Cap de bonne Esperance.[]
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Cap de bonne Esperance, Vorgebirg der guten Hofnung, ist die wichtigste Kolonie, so die Holländer in Afrika, mit Ausschliessung aller andern Nationen, besitzen. Es liegt dieses Vorgebirg an der äussersten Spitze des Landes der Kaffern, so man insgemein Hottentotten nennt, und ist 1486. von den Portugiesen, und Bartholomäus Diaz, zuerst gefunden worden. Die Venetianer sollen schon im 14ten Jahrhundert mit diesem Vorgebirge bekannt gewesen seyn, und noch ist das Planisphärium eines italienischen Mönchs, Fra-Mauro, (nach andern Paul Toscanella), in dem Kloster St. Michael zu Murano bey Venedig vorhanden, auf dem man dieses Vorgebirg ganz deutlich siehet. Davon ließ der König von Portugal eine Copie machen, die sich noch in dem Kloster zu Albraca, in Portugal befindet. Aber dergleichen Angaben haben viele Unwahrscheinlichkeit, als daß man sie ohne die genaueste Prüfung der Originale glauben dürfte. Diaz nennte dieses Vorgebirg anfangs, wegen der daselbst ausgestandenen Stürme, Cabo tormentoso oder de tormentos (das stürmische); aber K. Johann II. verwandelte solchen in den Namen des Vorgebirgs der guten Hofnung; weil er nun nach Erreichung der Südspitze von Afrika gegründete Hofnung hatte, daß die Versuche seiner Nation, den Weg nach Ostindien zu finden glücklich seyn sollten. Eine feste Colonie legten aber die Portugiesen an dieser vortheilhaft gelegenen Stelle nicht an.
Die 3 großen Berge, der Tafelberg, Löwen- und Teufelsberg, gehören unter die Merkwürdigkeiten dieses Vorgebirges. Die Holländer haben sich 1653. hier angesezt, und Van Riebeck soll von den benachbarten Hottentotten diese Freyheit, nebst den erforderlichen Ländereyen, für 90,000 Gulden erkauft haben. Da ihnen das Geld unbrauchbar gewesen wäre, so zahlte er diese Summe in Leinwand, baumwollenen Zeugen, Corallen, Messern xc. die er, nach seinem Gutdünken schätzen konnte. Es haben hierauf die Holländer, ausser verschiedenen wohlbewohnten Pflanzstädten, an der Tafelbay ein Kastell angelegt, so aus 5 Bastionen besteht, und die Bay oder den Hafen des Vorgebirges bestreichet. Es müssen auch alle ankommenden fremden Schiffe, welche daselbst anlanden, einen starken Zoll bezahlen. Es sind 2 Buchten, worinn die Schiffe sicher liegen, die Tafelbay und die falsche Bay. In ersterer ist man vor den Südostwinden, gedeckt; und in der andern vor den Stürmen aus Nordwesten, die vom May bis zum August wüten. In der falschen Bay hat die Compagnie ihre Packhäuser und ein Hospital. Am Tafelberg liegt die Stadt des Vorgebirgs oder Cap-Stadt, die einzige in der Colonie, die aus 1200 regelmäsig angelegten Häusern bestehet, welche von Ziegelsteinen gebauet und wegen der dort stürmenden Winde mit Stroh gedeckt sind. An der Ostseite ist sie durch das Hauptfort und an der Westseite durch das Fort Amsterdam gedeckt. Die Zahl der Einwohner beträgt 9000; sie bestehen aus Niederländern, Deutschen und Franzosen, welche das aufgehobene Edict von Nantes aus ihrem Vaterland jagte. Allmählig vermehrte sich die Menge der Colonisten, die nun anfiengen, sich in sehr entlegenen Gegenden an der Ost- und Westküste anzubauen. Dadurch entstunden 6 Districte mit eignen aber von der Regierung auf dem Cap abhängigen Obrigkeiten; nemlich Stellenbosch, Drakenstein, das Land Wavern, das schwarze Land (von der schwarzen Erde) Schwellendam und Graaf Renette. Von den alten Colonisten besizt jeder 60 Morgen als völlig freyes Eigenthum, ohne Abgabe von demselben. Die spätern bezahlen einen jährlichen Grundzins von 24 Thlrn. Schon sollen sich holländische Besitzungen auf 150 Meilen gegen Nordosten und 100 Meilen gegen Nordwesten in das innere Land erstrecken, und 6000 ge. Quadratmeilen betragen. Die entferntesten Besitzungen liegen aber in großen Entfernungen auseinander, und Flüsse, Gebirge xc. hindern die Bekanntschaft der nächsten Nachbarn. Die Gutsbesitzer zunächst um die Capstadt, haben meistens große Güter, die sie durch ihre Sklaven bearbeiten lassen, die Besorgung Aufsehern übergeben, und ihre oft ansehnlichen Einkünfte in der Stadt zu verzehren wissen. Die entferntern bebauen ihre Felder selbst, und halten sehr zahlreiche Heerden, oft von 3000 Rindern und 10000 Schafen; bis zu ihnen ist der Luxus noch nicht gedrungen. Sklaven besorgen auch hier die schwerste Arbeit. Die entlegensten Striche bewohnen meist entflohene Verbrecher, welche keinen Ackerbau betreiben, mit ihrem Viehe ziemlich nach Nomadenart herumziehen und zur Zeit des Mangels oft den benachbarten fleisigen Bebauer seines Feldes durch