Zürch.[]
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Zürch, Zürich, einer von den 19 Cantons in der Schweiz, welcher gegen Norden an den Canton Schafhausen, gegen Westen an die Cantone Aargau und Lucern, gegen Osten an die Cantone Thurgau und St. Gallen, und gegen Süden an die Cantone Zug, Schweiz und Glaris gränzt. Dieser Canton, dessen Einwohner allesamt der reformirten Religion zugethan sind, ist einer der volkreichsten und beträchtlichsten. Sein Flächeninhalt beträgt 35 QM. und die große Seelenzahl nach den neuesten Berechnungen 182023. Dieses Land gehört zu den ebenern Theilen Helvetiens, in welchem sich kleine eigentlichen Alpen finden; mehrere Seitenäste derselben durchziehen es aber demungeachtet in der Richtung von Süden nach Norden; unter diesen Bergstrecken zeichnet sich vorzüglich der Albisberg, westlich von Zürch und dem Zürchersee durch seine Höhe und lange Strecke aus; so wie der Lägerberg, welcher eine Nebenkette des Jura ist, und sich von Baden nach Regensberg von Westen nach Osten streckt. Das Land hat mehrere sehr fruchtbare Thäler und Striche, zumal in den nördlichen Gegenden und besonders an den Ufern des Zürchersees, und an der Thür ach vielen Weinbau; den grössern Theil des Cantons aber darf man nicht fruchtbar nennen; der Getreidebau nährt auch die zahlreichen Bewohner bey weitem nicht, die nöthige Zufuhr kommt aus Schwaben. Zu den beträchtlichern Flüsse gehören der Rhein, die Thur, die Limmat und die in denselben fallende Sil; unter den 5 Seen des Cantons zeichnen sich der Greifensee bey Uster und vorzüglich der lange und für die inländische Schiffahrt wichtige Zürchersee aus. Die Kultur des Landes wird mit vielem Fleiß und Aufwand besorgt; daher finden sich ergiebige Getreidefelder auch auf mittelmäsigem Boden, guter Weinbau an nackten Felsenwänden, Wiesen mit häufigen Obstbäumen besetzt in allen Gegenden. Die Rindviehzucht ist ausgezeichnet schön und von Wichtigkeit. Dem Mangel an Waldungen helfen die aufgefundenen Steinkohlen ab; Metalle und Mineralien geben aber die Berge des Landes nicht, vorzüglich ist der gänzliche Mangel des Salzes empfindlich. Wichtige Manufakturen verbreiten sich in einzelnen Zweigen durch den ganzen Canton, die Stadt Zürch und die nächstliegenden Dörfer sind aber der große Mittelpunkt, in welchem sich diese Theile vereinigen. Die größte Ausdehnung haben die Baumwollenmanufakturen, nebst den Musselinen und den dazu gehörigen Druckereyen, Bleichen xc. Nicht minder bedeutend sind die Fabrikate an leichten seidnen Stofen; von geringerer Wichtigkeit aber die Leinwand- Wollen- und Ledermanufakturen, obgleich auch diese guten Absatz haben. Der Handel beruht hauptsächlich auf diesen zahlreichen Manufakturen, aber auch der Speditionshandel mit den Gütern, welche Deutschland und Italien gegenseitig absetzen, so wie die aus allen diesem entstandenen Wechselgeschäfte geben dem Handel der Kaufleute von Zürch vieles Leben. Die ältere Verfassung des Staats war größtentheils aristokratisch, von der Constaffel und den 12 übrigen Zünften der Stadt wurde der große Rath von 212 und aus diesem der kleine oder tägliche Rath von 50 Mitgliedern gewählt, welcher die meisten Geschäfte, so wie der Geheime Rath (ein Ausschuß von 12 Mitgliedern) die wichtigsten Staatsgeschäfte besorgte und die übrige Bürgerschaft nur in wenigen Fällen zu Rathe zog. 15 adeliche Patricierfamilien gehörten mit in den engern Cirkel. Da nun die meisten wichtigen Aemter von Rathsgliedern besetzt wurden, und alle übrigen Bewohner des Landes unter dem Titel Angehörige als Unterthanen behandelt wurden, welche nicht bloß von allen Ehrenstellen ausgeschlossen waren, sondern auch nicht Bürger werden und kein wichtiges bürgerliches Geschäft, Manufakturen, Handel xc. treiben durften; so war das Mißvergnügen gegen den herrschenden Theil längst allgemein und diese Spannung erleichterte die von den Franzosen 1798 bewirkte traurige Revolution, durch welche doch Zürch weniger als andere Cantone gelitten hat. Nach mehreren Umwandlungen erhielt endlich der Staat seine neue gemäsigtere Verfassung. Durch die Anordnungen im J. 1803. behielt der Canton Zürch, kleine Gränzveränderungen ausgenommen, seine alte Ausdehnung. Er besteht nun aus den 5 Distrikten: Stadt Zürch, Horgen, Uster, Bulach und Winterthur. Jeder Distrikt ist in 13 Zünfte getheilt, so daß die alten Zünfte in der Stadt wieder hergestellt wurden, auf dem Lande aber alle Bewohner in Zünfte treten und mit der Stadt gleiche Rechte haben. Die Zünfte wählen den großen Rath von 195 Personen, welcher die höchste gesetzgebende Macht besitzt; ein Ausschuß desselben, oder der kleine Rath, hat die Vorberathschlagung und Vollziehung der gegebenen Gesetze und die alltäglichen Geschäfte zu besorgen; er ist dem grössern Rathe verantwortlich. -- Das Kontingent zur Eidgenossenarmee beträgt 1,929 Mann; und zu einer Summe von 490507 Franken zu den für die Verwaltung der Schweizerrepublik erforderlichen Kosten zahlt Zürich 77123 Franken. Die Hauptstadt
Zürch, Zürich, liegt am Flusse Limmat, wo er aus dem Zürchersee herauskömmt, in einer anmuthigen und fruchtbaren Gegend.
