Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Biographien.[]

(1797) Europäische Annalen Jahrgang 1797 von D. Ernst Ludwig Posselt.

(1804) Ernst Moritz Arndts Reisen durch einen Theil Teutschlands, Ungarns, Italiens und Frankreichs in den Jahren 1798 und 1799. Leipzig 1804.

(1811) Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811.


Johann Reubell.[]

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PortretJeanRewbel240

Jean Rewbel.

Johann Reubell, gebohren zu Colmar, im Departement des OberRheins, im Jahre 1746; also gegenwärtig 51 Jahre alt; der älteste unter allen 5 Directoren.

Ausgezeichneter Advocat bei dem höchsten GerichtsHofe im Elsaß, vertheidigte er oft die Sache der Bauren oder der Gemeinden gegen ihre Herrschaften; er fand ein Vergnügen darinn, die Privilegien und die Grosen zu bekämpfen; sein Hang nach Unabhängigkeit äusserte sich bei jedem Anlaß. Zum Deputirten bei der constituirenden NationalVersammlung gewählt, entfaltete er hier eine männliche und gedrungene Beredsamkeit, eine treffende Logik, und viele Kenntnisse. Nachdem diese Versammlung auseinander gegangen war, ernannte ihn das Departement des OberRheins zu seinem GeneralProcuratorSyndik. Er trat dann wieder in den NationalConvent ein, wo er eine Stelle im diplomatischen Ausschuß erhielt. Man schikte ihn darauf nach Mainz; er befand sich in dieser Stadt während der ganzen Epoche ihrer Belagerung durch die Preussen. Als sie endlich kapitulirte, und die Truppen, die sie vertheidigt hatten, gegen die katholische und königliche Armee in der Vendée marschirten, ward Reubell dabei zum Commissair ernannt, und erfüllte seinen Auftrag mit Muth und Kraft. Nachdem er wieder in den Schoos des Convents zurükgekehrt war, vermied er alle Theilnahme an Robespierre's blutdürstiger Wuth, und wuste sogar auch das Departement des OberRheins, dessen Organ er war, dafür zu bewahren. Nach dem Sturze der Triumvirs versezte er der Rotte der Jacobiner sehr derbe Streiche; Er zuerst unterzeichnete das Decret, welches ihren Club verschlos, und bewies gegen sie eben so viel Energie, wie gegen die Anhänger des Königthums, die er stets zu verabscheuen schien. Der Haager Friede mit Holland und der Baseler mit Preussen sind Reubell's Werk . . . Der Charakter dieses Directors ist rauh, ernst, fast etwas trozig, aber dabei offen und edel.


Rewbell.[]

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Man beschuldigt ihn, die Stelle eines Directors blos aus Golddurst angenommen zu haben. Seine Anlagen zum Staatsmann waren gering, und wurden von seinem wilden, hastigen, despotischen Character verdunkelt. Da, wo er Macht dazu hatte, war er stolz, hart, unerbittlich, aber gefällig wußte er einer höhern Gewalt nachzugeben. Er glaubte die Schicksale so wie die Menschen beherrschen zu können, und diese Meinung machte ihn unerträglich hartherzig, eigenwillig und stolz. Er wurde im Jahr 1746, zu Kolmar geboren. Als die die Revolution ausbrach war er Staabträger des Ordens der Advocaten im Rathe im Elsaß. Er wurde zum Mitgliede der constituirenden Versammlung erwählt. Hier zeichnete er sich unter den Mitgliedern der linken Seite aus, diese erhoben ihn zum Präsidenten. Als Mitglied des N. Konvents hat er verschiedenen Missiven erfüllt. Die wichtigste darunter ist die Friedensverhandlung, und der Bund, den er nebst seinem Kollegen Sieyes am 25 Floreal im dritten Jahre der Republik mit den Generalstaaten im Haag schloß. Am 3 October 1793. als die 66 verhafteten Deputirten ihre Stellen als National-Repräsentanten wieder bekamen, war er Präsident des National-Konventes. Während der Belagerung von Maynz wurde er als Botschafter dorthin geschickt und folgte der Armee, die auf jener Stelle gefochten hatte und deren Abgott er war, nach der Vendee. Im 3ten Jahre d. R. wurde er wechselsweise Mitglied des Wohlfahrts-Ausschusses und der öffentlichen Sicherheit, nachher wurde er beym vollziehenden Directorium angestellt. Er hat das Unglück gehabt in Niemandes Herzen einen Kummer darüber zurückzulassen, als ihn das Loos dieser Stelle entledigte; bis in seine Einsamkeit verfolgte ihn die Meinung des Volkes, denn das Publikum übt über die, welche es beherrschen, eine tyrannische Aufsicht aus, und selten erlöschen die Eindrücke, welche anerkanntes Unrecht oder übelgesinnte Menschen auf ihn machten.


