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Aubert-Dubayet. -- Offizier in einem Regiment der Linientruppen vor der Revolution. Mitglied der ersten Nationalversammlung. Chef eines Bataillons vom Regiment Saint Onge im J. 1792 in der Rhein-Armee unter Custrine; Brigade-General im J. 1793; bis August 1793 in der belagerten Vestung Mainz; nach der Uebergabe von Mainz kam er zur West-Armee gegen die Vendeisten; gegen Ende des Jahrs 1793 wurde er abgesetzt und verhaftet; Divisions-General im J 1795; Chef der Armee von Cherburg unter Hoche im J. 1795
Voll Eifer, Verstand u. Talente.
J. B. Annib. Aubert du Bayet.[]
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Aubert du Bayet (J. B. Annib.), Mitglied des gesetzgebenden Körpers, Divisionsgeneral, Kriegsminister, französischer Gesandter in Konstantinopel. 1780 war er Unterlieutenant in königlichen Diensten und machte als solcher den Amerikanischen Krieg mit. Im Anfange der Revolution schien er eine kurze Zeit gegen die neuern Grundsätze zu seyn und schrieb selbst 1789 eine heftige Broschüre gegen die Juden, ihre Habsucht und die Gefahr, sie an dem Gouvernement Antheil nehmen zu lassen. Die Patrioten wußten ihn aber bald auf die Seite der Revolutionsparthie zu leiten, indem sie seinem Ehrgeitze und seinen philosophischen Ideen schmeichelten. Im September 1791 ward er Deputirter bey dem gesetzgebenden Körper und im July des folgenden Jahrs davon Präsident. 1793 stand er bey der Maynzer Besatzung als Brigadegeneral. Nach der Uebergabe dieses Platzes sollte er arretirt werden, allein Merlin von Thionville und Thuriot bewirkten seine Freyheit. In der Vendee, wohin er mit der Maynzer Besatzung geschickt worden war, wurde er bey Clisson gegen Ende des Septembers 1793 gänzlich geschlagen, verlor 8000 Mann, seine ganze Bagage und Artillerie. Kurz darauf hatte er einiges Glück und im Oktober bey Mortagne einen ausgezeichneten Vortheil. Als er schon seine Anordnung zum Treffen gab, erhielt er die Nachricht seiner Absetzung, nichts desto weniger lieferte er die Schlacht, schlug die Rebellen und gieng als Sieger nach Paris ab, wo er in dem Konvent seine Kläger und Vertheidiger fand, so daß er zwar arretirt, bald aber wieder auf freyen Fuß gesetzt wurde. Kurz darauf erhielt er den Befehl abermahls in die Westdepartemente zu gehen, und half hier dem General Hoche, die Vendee und die Chouans zur Ruhe bringen. Gleiches Glück begleitete seine Waffen wie seine Unterhandlungen, und trotz der Heftigkeit seines Charakters benahm er sich menschenfreundlich und mit Klugheit in diesem unglücklichen Lande. Im April 1795 kommandirte er als Divisionsgeneral an der Küste von Cherburg und verfolgte unabläßig die zerstreuten Banden der Chouans. Im November 1795 wurde er zum Kriegsminister ernannt, verließ aber diesen Posten den 8ten Februar 1796, um als Gesandter seiner Republik nach Konstantinopel zu gehen. Zu Anfange April schiffte er sich ein und kam zu Ende des Septembers daselbst an. Sein sehr zahlreiches Gefolge bestand meist aus Offizieren, die bestimmt waren im Dienste der Pforte zu bleiben, dabey befand sich auch eine Kompagnie Artillerie zu Pferde. Der Großherr gab ihm die erste Audienz den 17ten Januar 1797 und behandelte ihn mit besonderer Auszeichnung. Einige Tage darauf verlangte er vom Reiseffendi die unmittelbare Entfernung aller französischen Royalisten. Im Dezember 1797, eben wo seine Gemahlin bey ihm eintraf, wurde er von einem bösartigen Fieber überfallen und starb den 17ten dieses Monaths.
Jean Baptiste Annibal Aubert du Bayet.[]
- Armeebefehlshaber,
geb. in Louisiana den 9. Aug. 1759, starb als französ. Gesandter zu Constantinopel den 7. Decbr. 1797.
