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Rheinische Landesbibliothek Koblenz.


Cöln.[]

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Cöln, ehedem ein Erzbisthum in dem ehemaligen nieder- oder churrheinischen Kreise zwischen Jülich und Berg, und eines der ehemaligen drei geistlichen Churfürstenthümer in Deutschland, welches im Frieden von Lüneville mit dem ganzen linken Rheinufer an Frankreich abgetreten ward, dem Rhein-, Mosel-, und Rördepartement einverleibt war, und 1814 an Deutschland zurückgefallen ist. Der Erzbischof war, so lange die alte deutsche Reichsverfassung bestand, der dritte geistliche Churfürst, Erzkanzler des deutschen Reichs durch Italien, und Legatus natus (d. h. vermöge seines geistlichen Amtes geheimer Staatsrath und Gesandter) des päpstlichen Stuhls. Auch hatte er als Churfürst verschiedene Vorrechte. Dieses an Wein und Getraide gesegnete Land wurde in das obere und untere Erzstift getheilt. Die Hauptstadt des Erzbisthums im obern Stifte und zugleich die Residenz des Churfürsten war Bonn.

Rheinische Landesbibliothek Koblenz.
Rheinische Landesbibliothek Koblenz.

Die Stadt Cöln ist eine der größten und ältesten Städte des deutschen Reichs, indem sie von der Agrippina, Kaiser Claudius Gemahlin, erbaut wurde. Sie war seit 957 eine freie Reichsstadt, und auf ihre Domkirche zu St. Peter, als die größte Kirche in Deutschland, das Erzbisthum Cöln mit seinem Erzbischof und Domcapitel gewiesen. Auch war das Domcapitel beständig hier, obgleich der Erzbischof in Bonn residirte. Seit 1388 hatte sie eine Universität. Sie enthält an 7500 Häuser und gegen 40,000 Einwohner. Thore zählt man 24 und 83 Thürme. Die Geistlichkeit war sonst sehr zahlreich und bestand aus mehr als 2000 Personen. Man fand in Cöln neun Collegiat- und zwei adelige Fräuleinstifte, zwei Abteien, neunzehn Pfarrkirchen, 39 Nonnen- und siebzehn Mönchsklöster, eine Commenthurei des deutschen, und eine des Johanniterordens, nebst 49 Capellen. Die Stadt hatte sonst die Stapelgerechtigkeit und ihr Verkehr mit Holland und Frankfurt war von großer Bedeutung. Sie hatte als Ersatz dafür, so lange sie unter Frankreich stand, eine Art von Freihafen. Cöln gehört nun zur preußischen Provinz des Großherzogthums Niederrhein, und steht unter der Regierung des Herzogthums Jülich, welche hier ihrer Sitz hat. Eine große Merkwürdigkeit für den Kunstkenner ist das kostbare Gemälde von Rubens, die Kreuzigung Petri, welches, nachdem es die Franzosen hinweggeschleppt hatten, am 18ten Oct. 1816 wieder in der Peterskirche, in der Rubens die Taufe empfing, aufgehängt worden. Zu den wichtigsten Zweigen des hiesigen Handels gehört der Vertrieb des sogenannten cölnischen Wassers (Eau de Cologne). Nemnich theilt darüber in seiner Reise folgende Nachrichten mit: Zwischen d. J. 1670 bis 1680 ließ ein Italiäner, Jean Marie Farina, in Cöln dem Jülichplatz gegenüber, als Verkäufer von verschiedenen italiänischen Kleinigkeiten nieder. Nach einiger Zeit präparirte er ein Riechwasser, welches er Eau de Cologne nannte. Erst im Jahr 1709 zeigt sich aus den Comptoir-Büchern einige Versendung desselben. Gegen die Zeit des siebenjährigen Kriegs gewann diese Wasser an Credit und die Versendung fing an von Bedeutung zu werden. Die Erben des obgedachten Farina setzten das Geschäft mit Beibehaltung der Firma und des Wohnplatzes fort. Vor die französische Revolution waren nur fünf Fabrikanten desselben in Cöln, jetzt über vierzig. Die jetzige Firma: J. M. Farina, fabricirt jährlich gegenwärtig gegen 90,000 Flaschen, und wenn man die Versendung aller übrigen Fabrikanten hinzurechnet, kann man die Totalsumme davon auf mehrere Millionen Flaschen rechnen. Der Absatz war bisher immer noch steigend. Die Flaschen zum Eau de Cologne kommen aus Stollberg, drei Stunden von Aachen.


