Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Joseph Miaczinsky.[]

[1]
Miaczinsky, (Joseph) ein gebohrner Pole, der, als die Gegenrevolution in Polen ausbrach, sich nach Frankreich flüchtete, wo er sogleich als General angestellt wurde, ist am 16 Mai 1793 von dem Revolutionsgericht in Paris zum Tode verurtheilt worden, weil man ihm von der Flucht des linken Flügels in der Schlacht bei Neerwinden am 18 März, da er diesen Flügel kommandirte, die Schuld beilegte, und er auch mit seiner Truppenabtheilung aus Contrerevolutionsabsichten nach Lille marschirt seyn soll. Am 22 Mai wurde er guillotinirt, 45 Ja're alt.

Er hatte einen sehr gewandten Körper, aber eine ziemlich ungebildete Seele. Seine Sitten waren roh, sein Herz war unbarmherzig, und selbst an Freiheit gewöhnt, glaubte er nicht, daß sie auch Andern süß sei. Daher die Bedrükungen, die er sich gegen die Belgier erlaubte. Er war ehrgeizig, ohne hervorstechende Talente zu besizen; er wagte, so lange die Gefahr entfernt war, er zog sich zurük, so bald sie sich näherte. Zum Befehlshaber leichter Truppen war er geschaffen. In den lezten Augenbliken seines Lebens zeigte er nicht die Standhaftigkeit, die man von ihm erwartet hätte.


J. Miaczinski.[]

[2]
Miaczinski (J.) Pohle, geboren zu Warschau, Feldmarschall in französischen Diensten, trat bey guter Zeit der Revolutionsparthey bey, wurde im August 1792 zur Armee unter Dümouriez geschickt, diente aber mit wenig Erfolg. Zu Anfange Aprill kantonnirte er in Orchies und hielt, unter verschiedenem Vorwande, lange die Kommissäre des Konvents welche Dümouriez arretiren sollten, bey sich auf, was vermuthen ließ, daß er diesen General von ihrer Ankunft und den Zweck ihrer Sendung Nachricht gegeben habe. Und in der That, so wie sich Dümouriez ihrer Versichert hatte, übertrug er Miaczinski, sich in Besitz von Lille zu setzen, und dieser übernahm die Kommission und meldete ihm, daß er ihn um seines muthvollen Entschlusses desto mehr schätzte; als er sich aber mit seinem Korps vor dieser Stadt zeigte und unvorsichtig genug mit einer schwachen Bedeckung in dieselbe einzog, liessen die Repräsentanten, welche sich darin befanden, seinen Leuten die Thore sperren, seine Bedeckung entwaffnen und ihn arretiren. Man führte ihn alsobald nach Paris ab, wo ihn das Revolutionsgericht den 17. May 1793 als Vaterlandsverräther zum Tode verurtheilte. Er vertheidigte sich vor dem Gericht mit ziemlicher Gegenwart des Geistes; allein nichts konnte ihn retten. Er zeigte bey Anhörung seines Urtheils, so wie bey seinem Gange zum Richtplatz viele Standhaftigkeit und empfing den Todesstreich mit dem größten Muthe.


Zum Proceß des französischen Generals Miazinsky.[]

[3]
Der in Paris als Mitschuldiger Dumouriers hingerichtete General Miazinsky, war ein gebohrner Pohle, der sein unglückliches Vaterland im Anfang der letztern Unruhen verließ, und in die Dienste der französischen Republik trat. Er war erst zwey und vierzig Jahr alt, als er am 18ten May durch das Pariser Revolutions-Tribunal zum Tode verurtheilt wurde. Die Geschwornen waren dabei einstimmig, und ihre Erklärung lautete:

Erstens "Es sey unleugbar, daß der General Dumourier unter dem ersten April 1793 aus den Bädern zu Saint Amand an den General Miazinsky nach Orchies einen Brief geschrieben, worin er ihn unter andern gemeldet, er habe die vier vom National Convent abgeschickten Commissarien nebst dem Kriegsminister arretiren lassen, und dabei den Befehl ertheilt, daß er sich mit Tagesanbruch in Marsch nach Lille setzen, mit einem Theil seiner Truppen in diese Stadt einrücken, und dem Commandanten Duval seinen Brief zeigen sollte, mit dem Rath der Nothwendigkeit, die Convents Commissarien, wenn sie noch nicht abgereißt wären, in Verhaft zu nehmen, sie nach Orchies zu führen, sich des Schatzes zu bemächtigen u. s. w." Der Brief schloß mit den Worten: "Ich umarme sie mein lieber Miazinsky! und ich verlasse mich auf Ihre Truppen zur Rettung Frankreichs."

Zweitens "Das Miazinsky den 2ten April als Antwort auf den Brief des Dumourier ihm geschrieben: er habe seinen Brief erst Morgens um 8 Uhr erhalten, ob er ihn gleich des Abends hätte bekommen sollen; er umarme ihn, und liebe ihn noch mehr wie je, wenn es möglich wäre, wegen seiner Entschlossenheit bey dieser Unternehmung; ferner, daß er für seine Truppen stünde, um neun Uhr seinen Marsch nach Lille angetreten habe, und seine Befehle ausführen, oder umkommen wolle."

