Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Das mächtige Rußland.[]

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Es gab eine Zeit, als nämlich die Russen im Jahr 1805 nach Mähren zogen, um den Kaiser von Oesterreich gegen Frankreich beizustehen, und wie sie sich im vorigen Jahre in Preussen und Polen befanden, wo deren Macht in Deutschen sowohl als Englischen Blättern, für außerordentlich bedeutend angegeben wurde; jetzt ist es anders, und es giebt Menschen, die sich sogar einbilden, Rußland werde einen schweren Kampf zu bestehen haben, wenn der Kriegsschauplatz in Schweden eröfnet wird. Es dürfte daher, bei so verschiedenen Ansichten der Dinge wohl zweckmäßig seyn, hier den wahren Bestand der Rußischen Macht anzugeben, um auf die künftigen Ereignisse einen Schluß zu machen.

Nach dem Etat von 1805 soll Rußlands Land-Macht eigentlich bestehen, in 543,141 Mann und die neuorganisirte Landmiliz betrug 61200 streitbare Männer, allein es mag wohl nie diese außerordentliche Summe Rußischer Krieger, vollzählig gewesen seyn. Die Seemacht war, nach dem Etat von 1803 ohne die Scheerenflotte, auf 53 Linienschiffe und 34 Fregatten festgesetzt, sie besteht aber gegenwärtig nur aus 32 Linienschiffen, 18 Fregatten und 59 kleinen Fahrzeugen, die Scheerenflotte aus 226 Segeln. Es dienen auf der Flotte 33507 Seeleute, 4000 Artilleristen und 8268 Seesoldaten.

Die Landmacht beläuft sich nach neuern bestimmten Nachrichten etwas über 400,000 Mann, sie kann aber in Kriegszeiten sehr schnell verstärkt werden, weil eine überaus einfache Rekruten-Aushebung durchs ganze Reich statt findet, denn nichts weiter wird erfordert, als eine Ukas, welche verordnet, wie viel Soldaten, Pack- und Stückknechte von 100, 200 bis 500 Köpfen ausgehoben werden sollen. Das Loos entscheidet dann über Verheirathete und Unverheirathete, und über alle Familienväter. Auf solche Art ist es nicht schwer, eine große Armee auf die Beine zu stellen, und es ist leicht zu begreifen, daß das Schwedische Militair, welches noch nicht in 50,000 Mann besteht, gegen Rußland wenig ausrichten werde, wenn es dieser Macht mit dem Kriege Ernst seyn sollte. --


Freywillige Beyträge.[]

