Jean Baptiste, Graf Broussier.[]
Jean Baptiste, Graf Broussier,[1] General-Lieutenant, geb. zu Ville sur Saulx, nahe bei Barsur Ornain, den 10. März 1766, starb 1814.
Obgleich zum geistlichen Stande bestimmt, trat er beim Ausbruche der Revolution in das 3. Bataillon des Departements der Meurthe, wo ihm seine Waffengefährten alsbald zum Capitän ernannten. Er wohnte hierauf der Eroberung von Belgien im Jahr 1792 bey, wurde 1796 Bataillonschef bei der Sambre- und Maas-Armee, ging dann 1797 zur italienischen Armee über, zeichnete sich bei Chiusa, Tarvis und in andern Gefechten aus und befand sich 1798 als Brigadechef in der Division Duhesme, die zur Armee von Rom gehörte. Bei der Armee von Neapel wurde er (19. Jan. 1799) nach Benevent geschickt, um daselbst sich einer großen Menge Geldes zu bemächtigen. Er vollführte diesen Auftrag, nachdem er alle Hindernisse in den Caudinischen Pässen glücklich überwunden hatte. Doch schon am folgenden Tage folgte er der französischen Armee, die nach Neapel marschirte, wurde aber unterwegs von 12,000 Bauern angegriffen, die noch überdieß jene Engpässe besetzt hatten. Seine Soldaten, noch von dem Gefecht am vorigen Tage abgemattet, verloren bei diesem Anblick allen Muth. Broussier, um den Feind aus jenen Pässen zu vertreiben und in die Ebene herabzulocken, nahm daher seine Zuflucht zu einer Kriegslist. Während ein Bataillon seiner Halbbrigade in einen Graben, der mit dichtem Gebüsch bewachsen war, sich verbarg, ließ er seine übrigen Truppen einen verstellten Rückzug antreten, worauf die Feinde ihm nachstürzten und von dem Hinterhalte im Rücken angegriffen wurden, indeß er selbst über sie herfiel und sie mit großem Verlust 3 Miglien weit zurücktrieb, worauf er ungehindert durch jene Caudinischen Pässe, die den Römern so gefährlich geworden waren, marschirte, ohne daß die auf den Höhen stehenden Feinde von Furcht ergriffen, seinem Zuge Hindernisse in den Weg legten. Zur Belohnung dieser Waffenthat ward er noch an demselben Tage zum Brigadegeneral ernannt. Bei Neapel angekommen, zerstreute er darauf eine Menge Bauern und Lazaroni's, wirkte dann (3. Feb.) durch Einnahme des Forts del Carmine zur Einnahme dieser Stadt mit und wurde dann (25.) nach Foggia in Apulien gesandt, um den Aufstand dieser Provinz in der Geburt zu ersticken. Die Städte Trani und Andria dienten den Empörern zu Waffenplätzen. Broussier marschirte daher (21. März) nach Andria und berennte es am folgenden Tage. Nachdem hierauf von einer Batterie ein Thor gesprengt worden, stürzten sich die Franzosen in die Stadt, wurden aber von den in ihren Häusern verschanzten Bewohnern auf eine so nachdrückliche Weise empfangen, daß die Einnahme von Andria ihnen 30 Offiziere und 250 Soldaten kostete. Dieser bedeutende Verlust reizte die Rache der Sieger. Sechstausend Einwohner mußten über die Klinge springen, die Stadt selbst aber wurde den Flammen Preis gegeben. Die Stadt Trani, statt durch dieses furchtbare Strafbeispiel sich einschüchtern zu lassen und sich zu unterwerfen, setzte sich vielmehr in Vertheidigungszustand und vermochte den General Broussier auf das schleunigste sich ihr zu nähern. Am 2. April erstiegen die Franzosen die Wälle der Stadt; allein die innern Häuser waren von den Einwohnern besetzt, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als von Haus zu Haus die Rebellen zu vertreiben, wodurch die Stadt und in ihr 50 Kanonen und 12 Fahnen in seine Hände fielen. Trani wurde jedoch ebenfalls in einen Schutthaufen verwandelt und die waffenfähigen Einwohner getödtet. Gleiches Geschick hatten auch die Städte Ceglea und Carbonara. Um eben diese Zeit wurde Championnet, zu Folge der Streitigkeiten, die zwischen ihm und dem Civil-Commissär Faypoul ausgebrochen waren, abgesetzt und vor ein Kriegsgericht gestellt. Broussier theilte sein Geschick bis zu der Revolution vom 18. Juli 1799, wo er bei der Reservearmee angestellt, mit ihr nach Italien marschirte. An der Spitze von 1200 Mann Infanterie und 300 Reutern ging er (13. Juni) im Angesicht des Feindes, über die Adda, schlug denselben zu Cava und Aspinadi, und bemächtigte sich darauf der Stadt Cremona. Auch in dem folgenden Feldzuge blieb er bei der italienischen Armee, wurde darauf den 2. Feb. 1804 zum Divisionsgeneral und am 14. Juli zum Comthur der Ehrenlegion und noch in demselben Jahre zum Commandanten von Paris ernannt, welches er bis 1807 blieb.
