Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Briefe eines Reisenden von Berlin nach Königsberg in Preußen im September 1807.[]


Colberg, den 22sten Sept. [1]

Der jetzige Commandant von Colberg ist der Capitain von Steinmetz, welchen Gneisenau, als er von hier zum Könige abreisete, interimistisch einsetzte; vorher war er Vice-Commandant gewesen.

Die Bürger sind nicht so zufrieden mit ihm als mit Gneisenau, und ist es wahr, was ich hier von glaubwürdigen Personen erzählen hörte, so haben sie einen sichern Grund zur Unzufriedenheit; v. Steinmetz achtet die Rechte der Bürger nicht, und hat einen derselben unlängst sogar mißhandelt.

Es kommen nämlich frische Truppen in die Stadt. Acht Individuen gingen zu einem Bürger und kündigten sich ihm als dessen Einquartiere an; er fragte nach dem gewöhnlichen Billet, und sie besaßen keines. Natürlich entgegnete er, daß er sie nur dann als seine Gäste anerkennen würde, wenn sie sich durch ein solches Einquartierungsbillet legitimirt hätten. Die Soldaten nahmen den Widerspruch übel. Der Wirth bestand auf seinem Recht. Es kam zum Zank, der sich damit endigte, daß die Soldaten den Bürger beim Commandanten verklagten. Flugs sandte dieser die Wache ab und ließ den Beklagten arretiren, schrieb darauf an den Magistrat, und verlangte, daß der Bürger exemplarisch bestraft würde. Die Sache ist dahin gediehen, daß jetzt die desfalsige Correspondenz, zwischen dem Magistrat und Commandanten, an den König gesandt ist, der wahrscheinlich darüber richten wird.

Herr von Steinmetz handelt wenigstens undelikat, wenn er Bürger, wie die Colberger, welche noch vor kurzem ihr Alles zu opfern im Begriff waren, mißhandelt. Er scheint auch noch jetzt den alten Zwist unter Militair und Civil, der immer so verderblich war, erneuern zu wollen. Das Publikum kann darüber zwar nicht entscheiden, aber es kann urtheilen, und dieses Urtheil (man denke sich nur die Colberger Bürgerschaft) kann Herrn von Steinmetz keine Ehre geben. Wollen wir denn immer und ewig auf dem alten dunkeln, schmuzigen Wege bleiben? Oder ist es wahr, was eine Parthey behauptet, daß der größte Theil der preußischen Officiere in mehrfacher Hinsicht oft, ohne zu denken, handelt, und nur die Kunst aus dem Grunde versteht, den Bürger zu kränken, während er den Feind ungestraft läßt? xc.


Quellen[]

  1. Neue Feuerbrände. Herausgegeben von dem Verfasser der vertrauten Brief über die innern Verhältnisse am Preussischen Hofe seit dem Tode Friedrichs II. Ein Journal in zwanglosen Heften. Zehntes Heft. Amsterdam und Cölln, 1808. Bei Peter Hammer.
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