Josephine.[]
Josephine,[1] erste französische Kaiserinn. Ihr Familiennahme ist, Maria Franziska Josephine Tascher de la Pagerie, geboren den 24. Juny 1768 (nach andern 1764.) zu St. Pierre auf Martinique von reichen und angesehenen Kolonisten. Sie vermählte sich vor der Revolution mit dem Vicomte von Beauharnois, nachmaligen Obergeneral der Rheinarmee, hatte aber den Schmerz, ihn auf dem Blutgerüste zu verlieren, und ward während der Schreckenszeit selbst im Verhaft gehalten. Der 9. Thermidor gab ihr die Freyheit wieder, und des war nach den Ereignissen des 13. Vendemaire, daß der General Bonaparte, ohngefähr u... dieselbe Zeit zum Oberbefehl der italienischen Armee berufen, am 8. März 1796 ihr Gemahl wurde. Sie begab sich im folgenden Jahre zu ihm, und hat in der Folge auf einem großen Theile seiner Reisen, sowohl bey den Armeen als im Innern, begleitet. Ihre Kinder erster Ehe, Eugen Beauharnois, jetzigen Vicekönig von Italien, und Hortensie, jetzige Königin von Holland, ... wie auch eine ihrer Nichten, Stephanie Beauharnois, eine Tochter des Senators Beauharnois und an den Erbprinzen von Baden vermählt, hat der Kaiser als Kindesstatt angenommen. Da aber Napoleon keine leiblichen Kinder von ihr bekam, so hat er am 16. Dezember 1809 die Ehe mit ihr aufgehoben, ihr aber den Titel als Kaiserinn gelassen und einen Wittwengehalt von 2 Millionen angewiesen, und sich nun mit der ältesten Tochter des Kaisers Franz von Oesterreich vermählt.
Biographie der Kaiserin Josephine.[]
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Unter den Personen, welche auf dem großen Theater der neuesten Weltgeschichte so bedeutend auftraten, verdient vor allen die Urheberin der Größe Napoleons, das oft ungerecht verläumdete Opfer seiner Undankbarkeit, dessen Unglück der menschenfreundliche Kaiser Alexander zu würdigen und mit edler Schonung zu mildern wußte, die Kaiserin Josephine vorzüglich Aufmerksamkeit, und ein Auszug aus ihrer Biographie, den ein vor kurzem in London herausgegebenes Werk enthält, wird um so mehr an seinem Platze seyn, da gerade der Endpunkt des verhängnißvollen Vierteljahrhunderts, dessen blendendes und schreckliches Gestirn sie als Aurora heraufführte, auch das Ende ihres Lebens war, und sie als Abendröthe seines erlöschenden Glanzes dahinschwand.
Josephine la Pagerie ist zu Martinique gebohren und die Tochter eines reichen Pflanzers daselbst; er soll von einer altadelichen Familie abstammen, die sich in der Hoffnung tropischer Reichthümer und der Colonialauszeichnung in Westindien niederließ. Frühzeitig wurde sie dem Vicomte Alexander Beauharnois, der damahls in einem Französischen Infanterie-Regimente einen ansehnlichen Posten bekleidete, vermählt. Beauharnois war einige Jahre jünger als seine Gattin, aber die Parthie sowohl in Rücksicht der Schönheit als des Vermögens der Braut sehr gut. Damahls war sie in vollem Glanze ihrer Schönheit, die den Zauber weiblicher Feinheit und weiblicher Reize erhöhete, und da Beauharnois sein Vermögen an Versailles üppigem Hofe zugesetzt hatte, war diese Partie in mehr als einer Rücksicht für ihn vortheilhaft. Nach ihrer Vermählung fuhren Herr und Madame Beauharnois fort, in den glänzenden Zirkeln von Paris umherzutaumeln, hielten sich aber bald zu den Assembleen, wo die neumodische Philosophie verkündigt wurde, und welche die glänzenden Namen von Talleyrand, den beiden Lameths, Beaumaise, Latour Maubourg, Sillery, Flahault und andern bekannten Männern auszeichneten. Wenige Jahre nach seiner Verheirathung wurde Beauharnois von dem Adel in Blois zum Deputirten der Stände-Versammlung erwählt, und soll sich dort sogleich auf der Seite der Opposition gezeigt haben. Als sich die Stände in eine National-Versammlung verwandelten, bestieg er den Rednerstuhl, wurde der entschiedene Sprecher der Sache