Zürich.[]
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Zürich, der erste der 22 Cantons der helvetischen Eidgenossenschaft, nach der im J. 1814 unter ihnen festgesetzten Rangordnung, und einer der drei Vororte oder Cantons, welche abwechselnd die Bundesangelegenheiten leiten (s. d. Art. Helvetien). Der Canton Zürich enthält auf 45 Quadratmeilen 182,123 Einwohner, folglich über 4000 Menschen auf einer Quadratmeile, er gehört daher zu den am meisten bevölkerten Gegenden der Schweiz. Der Canton enthält Berge, Thäler und Ebenen, und gehört zu den ebenern Theilen Helvetiens, in welchen sich keine eigentlichen Alpen finden; nur einige Aeste derselben durchziehen ihn. Die Thäler und Ebenen sind sehr fruchtbar. Getreide wird überall, doch nicht mit gleichem Erfolge und für die starke Bevölkerung nicht hinreichend, erbaut; das fehlende wird durch, Zufuhr aus Schwaben ersetzt. Auf den Bergen ist gute Viehzucht, und in einigen Gegenden, besonders am Züricher See und an der Thur, wächst viel Wein. An Mineralien finden sich bloß verschiedene Thonerden, Steinkohlen und Torf; Metalle und Salz fehlen gänzlich. Die Cultur des Landes wird mit dem größten Fleiß und Sorgfalt betrieben; man findet kein unangebautes Stück Land, obgleich viele Dorfbewohner Manufacturisten sind. Die häufigen Dörfer haben, besonders in der Nähe der Hauptstadt, ein schönes Ansehen. Der Canton gibt, nach dem Verhältnisse seiner Bevölkerung, das stärkste Contingent zum Bundesheere, 4584 Mann, und den stärksten Beitrag zu den allgemeinen Kosten, 91,695 Schweizerfranken. Der Canton ist, in Rücksicht seiner besondern Staatsverwaltung, aristo-demokratisch. Die Regierung ist in den Händen des großen und kleinen Raths. Jener, aus 195 Mitgliedern bestehend, deren jedes wenigstens 30 Jahre alt seyn und ein Vermögen von 30,000 Schweizerfranken besitzen muß, gibt die Gesetze und übt die souveräne Gewalt aus; der kleine Rath, den 25 aus dem großen Rathe gewählte Mitglieder bilden, hat die Vollziehung der Gesetze und entscheidet in letzter Instanz, legt aber dem großen Rathe Rechnung von seiner Verwaltung ab. Zwei Bürgermeister führen abwechselnd ein Jahr hindurch den Vorsitz in beiden Räthen. Ueber geistliche Angelegenheiten führt der Kirchenrath, über Schulsachen der Erziehungsrath, beide aus mehreren Mitgliedern bestehend, besondere Aufsicht. Der ganze Canton ist in 11 Districte abgetheilt, deren jedem ein Oberamtmann vorsteht. Die erste Instanz machen die Friedensrichter. Der größte Theil der Einwohner ist der reformirten Religion zugethan. Die Einkünfte des Cantons betragen über 671,000 Schweizerfranken, die Ausgaben etwas weniger. Der Betrag der von dem Canton an das Ausland geliehenen Capitalien wurde vor einigen Jahren zu 1,400,000 Schweizerfranken angegeben. -- Zürich, die Hauptstadt des Cantons, liegt an der schnell fliessenden Limmat, da, wo diese aus dem Züricher See heraustritt, in einer überaus angenehmen und fruchtbaren Gegend. Die Limmat, welche im Canton Glarus entspringt, anfangs die Linth heißt, und erst bei Zürich den Namen Limmat erhält, theilt die Stadt in zwei ungleiche Theile, welche durch Brücken mit einander verbunden sind. Die Stadt ist mit Wall und Graben umgeben, und hat in 1160 Häusern 10,600 Einwohner. Unter den öffentlichen Gebäuden zeichnen sich vorzüglich aus: das große Münster, in welchem der Staatsschatz verwahrt und bei welchem ein Chorherrnstift ist, das Frauenmünster, das ansehnliche