Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Jean Baptiste Beaufort de Thorigny.[]

Divisions-General, [1]

geb. zu Paris den 18. October 1761.

Unter den Greueln der blutigsten Revolution einen edeln Menschen wahrzunehmen, dessen Handlungen sich frei hielten von vergossenem Blut, ist unstreitig eins der schönsten Bilder, die der Menschenfreund erblicken kann, und ein solches gewährt Beaufort de Thorigny. Schon im 14. Jahre den Waffen sich widmend, ging er von einem Dragoner-Regimente 1789 in die Pariser Garde über, ohne darum die Anhänglichkeit an den Thron zu verlieren. Rührende Belege davon gab er am 5. und 6. Oct. 1790, den 28. Febr. 1791, den 20. Jun. und den 10. Aug. 1792. Am letzten Tage erhielt er bei dem Versuche, die königliche Familie zu schützen, eine ehrenvolle Wunde, zog sich aber auch den Haß der Anarchisten zu, die ihn in die Abtei setzten, wo er sich während der Niedermetzelungen im Sept. befand. Nur durch ein Wunder entging er dem Tode; denn die Schergen rissen ihn in den Hof der Abtei, um das Todesurtheil zu vollziehen. Beaufort, mit seinen vielen Schicksalsgenossen und für todt gehalten, wurde durch zwei alte Waffengefährten gerettet, die noch Leben in ihm bemerkten. Er nahm hierauf als Gensd'arme Dienste bei der Nord-Armee und zeichnete sich im blutigen Angriffe auf Jemapes bei Mons aus, wo er durch sein Beispiel seine Waffengefährten entflammte und ihnen ein nachahmungswürdiges Vorbild auf dem Wege zum Ruhme gab. Unmittelbar darauf rettete er 22 Oestreichern das Leben, die in einer erstürmten Schanze zu Gefangenen gemacht, eben erschossen werden sollten.

Die französische Armee marschirte hierauf auf Gent los, allein zu Tournay weigerten sich die Gensd'armen weiter zu gehen, Beaufort, hiervon benachrichtigt, eilte zu ihnen, und brachte sie durch seine Worte zum Gehorsam. Als man darauf (16. Nov.) den Angriff auf Antwerpen beschloß, und Vorbereitungen traf, über die Schelde zu gehen, verweigerten seine Gensd'armen, beunruhigt durch die von den Oestreichern geworfenen Granaten, abermals den Gehorsam und aus ihren Reihen erscholl das Geschrei: "Verrätherei!" welches zu dieser Zeit immer das Zeichen zur Flucht war. Der General-Adjutant Beaufort warf hierauf den Gensd'armen ihren Kleinmuth vor, vermochte aber dennoch nicht, sie zur Einschiffnng in die Kähne zu bewegen. Er sprang daher, nur von 2 Soldaten begleitet, in einen Nachen, fuhr bis auf den Fuß der Mauern der Citadelle und kam glücklich nachdem mehrmals 20 Batterien auf ihn gefeuert, wieder zurück. Dieser glückliche Ausgang seines Unternehmens bestimmte endlich die Gensd'armen zur Einschiffung, worauf der Uebergang über den Fluß glücklich von Statten ging. Nachdem hierauf Beaufort zur Einnahme des Forts Lillo und Lestenhac, so wie zu der Citadelle von Antwerpen beigetragen, bezog er die Winterquartiere zu Lierre. Seine Festigkeit zur Aufrechthaltung der Mannszucht und der Achtung des Eigenthums zugleich mit seiner Mäßigkeit gegen die Einwohner trugen dazu bei, die feindseligen Vorkehrungen der Belgier gegen die Anmaßungen der französischen Soldaten zu vernichten.