des Volks, und durch seine Verbindung mit Lafayette und den Lameths zum Präsidenten der National-Versammlung im Junius 1791 erwählt, wo er die bekannte Proclamation an das Französische Volk unterzeichnete, als Ludwig XVI. in Varennes angehalten wurde. Bald darauf schloß er Frieden mit dem Hofe, und wurde der General-Adjutant und patriotische Freund von Lafayette. Hierauf hielt er sich an Dümourier und dann an Cüstine, dessen Nachfolger im Commando der Rheinarmee er war, als dieser vor das Revolutionstribunal gefordert ward; bald darauf ward er aller öffentlichen Aemter entsetzt, und erhielt den Befehl, sich an einem Ort 20 Meilen innerhalb der Gränzen zu verfügen. Kaum war er dort angelangt, als man ihn mit seiner Gattin, als contrerevolutionairer Pläne verdächtig, verhaftete, und am 23sten Julius als Mitschuldiger einer erdichteten Verschwörung auf die Guillotine sandte. Am Tage vor seiner Hinrichtung schrieb er einen Brief an seine Gattin, worin er ihr ihre Kinder anbefohl, und den Ruf seines Andenkens in der öffentlichen Meinung jener Zeit herzustellen, und zu beweisen, daß sein ganzes Leben der Freiheit und Gleichheit geheiligt gewesen sey. *) Beauharnois wurde 5 Tage vor dem Fall von Robespierre und 6 Tage ehe die Guillotine aufhörte in Masse hinzurichten, enthauptet. Zwei Tage nach seinem Justizmorde war ein Mordverzeichniß verfertigt, worauf der Name seiner Gattin verzeichnet war; allein Robespierres Tod befreite sie von der Gefangenschaft, und der damals mächtige Director Barras, nahm sie in seinen Schutz. **)
Da Buonaparte im Vendemiaire-Aufstand unter Barras als Adjutant diente, und einen Hauptantheil an diesem Siege hatte, den der Convent über die mißvergnügten Sectionen erfocht, so ward er bald darauf mit der Geliebten derselben, Madame Beauharnois, vermählt, wiewohl man behauptet, daß er seine Liebe eigentlich ihrer Tochter Hortnesia, der nachherigen Gattin seines Bruders Ludwig, (vormals Königs von Holland) gewidmet hatte, und es ist aus manchen Anekdoten bekannt, welchen Einfluß diese über ihn ausübte. Zufolge dieser Verheirathung und bald nach derselben erhielt Buonaparte im Jahre 1795 den Oberbefehl der Französischen Armee in Italien, und betrat dadurch die glänzende Siegesbahn, deren ungehoftes Ende wir vor kurzem erlebt haben. Als Buonaparte im Jahre 1798 nach Egypten absegelte, ließ er seine Gattin in größerem Ueberflusse zurück, als worin er die gefunden hatte, und trennte sich, zufolge seines Briefes, höchst ungern von ihr, da ihr einnehmendes Wesen und ihre mächtigen Anlockungen die zärtlichsten Gefühle in ihm erregt hatten. Inzwischen entstanden während seiner Abwesenheit verschiedene Mißverständnisse und Zwistigkeiten unter ihnen. Als er aber 1799 nach Frankreich zurückgekehrt, und statt der Strafe eines Flüchtlings Rang und Gewalt des Consulats errang, schien er in der Dankbarkeit, die er seiner Gattin und seinen Freunden schuldig war, alles vergessen zu haben; er schenkte ihr seine alte Liebe wieder, und sie theilte wenige Jahre nach seiner weitern Erhöhung alle seine Würden, und wurde zugleich mit ihm mit dem Kaiserlichen Purpur bekleidet. Viele Anekdoten über ihre Zwistigkeiten bei Gelegenheit der Krönung finden sich in dem bekannten Werke: Geheime Geschichte des Cabinets und Hofes von St. Cloud, und wir übergehen sie daher stillschweigend, ohne ihre Wahrheit prüfen zu wollen. Auf allen Reisen durch Italien und die Rheinstaaten ward Napoleon von seiner Gemahlin begleitet, sie war bei der Italienischen Consulta in Lyon zugleich mit ihm zugegen, und wurde daselbst officiell becomplimentirt. Auf ihrer Reise längs der Küste und in Brabant wurde sie mit den ausgesuchtesten Schmeicheleien empfangen, und selbst die Galanterie der Französische Sprache erschöpft, um ihre Schönheit und Tugenden zu erheben.