Unter den Männern, die zu Anfange der französischen Revolution sich durch eine Freiheitsliebe auszeichneten, und diese Gesinnung durch ihre Handlungen redlich bestätigten, nimmt Aubert du Bayet eine sehr ehrenvolle Stelle ein. Nachdem derselbe in früher Jugend in Frankreich angekommen und daselbst erzogen worden war, suchte und erhielt er 1780 Anstellung im Kriegsdienste. Als Unter-Lieutenant machte er den nordamerikanischen Krieg mit und kehrte von dort, begeistert von der Sache der Freiheit, als Capitän zurück. Kaum war daher die Nationalversammlung zusammenberufen, als er in Dauphiné Stifter der ersten Volksversammlung wurde, die sich zur Vertheidigung der Menschenrechte constituirte. Dies muß um so mehr Wunder nehmen, als er kurz zuvor noch eine heftige Schrift gegen die Juden, ihr Wuchersystem und die Gefahren einer Regierung, die diesem unglücklichen Volke einen Zufluchtsort einräumte, hatte drukken lassen. Das Departement der Isère sandte ihn 1791 als Deputirten zu der gesetzgebenden Versammlung. In den Sitzungen sprach er heftig gegen den Krieg mit Oestreich, vertheidigte nachdrücklich die von den Girondisten angeklagten Generale La Fayette und Dupont Dutertre und widersetzte sich mit großem Eifer einer allgemeinen Föderation. Nach dem 10. Aug. 1792 trat er jedoch der Meinung der Machthaber bei, da der Sturz ihrer Gegner entschieden war. Nach Auflösung der gesetzgebenden Versammlung nahm er Kriegsdienste, wurde 1792 Brigadegeneral und befand sich als Commandant in Mainz, während dasselbe von den Preußen belagert wurde. Bei mehreren Ausfällen trieb er die Feinde zurück, eroberte Weißenau wieder, und durch diesen Erfolg ermuthigt, entwarf er den Plan zu einer Schlacht, durch welche die Franzosen bis zu den Thoren von Frankfurt sich den Weg bahnen sollten. Unglücklicherweise schossen die Franzosen in der Dunkelheit der Nacht auf einander und hinderten die Ausführung dieses Plans. Während der Belagerung riß später großer Mangel in der Stadt ein, so, daß die Garnison sogar Pferdefleisch essen mußte. Aubert lud eines Tages seine Freunde zu einem Mittagsmahl, wobei er ihnen nur eine gebratene Katze und einige Mäuse vorsetzen konnte. Mainz mußte sich daher, nachdem die Besatzung 5000 Mann verloren, aus Mangel an Mund- und Kriegsvorrath, ergeben; jedoch erhielten die Vertheidiger ehrenvolle Capitulation. Dessen ungeachtet ließ der öffentliche Wohlfahrtsausschuß nach der damals feststehenden Meinung, daß eine von Republikanern vertheidigte Festung nur durch Verrätherei dem Feinde in die Hände fallen konnte, den General Aubert du Bayet als Verbrecher nach bringen, und er würde, wie Luckner, Custine und Biron guillotinirt worden seyn, wenn sich die Volksrepräsentanten Merlin de Thionville und Rewbell, die, wie er selbst, die Mainzer Capitulation unterzeichnet hatten, nicht seiner angenommen hätten. Thuriot wirkte hierzu vorzüglich mit, indem er in einer Sitzung des Convents behauptete, daß die Besatzung von Mainz mehr als 30,000 Preußen getödtet und daß Aubert, obwohl er nicht immer den nöthigen Muth gezeigt, doch immer freisinnig und hochherzig gehandelt habe. Es wurde ihm hierauf erlaubt, sich selbst zu vertheidigen und er schloß seine Rede mit diesen Worten: "Ich begehre für so viel Leiden nur die einzige Gunst, gegen die Vendée zu marschiren, um die Freiheit mit dem mir aus so vielen Gefechten übrig gebliebenen Blute zu besiegeln." Hierauf erst decretirte der Convent, daß Aubert sich um sein Vaterland verdient gemacht habe und sandte ihn mit der Mainzer Besatzung gegen die Vendée, wo die Republikaner bis dahin, aus Mangel an Disciplin, fast immer geschlagen worden waren. Seine erste Sorge ging dahin, die Mannszucht wieder herzustellen und hierdurch fesselte er den Sieg wieder an die Fahnen der Republik.
In dem Augenblicke, wo er den Plan zu dem Gefechte bei Challet entwarf, dem zufolge (8. Octbr.) die Royalisten geschlagen wurden, erhielt er den Befehl, ungesäumt nach Paris zu kommen, um Rechenschaft über sein Betragen zu geben, welches den Machthabern jener Zeit verdächtig schien. Er gehorchte, nachdem er den Feind geschlagen. Erbittert über diese Ungerechtigkeit, riefen die Grenadiere aus: "gibt es hier keinen Aubert du Bayet mehr, so soll es auch keine Grenadiere mehr geben!" Er beruhigte aber ihre Gefühle und lehrte ihnen durch sein Beispiel Gehorsam.
Unmittelbar nach seiner Ankunft in Paris ward er in einen Kerker geworfen und sehr hart behandelt. Dennoch entschlüpfte ihm nie ein Seufzer, außer, wenn er seines Degens gedachte, dessen er sich gegen die Feinde des Vaterlands immer mit so viel Glück bedient hatte, und daß er getrennt von seiner Gattin und seiner Tochter leben müsse. Der Sturz Robespierre's am 9. Thermidor (27. Juli 1794) gab ihm seine Freiheit zurück. Abermals in die westlichen Departements geschickt, unterstützte er, theils durch Militäroperationen, theils durch die Beruhigung der Vendée, den General Hoche, und befehligte nicht lange darauf als Divisionsgeneral die Küsten-Armee. Im J. 1795 erhielt er das Portefeuille des Kriegsministeriums. Da ihn aber diese Stelle mit Carnot oft in feindliche Berührung brachte, legte er, nachdem er die Mannszucht in die Armee wieder hergestellt, die Vendée beruhigt und 8 Armeen geschaffen hatte, seine Stelle wieder nieder und ging den 30. März 1796 als französischer Gesandter nach Constantinopel, wo er im Oktober anlangte. Der Großherr ertheilte ihm im Jan. 1797 die erste Audienz und gab ihm dieselben Rechte zurück, welche die französischen Gesandten vor der Revolution besessen hatten. Noch in demselben Jahre starb er, allgemein bedauert von denen, die seine edlen Gesinnungen und reine Vaterlandsliebe gekannt hatten. Der früher gehegte Wunsch, mit den Waffen in der Hand zu fallen, ward ihm nicht gewährt.
Quellen.[]
- ↑ Vollständige Rangliste aller Generale und General-Adjutanten in den Armeen der französischen Republik. 1796.
- ↑ Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
- ↑ Dr. R. Fl. Leidenfrost's französischer Heldensaal oder Leben, Thaten und jetzige Schicksale der denkwürdigsten Heroen der Republik und des Kaiserreichs, insonderheit der Waffengefährten und Marschälle Napoleons. Ilmenau, 1828. Druck und Verlag von Beruh. Friedr. Voigt.