Während der Belagerung von Breda stellte er sich zu Guineghem, einen halben Kanonenschuß weit, von jener Festung auf. Die Gensd'armen weigerten sich indeß abermals, die Laufgräben zu eröffnen. Er bewaffnete sich daher mit einer Pike, näherte sich den Verschanzungen und begann die Arbeit, ohne gedeckt zu seyn, 24 Toisen weit von der Festung. Diese Unerschrockenheit ermuthigte die Soldaten, die Arbeit wurde begonnen und Breda capitulirte schon 4 Tage darnach. Auch Capel, Waspick und Ramsdoueck fielen nach einen raschen Angriff in seine Hände. Am 4. März bemächtigte er sich der Stadt Gertruydenberg, so wie er dann abermals mit zur Uebergabe von Hasdon, des Forts Ouren und der Stadt Amelkerque mitwirkte. Da jedoch die französische Armee, nachdem sie bis nach Gorcum vorgerückt war, genöthigt wurde, schlagend zurückzugehen, zog sich der General-Adjutant Beaufort in guter Ordnung auf Capel zurück, indem er dem Feinde jeden Fuß breit Landes streitig machte. Auch in der Schlacht bei Neerwinden, welche die Franzosen verloren, focht er mit vielem Muth; wurde auf dem Schlachtfelde zum Anführer einer Brigade ernannt und hielt darauf die Oestreicher so lange vom Eindringen in Gent ab, bis dieser Platz vollkommen geräumt war. Auf dem Rückzuge, den hierauf die französische Armee bis an die Ufer der Lys fortsetzte, war die Gensd'armerie zu Fuß, die Beaufort befehligte, fast noch das einzige Corps, das sich in guter Ordnung zurückzog und das seine Rettung insbesondere den persönlichen Eigenschaften seines Anführers verdankte, indem die Belgier, welche alle Nachzügler ermordeten, dasselbe um seinetwillen, nicht beunruhigten.

Bei Einnahme der Stadt Turcoing (18. Mai) geriethen 450 Holländer in französische Gefangenschaft. Die Gensd'armen meinten den Befehl des Convents ausführen zu können, der alle Kriegsgefangene zum Tode verdammte; Beaufort jedoch widersetzte sich so blutgieriger Gesinnung und rettete dadurch den Holländern das Leben.

Gleiche Gesinnung bewies er auch kurz darauf in der Vendée; denn er entriß den Schergen mehr als einmal die zum Tode bestimmten Opfer und befreite vier gefangene Offiziere des Regiments Dauphin, die, weil sie während der Belagerung von Valenciennes dem Könige ein Lebehoch gebracht hatten, hingerichtet werden sollten.

Im Decbr. 1793 zum Brigade-General ernannt, ging er zur Küstenarmee von Cherbourg ab, als die Royalisten so eben Granville belagerten, welches von ihm nach einem blutigen Gefecht befreit wurde. Wegen der dabei bewiesenen Tapferkeit bekam er den Rang eines Divisions-Generals, besiegte hierauf die Royalisten zu Avranches, Antram, Pontorson, Dol und Fougères, rettete aber allen, die in seine Hände fielen, das Leben.

Auf die Nachricht, daß ein Volksrepräsentant Befehl gegeben, das Schloß Thorigny, worin 600 gefangene Vendéer sich befanden, mit demselben zu verbrennen, eilte er mit seinen Truppen dorthin und zerbrach die Fesseln dieser Gefangenen. Dem Fürsten Talmont zu retten, gelang ihm indeß nicht.

Zu Anfange des Jahres 1794 ging er mit 6000 Mann auf Fougères los, schlug die [[Chouans] zu Póleine, erhielt dabei einen Flintenschuß, und nahm im Walde von Pertre 600 Insurgenten gefangen, die sogleich erschossen wurden. Bei dieser Gelegenheit verlor auch der berüchtigte Chouan, *) Johann Cottereau, einer der ersten Anführer dieser Banden, das Leben. Auch verjagte er die Chouans aus la Gravelle, wo sie die Straße von Laval nach Brest bedrohten und versetzte ihnen dadurch einen Todesstreich, daß er in Bretagne ein Cantonirungssystem zuerst anordnete, welches der General Hoche nachher mit Erfolg weiter ausführte. Hierdurch gelang es Beaufort, die Recrutenaushebungen der Vendéer zu verhindern und ihre Häuptlinge friedlichen Gesinnungen geneigt zu machen. Bald jedoch verschwand diese Hoffnung wieder, weil der öffentliche Wohlfahrtsausschuß zu Paris Beauforts Vorschläge nicht annahm und die Feindseligkeiten begannen von Neuem. In diesen beklagenswerthen Zeiten fuhr er jedoch in seinem edlen Eifer, Unglücklichen das Leben zu retten, immerwährend fort. So rettete er 32 freiwilligen Edelleuten aus den reichsten Familien der Normandie, die schon angeklagt und früher gefänglich eingezogen waren, dadurch das Leben, daß er sie auf die Vorposten seiner Armee bringen ließ. Drei Monate darauf verabschiedete er sie zu Rouen als frei.

