Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Biographien.[]

(1811) Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811.

(1818) Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.

(1818) Zeitgenossen. Biographieen und Charakteristiken. Leipzig und Altenburg: F. A. Brockhaus. 1816.


Marquis Johann von Chasteler.[]

[1]

Bayerische Staatsbibliothek.

Chasteler, (Marquis Johann von), kaiserlich österreichischer Feldmarschalllieutenant, Commandeur des Theresien- und Leopoldsordens, und wirklicher Kammerherr, gebohren in östreichisch Flandern, trat sehr jung in Dienste und wählte das Ingenieurkorps; that sich in dem Türkenkriege hervor und erhielt zur Belohnung seiner Verdienste bey der Belagerung von Belgrad, das Maria Theresienkreuz. 1790 ward er zum Obristlieutenant erhoben und nach den Niederlanden geschickt, um einen Theil der Festungswerke von Namur herstellen zu lassen, er machte bey dieser Gelegenheit einen Plan, der allgemein bewundert wurde. Im Dezember 1792 gerieth er auf dem Schloße zu Namur, wo der General Moitelle en Chef kommandirte, in französische Gefangenschaft. Während der Belagerung hatte er eben so viel Tapferkeit als Talent gezeigt. Einige Monathe darauf ward er ausgewechselt, machte den Feldzug von 1793, that sich bey mehreren Vorfällen hervor, und empfieng 7 Wunden bey der Belagerung von Valenciennes. Im Dezember 1797 erhielt er von dem Wiener Hofe den Auftrag, an der Bestimmung der neuen Gränzscheidungen mit den französischen Kommissären zu arbeiten. Er wohnte hierauf dem italienischen Feldzuge von 1799 in der Eigenschaft eines Chefs des Generalstaabes bey, erhielt den Auftrag, die Belagerung von Alexandien zu leiten, und ward dabey schwer verwundet. 1802 hatte er die Tyroler Militz zur großen Zufriedenheit des Kaisers organisirt, daß ihn Se. Majestät zum Eigenthümer eines Tyroler Jägerregiments ernannte. 1805 war er Chef des Generalstaabs vom Erzherzog Carl in Italien. Später dirigirte er die Wiederherstellung der Festungswerke zu Komorn in Ungarn, und beym Wiederausbruche des Kriegs 1809 kommandirte er das Corps, das in Tyrol einrückte.


Joh. Gabr. Marquis von Chasteler.[]

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Chasteler, (Joh. Gabr. Marquis von), wurde am 22sten Jan. 1763 auf dem Schlosse Mulbois in Hennegau aus einem alten und vornehmen Geschlechte geboren. Nach guter Vorbereitung trat er im fünfzehnten Jahre seines Alters in österreichische Kriegsdienste, und machte den Feldzug von 1778 mit. Er diente dann im Geniecorps, zeichnete sich im Festungsbau rühmlich aus, und machte glänzende Fortschritte in andern verwandten Wissenschaften. Im Türkenkriege erwies er sein Talent und seinen Muth bei den Belagerungen von Novi und Belgrad und stieg bis zum Major. In den Feldzügen des französischen Revolutionskriegs 1792 - 95 fehlte er in Frankreich, in den Niederlanden und am Rhein, bei keiner glänzenden That, er erhielt mehrere Wunden und sein Name erlangte großen Ruhm. 1796 und 97 bedurfte man eben so sehr diplomatischen Gewandtheit, als seiner militärischen Talente in Polen, dessen letzte Theilung so eben vollbracht war. Dasselbe Geschäft führte ihn dann nach Petersburg. 1797 ward er mit der Uebernahme der venetianischen Provinzen beauftragt. Sein glänzendstes Jahr war das von 1799, wo er als Generalquartiermeister der vereinigten russisch-österreichischen Armee in Italien auftrat. Die Tage von Mageano, von der Adda und Trebia machten seinen Namen in Jahrbüchern der Oesterreichischen Kriegsgeschichte unvergeßlich. Vor Tortona erhielt er seine dreizehnte Wunde. 1800 ging er zur Rheinarmee, in deren Hauptquartier er aber nichts Gutes bewirken konnte, am Ende des Feldzugs commandirte er im Tirol, dessen bessere militärische Organisation er zu bearbeiten anfing. 1802 ging er nach Paris, ward von Napoleon mit Auszeichnung aufgenommen, und negocirte mit Erfolg um die Rückgabe seiner niederländischen Güter. Im Feldzuge 1805 erhöhten das Gefecht am Paß Strub und Marmonts Vertreibung aus Grätz seinen alten Ruhm. Im J. 1809 war er, mit Hormayr, die Seele der tyrolischen Insurrection, und aller großen Thaten, die dort geschahen, und er ließ sich in den letztern nicht durch Napoleons Befehl irren, der ihn in seinem Grimme für einen Räuberanführer erklärte. Erst als für das Tirol alles verloren war, zog er aus dem Lande nach Ungern. Nach der Beendigung des Kriegs stand er eine Zeit lang als Militärcommandant in Troppau, wurde 1813 Feldzeugmeister und Gouverneur von Theresienstadt, und übernahm in demselben Jahre Dresden, als die von Klenau geschlossene Convention gemißbilligt wurde. Nach dem Frieden von 1814 wurde er Militärgouverneur in Venedig.