Napoleon der Erste in Kölln.[]

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Man fängt eben an, hier von dem Taumel zu erwachen, in welchem alles von der Gegenwart des Kaisers ergriffen, und ganz berauscht war. Alles, was die Zeitungen davon sagen, ist nur Schatten gegen diese Pracht, diese wahrhaft kindliche Freude. Nie hab' ich solche Volksfeste gesehen, nirgend in der Welt können sie auch wohl so eingerichtet seyn, als wo die katholische Geistlichkeit anordnet und präsidirt. Diese allein hat noch Sinn und Geschmack für wahre Ceremonie, für Würde, Pracht und Freyheit. Von den Parisern läßt sich dasselbe nicht sagen, ihre Geistlichkeit theilt nicht diese Prärogative der Deutschen, insonderheit der Köllnischen. Alle militairische Pracht ist dagegen nur theatralisch.

Der Einzug der Kaiserin am Tage vorher war ziemlich still, da sie krank seyn mochte. Sie blieb verhüllt in ihrem Wagen, und stieg ungesehen in ihr Hotel ab. Der Plaz, auf dem sie wohnte, war illuminirt worden. Dieser Plaz ist mit zwey Reihen Bäumen besezt, welche alle bis in die Wipfel erleuchtet waren, und Feuer statt Laub zu tragen schienen. In allen Häusern an den Fenstern brannten Transparents und Sinnbilder. In der Mitte des Platzes steht ein hoher Obelisk, auf diesem brannten ganz oben hoch in der Spitze vier sehr dicke Fackeln, die eine ganz vortrefliche Wirkung machten. Auch auf dem Plaz waren vier sehr schöne Transparents mit Sinnbildern. Das Volk drängte sich, die Kaiserin zu sehen, doch konnte sein Wunsch nicht befriedigt werden.

Den Abend darauf hieß es auf einmal: der Kaiser kommt! Nun eine Stunde weit von dem Thore alles ihm entgegen geritten, gefahren, zu Fuß, wer nur Athem hatte und sich bewegen konnte. Der lange Weg vom Stadtthor an bis zu seinem Hotel, was so hell auf einmal wie mitten im Tage. Die Straßen wurden angefeuchtet und mit duftendem Balsam, Stauden, Blumen und Eichenlaub überstreut. Die Kirchen, vor welchen der Kaiser vorbey kam, wurden geöffnet, hell, mit vielen hundert Wachsfakeln bis in die Tiefe erleuchtet, und die Geistlichkeit jeder Kirche stand im Ornat mit brennenden Fackeln, mit Kreuz, Fahnen und Weyhrauch. Dieser Geruch, der Duft der Blumen und Blätter, der ehrwürdige Anblick der Geistlichkeit, die Beleuchtung, nicht allen, wie gewöhnlich, mit Lampions und Lichtern, sondern ganze Straßen mit weißen Wachsfackeln, wie sie in den Kirchen gebraucht werden, illuminirt, das Läuten der Glocken, das Abfeuern des Geschützes, und mehr als alles das, der wirklich enthusiastische Ruf des Volkes in den Straßen, dazu die Trommeln, Musik aller Art, der Lärm der Pferde und Wagen in dem Zuge selber -- wohl denen, die dabey waren, solche Augenblicke erscheinen selten auf der Erde. Ein solcher Held, und die Freude eines solchen Volkes!

Der Kaiser hatte sich in den Wagen zurückgelehnt, dies war dem Volke nicht lieb, es hatte gehofft, er würde zu Pferde seyn. Als er auf dem Platz anlangte, drängten die Bürger sich immer dreister an den Wagen, die Gensdarmes wichen, und machten der immer froher zueilenden Menge Platz. Der Kaiser lehnte sich heraus und begrüßte sie; nun waren sie, wie ausgelassen, und zogen den Wagen bis vor das Haus. Er stieg aus, und gieng sogleich auf den Altan, und grüßte mit großer Freundlichkeit. Dadurch wurde das Volk bis zur Ueberspannung erfreut und aufgemuntert, der Platz und die Stadt waren durchaus herrlich erleuchtet, und blieben es drey Nächte hindurch.

-Am Abend darauf erschien der Kaiser nebst der Kaiserin bey dem Feste an dem Hafen. Die Stadt liegt in einem Halbzirkel um den Hafen, und längs dem Rhein, in der Mitte dieses Halbzirkels ist ein altes Gebäude, die Fischerzunft benannt, von seiner ersten Bestimmung her. Es ist eine Art von rundem Thurm, und tritt weit hervor, so daß man von da beyde Enden der Stadt und den ganzen Rhein hinauf und hinab erblickt, so weit das Auge trägt. Der Thurm war mit unzähligen Fackeln und Lichtern erleuchtet, und lateinische Inschriften prangten umher, die alle von einem sehr gelehrten Manne hier, Namens Wallraf, erfunden und voll Sinn und tiefer Bedeutung waren. Hier reichte man dem Kaiser den Ehrenwein, ein alter Gebrauch der Stadt, wenn ein Fürst hieher kömmt. Auf dem Altan war ein reichverzierter Thron erbaut; als der Kaiser heraustrat, war er ergriffen von der großen Szene, die hier sich ihm zeigte. Er soll die Hände vor den Augen zusammengeschlagen, und in der ersten Minute ganz stumm geblieben seyn. Dann hat er es mit Venedig verglichen, als das einzige, womit es zu vergleichen wäre. Auch war es in der That ein herrliches und entzückendes Schauspiel. Das Ufer, die Stadt brannten hell in Flammen, so weit das Auge nur reichte, im Hafen waren eine Menge der schönen oberrheinischen und holländischen Schiffe, Nachen und Kähne, erleuchtet mit unzähligen Feuern, und mit Blumen und Laub auf das herrlichste umwunden und verziert.

