Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Joh. Gottfr. von Herder.[]

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Herder, (Joh. Gottfr. von) herzoglich weimarischer Oberkonsistorialrath, Oberhofprediger und Vizepräsident des Oberkonsistoriums zu Weimar, wurde zu Morungen in Preußen 1744 gebohren. Er studierte zu Königsberg, wurde später Rektor zu Riga, dann kam er als Superintendent nach Bückeburg, und endlich 1776 nach Weimar, wo sich seine Talente am glänzendsten enwickelten. Seine theologischen und philosophischen Werke, seine Untersuchungen über die Sprache, seine ästhetischen, kritischen und historischen Arbeiten, werden ihm immer eine der ersten Stellen unter den Schriftstellern aller Zeiten und Sprachen zusichern. Auch seine Uebersetzungen haben klassischen Werth. Herder, welche seiner Verdienste wegen in den Adelstand erhoben worden war, hatte eine melodische Stimme, einen edlen und imponirenden Anstand, und zeigte auch im Gespräche sehr viele natürliche Beredsamkeit. Er hatte viele Freunde und war ein guter Gatte und Vater. Heftige Schmerzen verbitterten ihm seine letzten Tage und er starb endlich am 18. Dezember 1803.


Der achtzehnte December 1803.[]

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Gestorben Johann Gottfried Herder, Oberkonsistorialpräsident und Oberhofprediger zu Weimar.

Herder, gebohren am 25sten August 1741 zu Morungen in Preußen, machte sich zuerst durch die "Fragmente über die neueste Litteratur" als Kritiker bekannt und durch die Streitigkeiten mit Klotz und andern in den "Kritischen Wäldern." Wieland, der mit seinen Urtheilen gar unzufrieden war, so daß er in Briefen an Freunde sehr bitter über ihn urtheilte, prophezeite doch: "daß er noch ein großer Mann werden könne"; und das ist er als Theolog, Philosoph, Geschichts- und Alterthumsforscher, Uebersetzer xc. wirklich geworden. Als Theologen beurkundete er sich durch die "Briefe über das Studium der Theologie" -- die "Erläuterungen zum Neuen Testament aus einer neueröffneten morgenländischen Quelle" -- den "Geist der hebräischen Poesie" mehrere Predigten xc. als Philosophen durch die Preisschrift "über den Ursprung der Sprachen" -- die "Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit" -- die "Briefe zur Beförderung der Humanität" u. s. w. als Aesthetiker durch die "zerstreuten Blätter" -- als Geschichtsforscher durch die Aufsätze "über Ulrich von Hutten --" Valentin Andreä, -- "Jakob Balde" und anderes mehr. Als Uebersetzer pflanzte er die schönsten Blumen des Orients, Griechenlands xc. auf deutschen Boden. Man hat seine Werke, nicht mit Unrecht, öfters mit denen von Plato und Aristoteles verglichen, obgleich der Mann einzig dasteht und solche Vergleichungen gemeiniglich entweder zu viel oder zu wenig sage.

Vom Conrektor der Domschule stieg Herder bis zu den ersten Würden der Kirche im Herzogthum Weimar hinauf, vom Schüler Kant's zum Lehrer der deutschen Nation und einem ihrer ersten Schriftsteller in vielen Fächern. Im Jahr 1776 kam er nach Weimar, wirkte hier 27 Jahre , und starb im 63sten seines Alters. Lange Zeit hatte er mit einer beschwerlichen Leberkrankheit zu kämpfen, die ihn oft unmuthig machte, und woher es auch kam, daß er als Mensch nicht immer richtig beurtheilt wurde. Grösse des Geistes, hoher Sinn für Schönheit, Witz, forschender Verstand, Kraft in Darstellung seiner Gedanken, reines Wohlwollen des Herzens sind übrigens Vorzüge, die ihm kein Billigdenkender absprechen wird, und seine Schriften werden ewig Monumente seines Geistes und Herzens bleiben.


Quellen.[]

  1. Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
  2. Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.
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