Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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J. Graf von Puisaye.[]

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Puisaye, (J. Graf von), geboren zu Mortagne, aus einer ausgezeichneten Familie, ward als der jüngste von vier Brüdern für den geistlichen Stand bestimmt und erhielt mit seinem 7ten Jahre die Tonsur. Hierauf kam er in das Pariser Seminarium von St. Sülpice und machte ziemliche Fortschritte; in seinem 18ten Jahre aber nahm seine Meinung über die Plane seiner Familie die Oberhand, und er erhielt durch die Fürsprache einer Verwandtinn, die damahls vielen Einfluß am Hofe hatte, eine Unterlieutenantstelle in dem Regiment Conti Kavallerie. In der Folge kam er als Rittmeister zu den Dragonern von Lanan, fühlte sich aber nicht mit einer Aussicht befriedigt, die so wenig seinen Ehrgeiz schmeichelte, und wollte seinen Abschied nehmen, der aber nicht angenommen wurde. Dessen ungeachtet zog er sich in den Schooß seiner Familie zurück, trat die Erbschaft seines Vaters an, und kaufte sich eine Stelle am Hofe des Königs, mit der er den Oberstencharakter und kurz darauf das heilige Ludwigskreuz erhielt; 1788 heirathete er die einzige Tochter des Marquis von Menilles, reiche Erbinn in der Normandie, und ließ sich in dieser Provinz nieder. Als ernannter Deputirter des Adels von Perche bey der General-Stände-Versammlung, trat er der Minderheit dieses Ordens bey, unterzeichnete die Protestation vom 19. Juny gegen die Mehrheit, schloß sich an den dritten Stand an, nahm stets auf der linken Seite der Versammlung Platz und bekam selbst sogenannte Nationalgüter zum Eigenthum. Bey dem Schlusse dieser Versammlung zog er sich auf sein Gut Menilles zurück, und wurde an die Spitze der National-Garde des Bezirks von Evreux gestellt. Im Monat May 1793 erklärte er sich gegen den Konvent und ward Chef vom Generalstabe der Föderalisten-Armee unter Wimpfen. Er kommandirte die Avantgarde, welche bey Pacy an der Eure von den Konventstruppen eine Niederlage erhielt. Nachdem ihn der Konvent geächtet hatte, flüchtete er sich in die Bretagne, wo er die Ueberreste von Rouaries Anhange, denen die Chouans schon ihren Namen gegeben hatten, wieder sammelte und auf den Kriegsfuß stellte. Er verrieth damals einige Talente, viele Thätigkeit, aber auch viele Intrigue, wodurch er zum öftern seiner Parthey verdächtig wurde. Er machte verschiedene Reisen nach England, schlug sich vollkommen zu dieser Macht und verlor vollends seinen Ruf durch die zu berühmte Expedition von Quiberon. Er schien sie nur verfolgt zu haben, um alsbald die Nachricht von dem beynahe allgemeinen Umkommen der Emigrirten nach England zurück zu bringen. Sein von dem Republikanern aufgefangener und zum Theil bekanntgemachter Briefwechsel hat bewiesen, daß Puisaye in unzähliger Rücksicht ein ausserordentlicher Mann war. Es ist sicher, daß er die Seele der Chouannerie war, daß er sie organisirte, und in der Mitte von immer neu entstehenden Gefahren und einer Menge von Hindernissen, die ihn seine eigne Parthey entgegenstellte, sie, so zu sagen, schuf. Es war ihm in der That leichter, sich gegen die Republikaner sicher zu stellen, als gegen die Nebenbuhlerey, die Vorurtheile, den Haß der Royalisten selbst, unter denen er zahlreiche Verleumder fand. Puisaye hatte zum System, daß die Chouannerie, so wie der bewaffnete Royalism in Westen, sich nur durch Englands Unterstützung halten konnte. Diesem Grundsatze zu Folge ordnete er ihm seine Operationen und sein Verfahren unter, und es war seine, vielleicht zu weit getriebene Abhänglichkeit an diesen Grundsatz, welche ihm den so oft gehörten Vorwurf zuzog, daß er der brittischen Regierung zu sehr zugethan war. Als in Folge der Friedensunterhandlung des General Hoche zur Zeit des 18. Fructidors die Angelegenheiten seiner Parthey gänzlich zu Grunde gerichtet waren, nahm er seine Entlassung. England überließ ihm eine große Strecke Landes in Canada, wo er eine eben so glänzende als einträgliche Niederlassung errichtete, und ein Theil seiner Offiziere, die ihm getreu geblieben waren, folgten ihm dahin. Seit dem Frieden von Amiens ist er nach England zurückgekehrt und hat eine Rechtfertigung seines Benehmens herausgegeben, aus der die Geschichte mit der Zeit kostbare Materialien schöpfen wird.


Quellen.[]

  1. Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
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