Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Canada.[]

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Canada, Provinz in Nordamerika, die gegen Nordost dsn Meerbusen St. Lorenz und den Fluß St. John, gegen Norden das Land Labrador, gegen Nordwest und Süden die Nordamerikanischen Freystaaten zu Gränzen hat. Die Spanier sollen es zuerst entdeckt, und weil sie nichts darauf fanden, Cabo de Nada, das Vorgebirge von Nichts genennt haben, woraus der Name Canada entstanden. Gleich nach ihnen sezten sich die Engländer und Franzosen in diesem Lande fest. Erstere kamen schon 1497. durch den Venetianer, Sebastian Cabot, dahin, sezten sich aber nur an den Küsten, dahingegen die Franzosen, welche 7 Jahre später dahin kamen, ihre Colonien tiefer im Lande anlegten. Im Jahr 1534. nahm Jacob Cartier im Namen der Krone Frankreich davon Besitz, und obgleich die Engländer 1626. Canada wegnahmen, so gaben sie es doch 1632. zurücke. Die Luft in Canada ist wegen der vielen Waldungen und Seen sehr kalt, allein im Sommer sehr warm. Man findet Eisen und Kupferbergwerke, und in den Wäldern Bären, Elendthiere, Hirsche, silberfarbne Füchse, Fischottern, Marder, vornemlich aber Biber in Menge. Der Fischfang an den Küsten und in den Flüssen ist sehr ergiebig, besonders an Stockfischen, Lachs, Makrelen xc. und die Handlung mit rarem Pelzwerk von Fischotter, Marder und Biberhäuten und mit gesalzenen Fischen, ist sehr beträchtlich. Die wichtigern Städte sind Quebec, Montreal, und Troisrivieres. Alle übrigen Etablissements waren entweder Schanzen oder Kirchspiele. (Paroisses.) Ein solches Kirchspiel ist eine Art von Dorfschaft, deren Häuser 100 - 600 Schritte von einander liegen, auch wohl durch Waldungen unterbrochen werden. Der Weg läuft an solchen allemal hin, und alle Häuser liegen auf einer oder der andern Seite desselben, neben, und niemals hinter einander; alle in der Nähe des Hauptstroms. Jeder Einwohner (habitant, denn Bauer, païsan, wird hier keiner genennt), hat, alle seine Felder, Wiesen, Gärten xc. vor oder hinter seinem Hause, auch sein Stück Waldes in der Nähe. In der Mitte der Paroisse stehet die Kirche und das Pfarrhaus. Die gemeinen Häuser sind größtentheils von Holz, und alle nach einerley Form gebauet. Jede Paroisse hat ihren Capitain der Miliz, und wenn sie groß ist, wohl zween. An diese ergehen die Befehle des Gouvernements, für deren Vollziehung sie so wohl, als für das Policeywesen zu sorgen haben. Sie stehen unter den Obersten, Oberlieutenants und Majors der Militz, und haben vor ihren Miteinwohnern in dem Kirchspiel nichts weiter voraus, aus was ihr Amt mit sich bringt. Dieses Canada wurde in dem 1755. zwischen Frankreich und England ausgebrochenen Kriege von lezterer Krone erobert, und kraft des 1762. geschlossenen Friedens zu Versailles von Frankreich abgetreten. Da durch ausgewanderte Rojalisten aus den Nord-Amerikanischen Freystaaten und durch andern Zuwachs die Bevölkerung des Landes mit jedem Tage zunahm, so beschloß im Jahr 1791. England, Canada in das Obere und Untere zu theilen. Dieses begreift die östlichen Striche an beyden Ufern des Laurenzi Fluß; vom See François an, welcher eine mit vielen Inseln besezte Erweiterung des großen Laurenzi Fluß ist, bis zur Mündung desselben in die See, die drey alten Städte von Canada gehören also zu demselben, Ober-Canada aber erhielt die ungeheure Ausdehnung gegen Westen, längst des Flusses, des Ontario, Erie, Huron xc. Sees bis in unbekannte folglich unbestimmte Gegenden. Die Nordgränze macht die Hudsonsbay, die Südgränze eine mitten durch die Seen gezogene Linie, deren Südküste schon zu dem Nord-Amerikanischen Freystaaten gehört. Diese Ober-Canada wächst längst dieser Seen schnell in seiner Bevölkerung, ist in 4 Districte den Ost- Mittel- Home- und Westdistrict getheilt, welche alle zunächst an dem Flusse und den Seen liegen, und 19 Grafschaften enthalten. Schon fangen sich daselbst mehrere Städte an zu bilden. Der Sitz der Regierung, und des eignen Parlaments dieses Landes, ist zu York, welches einen sehr guten Hafen, mit einer Landspitze hat, die ihn schließt, der Anlage nach eine halbe Stunde in die Länge bekommen wird, und schon mehrere öffentliche und Privatgebäude zählt. Sie liegt in den nordwestlichen Gegenden des Sees Ontario. Beyde Provinzen haben ihren eignen Gouverneur, welcher nebst der gesezgebenden Macht, oder dem Oberhause, und den Repräsentanten, oder dem Unterhause, unter Bewilligung des Königs alle Anordnungen im Lande trifft. Die alten Französischen Einwohner haben noch alle ihre ehem. Privilegien, und in einer Art von Feudal Systeme, unter Edelleuten, den wirklichen Besitz ihrer liegenden G~~nde. Spätere Einwohner erhalten zwar auf ihr Ansuchen hinlängliches Land, aber nie als vollständiges Eigenthum. Die Zahl der sämtlichen Einwohner betrug im J. 1798. 197,000.


