Calcutta.[]
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Calcutta, am westlichen Arme des Ganges, der der Fluß Hougly heißt, ist die Hauptstadt von Bengalen, und Sitz des englischen Generalgouverneurs, des obersten Gerichtshofs und der ersten Präsidentschaft oder Regierung der Engländer, in Ostindien. Auf der Landseite ist diese Stadt völlig offen, sie hat aber zu ihrer Beschützung das etwan eine englische Meile entfernte Fort William, welches ein regelmäßiges Fünfeck mit mehren Aussenwerken bildet, zur Vertheidigung einige hundert Canonen nöthig hat, und den Fluß völlig bestreicht. Im J. 1756. wurde von dem Bengalischen Nabob Calcutta erobert, geplündert und verbrannt. Bey dieser Gelegenheit wurden 146 Engländer, in ein enges Loch, welches nur an der einen Seite 2 kleine Fenster hatte, gesteckt, worinnen in weniger als 6 Stunden 123 auf die erbärmlichste Art verschmachteten. Aber gleich zu Anfang des folgenden Jahrs, da englische Kriegsschiffe und Truppen erschienen, gieng die Eroberung des Nabobs wieder verlohren, und seine Besatzung ließ sich durch einen betrunkenen Matrosen, der sich bis an die Festung verirrt und seine Cameraden ermuntert hatte, ihm zu folgen, verjagen. Seit dem j. 1765. hat Calcutta an Reichthum, prächtigen Gebäuden und Einwohnern sehr zugenommen. Man schätzt diese, aber mit Uebertreibung auf 600,000. Seelen, unter denen sich Handelsleute aus allen Nationen Asiens, und, ausser den Anhängern der Indischen Religion, Mohammedaner, armenische, katholische und protestantische Christen befinden, die ihre Pagoden, Moscheen und Kirchen haben. Nahe bey der zum Hallischen Missions-Institut gehörigen Kirche, an der 3 Missionare stehen, ist ein öffentliche Bibliothek. Die hiesige Bank macht große Geschäfte. Auf dem dasigen Markte sind nicht nur eigentliche Kaufmannsgüter, sondern Büchersammlungen in allen Fächern und Sprachen, Naturalien, mathematische, chirurgische und musikalische Instrumente von den besten Meistern in London und Paris zu bekommen. Die Länge der Stadt an dem Flusse beträgt eine Stunde Wegs, und die Breite halb soviel. Seit 1800. ist eine Universität zu Calcutta in dem Fort St. William errichtet worden, welche vorzüglich durch nähere Untersuchung der Hauptsprachen des Orients und der Ostindischen Alterthümer sich auszeichnet. Die aus wichtigen und zahlreichen Manuscripten bestehende Bibliothek des Tippo Saib ist derselben geschenkt worden. Auch der Siz der Regierung befindet sich in dem Fort Williams. Der Fluß bey Calcutta ist so tief, daß Kriegsschiffe von 74 Canonen bis an die Stadt kommen können. Die Ebbe und Fluth der See reicht noch weit höher den Fluß hinauf.
Historische Aufsätze, Parallelen und Bemerkungen.[]
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25. Gelehrte Preise in Calcutta.
Im Königlichen Militär-Collegium zu Calcutta wurden am 29sten März 1803 Disputationen über folgende Gegenstände gehalten:
1. In Persischer Sprache, durch Jenkins vertheidigt: die Indischen Nationen haben sich unter der Brittischen Regierung eines höhern Grades von Ruhm, Sicherheit und Glück zu erfreuen, als sie unter irgend einer vorherigen Regierung genossen haben.
2. In der Hindustanischen, durch W. Chaplin: Der Selbstmord der Indianischen Wittwen, indem sie sich mit dem Körper ihres verstorbenen Mannes verbrennen, ist ein Gebrauch, der dem natürlichen Gefühl widerstrebt und nicht mit den Pflichten der Moral übereinstimmt.
3. In Bengalischer Sprache, durch J. Hunter: Die Abtheilung der Indianer in gewisse Casten verhindert ihre Vervollkommnung.
Außerdem wurden auch Declamationen und Reden in Arabischer Sprache gehalten. Die Preise, die bei solchen Gelegenheiten vertheilt werden, sind weit stärker, wie in Deutschland und Frankreich. So z. B. erhielt Jenkins eine Medaille und 1500 Rupien, (etwa 1000 Thaler) wegen seiner Fertigkeit in der Persischen, und eben dasselbe, wegen der Hindustanischen Sprache; Hunter, eine Med_ille und 1000 Rupien. Mehrere erhielten Medaillen, denen aber, die Geld erhalten, bietet man unter 500 Rupien nicht.