Im Feldzuge von 1809 befehligte er in Italien die 2. Division Infanterie. Am 10. April sammelte er seine Truppen zu Ospedaletto, blieb (11.) auf dem linken Ufer des Tagliamento, um die Brücke bei Dignano zu decken, und hielt dabei einen feindlichen Angriff mit großer Unerschrockenheit aus. In der Nacht vom 11. auf den 12. zog er sich jedoch über den Tagliamento zurück, überschritt aber schon am 14., auf ausdrücklichen Befehl des Vicekönigs, diesen Fluß wieder, sprengte darauf die Brücke bei Dignano und Spilimvergo und stellte sich darauf an der Livenza auf. Nach dem Gefechte bei Fontana-Fredda deckte er mit seiner Division den Rückzug der Armee und hielt unerschrocken mehrere Angriffe der Cavallerie des Feindes aus. -- In der Schlacht an der Piave griff er das Centrum der Oestreicher an und tournirte eine feindliche Cavalleriecolonne, die sich seiner Artillerie bemächtigen wollte. Nachdem er hierauf (15.) über den Isonzo gegangen, nöthigte er am folgenden Tage das Fort von Prewalt zur Uebergabe, nahm dann (18.) Theil am Gefechte bei Tarvis und (22.) an der Einnahme von Laibach. Nachdem er hierauf auch Grätz eingenommen, blokirte er vom 1. bis zum 19. Juli das Schloß Schellberg, welches für den Schlüssel von Niedersteyermark gehalten wird. Da Broussier jedoch Nachricht erhalten, daß das östreichische Corps Hinlay auf der Straße von Marburg vorrückte, entschloß er sich Grätz zu räumen und eine concentrirte Stellung auf dem rechten Muhrufer einzunehmen, was in der Nacht vom 20. auf den 21. geschah. Auf später erhaltene Nachrichten, kehrte er jedoch in seine vorige Stellung bei Grätz und dem Schellenberg zurück. Hier wurden (24.) seine Vorposten angegriffen. Er verließ daher Grätz und rückte dem Feinde entgegen, der sich bei Callsdorf aufzustellen versuchte. In weniger als einer Stunde wurde das östreichische Corps, welches aus 20,000 Mann Infanterie, 2000 Mann Reitern und 30 Kanonen bestand, von 4 französischen Bataillons über den Haufen geworfen und flüchtete nun in großer Unordnung bis nach Wildon. In diesem denkwürdigen Gefechte zeichnete sich insbesondere das 9. Linien-Infanterieregiment durch unerschrockenen Muth aus. Am 25. marschirte darauf Broussier von Neuem nach Grätz, in welches sich die Trümmer von Hinlay's Corps geworfen hatten. Der Oberst Gampin erhielt von ihm Befehl mit 2 Bataillons des 84. Linien-Infanterieregiments und 3 Kanonen sich dieser Stadt zu bemächtigen. Diese wenige Mannschaft drang darauf im Sturmschritt in die Stadt und hielt daselbst 2 ganze Tage den Angriff überlegener Streitkräfte aus, und würde vielleicht unterlegen haben, wenn nicht Broussier ihnen noch zu Hülfe gekommen wäre. Siegreich zog darauf Broussier in Grätz ein und nahm dabei seine alten Stellungen wieder ein. In diesem Gefechte bei Grätz hatte Hinlay 1200 Mann Todte auf dem Schlachtfelde gelassen und die Anzahl seiner Verwundeten war so bedeutend, daß die Hospitäler und die Häuser der Vorstadt damit angefüllt waren.
Broussier befand sich hierauf mit dem italienischen Armeecorps, wozu seine Division gehörte, bei der Schlacht von Wagram und bildete mit den andern Divisionen dieses Corps, das Centrum der großen französischen Armee. Als Napoleon auf der Insel Lobau (7. Juli) das 84. Infanterieregiment die Revue passiren ließ, bestimmte er durch den Tagesbefehl, daß unter dem Adler dieses Regiments die Devise: "Einer gegen Zehn!" geschrieben werden sollte, in Beziehung auf die wackere Vertheidigung dieses Regiments in Grätz. Auf dem Zuge nach Rußland stand Broussier unter dem Vicekönig von Italien beim 4. Armeecorps, zeichnete sich bei Ostrowna (27. Juli) und an der Moskwa (7. Sept.) aus, so wie auf dem Rückzuge bei Maloïaroslawetz (24. Oct.) Beim Uebergang über den Wop (10. Nov.) ließ er jedoch 16 vernagelte Kanonen stehen und hielt noch an demselben Tage einen Angriff des russischen Generals Ilowaisky aus, wo er den Sieg davon trug. Bei Krasnoi (15.) bot die Division Broussier dem Feinde die Spitze, während der Vicekönig sich anstrengte, durch Umwege die Straße nach Smolensk zu gewinnen. Auch in Sachsen sammelte er sich bei allen wichtigen Vorfällen im Jahr 1813 neue Lorbeeren, ward dann Gouverneur von Straßburg und Kehl, erhielt am 19. Juli 1814 den St. Ludwigsorden und starb zu Ende desselben Jahres, als er eben zum Befehlshaber im Departement der Maas ernannt worden war.
Quellen.[]
- ↑ Dr. R. Fl. Leidenfrost's französischer Heldensaal oder Leben, Thaten und jetzige Schicksale der denkwürdigsten Heroen der Republik und des Kaiserreichs, insonderheit der Waffengefährten und Marschälle Napoleons. Ilmenau, 1828. Druck und Verlag von Beruh. Friedr. Voigt.