Als Buonaparte kurz nach dem Frieden zu Amiens den Kaisertitel annahm, ließ er die Kaiserin mit sich zugleich krönen, und setzte mit eigenen Händen das Diadem auf ihr Haupt. Doch sollte dieser glänzende Schmuck nicht lange auf ihm verweilen. Von den Umständen der Trennung welche das Englische Werk kurz erwähnt, wollen wir bloß bemerken, daß, wie es immer zu Buonapartes Staatsklugheit gehörte, diejenigen, welche gegen ein Decret waren, oder von denen man dieß vermuthete, zu dessen Wortführern zu erwählen, auch in diesem Falle ihr Sohn, Prinz Eugen, dazu auserlesen ward, dem Senate das Scheidung-Decret zu überbringen. Inzwischen ließ er sie in demselben in dem Besitze des Titels einer gekrönten Kaiserin, und versicherte, sie solle ein unverjährliches Recht auf seine Zärtlichkeit behalten, und immer als seine beste Freundin angesehen werden. Von ihren Kindern aus der ersten Ehe leben nur zwei, Eugene Beauharnois, bisher Prinz Vicekönig von Italien genannt, und Hortensia, vermählt mit Ludwig Buonaparte, vormahligem Könige von Holland. Bei dem Einfall der Alliirten in Frankreich wurde sie mit vieler Aufmerksamkeit, selbst von den Monarchen, behandelt, und man bewilligte ihr eine jährliche Pension von einer Million Franken, als die plötzlich starb, wie das Gerücht sagt mit gebrochenem Herzen; ob aber über einen Brief von Napoleon oder wegen einer Audienz bei Ludwig XVIII., darüber sind die Nachrichten uneinig. Die Wissenschaften und Künste verlieren, wie die Armen, in ihr eine Wohlthäterin und Beschützerin.
- *) Dieser Brief, der sich in der Minerva von Archenholz oder Reichards Frankreich befindet, war, wie so manche der in einer Sammlung herausgegebenen Briefe von Opfern der Revolution, unbeschreiblich rührend und interessant.
- **) Nach einer interessanten Erzählung in der Minerva war es eigentlich ein junger Schreiber einer der Committeen, Namens Bassieres, der ihr Leben so wie das Leben vieler Anderer rettete, indem er sich bei Nachtzeit in das Bureau der Committé einschlich, einen Packen Anklageakten nach dem andern wegstahl, die Papiere mit sich in ein Badehaus nahm, sie dort durchs Wasser zog und kleine Kugeln aus ihnen machte, welche er die Seine hinabschwimmen ließ.
Josephine Tascher de la Pagerie.[]
Josephine Tascher de la Pagerie,[3] erste Gemahlin Napoleon Bonaparte's, Tochter des Herrn de Lapagerie und dessen Ehefrau, Charlotte, geborne Andiffredy, wurde zu Martinique den 24. Junius 1764 geboren, und vermählte sich zum erstenmale mit dem ehemaligen Vicomte Alexander Beauharnois, der gleichfalls auf Martinique geboren, Mitglied und Präsident der constituirenden Versammlung, und nachher General en chef der Rheinarmee war. Er wurde aber im Jahr 1794 destituirt, und auf den Spruch des Revolutionstribunals, in Paris den 23. Jul. d. J. guillotinirt. Seine Gemahlin Josephine, fiel nun auch den Mordbuben in die Klauen, und wurde ins Gefängniß geworfen, wo, wie man sagt, Bonaparte mit ihr zuerst bekannt geworden seyn soll. Bald nachher kam sie unter die Protection von Barras, und war, nach dem Sinne des sittenlosen Frankreichs, seine gute Freundin. Dieß hielt jedoch Bonaparte nicht ab, sich um ihre, mit einem sehr bedeutenden Vermögen verbundene Hand, zu bewerben, wodurch er zugleich Barras, damals höchst entscheidende Protection zu gewinnen hoffen konnte. Madame Beauharnois wurde ihm wirklich den 8. März 1796 zu Theil, und zugleich erhielt er das Commando der italiänischen Armee. Mann will wissen, daß Josephine zu ihrem zweiten Gemahle wahrhaft zärtliche Zuneigung gefaßt, und ihn aus Liebe geheirathet habe. An seinem Glanze ließ er sie freilich genugsam Theil nehmen; sie durchzog mit ihm im Triumphzuge die eroberten italiänischen Staaten, und empfing allenthalben die Opfer der demüthigen Sclaverei; auch erhob Bonaparte sie im Jahr 1804 mit auf den Kaiserthron, und ließ sie am 2. Dec. d. J. feierlich als Frankreichs Kaiserin krönen. Seinen jähzornigen und höchst impetuösen Charakter mußte sie dessenungeachtet mehr als zu häufig schmerzlich