Französische Miscellen.[]
[1803]
Die Pariser sind eigentlich im Winter am liebenswürdigsten, der Sommer ist ein Mittel, sie und die Menschen überhaupt egoistisch zu machen; die äußere Kälte lockt die innere Gluth des Herzens mehr hervor, und drängt die Menschen mehr aneinander, da man sich hingegen in der großen Hitze nach nichts anders sehnt als nach Kälte.
Die Kamine sind hier ein großes Ingredienz zur gesellschaftlichen Freude; so oft bey einem Franzosen ein neuer Ankömmling eintritt, wird ein Scheit mehr angelegt und das Feuer heller geschürt; es wird davon eben nicht wärmer, da Kamine überhaupt nicht heitzen, aber es sieht doch mehr nach Wärme aus, und verbreitet sogleich ein neues Interesse durch die Begebenheiten, die dabey stattfinden können; das Holz kann schlecht gelegt werden und rollen, oder der Rauch kann ins Zimmer schlagen, oder es kann vortreflich liegen und bewundert werden. Uebrigens ist die zierliche Zange mit Bronze-Arbeit, der schwarze Blasbalg mit goldnen Schnüren, und der nette Kaminschirm mit Devisen, jedes ein Gegenstand der Beschäftigung und des Interesses. Ich weiß mich von den reichsten Häusern in Paris bis zum kleinsten Privathause, das ich dort besuchte, keines Kaminfeuers zu ersinnen, das nicht seine Abentheuer und seinen Ruhm gehabt hätte.
Eine witzige Französin, bey der sich Abends Gelehrte versammelten, war zu unbegütert um ihre Gesellschaft bewirthen zu können, auch ihr Kamin war immer sehr kalt; einer ihrer Gäste pflegte von ihrem Hause zu sagen: on y meurt de faim, de froid et de rire (man hungert, man friert, und man lacht sich todt bey ihr.)
Quellen und Literatur.[]
- Französische Miscellen Erster Band. Tübingen in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung 1803.