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Die Hofzeitung liefert eine Uebersicht der freywilligen Beyträge, welche von allen Enden des Reichs wetteifernd dargebracht wurden, um den geliebten Kaiser in einem schweren Kampfe zu unterstützen. Diese Beyträge sind folgende; 1) An baarem Gelde ist gegeben worden nahe an 7 Millionen Rubel. 2) An jährlichen Beyträgen, versprochen, etwa 90,000 Rubel. 3) An Waffen: 445 Kanonen, größtentheils von Metall, viele mit Lavetten, Pulverwägen u. s. w. Ueber 9000 Flinten, diejenigen ungerechnet, welche die Gutsbesitzer der errichteten Landmiliz mitgaben, und deren Zahl sich sehr hoch belaufen muß. Gegen 1000 Pistolen, 3600 Säbel, Seiten- und Kurzgewehre. Gegen 11,000 Piken, Lanzen und Spiesse. 1400 Bajonette. 1004 Flintenkugelzieher. 115 Krätzer. Ungerechnet eine grosse Menge anderer, unbenannter Waffen. 4) An Ammunizion: 18,876 Pfund Bley, 120,000 Pfund Gußeisen, um aus selben gratis Kugeln und Bomben zu giessen. 1122 Pfund und ein Fäßchen Pulver. 14,000 Pfund Salpeter. 4000 Pfund Schwefel. 6600 Kanonenkugeln. 50 Bomben. Kugeln und Kartätschen für 6 Kanonen. Der Erzbischof von Jaroslow und Rostow sandten 170 Kanonenkugeln, ein Pud eiserne Hacken und 200 Patronen. Eine Menge gefüllte Patronen wurden von andern geliefert. 257,700 Flintensteine. Alle zur Artillerie gehörigen Blechsachen. Ein Fabrikant machte sich anheischig, so viele Kugeln und Kartätschen, als ihm möglich seyn würde, zu giessen. Eine Gewehrfabrik wollte 2 Monate lang umsonst arbeiten. 5) An Proviant: 350,000 Zentner Roggen und Roggenmehl. 150 Zentner Gerste. 3000 Zentner Buchweitzen. Ueber 300 Zentner Hirse. 580 Zentner Grütz und Graupen. 1200 Zentner allerley Proviant. 1000 Gareitz Branntewein. 1112 Porzionen Branntewein. 10 Pipen Portwein. 1000 Eimer Essig. 200 Pfund Butter, 10 Tonnen Heringe, 9 Tonnen Salz. 326 Ochsen, 25 Kühe, und 27 Schaafe. Mehrere Städte haben den Proviant für ihre Krieger auf bestimmte Zeit zu liefern übernommen. Ein Bürger hat 50 Fuhren Roggen mit seinem Anspann gratis zur Armee gebracht; ein anderer 360 Zentner Mehl. 6) Zu Ausrüstung und Bekleidung der Soldaten: 4000 Kaskets. 3115 Arschinen Leinwand; deto 3 Stücke und 300 Ellen. 1692 Arschinen Raventuch. 1400 Arschinen Segeltuch. 2146 Arschinen Tuch. 82 Pelze, 113 Felle, 200 Felle Stiefelleder. 454 hirschlederne Riemen. 553 Paar Strümpfe. 971 Hemden. 100 Schlafmützen, 100 Schlafröcke, 100 Tücher, 125 Halstücher, 55 Betttücher, 20 Paar Stiefeln. Eine grosse Quantität Mützen, Bettdecken, Servietten, Felle, Kittel, Sporn, Handschuhe, Degengehänge, Sättel, Degenschnallen, Sohlen, Riemen, Knöpfe, Kameelgarn, Tressen u. s. w. 76 Pferde, viele derselben mit Geschirr. 4 Fuhrwägen, mit 6 Pferden bespannt, nebst allem Geschirr zum Transporte. 11 Kupferne Kessel. Eine lieferte Kleidung und Waffen für 10 Mann, ein Anderer für 19, ein Dritter für alle Bürger seiner Vaterstadt. 7) Für Kranke und Verwundete: 11,000 Pfund Charpie, deto eine grosse unbenannte Menge, 300 Pf. alte Leinwand. 3466 Binden. 577 Ellen Leinwand zu Binden. Einer erboth sich 20 Kranke zu verpflegen. Mehrere Aerzte und Chyrurgen wollten ohne Bezahlung mit eigenen Arzneyen kuriren. Einer lieferte für 100 Rubel, und ein Apotheker für 400 Rubel Arzneyen gratis. Eine Kutsche mit 6 Pferden für kranke Offiziere. 8) Allerley Geschenke. Eine Aigrette von Diamanten. Ein Kopfschmuck von Brillanten. Dose mit Brillanten. Eine Türkische Aigrette mit Türkis. Ein Silberservize und Toilette. Ein Dejeunerservize von Silber. Zwey silberne Schalen und 9 silberne Eßlöffel. Eine goldene Uhr. Eine goldene Medaille. 700 Pud Kupfer (das Pud hält 40 Pf.) 100,000 Pud Stangeneisen. 50 Pud Eisen. 1361 Klafter Taue. Ein Haus und Platz in Archangelsk. Ein Haus 11,000 Rubel an Werth. Kaufleute aus dem Gouvernement Olomtz lieferten 126 Scharfschützen nach St. Petersburg. Viele Edelleute stellten Krieger für ärmere Mitbürger. Fünf zu Rekruten bey der Miliz bestimmte Bauern brachten jeder 25 Rubel. 28 Gemeine nebst dem Trommelschläger schossen 9 Rubel zusammen. Ein verabschiedeter Soldat brachte seine Flinte, ein armer alter Mann sein Grabscheit und eine Hacke. Ein Bauer gab 500 Rubel und seinen Sohn! Man füge noch hinzu die zahlreiche, von den Gutsbesitzern und Städten gestellte Landmiliz, 200,000 Mann, deren jeder (wenigstens in unser, Gouvernement) nicht allein von seinem Erbherrn gekleidet, größtentheils auch bewaffnet wurde, sondern überdies 15 Rubel Sold, Unterhalt auf die erste Woche, und an Proviant über 10 Zentner Roggenmehl und Grütz empfieng; so wird man leicht berechnen können, wie viele Millionen Alexanders glückliche Unterthanen mit Freuden opferten. Man wird berechnen können, daß das, unter Nr. 5 angezeigte patriotische Geschenk von Roggen und Roggenmehl allein hinreichend gewesen, eine Armee von 100,000 Mann wohl 5 Monate lang mit Brod zu versorgen, (3 Pfund täglich auf den Mann gerechnet.)


Zeitungsnachrichten.[]

[1808]

Politische Notizen. [3] [Februar.]

Von den 180 Regimentern, welche General Buxhövden in Rußisch-Polen organisirt hat, sind kaum 30 zurückgeblieben, die übrigen marschiren sowohl nach der Moldau als nach Finnland.

Türkey. [4]

In der Moldau und Wallachey steht das von Zeit zu Zeit beträchtlich verstärkte Russische Armeekorps in seinen alten Stellungen. Das Gerücht erhielt sich, der General der Infanterie, Golenitschew-Kutusow, werde statt des erkrankten Feldmarschalls, Fürsten Prosorowsky, den Oberbefehl übernehmen.

Politische Notizen. [5] [September]

In öffentlichen Blättern wird gesagt: daß im Russischen Pohlen an der Preußischen und Gallizischen Gränze sich die Rußischen Truppen ausserordentlich häufen, ihre Bestimmung aber noch unbekannt sei.


Quellen.[]

  1. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  2. Wiener-Zeitung. Nro 23. Sonnabend, den 19. März 1808.
  3. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  4. Wiener-Zeitung. Nro 20. Mittwoch, den 9. März 1808.
  5. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
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