Von Reisende.[]

F. J. L. Meyer.[]

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[1796]

Rewbell war schon vor der Revoluzion als Parlementsadvokat zu Kolmar, durch seine Thätigkeit, Gerechtigkeitsleibe, Uneigennützigkeit und Beredsamkeit geschätzt, und besonders den bedrückenden Gutsherrn im Elsass, durch seine oft übernommene kraftvolle Vertheidigung ihrer Unterthanen, furchtbar. Er ist während der Revoluzion, als Staatsmann, in der konstituirenden Versammlung, im Konvent, als Deputirter, in Mainz, während der Belagerung von 1793, und auf andern Missionen, diesem Karakter treu geblieben. -- Ich war nur wenig Tage nach der Ubergabe von Mainz dort, und hörte im ersten Ausbruche der empörten Leidenschaft vieler Bürger, welche unter dem despotischen Drucke der revoluzionairen comité de surveillance unmittelbar gelitten, und alles verloren hatten, ein schonendes Urtheil über den Deputirten Rewbell, da eben diese Leute über seinen Mitdeputirten, den ungestüm wilden und harten Merlin von Thionville, aus Einem Munde, die bittersten Vorwürfe ausstiessen. Der ruhige fremde Zuhörer konnte in diesen heftigen Äusserungen der Mainzer, Wahrheit von Übertreibung nicht unterscheiden; und Merlin fand, wegen seines in der Vertheidigung von Mainz bewiesenen Muthes, damals in Paris mehr Bewunderung als Tadler seines übrigen Betragens. Bei der seitdem aber so veränderten Stimmung des Ganzen, und bei Merlin's ausschweifender Lebensart, denken auch selbst seine vormaligen Vertheidiger, jetzt ganz anders über ihn. -- Rewbell's Karakter hingegen blieb aus damals, wenn man anders mit einiger Billigkeit die Lage von Mainz übersah, ungekränkt, und seine, am 17ten August 1793, im Konvent gehaltene Vertheidigung gegen einige unbedeutende Vorwürfe, die ihm in Ansehung seines Dienstes, als Kommissair in Mainz, gemacht wurden, trägt den Stempel der Aufrichtigkeit und Wahrheit.