Johann Gabriel Marquis von Chasteler.[]

[3]
Johann Gabriel Marquis von Chasteler zu Courcelles, aus einer Seitenlinie des Herzoglich-Lothringischen Geschlechts, welche, laut feierlicher Anerkennung der Heroldskammer zu Mecheln, in Theodorich dem Teufel (Thierry le Diable), mit dem regierenden österreichischen Kaiserhaus, mit den Guisen, Mereveurs, Vaudemonts und Elboeufs den gleichen Ursprung hat. -- Er wurde am 22. Januar 1763 auf dem Schloß Mulbais im Hennegau geboren, dessen Großmarschall sein Vater war; seine Mutter eine geborne Gräfin von Thürheim.

Seine früheste Jugend verlebte und seine allererste Bildung erhielt Chasteler in de berühmte Anstalt zu Pont-â-Mousson, die spätere in der Wiener Ingenieur-Akademie. Im funfzehnten Jahr seines Alters, ungemein ausgezeichnet von dem ihm nahe verwandten Prinzen de Ligne, trat er in den österreichischen Kriegsdienst, und machte den ganzen bairischen Erbfolgekrieg wider Preußen mit. In den darauf gefolgten Friedensjahren diente er im Geniecorps, und zeichnete sich bei dem Bau der von dem unvergeßlichen Joseph angeordneten Festungen Josephstadt und Theresienstadt ungemein aus, eben so bei verschiednen Bauen in Ungarn. Er spricht alle Sprachen der österreichischen Monarchie; kein andrer General hat dieselbe so bereist, und ist darin so orientirt. In eben jenen Friedensjahren machte er auch seine bewundernswürdigen Studien in der Geschichte, Naturkunde, Kriegswissenschaft, und vorzüglich Kriegsbaukunst. Im Türkenkrieg diente er bei dem Corps in Kroatien; sein Heldenmuth, womit er 1789 unter Laudons Augen, obgleich mehrmals verwundet, die Bresche von Novi erstieg, brachte ihm das Theresienkreuz. Er wurde Major im Geniecorps, und leuchtete bei der Belagerung von Belgrad, bei dem Sturm der Vorstädte, besonders hervor. Während der niederländischen Unruhen gab er die größten Beweise seiner Anhänglichkeit an das Kaiserhaus, was ihm die väterliche Zuneigung des Fürsten Kaunitz noch mehr gewann. Beim Ausbruch des französischen Revolutionskrieges war seine erste glänzende Waffenthat, wie er das mehrere Jahre vorher gänzlich geschleifte elende Schloß von Namur, dessen Breschen nur mit Faschinen hergestellt waren, 1792 durch volle vierzehn Tage gegen eine große Uebermacht Franzosen hielt. Er fehlte bei keiner großen That des daran so fruchtbaren Jahres 1793; -- man braucht nur die Namen Neerwinden, Famars, Valenciennes, Marchiennes, Avesnes, Maubeuge zu nennen! In einem Gefecht bei Avesnes, wo ihn sein kurzes Gesicht mitten unter eine feindliche Infanterietruppe hineinführte, erhielt er acht Bajonetstiche. Im Feldzug von 1794 that er sich in den wüthenden Schlachten von Charleroi und Tournai ungemein hervor, und gewann das vorzügliche Zutrauen des Feldmarschalls Grafen Clerfait, wo er denn auch in der wechselvollen Campagne von 1795 dieses Zutrauen am Hartenberge vor Mainz und am Niederrhein auf das glänzendste rechtfertigte, und alle Welt ihm den überraschend herrlichen Ausschlag des Sturms der Mainzer Linien zuschrieb. 1796 und 1797 bedurfte man eben so sehr seiner diplomatischen Gewandtheit, als jener militärischen Talente in Polen, dessen dritte und letzte Theilung so eben vollbracht war. Er arbeitete sofort in diesem Geschäft in Petersburg mit dem österreichischen Bothschafter, Grafen Ludwig Kobenzl. 1797, nach dem Frieden von Campo Formio, war er Bevollmächtigter zur Uebernahme und Demarcation der neu erworbenen venetianischen Provinzen. Sein glänzendstes Jahr war 1799, wo ihm das ganz besondre Zutrauen des Ministers, Baron Thugut, den Posten als Generalquartiermeister der vereinigten russisch-österreichischen Armee zudachte, die Feldmarschall Grafen Suworow-Rimninsky, und durch Chasteler bald auch Italinsky, befehligen sollte, und die jetzt, nach dem leidigen Todfall des hoffnungsreichen Prinzen von Oranien, interimistisch der F. M. L. Baron Kray commandirte.