Der Kaiser war sehr zufrieden, und hat diese Zufriedenheit wieder auf eine sehr befriedigende Weise geäußert. Wo Druck und Unrecht, wo Betrug und Habsucht war, nichts ist seinem scharfen Blick entgangen, er hat über das ganze Departement Segen und Ruhe verbreitet, er hat dem Handel viele von seinen alten Rechten und Freyheiten aufs neue zugestanden, ohne welche er bald ruinirt gewesen seyn würde. Er hat jedermann gesprochen, jedermann angehört, und alles gewährt, was nur möglich war. Die lezte Parole, die er austheilte war: Cologne, contentement. Gebe Gott, daß seine Gnade sich nicht allein über den Handel, sondern auch mehr über die Schul- und akademische Anstalten erstrecke, damit alle Stände in späten Zeiten die Stunden segnen, die er zubrachte in der alten guten Stadt, die der Sitte der alten Zeiten immer treu geblieben, und immerfort eine Zierde und feste Stütze des großen Reiches seyn wird, dem sie nun so gern und froh angehört. L.


Zeitungsnachrichten.[]

1793.[]

Kölln, vom 4. Merz. [3]

Heute haben die Kayserl. wieder eine Anzahl französischer Gefangenen nebst einer dreyfarbigen Standarte und 11. eroberten Kanonen, unter welchen 3. Sechszehnpfündner, hier eingebracht. Bey den Gefangenen waren 24. Wagen mit meistens schwer Verwundeten, einem Hauptmann und verschiedenen anderen Officiers, nebst mehreren mit kleinem Gewehr beladenen Karren. Nach einem hier herumgehenden Rapporte, soll die Anzahl der getödteten und verwundeten Franzosen zusammen 6500., der Gefangenen aber 4100. Mann betragen. Bey der Koburgischen Armee sollen 50. Todte und 113. Verwundete, bey der Clerfaitischen aber 300. Todte und 150. Verwundete seyn. Zusammen 350. Todte und 263. Verwundete.

Kölln, vom 6. Merz.

Fast täglich kommen Verwundete und Gefangen von der Frankenarmee hier an. Heute sahen wir deren wiederum 250 herein führen, worunter gegen 15 verwundet waren und auf Bauernkarren lagen. Auch sind heute noch 7 franz. Kanone v. kays. hieher gebracht worden, so daß sich die Anzahl des hier eingekommenen eroberten französischen Geschuzes wircklich auf 20. Kanonen beläuft. Es heißt hier durchgängig, der Französis. General Dampiere werde morgen unter starker Bedeckung gefänglich hier eintreffen.

Köln, vom 24. May. [4]

In Vergangener Nacht sind die Französis. Staats-Gefangenen: Beurnonville, Camus, Lamarque, Bankal und Konsorten hier angelangt und heute weiter nach Koblenz gebracht worden. Das Salzburgische Reichscontingent ist heute gleichfalls hier eingetroffen, und wird, nach gehaltenem Rasttage, übermorgen nach der Koburgischen Armee aufbrechen, wohin auch verschiedene aus Böhmen hier angekommene K. K. Artilleristen ihren Marsch unverzüglich fortsezen.


1812.[]

Kölln, den 16ten November. [5]

Der 10te dieses Monats war ein Fest für die Stadt und den Handelsstand von Kölln. Der Herr Baron von Ladoucette, Präfekt des Departements, den wir seit mehrern Tagen in unsern Ringmauern zu besitzen das Glück hatten, hat den ersten Stein zu den Kunstarbeiten am Eingange des Sicherheitshafens gelegt. Die Seltenheit einer solchen Ceremonie für uns, die Wichtigkeit der Arbeiten, der Einfluß, den sie auf das Schicksal der Stadt haben werden, endlich die Gegenwart des Herrn Präfekten, alles dies hatte sich vereinigt, um dieses Fest zu einem der ansehnlichsten, die wir gesehen haben, zu machen.


Quellen.[]

  1. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  2. Französische Miscellen Tübingen in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung. 1804.
  3. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 13. Merz, 1793. Num. 21.
  4. Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 1. Brachmonat, 1793. Num. 44.
  5. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 288 Sonnabend, den 30. November/12. December 1812.