In der konstituirenden Versammlung, wo ein mittelmässiges Talent gar nicht beachtet ward, ward Rewbell nicht übersehen; er erwarb sich die Achtung der ersten Köpfe. Während der gesetzgebenden Versammlung, machte er sich in seinem Departement durch Thätigkeit verdient. Er deckte, als Mitglied des Konvents, sein Vaterland gegen die Zerstörungswuth der Anarchisten. Nach Robespierre's Fall war er einer der ersten, der die Jakobinerrotte angriff, und der erste, der für die Zerstörung ihrer Sitzungen votirte. Da ist der kühne Streich, darum ihn die Anarchisten hassen, und jeder gute Franzose lieben muss. Sein karakteristischer Zug, auch als Direktor, ist eine feste Beharrlichkeit in seiner Meinung über eine Sache, wen er sie nach seiner Einsicht und nach seinem geraden Sinn, einmal gefasst hat. Man wirft ihm hierin starren Eigensinn vor; man sagt, diese Meinung und Entscheidung sei nicht immer genug motivirt, beruhe nicht immer auf richtigem Blicke, hinreichender Sachkenntniss, und grosser Übersicht des Ganzen. Ich vermag nicht die einzelnen Fälle zu richten, weswegen man ihn mit diesem Vorwurfe belastet; aber wer dagegen mit Gerechtigkeit die drückende Last, den unübersehlichen Umfang des Geschäfts seines Staatsamtes erwägt, und mit Billigkeit die Schwierigkeiten der persönlichen Lage eines Mannes betrachtet, der mit strenger Gewissenhaftigkeit und unbestechlicher Uneigennützigkeit, das Fach der auswärtigen Angelegenheiten und der Finanzen der französischen Republik verwaltet, und dessen felsenfester Grundsatz es ist, der Würde des Staates nicht zu vergeben; -- wer auf den Umfang und die missliche Bewandniss einer solchen Lage, einen ruhigen und unbefangenen Blick wirft, der wird nicht einzelne Fälle, sondern das Ganze zum Massstab seines Urtheils über diesen Mann nehmen. -- Rewbell folgt in seinen männlichen, wohl zuweilen etwas derben Entscheidungen, seiner Überzeugung, ohne diese aus einem anscheinend mürrischen Eigensinne dann doch beizubehalten, wenn durch veränderte Lage der Sache, und durch eine Wendung, welche ihm ihre andre Seite zeigt, bei ihm eine, von seiner vorgefassten Meinung verschiedene Ueberzeugung erwacht. Er verachtet Parteigeist, und hasst die Kabale; das hat er in den stürmichsten Epoken bewiesen. Er ist selbstständig, und duldet, fast argwöhnisch, keinen fremden Einfluss aus sich; aber er verschmähet die Meinung von Männern, deren Einsichten er schätzt, selbst dann nicht, wenn sie persönliche ernste und offne Erinnerungen für ihn selbst enthalten. Diese Beleidigen ihn nicht, wenn gleich die ihm eigne finstre und kalte Miene, den, der ihn nicht genau kennt, zurückstösst. -- Ein Zug seines Karakters, den man gross nennen muss, ist die Vergessenheit persönlicher Zwistigkeiten, und selbst Kränkungen von Männern, die er sonst achtet. Davon ist die folgende Thatsache ein redender Beweis. Einen biedren Mann, mit dem er in Mainz, wegen Verschiedenheit von Meinungen, mehrere heftige Wortwechsel gehabt hatte, und von ihm nicht mit Schonung behandelt worden war, hatte er seit jener Zeit nicht wieder gesehen. Wie er zum Direktor erwählt ward, und den Aufenthalt eben dieses Mannes in Paris erfahren hatte, liess er ihn zu sich rufen. Befremdet über die Einladung, ging dieser zu Rewbell, von welchem er keine freundschaftliche Aufnahme erwartete. -- Ohne auch nur entfernt der Vergangenheit zu erwähnen, reichte ihm Rewbell die Hand, und bot seinem neuen Freunde, den er als einen talentvollen Arbeiter kannte, eine Stelle in dem Büreau eines Ministers an. Dieser trat in die Stelle ein, und ohne andre Gunstbezeugungen von dem Direktor zu erhalten und zu erwarten, besucht er ihn seit der Zeit mit Freundes-Offenheit und Zutrauen. -- Dieser schöne und edelmüthige Karakterzug Rewbell 's kann nach meiner persönlichen Ueberzeugung, durch seine Trennung von Sieyes, die, wie man sagt, fortdauert, nicht verdunkelt werden. Sie waren beide Deputirte bei dem Abschlusse des Traktates in Holland, und man kennt die Ursachen dieses, vielleicht einseitig erhabenen, und einseitig unterhaltenen Zwistes, zu wenig, um daraus, gegen den sonst unzweideutigen und offnen Karakter Rewbell 's einen Schluss zu ziehen. -- Als Privatmann zeigt Rewbell Ordnungsliebe, Mässigkeit, Treue in der Freundschaft, und alles gute Eigenschaften eines Hausvaters. Er hatte, eine Strecke von Paris, ein kleines Landhaus, wohin er fast alle Abend, nach geendigten Geschäften, ging, und am Frühmorgen von dort zur Arbeit zurückkehrte. -- Ein etwas rauhes, mit der feinern französischen Erziehung grell abstechendes Äussere des Mannes, und die abschreckend frostige Einsilbigkeit bei der ersten Bekanntschaft, verschwindet bei mehr Annäherung; er gewinnt dabei, wie jeder nicht gewöhnliche Mensch, und man erkannt in ihm dann den geraden und den redlichen Mann.


Ernst Moritz Arndt.[]

[4]

[1798 - 1799]

Reubel, ein gebohrner Elsasser, der vor der Revolution mit Glück advocirt hat, war vielleicht der fähigste der Fünfmänner, so wie er zuerst durch das gesetzliche Loos dem schlauen Sieyes Platz machte.

Arbeitsam und thätig, wie vorher im Privatleben, war er im öffentlichen, und entging mit unscheinbaren Talenten und mit dem einzigen glänzenden der Intrigue den bösen und reißenden Klauen der ersten Revolutionswölfe. Er war eben so schlau und versteckt, als frei und offen, wo es bloß auf den Schein ankam. So wußte er sich einige Zeit populär zu erhalten, und konnte mit dem Beinunterschlager Merlin Männer stürzen, denen diese beiden nicht werth waren, die Schuhbänder aufzulösen.