*) Dieser Cottereau, so wie seine 3 Brüder, Schmuggelhändler zu St. Quin des Toits bei Leval, waren übereingekommen, um sich des Nachts zu erkennen, das Geschrei der Katzen, chât-huan oder le chouant, von den Bauern in Nieder-Maine und Bretagne genannt, nachzuahmen, wovon die Chouans ihren Namen erhielten.

In dieser letzten Stadt, wo die Hungersnoth den höchsten Gipfel erreicht hatte, trotzte er dem gegebenen Gesetz, daß jeder getödtet werden sollte, der sich aus dem öffentlichen Magazin hatte Getreide geben lassen, indem er die Militärmagazine öffnete und den Einwohnern daraus Lebensmittel verabreichen ließ. Mit gleicher Entschlossenheit trat er dem Befehl aus Paris entgegen, daß der Präsident d'Oissel, seine Gattin und seinen Sohn, die zu St. Yon eingekerkert waren, unverzüglich nach der Hauptstadt abgeführt werden sollten, wo sie sicher guillotinirt worden wären. Diese Rettung war um so edler, weil er dadurch selbst in Gefahr kam, von dem Revolutionstribunal gerichtet zu werden. Anstatt hierdurch abgeschreckt zu werden, wurde vielmehr sein Wunsch den Sturz Robespierre's herbeizuführen immer lebhafter. Das Geschick gab ihm Gelegenheit dazu; denn am 9. Thermidor (27. Juli 1794) arretirte er als Befehlshaber der Pariser Nationalgarde diesen Wütherich. Während der Hinrichtung desselben stürzte sich ein Mann aus dem Volke mit dem Säbel in der Hand, auf General Beaufort, der, nachdem er den Streich glücklich ausgewichen, denselben alsbald gefangen nehmen und der Wache überliefern ließ. Da er aber erfuhr, daß derselbe Familienvater sey, setzte er ihn wieder in Freiheit.

Kurz nach dem Sturze Robespierres sandte ihn die französische Regierung mit mehreren andern Generalen in die Grafschaft Roussillon, in welche die Spanier eingefallen waren und unmittelbar nach seiner Ankunft entriß er denselben (29. Septbr.) die Stellung bei Montrock und behauptete sich daselbst mit 1800 Mann, unerachtet der Anstrengungen der an Zahl ihm weit überlegenen Feinde.

Nach Einnahme der Stadt Bellegarde verhinderte Beaufort gemeinschaftlich mit dem General Dugommier die Ausführung des Befehls eines Conventcommissärs, die 12,000 Mann starke Garnison, die sich zu Kriegsgefangenen ergeben, über die Klinge springen zu lassen. Am 17. Novbr. 1794 befand er sich bei der Schlacht von la Madeleine, in welcher Dugommier getödtet wurde und drang zuerst mit in die Schanze St. Laurent de la Muga unter dem heftigsten Kugelregen ein. Kaum befand er sich jedoch in derselben, als 3 Pulverwagen in die Luft flogen, wobei 1000 Mann von beiden Seiten das Leben verloren. Nichts desto weniger setzte Beaufort den Angriff fort und machte dabei 1200 Gefangene, unter welchen sich der Herzog von Crillon Mahon befand. "Laßt mich nicht diesen Sieg bedauern, rief Beaufort dem Volksrepräsentanten zu, der die Gefangenen zum Tode geführt wissen wollten, und diese Anrede rettete dem Herzog und seinen Waffengefährten das Leben.

