Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Nekrologie.[]

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Den 3ten Februar starb zu Treguier in Bretagne Hr. Lebrigant in einem Alter von 85 Jahren, er hatte 22 lebendige Kinder, die er noch bis in sein hohes Alter öfters um seinen Tisch herum versammelte. Er war eigentlich Advokat, hat sich aber besonders mit dem Studium der basbretonischen Sprache beschäftigt, welche nach Schlözers lichtvoller Bemerkung ein Ueberbleibsel des belgischen Dialekts der alten Celtischen Sprache ist, die aber Lebrigant und nach ihm mehrere französische Sprachforscher (man konnte diese träumenden Sprachforscher Sprachdeuter nennen, so wie man Sterndeuter von den Astronomen unterscheidet) für das ächte Celtische, ja für die Ursprache Europa's und der ganzen Welt hielten. In diesem Sinne hat der berühmte Grenadier-Hauptmann Latour d'Auvergne Corret, ein Freund und Schüler Lebrigants, alle Sprachen mit seinem Basbreton verglichen, und selbst das Hebräische daraus abzuleiten gesucht.

Lebrigant hat ein großes Lexikon dieser Sprache geschrieben, in der beynahe gar kein Buch und wenigstens kein nur einigermaßen altes Denkmal existirt. Irländern und Schottländern sind dergleichen Träumereyen noch eher zu verzeihen, da sie doch wenigstens uralte Lieder und alte Alphabete aufzuweisen haben. Die Sprache der Basbretons beweißt außer den historischen Gründen, die Herr Schlözer in seiner allgemeinen nordischen Geschichte für diese Meinung anführt, ihren Ursprung aus dem Belgischen, dem Dialekte derjenigen Celten, die sich nach Cäsar in jeder Rücksicht am meisten den Germaniern näherten, auch noch besonders durch eine große Verwandtschaft mit dem Deutschen. So heizt z. B. in dieser Sprache ein Stern, Steren, da dieser Gegenstand in dem ächteren Ueberbleibsel des eigentlichen Celtischen, in der Sprache Ossians durch das ganz originelle Wort reul bezeichnet wird. Lebrigant war einst bey Ludwig dem XVIten, und nahm diesen Monarchen so sehr für sich ein, daß er ihn seinen Hofleuten als den gelehrtesten Mann seines Reichs vorstellte.

Bey einem hiesigen ächten Sprachkenner zeichnete er sich auf eine weniger vortheilhafte Weise aus, da er zuerst sich der Kenntniß von 50 Sprachen rühmte, diese Zahl, bey nähere Erörterung auf 25 heruntersetzte, und endlich nur von den bekanntesten Rechenschaft zu geben wußte. Um Wörter aus fremden Sprachen, z. B. aus dem arabischen zu erklären, fragte er zuerst nach der Bedeutung derselben, und leitete diese sodann aus ähnlichen Wörtern oder Tönen im Basbreton her.

Court de Gebelin, der selbst nichts weniger als ein heller Kopf war, hat diesen Lebrigant sehr benutzt.


Quellen.[]

  1. Französische Miscellen. Tübingen in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung. 1804.
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