Als der Kampf mit der Parthei Carnots und Pichegrüs zu Ende war, ward Reubel einer der bedeutendsten der Fünfe, und ließ andern in kleinen Angelegenheiten das Thun und in großen oft den Schein, während er hinter den Koulissen lachte. Kabalen, Geld, Beförderungen zu Ehrenposten und Kerkern, alles wußte er fein anzuwenden, ohne sich selbst dem Urtheile sehr bloß zu geben; er stellte bei gewissen Gelegenheiten seine Person und ihren Antheil an Verhandlungen absichtlich frei dar, um desto öfter unbeargwohnt unter der Decke spielen zu können. So ein Karakter hatte die Liebe, aber er erzeugte bei Klügeren Furcht und bei Schaafsköpfen zuweilen Ehrfurcht.

Man beschuldigt vorzüglich ihm des Plans, die Schweitz auszuplündern, um davon die Flotte und Armee Aegyptens auszurüsten, (dieses Unternehmen ist jetzt sehr unpopulär, wo man einen Buonaparte so nöthig hätte) und auf ihn wirft man die ewig neuen Forderungen, wodurch die Unterhandlungen zu Rastadt ins Unendliche, und zuletzt zum neuen Kriege ausgesponnen wurden. Ohne die neuen Unfälle dieses Jahres säße er mit seinen Millionen noch wohl sicher an seiner Stelle, und hätte sich wohl nicht herauslosen lassen. Getrost konnte er abtreten.

Er hat, wie ihm seine Feinde vorwerfen, womit man seit Jahrtausenden alle Donnerschläge hat ableiten können.


Rewbell.[]

