusern umgeben, die schönsten. Das Residenzschloß des Großherzogs ist in altfranzösischem Style erbaut, und besteht aus dem Hauptgebäude und zwei Flügeln. Parallel mit den letztern befinden sich auf der einen Seite die Orangerie- und Gartengebäude, und auf der andern die Gebäude für den Marstall, die Reitschule und Wagenremise. Die neue evangelische Kirche, welche 1807 angefangen wurde, ist ein im echt römischen Style ausgeführtes Gebäude. Die neue katholische Kirche wird, gleich dem Pantheon in Rom, durch das starke von oben hereinfallende Licht erleuchtet, und hat eine hundert Fuß weite und eben so hohe Kuppel. Der Thurm dieser Kirche prangt mit dem Geläute der ehemaligen Stifts St. Blasien. Die Orgel ist ebenfalls aus diesem Stifte und von Silbermann aus Straßburg verfertigt. An dem Haupteingange der Kirche bilden, acht ionische Säulen einen Porticus. Auch das Palais der Gräfin Hochberg und das Hoftheater, welches 2000 Zuschauer faßt, gehören zu den vorzüglichsten Gebäuden der Stadt. Unter den Kunst- und wissenschaftlichen Sammlungen sind die 70,000 Bände starke Hofbibliothek, das großherzogliche Antiquitäten- und Münz-, das physikalische-, das Naturaliencabinet und die Gemählde- und Kupferstichsammlung bemerkenswerth. Der Schloßgarten fängt hinter dem Schlosse an, von welchem aus sich durch den Garten viele große Alleen eröffnen, welche durch den daranstoßenden Hartwald bis an sein Ende fortgesetzt sind. Dicht an dem Schloßgarten beginnt der Fasanengarten. Der botanische Garten ist ein Werk des letztverstorbenen Großherzogs, und enthält, ohne die Variationen, über 6000 Sorten Pflanzen. Eine der schönsten Gartenanlagen ist Amaliensruhe, oder der Garten der verwitweten Markgräfin Amalia, der im englischen Geschmacke angelegt ist. Sehenswerth ist darin besonders das Grabmal des 1801 verstorbenen Erbprinzen und der gothische Thurm, auf welchen 125 Stufen führen. Alle zur Stadt führenden Landstraßen sind mit den schönsten Alleen besetzt, unter welchen sich die von Durlach kommende, eine ganze Stunde in gerader Richtung fortlaufende, besonders durch die Größe und Schönheit ihrer italienischen Pappeln auszeichnet. Mehrere Fabriken und gute Unterrichtsanstalten, als ein Gymnasium, ein Schullehrer-Seminarium xc. befinden sich in Carlsruhe.
Quellen.[]
Literatur.[]
- Statistisches Gemälde der Residenzstadt Karlsruhe und ihrer Umgebungen. Entworfen von Dr. Theodor Hartleben. Karlsruhe im Verlag von Gottlieb Braun. 1815.
- Wegweiser für die Großherzogliche Residenzstadt Karlsruhe. Herausgegeben von den Polizey-Commissairs von Rady und Scholl. 1818. Karlsruhe im Verlage von Gottlieb Braun.