Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Delille.[]

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Mr. Delille.

Delille, gebohren zu Aigueperse, kleine Stadt in Limagne 1725, stammt als ein natürlicher Sohn aus einer Familie berühmter Rechtsgelehrten zu Clermont-Ferrand ab, kam sehr jung nach Paris und wurde in einem dasigen Kollegium erzogen. Er widmete sich dem geistlichen Stand und erhielt einen Lehrstuhl der Rhetorik erst zu Amiens, nachher zu Paris. Einige flüchtige Poesien und hauptsächlich seine Epistel an Laurent machten ihn in der gelehrten Welt bekannt, und seine Uebersetzung der Georgiken Virgils gab seinem Rufe den größten Glanz; doch wurde er erst 1774 in der Akademie aufgenommen. Er arbeitete hierauf einige Jahre an dem Gedichte über die Gärten. 1784 begleitete Delille den Herrn von Choiseul nach Konstantinopel, besuchte, mit dem Enthusiasm eines Dichters, die Ruinen Griechenlands und theilte davon eine interessante Beschreibung mit. An dem Hofe hatte er sich zahlreiche Gönner erworben, die sein Glück der Gegenstand ihrer Sorge seyn liessen; allein die Revolution brachte ihn um seine Benefizien und beschränkte ihn auf dem Lehrstuhl im Kollegium von Frankreich, den er einige Jahre vorher erhalten hatte. Er blieb während der Schreckensregierung zu Paris und setzte sich den größten Gefahren aus. Der Wohlfahrtsausschuß machte auf seine Muse Anspruch, und er zog sich durch eine Dithyrambe über die Unsterblichkeit der Seele, welche auf alle Zeitumstände und auf alle Partheyen paßte, aus der Verlegenheit. Erst 1795 entschloß sich Delille Frankreich zu verlassen, da das Getöse der Waffen und das Geschrey der Faktionen kein Ende nahm. Er suchte die Ruhe und Sicherheit nach und nach in der Schweiz, in Deutschland, in London, wo er eine neue Ausgabe seiner Gärten heraus gab. Sein Landmann (homme des champs) erschien in seiner Abwesenheit 1800; zwey Jahre später sein neues Gedicht über das Mitleid (la Pitié). Seit mehreren Monathen war Delille nach Paris zurückgekommen und arbeitete an seiner Uebersetzung der Aeneide, die er 1804 herausgab. Sein neuestes Werk ist sein Gedicht über die drey Reiche der Natur. 1802 verheirathete er sich zu London mit Madlle. Vaudchamp, die lange Zeit seine Reisegesellschafterin gewesen war und welche er oft seine Antigone nannte. So oft man auch in ihn gedrungen war, in das Nationalinstitut zu treten, so geschah es doch erst 1804, daß er eine Stelle darinnen einnahm, da andere Mitglieder der ehemahligen Akademie darinnen aufgenommen wurden. An dem neuen französischen Hofe empfieng er zu Anfange 1805 den schmeichelhaftesten Empfang.


Quellen.[]

  1. Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
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