Ebersdorf.[]
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Ebersdorf, Herrschaft und Flecken an der Donau, zwey Meilen von Wien, wo sonst ein Kaiserliches Lustschloß und Thiergarten war; es ist aber die ganze Herrschaft zu der auch der Fleck Schwächat gehört, 1752 von der Kaiserin Königin zu einer Stiftung für 50 arme Officierstöchter gemacht worden, welche frey unterhalten und in weiblichen Wissenschaften unterrichtet wurden. Nachdem diese aber ihre Wohnungen in Meidling, bey Schönbrunn, erhalten, so ist das für sie errichtete Gebäude, abgelebten Männern und Weibern eingeräumt worden. Der Ort hat eine Cottonfabrik.
Ebersdorf..[]
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Ebersdorf, auch Kaisers-Ebersdorf genannt, ist eine kaiserliche Familienherrschaft an der Donau, eine Meile von Wien. Dieses schöne volkreiche und mit einem ehemaligen kaiserlichen Schlosse versehene Dorf ist durch verschiedene Begebenheiten in der Geschichte merkwürdig. Hier stand einst, wie man gewöhnlich dafür hält, das Alanova der Römer. Im zwölften Jahrhundert erbauten hier die Herren von Ebersdorf ein Schloß, und ihre mächtige, reiche Familie blühte durch fünfhunderte in Oesterreich. Im Jahr 1458 hätte hier der berühmte ungarische König, Mathias Corvinus, beinahe sein Leben verloren, indem eine aus dem Schlosse abgeschossene Kugel zu seinen Füssen niederfiel. Im Jahr 1529 hatte der türkische Sultan Soliman sein Hauptquartier in dem Schlosse, und sein Zelt stand nicht weit von dem Dorfe an der Stelle des jetzigen Neugebäudes, als Wien das erstemal von den Türken belagert wurde. Bei der zweiten türkischen Belagerung Wiens (1683) wurde Ebersdorf sammt dem Schlosse zerstört. Kaiser Leopold I. ließ das Schloß wieder herstellen und es wurde von mehrern Regenten als ein Jagd- und Unterhaltungsort benutzt. Nachher hatte es abwechselnde Schicksale; und Maria Theresia war es ein Arbeits- und Versorgungshaus und eine Erziehungsanstalt für arme Offizierstöchter; und Joseph II. und Franz II. eine Militärcaserne; 1793 ein Aufbewahrungsort der französischen Kriegsgefangenen, und während der französischen Invasionen 1805 und 1809 ein Militärhospital. In dem letztern Jahre wohnte Kaiser Napoleon einige Wochen in dem sogenannten Schlögelhofe zu Ebersdorf, als die großen Arbeiten in der Lobau betrieben und die Vorbereitungen zu den Schlachten von Aspern und Wagram getroffen wurden.