Briefen über Kanada.[]

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In den "Briefen über Kanada von Gray" (London 1809) liest man verschiedene Züge, welche die Stimmung in dieser seit 50 Jahren brittischen Provinz bezeichnen. Die Regierung hat vergeblich getrachtet, in den Gerichtshöfen die englische Sprache einzuführen; die öffentliche Meinung widersetzte sich mit solchem Erfolge, daß die englischen Richter und Advokaten sich genöthigt sahen, französisch zu sprechen. In der Provinzialversammlung bilden zwar, wenn sie vollständig ist, die französischen Mitglieder bey weitem die Mehrheit; indessen traf es sich doch schon, daß der größte Theil der Franzosen auf dem Lande, und die Versammlung gerade nur in der zur Deliberation nöthigen Zahl beysammen war, die Engländer aber die Mehrheit der Stimmen hatten. Sogleich sah man einige französische Mitglieder fortgehen, um die Versammlung soweit an Zahl zu schwächen, daß nicht mehr gesetzmäßig berathschlagt werden konnte. Wenn die Kanadier von den europäischen Franzosen sprechen, nennen sie sie stets "unsere Leute." Das zu Quebeck herauskommende Journal le Canadien hört nicht auf, die französischen Einwohner an ihren Ursprung zu erinnern, und die meisten darin vorkommenden Artikel beziehen sich auf die Geschichte, die Sitten und die Literatur Frankreichs.


Zeitungsnachrichten.[]

1793.[]

London, vom 23 April. [3]

Man hat hier unterm 9. Februar aus Quebeck die Nachricht erhalten, daß die Einwohner dieser Hauptstadt von Canada in Unruhe versezt worden seyen durch den Bericht von einer vorgehabten Rebellion unter des Prinzen Regiment. Einige missvergnügte Soldaten scheinen den Plan gemacht zu haben, das Regiment aufzuwiegeln, sich des Gouverneurs, des Prinzen und aller Officiers von der Besazung zu bemächtigen, die Stadt zu plündern, und dann mit den Regiments-Fahnen nach den vereinigten Staaten zu marschieren und sich an den General Washington zu ergeben. Zum Glück wurde das Complot am Neujahrs-Tag entdeckt; 12. von den Rädelsführern wurden in Verhaft genohmen, und werden nun vor einem Kriegs-Gericht, wovon der Oberst Walker von der Königl. Artillerie President ist, verhört. Dieses Kriegsgericht hat sich beynahe schon einen Monat lang versammelt, und noch sind nur zween verhört worden. Das Projekt scheint indessen denen, die an demselben Theil genohmen, eben nicht viel Hofnung zu einem glücklichen Erfolg gemacht zu haben. Denn wenn sie auch ihre Absicht in Ansehung der Besazung erreicht hätten, so würden sie doch unmöglich über den St. Lorenzo-Strom haben kommen können, weil er in dieser Jahreszeit nirgends ganz überfroren ist, und die beständig auf- und abwärts-treibenden grossen Eis-Stücke die Ueberfahrt in Schiffen sehr gefährlich, wo nicht unmöglich machen. -- Ober-Canada wird wahrscheinlich in wenigen Jahren ein sehr blühendes und glückliches Land seyn, wenn der Gouverneur Simcoe die Ausführung seiner gemachten Entwürffe fortsezt.

1808.[]

Großbrittanien. [4]

London den 19. Okt. Nach Berichten aus Quebek (in Canada), verbreitet sich die Zivilisazion unter den ursprünglichen wilden Völkerschaften von Nordamerika gegenwärtig sehr schnell. Stämme, die noch vor 10 Jahren fast ganz allein von der Jagd und etwas Fischerey lebten, und in elenden Hütten wohnten, legen jetzt Dörfer und Gärten an, treiben Ackerbau und Viehzucht xc. Mit Ackergeräthen und Sämereyen werden sie sowohl von dem Nordamerikanischen Kongreß, als auch von der Englischen Regierung in Canada unterstützt. Nur die Völkerschaft der Esquimau~, welche die Küsten der Hudsonsbay bewohnen, fahren fort, sich von der Jagd zu nähren, weil das dortige nördlich rauhe Klima keine Kultur des Bodens gestattet.


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Neu bearbeitet von Konrad Mannert, Königl. Bairischen Hofrath und Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.
  2. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 253. Montag, den 21. Oktober/2. November 1812.
  3. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 8. May, 1793. Num. 37.
  4. Wiener-Zeitung. Nro 96. Mittwoch, den 30. November 1808.
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