Johann Maria Joseph, Prinz, Regent von Portugal.[]
Johann (Maria Joseph), Prinz, Regent von Portugal, geboren den 13. May 1767 übernahm bey dem Ausbruche des Wahnsinns seiner Mutter die Regierung 1792. Aber erst seit 1799 führt er sie in seinem Nahmen. Er war nicht für den Thron bestimmt, sondern sein älterer Bruder Joseph, der aber 1788 starb. Johann wurde mit einer Tochter König Carls IV. von Spanien vermählt, von der er acht Kinder besitzt. Im Jahre 1797 wurde mit Frankreich Friede geschlossen, aber die Ratifikation unterblieb. 1799 wurde Papiergeld ausgegeben. Erst im September 1801 wurde mit dem ersten Consul der Friede unterzeichnet, und Portugal lebte in einer leidlichen Neutralität fort. Der Regent hielt sich meist im Kloster Mafra auf, wo er sich im Mönchsleben gefiel. Endlich am 29. November 1807 sah er sich genöthigt, sein Reich zu verlassen und nach Brasilien in Amerika überzusegeln. Seitdem ist Portugal von den Franzosen besetzt, aber später durch Capitulation an die Engländer überlassen worden. Doch rücken die Franzosen jetzt wieder gegen dasselbe vor.
Zur Charakteristik des Prinz Regenten.[]
- [1808]
Der Prinz Regent von Portugal, war nichts weniger als militairisch, denn seit drei Jahren befand er sich immer im Kloster Mafra. Er brachte sein Leben mit Glockenläuten und Singen am Chorpulte zu. Während er keinen Theil der Administration bezahlte, hat er 15 hundert tausend Franken auf die Erbauung von 6 Orgeln für die Kirche dieses Klosters verwandt. Aus Religiösität gieng er zwar in kein Theater, allein er ließ dafür zu Mafra Komödien durch Mönche aufführen, die sich als Frauenzimmer verkleideten, und Noth und Schönpfläsierchen auflegten. Für diese allein und für einige Günstlinge war er sichtbar. Mitten aus diesem Zustand der Verworfenheit und des Lächerlichen ist er mit einem mal herausgetreten und hat einen Entschluß gefaßt, der eines größern Charakters würdig gewesen wäre. Wahrscheinlich hat er den Gefahren der Schiffahrt nur aus einer noch größern Furcht getrotzt. Sein schneller Entschluß ist um so bemerkungswerther, da er bestimmt schien, zu Mafra in der Kutte und unter der Kaputze zu sterben, und man sagt allgemein in Lissabon, daß die drei letzten Tage dieses Prinzen seinen übrigen Leben gar nicht gleich gesehen haben.
Zeitungsnachrichten.[]
1808.[]
Politische Neuigkeiten. [3]
Man weiß nun bestimmt, daß die Erklärung des Prinz-Regenten gegen die Engländer, eine Maske seyn sollte, wodurch man glaubte dem Einrücken französischer Truppen vorzubeugen, allein sich der Masken bedienen, ist wie bekannt, beym Kaiser Napoleon, nicht anwendbar, und so sah sich also der Portugiesische Hof genöthigt, nach seinen Amerikanischen Besitzungen zu segeln.
Politische Notizen. [4]
Der Prinz Regent welcher nach Brasilien gegangen ist, was nichts weniger als Militair, sondern brachte, besonders seit den letzten drei Jahren, sein Leben im Kloster von Mafra zu. Er verwendete anderthalb Millionen Franken darauf, um für die Kirche dieses Klosters sechs Orgeln bauen zu lassen.
Südamerika. [5]
Der ehemalige Prinz-Regent von Portugal kam am 23. Juny in Bahia an. Nach dem Aufenthalt von einem Monath segelte er nach Rio-Janeiro ab, von wo aus er in verschiedenen Landesstrichen Exkursionen macht: Zu gleicher Zeit kam die übrige königl. Familie am Borde verschiedener Schiffe an. Der Prinz schien entschlossen seine Residenz zu Rio-Janeiro zu nehmen. Der erste Akt der Regierung war die Publikazion einer Verfügung und Bestimmung verschiedener Handels- und Finanz-Gegenstände. Hiernach scheint die Ausfuhr aller Produkte aus Brasilien (Färbeholz, Diamanten und Goldstaub ausgenommen) frey gegeben zu seyn. Eben so die Einfuhr aller Gattungen von Handelsartikeln, gegen eine Abgabe von 24 Prozente des Werthes.
1812.[]
London, den 6ten August. [6]
Privatnachrichten von Lissabon melden, daß man in Kurzem in dieser Hauptstadt den Prinz-Regenten von Portugal erwartete, der, wie es hieß, schon unterweges war. Als Ursache seiner Rückkehr giebt man den Insurrektionsgeist an, der in der Hauptstadt Brasiliens ausgebrochen war und der heftige Unruhen erregt hatte, die von Versuchen gegen Se. Königl Hoheit begleitet gewesen.
London, den 8ten August. [7]Man versichert, daß in Brasilien heftige Unruhen ausgebrochen sind. Man hat, wie es heißt, versucht, den Prinz Regenten zu ermorden, und Se. Königl. Hoheit haben sich zur Flucht genöthigt gesehen.
London, den 12ten September. [8]In einem von Rio-Janeiro im Anfange des July geschriebenen Briefe lieset man Folgendes:
"Der Prinz Regent scheint geneigt, ein friedliches System nicht aus Neigung, sondern aus Mangel an Gelde anzunehmen. Die Flotte, die bloß ein unnützer Paradegegenstand ist, wird, wie man glaubt, abgetakelt und die Officiers werden entlassen werden."
Einzelne historische Züge und Anekdoten.[]
Der vor einigen Jahren als der älteste General der Portugiesischen Armee verstorbene Herzog de la Foens äußerte bereits die Meinung, daß wenn eine Französische Armee gegen Portugall bestimmt wäre, sie bloß Maulthiere (zum Transport der Lebensmittel) nöthig habe, um dasselbe in Besitz zu nehmen. Der Prinz Regent, der jezt nach Brasilien gegangen ist, war nichts weniger als Militär, sonder brachte, besonders seit den lezten drei Jahren, sein Leben im Kloster von Mafra zu. Er verwendete anderthalb Millionen Franken darauf, um für die Kirche dieses Klosters sechs Orgeln bauen zu lassen, und während der Kaiser Napoleon den Rheinbund organisirte, beschäftigte sich der Prinz Regent damit, das Kloster zu Mafra zu organisiren! Mit den Mönchen desselben ging er ins Chor, um mit ihnen die Mette und die Vesper zu feiern; aus Andächtelei hielt er es für ungeziemend, das Schauspiel zu besuchen, dagegen ließ er von den Mönchen selbst Schauspiele aufführen, wobei einige von ihnen als Frauenzimmer verkleidet, mit geschmückten Gesichtern und mit Schönpflästerchen auftraten! Außerhalb dem Kloster war der Prinz fast gar nicht zu sehen.
Quellen.[]
- ↑ Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 79. Sonnabend, den 1. Oktober 1808.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 203. Freytag, den 23. August /4. September 1812.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 201. Mittewoch, den 21. August /2. September 1812.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 241. Montag, den 7/19. Oktober 1812.
- ↑ Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1808.