Am 30. ward ihm der Auftrag die Schanze Notre Dame Del Boure, die man damals "das Grab der Franzosen" nannte, wegzunehmen. Nachdem er sie des Nachts besichtigt, befahl er bei Tagesanbruch den Angriff. Der Graf Unio und eine bedeutende Zahl Spanier wehrten sich auf das hartnäckigste, vermochten aber nicht, den Angriffen Beauforts, der fast immer an der Spitze der Seinen kämpfte, zu widerstehen. Der Graf Unio und 1500 Spanier kamen dabei ums Leben und gewiß würden die Uebrigen gefangen worden seyn, wenn eine Ordre, die einem Generaladjutant anvertraut worden, besser befolgt wäre. Um daher die Besiegung des Feindes zu vollenden, dessen linker Flügel durch Eroberung dieser Schanze erst in Unordnung gebracht worden war, mußte man nun erst noch eine Armee von 50,000 Mann angreifen, die durch Schanzen und Forts hinlänglich gedeckt waren und außerdem noch unter dem Kreuzfeuer einer furchtbaren Artillerie eine Brücke schlagen. General Beaufort versuchte zuerst diesen Angriff, von welchen der Sieg und die Rettung der französischen Armee abhing. Seine Truppen schienen unschlüssig; er rief ihnen also, indem er sein Pferd auf die Brücke zu lenkte und darauf seinen Hut mit aller Kraft warf, zu: "Soldaten! werdet ihr dulden, daß der Feind eures Anführers Hut in Besitz nehme?" Sogleich stürzten sich alle im Geschwindschritt auf diese Brücke zu, die darauf bald hinter ihnen lag. Die spanische Cavallerie stand in Schlachtordnung auf den andern Seite. General Beaufort beschloß, sie unverzüglich anzugreifen, aber der Anblick der feindlichen Schwadronen verbreitete neue Unordnung in den Gliedern der Franzosen, die sich noch mehr durch die von den verschiedenen Befehlshabern gegebenen, widersprechenden Befehle vergrößerte. Die Schlacht hätte verloren gehen können, wenn nicht General Beaufort, nachdem er die Ordnung wieder hergestellt, den entscheidenden Streich glücklich geführt hätte. So aber verließen die Spanier aus Furcht, daß ihr Rückzug abgeschnitten werden könnte, ihre unterminirten Schanzen, nachdem die die Lunten in die Nähe des Pulvers angezündet hatten. Die Franzosen näherten sich jedoch mit Vorsicht, entfernten die Lunten und nahmen Besitz von 80 Schanzen, von denen nur eine in die Luft flog. Beaufort, die Spanier verfolgend, griff sie hierauf zu Caslitton an und nachdem er sie bis nach Roses zurückgetrieben, lagerte er sich bei Alpha und drang in Figueras ein. Nach viertägiger Belagerung ergab sich hierauf das von ihm berennte Fort San Fernando mit 9128 Mann, 400,000 Pfd. Pulver, 20,000 Flinten, 300 Kanonen und bedeutenden Magazinen. Kurz darauf wurde Roses belagert. Der Commandant begehrte mehr als einmal zu capituliren; allein der Obergeneral Pérignon forderte unbedingte Uebergabe. Indeß zeigte sich nach sechs und sechzigtägiger Anstrengung noch immer keine Bresche; deshalb schlug General Beaufort in einem versammelten Kriegsrathe vor, 16 Toisen vor den Festungswerken Batterien zu errichten. Vielen schien dies verwegen und diese suchten daher das Unmögliche davon zu erweisen; als mit einemmale Beaufort zur Anlegung dieser Batterien sich erbot. In einer einzigen Nacht kam er damit zu Stande und am andern Morgen räumten die Spanier, bei der eröffneten Bresche einen Sturm fürchtend, die Stadt und schifften sich ein.