Unvergeßlich machen die Tage von Magnano, von der Adda und Trebbia Chastelers Namen in den Jahrbüchern der österreichischen Kriegsgeschichte. Der kühne, für unmöglich geglaubte Uebergang über die Adda bei Castell di Trezza entschied die Gefangennehmung von Serruriers Corps und den schnellen Einzug im Mailand. Er gab Chasteler das Commandeurkreuz des Theresienordens. An der Trebbia, wo die Armee von Neapel unter Macdonald vernichtet wurde, that Chasteler in den schwierigsten Augenblicken Wunder der Tapferkeit. Die Art, wie er Suwarow zu nehmen und zu gewinnen wußte, ehrt eben so sehr sein Herz und seine Selbstverleugnung im Dienst, als seine kluge Gewandtheit und Menschenkenntniß.

In den Laufgräben vor Tortona erhielt er seine dreizehnte und letzte Wunde durch eine Kartätschenkugel in die Brust. Sie schien tödtlich. Obrist Zach löste ihn ab als Generalquartiermeister, und blieb es bis zur Schlacht von Marengo. Im Frühjahr 1800, von seiner schweren Verwundung kaum geheilt, sendete ihn Baron Thugut zur Rheinarmee, deren Commando, nach dem Abgang des Erzherzogs Carl, der in Italien siegreiche Kray unter üblen Vorbedeutungen übernahm. Die beiden Dirigirenden der Operationscanzley, die Generale Schmidt und Chasteler, waren in ihren Ansichten und ganzen Wesen diametral entgegengesetzt; Zwist unter den Oberbefehlshabern, allgemeines Mißvergnügen, daß der Erzherzog Carl nicht mehr da war. Anfangs July sah sich Kray bis ins Herz von Baiern zurückgedrückt, der Waffenstillstand von Parsdorf kostete empfindliche Opfer, zumal auf der Seite Tyrols. Der Kaiser ernannte an Kray's Stelle den Erzherzog Johann zum Oberbefehlshaber, und gab ihm den F. Z. M. und Generalgeniedirector Baron Lauer zur Seite. Kray ging in seine Vaterstadt Käßmark in der Zips und privatisirte dort; Schmidt erhielt eine Friedensanstellung; Chasteler eine Brigade bei dem Corps in Tyrol, wo er sich ungemein beliebt machte und jene Freundschaft mit dem Freiherrn v. Hormayr, damaligem Hauptmann und Major der Tyroler Landwehr anknüpfte, welche auf die Ereignisse von 1809 in diesem Gebirgslande so entscheidenden Einfluß gehabt hat.