Rathhaus, das sehr zweckmäßig eingerichtete Waisenhaus und das große Bürgerspital. Zu den vielen öffentlichen Promenaden, die zum Theil in der Stadt selbst sind, gehört der Schützenplatz, wo des Idyllendichters, Salomon Geßners, marmornes Denkmal steht. An dem 1520 gestifteten akademischen Gymnasio oder der Akademie sind 15 Professoren angestellt. Die vom Professor Usteri im Jahr 1773 errichtete Töchterschule ist das Muster für andere Anstalten dieser Art geworden. Zürich enthält verschiedene literarische, Kunst- und andere Sammlungen, z. B. die Stadtbibliothek nebst dem Münzcabinet, die an Handschriften reiche Bibliothek der Chorherren; die physikalische Gesellschaft besitzt eine gute Bibliothek, ein Naturaliencabinet und vortreffliche Instrumente. Auch Privatpersonen haben ausgezeichnete Sammlungen. Die Züricher Gelehrten haben sich unter allen Schweizern am meisten ausgezeichnet. Ulrich Zwingli, zwar nicht in Zürich geboren, hielt hier am 1. Jan. 1519 seine erste Predigt, und legte hier den Grund zu der Gläubensänderung, die sich von Zürich aus weiter in der Schweiz verbreitete. Die Namen Bodmer -- als Literator, weniger als Dichter -- und Breitinger (beide rüstige literarische Kämpfer gegen Gottsched), Conrad Geßner, Salomon Geßner, Heidegger, Lavater, sind in der Geschichte der deutschen Literatur bekannt. Auch die Landleute der Umgegend von Zürich haben zum Theil viel Bildung; Hirzels philosophischer Bauer liefert ein Beispiel davon. Die Sitten der Einwohner Zürichs sind einfacher und strenger, als in verschiedenen andern großen Städten der Schweiz; Pracht- und Polizeigesetze halten sie immer in gewissen Schranken. In Zürich herrscht große Industrie; diese Stadt ist nebst den zunächst liegenden Dörfern der Mittelpunkt, in welchem sich die verschiedenen Zweige von Manufacturen, die durch den den größten Theil des Cantons verbreitet sind, vereinigen. Die Baumwollen- und Musselinmanufacturen sind die wichtigsten unter allen; bedeutend sind auch die Manufacturen leichter seidener Stoffe, weniger wichtig die Leinwand-, Wollen- und Ledermanufacturen, obgleich auch mit diesen Fabrikaten ein nicht unbeträchtlicher Handel getrieben wird. Außer dem Handel mit Manufacturwaaren beschäftigen auch der Speditionshandel mit Gütern zwischen Deutschland und Italien und die dadurch entstehenden Wechselgeschäfte einen Theil der Einwohner Zürichs, unter denen man zwar viele wohlhabende, aber doch keine außerordentlich reiche Personen findet. Auch Zürich hat in den neuern Zeiten mancherlei Schicksale erfahren. Eine schon lange gedauerte Spannung zwischen den Regenten und Regierten erleichterte die 1798 von den Franzosen bewirkten Revolution, von welcher jedoch dieser Canton verhältnißmäßig weniger als andere litt. In dem Kriege, den die zweite Coalition (1799) gegen Frankreich führte, und der auch die mit der fränkischen Republik verbundene Schweiz traf, war Zürich ein sehr bedeutender militärischer Punkt. Am 4. und 5. Juni 1799 focht hier der Erzherzog Carl gegen die Franzosen mit Glück, und besetzte am 7. Juni die Stadt. Im August fielen neue Gefechte bei Zürich vor. Am 24. Sept. schlug Massena die vereinten österreichisch-russischen Truppen, und dieser Sieg veranlaßte den Rückzug derselben aus der Schweiz. Das sonst berühmte und gefüllte Zeughaus zu Zürich, in welchem man, unter andern Merkwürdigkeiten, Wilhelm Tells Armbrust aufbewahrte, wurden unter diesen Umständen geleert.