Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Rijksmuseum Amsterdam.



Bauernmiliz.[]


Rußland. [1]

Man hat viel von einer Bauernmiliz gesprochen welche die russische Regierung errichtet hätte, allein sie hat kaum einige tausend Mann zusammenbringen können; man hat mehrere davon gefangen gemachte, die vor Hunger und Müdigkeit umkamen. Sie sagen, man treibe sie wie eine Heerde Vieh. Was man auch gethan hat, um dieses unwissenden und halbbarbarischen Menschen zu erhitzen, hat man sie doch nicht zu fanatisiren vermocht. Sie werfen überall die Piken weg, womit man sie bewaffnet hat, und verlangen nichts, als in ihre Dörfer zurückkehren zu dürfen. Als Uniformszeichen tragen sie an den Mützen blos ein Stück Kupfer, worauf ein A und darüber ein griechisches Kreuz steht.

Die jungen Leute zu Moscau hatten sich in kleine Compagnien von Grenadieren, Jägern und Cosaken zu Fuße und zu Pferde gebildet. Allein sie haben wohl den Willen, aber nicht die Kraft zu fliehen; man nimmt ihrer täglich gefangen, und sie scheinen schon ziemlich von ihrem kriegerischen Eifer zurückgekommen zu seyn.

Wie die Frankfurter Zeitung aus Petersburg meldet, haben am 14ten Sept. 10,000 Recruten der Statthalterschaft Petersburg die Hauptstadt verlassen, nachdem der Kaiser über sie Revüe gehalten, und sie den Segen des Erzbischofs empfangen hatten. Diese Truppen behalten ihre Nationalkleidung. Sie tragen runde Hüte, auf denen ein Kreuz befestigt ist. An der Seite haben sie Beile. Diese Truppen sollen nebst einigen Regimentern die Armee an der Düna verstärken.


Rekrutierung.[]


Fortsetzung der Auszüge aus der St. Petersburger Zeitung.

Wir von Gottes Gnaden Alexander xc. xc.

In Unsern Manifesten vom 6ten (18ten) und vom 18ten (30sten) July haben Wir die Vorschriften bekannt gemacht, welche die bösen Absichten des über die Gränzen Unsers Reiches eingedrungenen Feindes zu vereiteln bezwecken. In Anbetracht der daselbst angedeuteten Beweggründe und Grundsätze haben Wir nöthig befunden, Unsre Armeen mit neuen Hülfstruppen zu verstärken. Deshalb befehlen Wir, eine Rekrutenaushebung nach folgender Vorschrift vorzunehmen:

1) Von den freyen und Kronbauern sind überall, und in jenen Gouvernements, wo durch das Manifest vom 18ten (30sten) July die Bewaffnung nicht angeordnet wurde, von den Bauern des Adels 2 Rekruten von 100 Seelen nach der 6ten Revision zu stellen.
2) Die Gouvernements, die im Kriegszustande sich befinden, sind davon ausgenommen.
3) Ausgenommen sind gleichfalls die Gouvernements von Pskow und Ehstland, indem sie bey gegenwärtigen Kriegsumständen verschiedene drückende Leistungen über sich haben.
4) Die Rekrutirung hat mit dem 1sten (13ten) September zu beginnen, und muß mit dem 1sten (13ten) November beendigt seyn.

Bey dieser Rekrutirung sind die nämlichen Grundsätze zu beobachten, die bey der letzten allgemeinen Rekrutirung statt fanden. -- Der dirigirende Senat wird nicht unterlassen, nach Grundlage der bisher bestehenden Verordnungen seinerseits die nöthigen Verfügungen zur glücklichen Unternehmung und Ausführung dieses Geschäfts zu treffen.

St. Petersburg, den 4ten (16ten) August 1812.

(Das Original ist von Sr. Kaiserl. Majestät unterzeichnet:) Alexander.


Zeitungsnachrichten.[]

Von der russischen Gränze, vom 5ten August. [2]

Wie man an der Gränze vernimmt, wird in Rußland fortwährend stark und eifrig rekrutirt, und die Rekruten werden auf Wagen nach Kiow gebracht. Nebst der auferlegten Rekrutenstellung, soll das Kamieniercer Gouvernement 4 Pulke Kosaken, jeden zu 500 Mann stellen. Zwey angesehene podolische Damen sollen sich erboten haben, diese zu errichtenden Pulke auf 1000 Mann jeden zu bringen. Als Kommandanten dieser neuen Truppen nennt man die Grafen Witt und Rzewuski. An der galizischen und Bukowiner Gränze stehen wenig russische Truppen; bloß in Chotym wird eine Verstärkung der Garnison erwartet.


Lemberg, den 30sten September. [3]

In Podolien und der Ukraine wird fortwährend stark rekrutirt. Die Kosaken erhielten durch Bauern Verstärkung, welche von den Edelleuten sammt Pferden und Waffen gestellt werden mußten. Sie erhalten keine Monturen, nur eine Kosakenmütze, und sind mit einer Pike, 2 Pistolen und einem Säbel oder einer Hacke bewaffnet, jedoch für Militärdienste sonst durchaus nicht gebildet.


Posen, den 12ten Oktober. [4]

Die Armee, welche in der Krimm unter dem Herzog Richelieu, Gouverneur von Odessa, stand, ist nicht zu dem Korps des Generals Tormassow, sondern zur großen Armee marschirt.

Quellen.[]

  1. Leipziger Zeitung Nr. 213. Donnerstags den 29. October 1812.
  2. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 208. Donnerstag, den 29. August /10. September 1812.
  3. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 249. Mittewoch, den 16/28. Oktober 1812
  4. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 256. Donnerstag, den 24. Oktober/5. November 1812.


  • Neue militärische Zeitschrift. Wien 1812.
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