Als der nach der Schlacht von Hohenlinden wieder zum Obercommando berufene Erzherzog Carl den Waffenstillstand von Stadt Steyer schloß, wurde Tyrol geräumt und nur von französischen und österreichischen Sauvegarden in gleicher Anzahl besetzt. Chasteler commandirte die Oesterreicher, Nansouty und Demont die Franzosen. In dieser Ruhezeit entwarf Chasteler vortreffliche Pläne für die Fortification Tyrols, für die Organisation der Landwehr und des Landsturms daselbst, und für Erzielung eines kriegerischen Geistes unter der Nation. 1802 ging er nach Paris um seine Ausstreichung von der niederländischen Emigrantenliste und die Rückgabe oder Ablösung seines Vermögens zu bewirken. Bonaparte nahm ihn in St. Cloud mit ungemeiner Auszeichnung auf, machte ihm die größten Complimente über den italienischen Feldzug von 1799, und ließ ihn leidlicher als gewöhnlich aus seiner Angelegenheiten in den Niederlanden scheiden; und Chasteler fuhr mit seinen Arbeiten in Tyrol fort. Er erhielt das neuerrichtete Jägerregiment, und beim Ausbruch des Kriegs von 1805 ein Commando. Das Gefecht am Paß Strub mit der bairischen Division Deroy, der Marsch gegen Salzburg, die Vertreibung Marmonts aus Gratz, waren allerdings dazu gemacht, seinen alten Ruhm zu erhöhen.

In den Jahren 1806 u. 1807 bereiste er mehrere Gegenden der Monarchie, insonderheit Galizien und die Karpaten, wegen des Fortificationssystems unter ihren neuen politischen Conjuncturen. 1808 wurde ihm die Befestigung von Komorn übertragen, die er mit seiner gewöhnlichen unglaublichen Thätigkeit betrieb. Er erhielt das Commandeurkreuz des neugestifteten österreichischen kaiserl. Leopoldordens, das Commando des achten Armeecorps, welches zu der vom Erzherzog Johann commandirten Armee von Innerösterreich gehörte, und bei Villach und Klagenfurt aufgestellt war. Zum Theil war es nach Tyrol bestimmt, und obwohl nur zum kleinern Theil, befahl dennoch der Erzherzog Johann, daß Chasteler wegen seiner Localkunde diese Expedition persönlich führe.

Chasteler und der Freiherr v. Hormayr waren nun die Seele der Insurrection Tyrols und aller damit zusammenhängenden politisch-militärischen Verständnisse und Verbindungen. Am 9. April 1809 rückten sie nach Tyrol vor; der Aufstand brach aus. Schon am 13. April war das ganze nördliche und mittlere Tyrol erobert, 8000 Feinde mit Kanonen, Bagage und Trophäen genommen, dem Feind die Verbindung zwischen Italien und Deutschland abgeschnitten. Nun vertrieb Chasteler auch Baraguay d'Hilliers aus Trient, schlug ihn am 24. bei Volano, am 25. April war auch Welschtyrol erobert und die Verbindung mit dem Heer des Erzherzogs Johann hergestellt.

Inzwischen war das große Unglück bei Regensburg geschehn; Chasteler mußte sich nach dem nördlichen Tyrol wenden. Bonaparte war über die schimpfliche Capitulation der 8000 Franzosen und Baiern in Innsbruck um so mehr ergrimmt, als sich durch ganz Deutschland Spuren der bedenklichsten Gährung zeigten. Er wollte eine außerordentliche Rache nehmen, und gab zu Enns einen Tagsbefehl, wodurch er einen gewissen Chasteler, angeblich General in österreichischen Diensten, als Räuberanführer, als Urheber der an den gefangenen Franzosen und Baiern verübten Mordthaten, und als Anstifter der Tyroler Insurrection in die Acht erklärte, vor ein Kriegsgericht zu stellen, und binnen 24 Stunden zu erschießen befahl. Kaiser Franz verordnete Repressalien gegen diesen barbarischen und völkerrechtswidrigen Einfall, der um so verworfener war, als die Fürsorge für die Gefangnen und Verwundeten einer der ersten Gegenstände war, womit Chastelers ritterliche Seele sich beschäfftigte.

Die bairische Armee unter dem Marschall, Herzog von Danzig, brach ein, und wüthete mit Brand, Raub und Mord. Furchtlos wie immer, aber fast zehnmal geringer an der Zahl, ging Chasteler ihnen entgegen, wurde aber am 13. Mai bei Wörgl, noch dazu in einer der größeren Ebnen, die Tyrol hat, aufgerollt und gänzlich zersprengt. Nun zog er sich in die Centralposition des Brenners. Indessen war Tyrol von allen Seiten abgeschnitten; Vicekönig Eugen drängte den Erzherzog von Villach hinweg und suchte den nächsten Weg zu dem inzwischen bei Aspern geschlagenen Napoleon. Chasteler brach, so wie der Vicekönig vorüber war, aus Tyrol heraus, wo General Buol zurückblieb, und ging durch Kärnthen und Unter-Steyer nach Ungarn.