ihre Räubereyen gefährlich werden. Auch die angränzenden Kaffern fürchten diese verwegenen und geübten Räuber, welche man größtentheils unter der Benennung Buschmänner begreift. Die ganze Bevölkerung der großen Colonie wird mit Inbegriff der Capstadt auf 50,000 Seelen berechnet. Unter dieser Anzahl sollen sich 27,000 Weisse befinden. Die ursprünglichen Einwohner dieser Südspize von Afrika, die Hottentotten, nehmen mit jedem Jahre mehr ab. Das Land ist theils voller Berge, theils mit dürren Strecken durchzogen, es hat aber auch gesegnete Gegenden, welche 10fältige Frucht bringen, und mit dem erzeugten Küchenkräuter nicht nur die vielen hier landenden Fahrzeuge aller Nationen versorgen, sondern noch einen beträchtlichen Ueberfluß v. Weizen nach Batavia abgeben können. Nicht weniger ergiebig ist der Weinbau, zu dessen ersten Gründung Reben vom Rhein, aus Cypern und Persien hieher geholt wurden. Die edelste Sorte, der Constantienwein, wächst in zwey großen Gärten, welche zwischen der Stadt und False Bay liegen. Eine gewöhnliche Erndte dieser Colonie zu Constantia liefert jährlich etwas über 3000 Eimer. Den 3ten Theil nimmt die Compagnie den Eigenthümern ab. Die angegebene Quantität beweißt deutlich genug, daß nur der weniger Theil von dem, was wir als Capwein trinken, ächt ist. Man nimmt zur Verfälschung Wein vom angränzenden Districte Hottentots Holland und versezt ihn mit Madera. Die wichtigsten Staatseinkünfte werden aus dem Zehnten des Getreids, aus dem Monopole des Weinhandels und der Verproviantirung der anlandenden Schiffe xc. gezogen; aber sie deckten bey weiten die ungleich stärkere Ausgabe nicht, und als man eben anfieng Untersuchungen und Verbesserungen gegen sehr grobe Unterschleife der vielen Beamten anzustellen, nahmen die Engländer 1795. die ganze Colonie nach schwachem Widerstande weg, und gaben sie erst durch den Frieden von Amiens im J. 1802 an die Niederländer zurück. -- Man versichert, daß in dieser sehr gesunden Gegend immer 6 Mädchen gegen einen Knaben geboren werden. Am äussersten Ende der Stadt ist der berühmte Garten der ostindischen Gesellschaft, und in demselben eine Sommerwohnung für die dasigen Gouverneur.
Zeitungsnachrichten.[]
- [1806]
Großbrittanien.
In einem Briefe vom Vorgebirge der guten Hoffnung wird gemeldet, daß das Dänischen Schiff Fortuna, an Werth 20,000 Pf., von der Garnison der Capstadt weggenommen, und als Prise ihr überlassen worden ist, und daß der Dänische Ostindienfahrer, Lisette, bey Simons-Bay von dem Commandanten weggegenommen worden, weil er geheime und wichtige Depeschen vom Holländischen Gouvernement an den Admiral Hartsink in Batavia am Bord hatte, worin ihm Anweisung zu Operationen gegen den Brittischen Handel gegeben werden.
- [1808]
Großbrittanien. [3]
Briefe vom Vorgebirge der guten Hoffnung melden, daß die Garnison daselbst an einer Augenkrankheit leidet, welche das 37. und 89. Regiment aus Südamerika in die Kolonie gebracht hatte. Das letztere hatte Befehl, sich nach Ostindien einzuschiffen. -- Der Gouverneur hatte den Befehl ertheilt, daß kein neutrales Fahrzeug seine Waaren ans Land bringen dürfte, nur die Schiffe, welche Artikel, deren die Kolonie bedürfte, führten, waren ausgenommen.
- [1812]
London, den 8ten August. [4]
Am Vorgebirge der guten Hoffnung haben die Kaffern den Krieg erneuert, so daß man das Regiment Hottentotten und eine Artillerie- und Dragonerkompagnie gegen sie abschicken müssen, um die Kolonisten zu schützen.
London, den 4ten August. [5]Die Kaffern an der Ostgränze der Kolonie des Vorgebirgs der guten Hoffnung hatten sich, nach den letzten Berichten von dort, zu einem beträchtlichen Korps versammelt, und einen Einfall auf das holländische (oder jetzt englische) Gebiet unternommen, wobey sie große Verheerungen und Plünderungen verübten, das Vieh tödteten, die Wohnungen der Kolonisten plünderten und anzündeten, und Alle, die sich widersetzen wollten, ermordeten. Der Gouverneur des Kaps hatte daher das Hottentottenregiment, eine Kompagnie europäische Artillerie, und eine Eskadron Dragoner zu Schiffe nach der Bay von Lagoa geschickt, wo sie landeten, und ihren Marsch ins Innere antraten.
Quellen.[]
- ↑ Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.
- ↑ Wiener Zeitung. Nro 80. Sonnabend, den 4. October 1806.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 71. Sonnabend, den 3. September 1808.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 202. Donnerstag, den 22. August /3. September 1812.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 226. Donnerstag, den 19. September/1. Oktober 1812.