Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Carl Eugen, Herzog zu Wirtemberg.[]

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Carl Eugen, regierender Herzog zu Wirtemberg, gebohren zu Brüssel den 11 Februar 1728, ein Sohn des Herzogs Carl Alexander und der Prinzessin von Thurn und Taxis, Marie Auguste. Er war bei dem Tode seines Vaters, welcher den 12. März 1737 erfolgte, noch unmündig, und hielt sich am königlich preußischen Hofe auf. Allein schon in seinem 16 Jahre, den 7 Januar 1744, wurde er vom Kaiser für volljährig erklärt und trat nun die Regierung seines Landes an. Die Jugend des Regenten hatte aber für das Land mancherlei nachtheilige Folgen. Er liebte anfangs Pracht, Schauspiele, Bälle, Jagden und andere geschmakvolle Vergnügungen, that kostbare Reisen und bot sich 1756 dem Hause Oesterreich zur freiwilligen Theilnehmung an dem Kriege gegen den König in Preußen an und rükte zu dem Ende mit einem, zu großen Klagen und Beschwerden der Unterthanen errichteten Kriegsheere von 14,000 Mann in Sachsen. Dadurch wurden die schon vorher auf das Land gehäuften Schulden immer drükender und die Widersprüche der Landstände heftiger.Man klagte nach hergestelltem Frieden am kaiserlichen Hofe und suchte die Hülfe protestantischer Mächte. Und so wurden denn endlich durch Vermittelung des preußischen Hofes die so lange mit Verbitterung unterhaltenen Mißhelligkeiten zwischen dem Herzoge und seinen Landständen 1770 durch einen Vertrag beigelegt, nach welchem diese zwar 8 Millionen, als die Hälfte der herzoglichen Schulden, zu bezahlen übernahmen, aber in der Zukunft, durch Bestätigung ihrer Privilegien, vor ähnlichen Zumuthungen gesichert wurden. Der Herzog änderte nun ganz seine vorige Lebens- und Regierungsart, entfernte den Grafen Montmartin, seinen ersten Minister, und andere dem Lande verhaßte Räthe, schränkte den Hof ein, unterließ die glänzenden Feste und andere Verschwendungen, die seinen Hof zwar prächtig, aber das Land schwierig gemacht hatten, entließ einen Theil seines Heeres und fand mehr Geschmak an literarischen Beschäftigungen und häuslichen Vergnügungen. Er that viele reisen, aber nicht zur Verschwendung, sondern um fremde Schulen zu sehen, Gelehrte zu hören und Bibliotheken zu kaufen. Ueberhaupt war er ein großer Beförderer der Künste und Wissenschaften, und er hat für sie eher zu viel als zu wenig gethan. Er stiftete 1761 eine Akademie der bildenden Künste zu Ludwigsburg, 1770 eine Militairakademie auf der Solitüde, die 1775 nach Stuttgart verlegt und 1782 zur Universität erhoben, nach seinem Tode aber wieder aufgehoben wurde. Er selbst besaß manche wissenschaftlichen Kenntnisse, und viele geschmakvollen Gebäude, besonders die originellen Anlagen in Hohenheim, sind unvergängliche Denkmale seiner Liebe zur Baukunst, der er bis an seinen Tod viele theuern Opfer brachte. An seinem 50 Geburtstage 1778 ließ er ein Manifest von den Kanzeln verlesen, worinn er mit der lobenswürdigsten Offenherzigkeit die Ereignisse seiner frühern Regierung bereute und nun eine zweite Periode seines Lebens anzufangen versprach, die er ganz zum Wohl seiner Unterthanen anwenden wolle. Dieß Bekenntniß that er noch deutlicher in der von ihm selbst für sich verfertigten Grabschrift zu Hohenheim. Seine folgende Regierung hat diese Zusage in manchen Stüken bestätigt, ausser daß er 1787 einen Theil seiner zum Kriegsdienst angeworbenen Unterthanen zwang, sich im Sold der holländischen ostindischen Kompagnie zum Vorgebürge der guten Hofnung einschiffen zu lassen. Er starb den 24 Oktober 1793 in einem Alter von 65 Jahren. Er war zweimal vermählt, 1748 mit Elisabeth Friederike Sophie, einziger Prinzessin Tochter des Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Baireuth, von der er sich aber zeitig trennte und die am 7 April 1780 zu Baireuth starb. In die zweite ehe trat er 1786 mit Franziske Therese, Reichsgräfin von Hohenheim, gebohrne von Bernerdin, geschiedener von Leutrum, doch zwei Jahre vor dem Tode des Herzogs von der Familie anerkannt. Kinder hat er mit beiden Gemahlinnen nicht gezeugt.


Gebohren Karl Eugen, Herzog von Würtemberg.[]

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Der eilfte Februar 1728.

Lavater hat diesen Fürsten mit wenigen Worten sehr richtig charakterisirt: "das aufbauendste und niederreissendste Genie." In seinen jüngern Jahren liebte der den höchsten Glanz einer prächtigen Hofhaltung, verwendete Millionen auf Musik, Theater, Bälle, Jagden, kostspielige Reisen, besonders nach Italien, baute die reitzendsten Anlagen und Palläste, und stürzte sein Land in ungeheure Schulden, so daß die Landstände ein ernsthaftes deutsches Wort darein sprechen mußten, damit nicht alles zu Grunde gehen sollte, für welche Freymüthigkeit er aber den bekannten Johann Jakob Moser und den Regierungsrath Huber mehrere Jahre lang auf einer Festung einsperren ließ. Dies ausschweifende Leben trieb er bis 1778, und nun, da er fünfzig Jahre alt war, beschloß er, klüger zu werden, ließ sogar von allen Kanzeln verkündigen, daß ihn sein voriges Leben gereue und daß er sich ganz dem Wohl seiner Unterthanen widmen wolle. Nun reiste er -- nicht mehr nach Sinnen-Genuß -- sondern nach Bibliotheken, kaufte -- statt Pretiosen für schöne Mädchen -- alte Bibeln, verschönerte Stuttgart und Ludwigsburg, stiftete die hohe Karlsschule, legte eine kostbare Bibliothek an, unterstützte Manufakturen und Fabriken und verbesserte die Universität zu Tübingen. Unter diesem nützlichern und bessern Wirken starb er 65 Jahre als am 24ten Oktober 1793, und hinterließ die Regierung seinem Bruder Ludwig Eugen, der die Lieblingsschöpfung Karls, die ehemalige Militärakademie, nun hohe Karlsschule, sehr bald aufhob, weil zwey Universitäten in Würtemberg nicht bestehen konnten.


Zeitungsnachrichten.[]

1793.[]

Stuttgard, vom 20. Weinmonat. [3]

Heute Nachts haben Se. Herzogl. Durchl. unser Landesherr, in Hohenheim, an einem Schlag- und Steckfluß das Zeitliche mit dem Ewigen verwechselt.

[4]
Erst den 24. dieses in der Frühe hat der Herzog von Würtemberg zu Hohenheim das Zeitliche mit dem Ewigen verwechselt.


Quellen.[]

  1. Allgemeines Historisches Handwörterbuch aller merkwürdigen Personen, die in dem lezten Jahrzehend des achtzehnten Jahrhunderts gestorben sind. Von Samuel Baur, Pfarrer in Göttingen, im Ulmischen. Ulm, 1803. im Verlag der Stettinischen Buchhandlung.
  2. Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.
  3. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 23. Weinmonat, 1793. Num. 85.
  4. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 30. Weinmonat, 1793. Num. 87.
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