Nach der Beendigung des Kriegs stand er eine Zeit lang als Militärcommandant in Troppau, wurde 1813 F. Z. M., Gouverneur von Theresienstadt, und übernahm Dresden, als die Convention mißbilligt wurde, die Klenau mit dem franz. Marschall Gouvion St. Cyr geschlossen hatte. Nach dem Frieden erhielt der hochverdiente Mann den Ehrenposten eines Militär-Gouverneurs in Venedig.

B. M. R.


Sonderbare Rettung des F. M. L. Marquis Chasteller.[]

[4]
In der Schlacht bey Wattigny am 16ten Oktober 1793 wurde der damahlige Oberstlieutenant Marquis von Chasteller schwer verwundet, und blieb, von den Seinigen für todt gehalten, auf dem Schlachtfelde liegen. Nachdem der Feind von der Gegend, wo er lag, zurückgetrieben war, richtete sich Chasteller auf, hatte aber nicht so viele Kräfte mehr, aufzustehen, sondern blieb mitten unter den Todten und Sterbenden sitzen. In dieser Stellung bemerkte ihn ein Dragoner von Koburg, der sogleich herbey eilte, sich um sein Wohlseyn erkundigte, und als er hörte, wie schwer Chasteller verwundet sey, ihm sein Pferd anbot. Eben wollte der Marquis diesen Antrag annehmen, als er zu seinem nicht geringen Erstaunen bemerkte, der Unterleib des Dragoners sey aufgeschlitzt, und er bemühe sich, die heraus dringenden Eingeweide mit der Hand zurück zu drücken, er dankte daher dem wackern Krieger, und ermahnte ihn, sich lieber selbst zu retten. Der Dragoner aber erwiederte mit vieler Gelassenheit: "Ey, Herr Oberstlieutenant, nehmen sie nur immer mein Pferd, was ist am Ende an mir gelegen; aber an einem Manne, wie sie, verlöre der Kaiser einen braven Offizier, der sich nicht so leicht wie ich ersetzen läßt. Ich bitte sie nur, wenn sie ins Hauptquartier kommen, mich von hier abholen zu lassen. Durch diesen Edelmuth innigst gerührt, nahm der Oberstlieutenant das angetragene Pferd an, besonders da er uberzeugt war, daß für die Wunde seines Wohlthäters eine Tragbare weit heilsamer, als ein Pferd sey. Der Dragoner ward abgeholt, glücklich geheilt, und erhielt zur Belohnung die silberne Verdienstmedaille.


Tagsbefehl.[]


Armee von Teutschland.

Aus dem Kaiserl. Hauptquartier zu Ens den 5ten Mai.


Tagsbefehl.
Zufolge der Befehle des Kaisers wird ein gewisser Chasteler, sogenannte General in Oesterr. Diensten, Anstifter der Insurrection in Tyrol und Urheber der Mordthaten, die an den, dem Völkerrecht zuwider, von den Insurgenten verhafteten und gefangenen Baiern und Franzosen, begangen worden, sobald er gefangen genommen seyn wird, vor eine Militär-Commission geführt, und in den ersten 24 Stunden nach seiner Gefangennehmung in der Eigenschaft eines Räuberanführers erschossen werden.


Der Fürst von Neufchatel, Vice-konnetable, Major-General der Armee, unterzeichnet Alexander.
Für gleichlautende Abschrift, der Divisions-General, Chef des Generalstabes, unterzeichnet Vignolle.


Zeitungsnachrichten.[]

[1808]

Wien. [5]

Se. k. k. Majestät haben dem Feldmarschallieutenant, Marquis Chasteler, statt des inngehabten, nunmehr dissolvirten Jägerregiments das erledigte Infanterieregiment Neugebauer zu verleihen geruhet.


Quellen.[]

  1. Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
  2. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  3. Zeitgenossen. Biographieen und Charakteristiken. Leipzig und Altenburg: F. A. Brockhaus. 1816.
  4. Charakterschilderungen, interessante Erzählungen und Züge von Regentengrösse, Tapferkeit und Bürgertugend aus der Geschichte der österreichischen Staaten. Gesammelt von J. H. Benigni von Mildenberg. Wien, 1809. Im Verlage bey Anton Doll.
  5. Wiener-Zeitung. Nro 71. Sonnabend, den 3. September 1808.
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