erfahren, wofür sie sich nur durch die, ihr von allen Seiten zuströmenden reichen Geschenken derer, die durch ihre Protection irgend ein ersehntes Ziel zu erreichen hofften, schadlos halten konnte. Mit ihrem ersten Gatten, hatte sie einen Sohn, den im Jahr 1781 geborenen Monsieur Eugen Beauharnois, und eine Tochter, die am 10. April 1783 geborene Demois. Hortensie Cecilie Beauharnois, erzeugt; aber ihre zweite Ehe blieb kinderlos. Vielleicht war dieser Umstand Mitursach, daß Napoleon auf Trennung von ihr, dachte; sie konnte und durfte sich seinem souveränen Willen nicht widersetzen. Die Wahrhaftigkeit ihrer Erklärung am 13. Dec. 1809: "Ich muß erklären, daß, da mir keine Hoffnung bleibt, noch Kinder zu bekommen, welche die Bedürfniß der Politik meines Gemahls und das Interesse Frankreichs befriedigen können, ich ihm gern den größten Beweis von Attachement und Ergebenheit geben will, der je auf Erden gegeben worden ist" u. s. w., wird schwerlich allgemeinen Glauben finden. So ward dann die Ehe am 16. Dec. 1809 getrennt, was auch kirchliche Ordnung, deren Stimme man zu beschwichtigen wußte, dagegen einzuwenden haben mochte. Josephine behielt den Titel und Rang einer gekrönten Kaiserin Königin, dazu einen Jahrgehalt von zwei Millionen Franken aus dem Staatsschatze, und obenein zur Residenz, das Schloß Laeken bei Brüssel. Man hat zwar geglaubt, sie habe einen starken Anhang in Frankreich, der ihre Verstoßung einst rächen würde, aber man hat nichts von Unruhen dieser Art vernommen, vielmehr lebte sie fast vergessen, war noch Zeugin der großen Veränderung in Frankreich, und starb nach einer kurzen Krankheit am 30. Mai 1814.
Von Reisende.[]
Caspar Heinrich Freiherr von Sierstorpff.
Madame Bonaparte ist eine kleine magere Frau, von ohngefähr 40 Jahren. Sie hat nichts vorzüglich bedeutendes in ihren Gesichtszügen. Auch scheint sie mit in ihren jüngern Jahren nicht hübsch gewesen zu seyn. Sie hat eine spitze, ziemlich lange Nase, einen grossen Mund, braune Augen, und unter diesen, so wie am Munde graue Flecke, wie man solche zuweilen an Weibern sieht, die ihre Haut in der Jugend durch Schminke verdorben haben. Ich glaube nicht, dass sie sich heute geschminkt hatte, es müsste denn sehr wenig gewesen seyn. Ihre Physiognomie verräth keinen besondern Frohsinn oder zu deutliches Vergnügen über ihre Lage. So viel als sie einer, der sie nur ein paar Mal gesehen hat, dem äusserlichen Ansehen nach beurtheilen kann, scheint sie eine natürliche, kluge, solide Frau zu seyn, von welcher Seite ich sie auch von denen, die sie genau kennen, habe beschreiben, und allgemein deswegen rühmen hören, dass sie den Leuten gefällig ist, und für Unglückliche sich gern verwendet. Uebrigens soll sie sich in Nichts mischen, was zur grossen Politik gehört, und vorzüglich die schönen Künste und Lectüre lieben. Ihr Anzug war weiss und äusserst einfach. Ich habe daran nichts besonders auffallendes bemerkt. Von Geburt heisst sie la Page und Bonaparte heyrathete sie als Wittwe Beauharnois. Dass dieser seine Stieftochter, die jetzige Madame Louis Bonaparte, sehr liebt, soll zum Familienglück vieles beytragen, da er in diesem kleinen Zirkel alle Stunden zubringt, die er von den anhaltenden Regierungsarbeiten sich abmüssigen kann.
Zeitungsnachrichten.[]
- [1812]
Lausanne, den 24sten September. [4]
Die Kais~~in Josephine und die Königin von Spanien, Gemahlin des Königs Joseph, Allerhöchstwelche sich einige Zeit in den Bädern zu Aix in Savoyen aufgehalten hatten, wurden gestern zu Sechairon bey Genf erwartet, um daselbst das Diner einzunehmen.
Vermischte Nachrichten. [5]Die Kaiserin Josephine reiste den 20sten Oktober von Genf auf Lyon.
Quellen.[]
- ↑ Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
- ↑ Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Herausgegeben von einer Gesellschaft von Gelehrten. 1814.
- ↑ Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 243. Mittewoch, den 9/21. Oktober 1812.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 275 Freytag, den 15. /27. November 1812.