Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Van der Mersch.[]

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Rijksmuseum Amsterdam
Rijksmuseum Amsterdam

Van der Mersch, Obergeneral der Brabanten Insurgenten, ein Militär von anerkannter persönlicher Tapferkeit, Thätigkeit und Einsicht, diente zuerst in Frankreich unter Chevert, der ihn, sagt man, seinen unerschrockenen Flamander nannte, und trat sodann als Oberstlieutenant in kaiserliche Dienste. Er hatte sich zu Menin, seiner Geburtsstadt, niedergelassen, wo er in allgemeiner Achtung stand, als er 1789 zum Kommando der Versammlungen von misvergnügten Brabantern, die sich damals zu Breda bildeten, bezeichnet, zum Mitgliede des zu Gent errichteten Ausschusses ernannt und sodann zum Obergeneral der Insurgenten-Truppen gewählt wurde. Man kann ihn als der einzigen Mann von Talent betrachten, der damals an ihrer Spitze erschien. Die Affaire von Hoegstraaten und die von Türnhut, wo er den General Schröder schlug, gewannen ihm die Liebe des gemeinen Soldaten ganz, und seine Parthey, bekannt unter dem Namen der Vonkisten, behielt anfangs über die seiner Feinde die Oberhand, ward aber endlich das Opfer zweyer Ränkespieler, des Kanonikus Van Eupen und des Advokaten Van der Noot, die, unterstützt von dem preußischen General Schönfeld, ihn den Brabantern verdächtig machten, indem sie ihm bald schuld gaben, daß er das Haus Oesterreich begünstigte, bald, daß er eine demokratische Revolution bewerkstelligen wollte. Auf diese Weise untergruben sie merklich seine Gewalt und setzten ihn ausser Thätigkeit, da sie ihm alles verweigerten und im Gegentheil im Innern mit großen Kosten ein Korps für den Nebenbuhler sammelten, den sie ihm entgegen stellen wollten. Dieses gab das Schauspiel von zwey Brabanter Armeen, die bereit waren, unter einander handgemein zu werden; die, welche Van der Mersch damals zu Namur kommandirte, schien anfangs ihn vertheidigen, und dem General Schönfeld, der gegen sie anrückte, Widerstand leisten zu wollen, ließ sich aber bald von dem schlauen Preußen gewinnen und gab ihren General Preis, der sich seiner Unschuld sicher, selbst nach Brüssel begab, um sich richten zu lassen. Da ihn die Stände keines Verbrechens zeihen konnten, schickten sie ihm auf die Zitadelle von Antwerpen; und seine Entsetzung wurde das Signal zum Falle der Patriotenparthey. Die Freunde Van der Mersch hatten mehrere Versuche zu seiner Befreyung gemacht, doch hatte er sie bloß der endlichen Rückkehr der Ordnung in seinem Vaterlande zu verdanken. Er starb den 14. September 1792 auf seinen Gütern bey Menin, wenige Tage vor dem Einmarsche der Franzosen in dieses Land.


Zeitungsnachrichten.[]

1790.[]

Brüssel vom 26sten dieses [2]

Gestern hielt der General Van der Mersch seinen öffentlichen Einzug zu Brüssel. Man hat ihn mit allgemeinem Frohlocken aufgenommen.

Unterdessen herrscht viele Uneinigkeit unter den Brabäntern. Aber wenn die Rede von Kayserlichen Regierung ist, vereinigt sich alles zusammen, und man schreyet: wir sind frei!

Am 23sten wäre bald ein Auflauf entstanden. Van der Mersch will nur besoldete Soldaten, und keine Volontairs haben, weil diese letztern nicht folgen, und keine Subordination halten wollen. Dies hat viele so aufgebracht, daß sie dem Van der Mersch öffentlich gedrohet, ihn von der Generalschaft abzusetzen.


Quellen.[]

  1. Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
  2. Neunte Beilage zu Politischen Gesprächen der Todten. Freytag den 30ten Januar 1790.
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