Gleich nach der Einnahme von Roses marschirte Beaufort gegen die Spanier unter dem General Uruttia, der für den geschicktesten Taktiker jener Zeit gehalten wurde. Am 18. März 1795 bemächtigte er sich der Stadt Basoura, verfolgte die feindlichen Vorposten bis nach Villa Venit und hielt mit 4000 Mann ein sechsstündiges Gefecht gegen 15,000 Spanier aus. Schon schien sein Sieg keinen Zweifel mehr unterworfen, als er vom Obergeneral den Befehl zum Rückzuge erhielt, den er in der besten Ordnung bewerkstelligte. Unter dem Feuer von 20 Bataillonen ging er über die Fluvia zurück, warf mehrere feindliche Haufen, die seinen Marsch zu hintern suchten und langte glücklich zu Figueras an. Pérignon verglich in seinem Berichte diese Waffenthat mit den kühnsten und schönsten der Griechen und Römer und selbst der spanische General Uruttia ertheilte ihm die größten Lobsprüche.

Drei Tage darauf trieb General Beaufort in der Stellung von San-Pedro-Pescador und der beiden Villa macolum die Spanier wieder über die Fluvia zurück und da er eine bedeutende Zahl feindlicher Cavallerie vor sich erblickte, ließ er seine Truppen, die nur aus 3200 Mann bestanden, alsbald ein Viereck bilden, griff darauf unverzagt an und drang in Alpha ein, nachdem er den Feinden bedeutenden Schaden zugefügt. Ueber dieses Gefecht drückte sich der General Uruttia in seinem Bericht an Karl IV. folgendermaßen aus: "Kein anderer als Beaufort würde entkommen seyn; dennoch rettete er sich durch seine Unerschrockenheit, und gute Manoeuvres. Wir haben indeß einen wirklichen Vortheil davon getragen, weil dieser Anführer, der bis jetzt uns so viel Uebels zugefügt hat, schwer verwundet wurde und wahrscheinlich nie wieder ein Pferd wird besteigen können." Am linken Schenkel durch einen Schuß verwundet, kehrte er nach Frankreich zurück. Doch kaum geheilt, wurde er nach Paris berufen und wirkte daselbst (20. bis 23. Mai) zur Beruhigung des Aufruhrs in der Vorstadt St. Antoine mit. Kurz darauf wurde der Friede mit Spanien geschlossen und zwar in demselben Augenblicke, wo er bei der Armee ankam. Er kehrte deshalb unverzüglich nach Paris zurück, wo nicht gar lange darauf neue Unruhen ausbrachen.

Am 13. Vendémiaire (5. Oct. 1795) ertheilte ihm der Convent den Befehl, die Sectionen anzugreifen. Statt aber sogleich feindselige Maßregeln anzuwenden, versuchte er durch Ueberredung einen Vergleich abzuschließen, der gewiß auch zu Stande gekommen wäre, wenn nicht ein Volksrepräsentant die Unterhandlungen abgebrochen hätte. Die Section des Theatre François rückte indeß in die Straße Mazarine vor, doch reichten zwei Kanonenschüsse hin, sie zum Rückzug zu zwingen. Hätte er Bürgerblut vergießen wollen, so hätte er nur diese Section bis auf den Quay des Théatins vorrücken lassen dürfen, wo ihre gewisse Niederlage größer gewesen wäre; allein er wich hier und auch bei seinem Unternehmen gegen die Section Lepelletier von den erhaltenen Instructionen ab und folgte blos den Aufforderungen seines edlen Gemüths. Nachdem er hierauf der Regierung noch am 18. Fructidor (4. Sept. 1797) neue wichtige Dienste geleistet, schickte ihn dieselbe zur Nordarmee unter Moreau. Hier trug man ihm, weil seine Wunden noch nicht vollkommen geheilt waren, und er selbst noch an Krücken gehen mußte, die Vertheidigung von Ostende auf, wo er kurz darauf einen Angriff der Engländer abschlug. Im Jahr 1798 bekam er den Oberbefehl der französischen Expeditionsarmee gegen England. Kurz darauf stillte er einen Aufstand in der Vendée durch schnell getroffene Maßregeln. Aus Dankbarkeit trugen ihm die Bewohner jener Gegenden ein Geschenk von 12 Meiereien an, allein er nahm sie nur unter der Bedingung an, daß er ihnen den Preis dafür bezahlen dürfte. Diese Grundstücke hatten früher einen Abkömmlinge des großen Colbert gehört, der dieselbe, als er die Erlaubniß zur Rückkehr nach Frankreich erhielt, von ihm wiederbekam, ohne daß er Beaufort mehr bezahlte, als derselbe dafür gegeben hatte. Noch in demselben Jahre setzte er auch, da eine englische Flotte die Inseln Aix, und Oléron blokirte, dieselben in solchen Vertheidigungszustand, daß jeder feindliche Angriff an ihnen scheitern mußte; die Feinde wurden bei der Insel Aix geschlagen und zum Rückzuge gezwungen. Bei dieser Gelegenheit wurden 4 Emigranten mit den Waffen in den Hand gefangen. Das Gesetz verdammte sie zum Tode. General Beaufort aber setzte ein Kriegsgericht nieder, welches ihnen das Leben schenkte. Auf gleicher Weise handelte er auch an mehreren auf der Insel Ré eingekerkerten Geistlichen.