[5]
Rewbell, geboren zu Colmar 1746, Vorsteher (bâtonnier) der Advokaten des souverainen Raths vom Elsas, Deputirter des dritten Standes von Colmar und Schelstadt bey der General-Stände-Versammlung, war lange Zeit Geschäftsträger mehrerer deutscher Fürsten gewesen, welche Besitzungen im Elsas hatten, und gegen dieselben Fürsten übernahm er nachher verschiedene Prozesse; eine Handlungsweise, die er bey dem Ausbruche der Revolution sorgfältig als ein Zeichen von Patriotism und Freiheitsliebe darstellte. So wie die Sitzungen des dritten Standes eröffnet wurden, bemühte er sich, die Nothwendigkeit fühlbar zu machen, sich in ein ganzes zu vereinigen (se constituer), um die andern beyden Orden zu zwingen, daß sie eine entschiedene Parthey ergriffen. Ueberhaupt war er, nach Robespierre, das Mitglied der National-Versammlung, welches den Wunsch nach einer Republik am deutlichsten hatte blicken lassen. Nachdem er in den Konvent getreten war, drang er mit Lebhaftigkeit auf Ludwigs XVI. Prozeß, erlangte, daß die Königinn in dasselbe Anklagedekret mit verwickelt würde, und nannte zuletzt alle, die dem entgegen seyn würden, Schwachköpfe, indem er versicherte, daß die Königinn selbst ihre Diamanten verkauft hätte, um den Emigrirten Unterstützung zu schicken. Da er sich bey der Entscheidung des Urtheils über den König in Maynz befand, und nicht mit votiren konnte, sandte er seine Meinung in einem Briefe vom 6. Januar ein, der außer ihm von Hausmann und Merlin von Thionville unterzeichnet war. Während der Belagerung von Maynz unterstützte er mit ziemlicher Thätigkeit in dem Innern der Stadt seinen Kollegen Merlin, der viele persönliche Tapferkeit vor den Mauern zeigte. Da er angeklagt wurde, sich das Silbergeräth des Churfürsten zugeeignet zu haben, sprach er diesen Anschuldigungen Hohn und erschien den 4. August in dem Konvent wieder. Während der stürmischsten Zeit der Regierung Robespierre war er sorgfältig auf seiner Hut, suchte hauptsächlich Sendungen in die Departemente zu erhalten, und nahm keinen Theil an dem Kampfe, welcher jenen stüzte; alsbald aber nach dem 9. Thermidor erklärte er sich laut gegen die Gesellschaft der Jakobiner, die sich in die Regierungsangelegenheiten mischen wollte, und drang zu verschiedenen Malen auf die Aufhebung dieses Klubbs. Man sah ihn damals nach einander in dem Sicherheits- in dem Wohlfahrtsausschuß auftreten und im Dezember den Konvent präsidiren. Hierauf wurde er mit Sieyes nach Holland geschickt, um den Frieden mit der neuen Republik zu unterhandeln. Im Laufe des Jahres 1795 erhielt er mehr Einfluß, als er bisher gehabt hatte, und man hörte ihn zum öftern gegen die Terroristen, deren Entwaffnung er verlangte, und gegen die Royalisten und Priester zu gleicher Zeit donnern. Auch ließ er den 17. April 1795 die Veräußerung der Emigrantengüter durch eine Lotterie dekretiren, um das Geschäft zu beschleunigen. Nachdem er im September in den Rath der 500 getreten war, wurde er mit Eröffnung der Sitzungen zum Sekretair desselben ernannt, sodann ward er Mitglied des vollziehenden Direktoriums und dessen erster Präsident. In dieser neuen Stelle zeigte er sich als einer der fleißigsten Arbeiter und stets als Partheygänger kräftiger Maßregeln. Vermöge seiner natürlichen Heftigkeit und aus Mangel an Erziehung erlaubte er sich häufig in der Versammlung des Direktoriums Geberden und Drohungen wodurch er die Oberhand behielt; nur Barras konnte ihn mit einem einzigen Worte zum Schweigen bringen, wenn ihm der Auftritte mißfielen. Alle Zeugnisse beweisen übereinstimmend, daß er nur die zweyte Rolle in dem Vorfalle des 18. Fructid spielte; aber es ist außer Zweifel gesetzt, daß er es mehr als jeder andere war, welcher nachher mit Merlin auf den Ueberfall der Schweiz Einfluß hatte, eine eben so ungerechte als unpolitische Operation, die in dem Jahre 1799 mehr als einen Nachtheil den Franzosen brachte. Nachdem er Letourneur aus dem Direktorium hatte heraustreten sehen, und noch Carnot und Barthelemy daraus gestossen hatte, schien er nur noch den schwachen Lareveillère verjagen, und für seine Person nur Barras weichen zu müssen; doch ließ er sich es im May 1799 gefallen, abzugehen und Sieyes seine Stelle zu überlassen. Merlin, der Nachfolger Barthelemys, hatte damals einen grossen Einfluß im Direktorium erhalten, und man fragt, daß er Beweise gegen die Finanzverwaltung Rewbells in Händen hatte, womit er den Abtritt eines Nebenbuhlers erzwang, dessen Charakter und Ansichten sich nicht mit seinen Planen vertragen wollten; noch setzt man hinzu, daß Rewbell für die Parthey, die er ergriff, hauptsächlich durch die Verlegenheit entschieden wurde, in der er die Regierung in Rücksicht der Finanzen bemerkt, so wie durch die Vorwürfe, die sich von allen Seiten gegen ihn in Betreff seiner Geldunterschleife und des Schweizerkriegs erhoben. Nichts destoweniger nahm er auf der Stelle Platz im Rathe der Alten. Alle Zeitschriften waren damals mit Schmähungen gegen ihn angefüllt, und am meisten ward er in den Memoiren seines Kollegen Carnot gemißhandelt. Trotz aller Kämpfe, die er in seinem Rathe zu bestehen hatte, erhielt er sich doch darin bis zum 18. Brümaire, der seine gesetzgebende Laufbahn endete. Er nahm an dieser Revolution wenig Theil, und es ist ziemlich wahrscheinlich, daß er ihr innerlich entgegen war. Seit dieser Epoche lebte er in der Dunkelheit zu Paris, im Genuß eines ansehnlichen Vermögens, starb aber im vorigen Jahre.

Ein Sohn von ihm war General in Westphälischen Diensten; da er sich aber bey dem Durchzug des Herzogs von Braunschweig-Oels nicht gehörig vertheidigte, verließ er diese Dienst und ging nach Amerika.


Quellen.[]

  1. Europäische Annalen Jahrgang 1797 von D. Ernst Ludwig Posselt. Tübingen in der J. G. Cottaischen Buchhandlung 1797.
  2. Französische Miscellen Erster Band. Tübingen in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung 1803.
  3. Fragmente aus Paris im IVten Jahr der französischen Republik von Friedrich Johann Lorenz Meyer Dr. Domherrn in Hamburg Hamburg bei Karl Ernst Bohn 1797.
  4. Ernst Moritz Arndts Reisen durch einen Theil Teutschlands, Ungarns, Italiens und Frankreichs in den Jahren 1798 und 1799. Leipzig 1804. bey Heinrich Gräff.
  5. Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
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