Ungeachtet aller dieser Verdienste nahm ihm Buonaparte, wahrscheinlich aus Haß, weil derselbe am 13. Vendémiaire ihn militärisch und öffentlich bestraft hatte, den Grad als Divisionsgeneral und verweigerte ihm nachher die Decoration der Ehrenlegion. Kurze Zeit darauf ließ er ihn sogar gefänglich einziehen, und gab ihm seine Freiheit erst wieder, als die Rechtlichkeit Beauforts durch die niedergesetzten Richter anerkannt worden war. Hierüber aufgebracht, redete er bei einer öffentlichen Audienz zu St. Cloud den Kaiser folgendermaßen an: "Sire. In Ihrer Lebensgeschichte las ich, daß Sie zu einer gewissen Zeit, unwillig über die Ungerechtigkeit der Menschen, um die Erlaubniß nachsuchten, in türkische Dienste zu treten; ich meines Theils habe nur über die Ungerechtigkeit eines Einzigen zu beklagen und dies ist der, an den ich mich wende, um das zu erhalten, was man Ihnen damals verweigerte." "Geben Sie mir Ihr Gesuch schriftlich," entgegnete der Kaiser. -- "Sire; hier ist es"und hiermit stellte Beaufort ihm eine Bittschrift zu, erhielt aber dennoch abschlägige Antwort und zog sich nun auf's Land zurück, wo er einige Denkschriften über die Mittel, Frankreich in den besten Vertheidigungszustand zu setzen, niederschrieb.

Als jedoch im Jahr 1809 die Engländer Vließingen angriffen, eilte Beaufort schnell nach Holland, um seine Pläne zu realisiren; allein die Insel Walcheren befand sich schon in feindlichen Händen, als er zu Breckens ankam. Er erhielt hierauf vom Kaiser den Auftrag, 80,000 Mann von dem neuen Aufgebote zu organisiren. Er fand dieselben ohne Befehl und ohne Mannszucht. Dennoch, nachdem er die Cadres formirt, die Ausschweifung der Soldaten unterdrückt und schon 24,000 Mann organisirt hatte, bekam er abermals seine Entlassung. So wider Willen in das Privatleben zurück versetzt, wurde er Inspecteur der droits réunis und Mitglied des Recrutirungs-Conseils für die Departements der Ober-Loire und der Lozère. Im Jahr 1813 bot er von Neuem seine Dienste an, die jedoch abermals nicht angenommen wurden. Er verließ daher bei Ludwig XVIII. Rückkehr seine Inspection, erklärte sich für denselben, erhielt den St. Ludwigsorden und zog 1815 als Freiwilliger aus Paris, um sich der Rückkehr Buonapartes zu widersetzen. Da dies Unternehmen scheiterte, begab er sich nach Gent und kehrte von da mit dem König bei der zweiten Restauration nach Paris zurück. Die letzten Lebenstage verbrachte er in Corbeil, wo er den 1. Febr. 1825 starb.


Quellen.[]

  1. Dr. R. Fl. Leidenfrost's französischer Heldensaal oder Leben, Thaten und jetzige Schicksale der denkwürdigsten Heroen der Republik und des Kaiserreichs, insonderheit der Waffengefährten und Marschälle Napoleons. Ilmenau, 1828. Druck und Verlag von Beruh. Friedr. Voigt.
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