Drittens "Das Miazinsky auch durch den Marsch mit seiner Division nach Lille in strafbarer und contrerevolutionsmässiger Absicht den Befehl des Dumourier wirklich vollzogen habe."


Von dem Nationalkonvent.[]

[1793]

Paris, vom 20. May. [4]

-- Eben auch in der vorgestrigen Seßion wurde ein Schreiben des vom Revoluzions-Tribunal zum Tod verurtheilten General Miaczinsky an das N. Convent verlesen, worinn er versichert, an den Complotten des Dümourier keinen Antheil gehabt zu haben. Weil er aber in genauer Verbindung mit demselben gestanden, so wisse er seine geheimsten Gesinnungen. Es habe deßwegen den Representanten des Volcks Sachen von der grösten Wichtigkeit zu entdeken. Weil er sich aber in der Französis. Sprache nicht mit Leichtigkeit ausdrüken könne; so bitte er um dreytägigen Aufschub der Vollziehung des über ihn gesprochenen Todes-Urtheils, um sich zu rechtfertigen. Das N. Convent dekretierte, daß 2. seiner Mitglieder als Commissarien sich in das Gefängniß zu dem Miaczinsky begeben, der Versammlung von seiner Aussagen Bericht abstatten, und ihm, wenn sie es dienlich finden, die verlangte Frist bewilligen sollen. Diese kamen ungefehr nach einer Stunde wieder zurük und berichteten: Miaczinsky habe ihnen wircklich wichtige Geheimnisse entdekt, die sich aber nicht wohl offentlich in der Versammlung sagen lassen; sie verlangten deßwegen, dieselben dem Committe von der allgemeinen Wohlfahrt anzeigen zu dörfen, und schlugen vor, dem Verurtheilten bis nach abgestattetem Rapport dieses Committe die verlangte Frist zu bewilligen. Das Committe ließ bald darauf an das N. Convent das Ansuchen thun, es möchte die Commissarien noch einmahl an Miaczinsky abschiken, um weitere Nachrichten und Erläuterungen von demselben einzuziehen; welches auch sogleich dekretiert wurde. Weiter ist indessen bis jzt nichts von der Sache bekannt geworden. --

Paris, vom 24. May. [5]

In der Seßion am 21. statteten die an den verurtheilten General Miaczinsky abgeordneten Commissarien dem N. Convent Bericht ab von dem, was sie bey ihrem dreymahligen Besuch von demselben vernommen hatten. Er sagte unter anderm: Er habe um des Dümourier Projekt gewußt, sich zum Herren von Brabant zu machen, und eine Vermählung zwischen dem jungen Egalite und der Tochter Ludwigs XVI. zu stand zu bringen; wobey der vormahlige Dauphin würde aufgeopfert worden seyn. Dümourier habe in Ansehung des Erfolgs seines Projekts auf die Mehrheit in dem N. Convent gezählt, und besonders für Petion und Gensonne viel Achtung gehabt, und sey mit ihnen in Correspondenz gestanden; auch auf Cüstine habe er sich verlassen; den Lacroix, Mitglied des N. Convents beschuldigte er: daß er zu ihm gesagt habe, er soll in den Niederlanden plündern, sie wollen es dann mit einander theilen, und er wolle sich im N. Convent seiner annehmen, u. s. w. -- Die 3. von Miaczinsky genannten Mitglieder des N. Convents wurden zu ihm gebracht, er behauptete in ihrer Gegenwart, was er über sie ausgesagt hatte, konnte aber weiter nichts beweisen; und daß seinetwegen und in einem Namen an das N. Convent geschrieben und um Aufschub der Vollziehung des Urtheils angesucht worden, davon schien er nicht einmahl etwas zu wissen. Nach diesem Bericht der Commissarien hat das N. Convent die dem Miaczinsky bewilligte Frist wieder aufgehoben, und das Todes-Urtheil ist am 22. auf dem Revoluzions-Plaz an ihm vollzogen worden; so wie auch gestern an dem ebenfalls vom Revoluzions-Tribunal verurtheilten Devaux, gewesenem Oberst-General-Adjutant bey der Armee, welcher auf des Dümourier Befehl das Commando an des Miaczinsky Stelle übernommen hatte zu einer Zeit, wo er schon wußte, daß derselbe die National-Commissarien nebst dem Kriegs-Minister habe arrettieren lassen.


Quellen.[]

  1. Neues historisches Hand-Lexikon. Oder kurzgefaßte biographische und historische Nachrichten von berühmten Patriarchen, Kaysern, Königen, Fürsten, großen Feldherren, Staatsmännern, Päbsten, Erz- und Bischöffen, Kardinälen, Gelehrten aller Wissenschaften, Mahlern, Bildhauern, Künstlern und andern merkwürdigen Personen beyderney Geschlechts, besonders neuerer Zeiten, ist zu Ende des achtzehnten Jahrhunderts fortgesetzt. Ulm, 1803. in der Stettinischen Buchhandlung.
  2. Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
  3. Minerva. Ein Journal historischen und politischen Inhalts. Herausgegeben von J. W. v. Archenholz. Hamburg 1793.
  4. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 29. May, 1793. Num. 43.
  5. Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 1. Brachmonat, 1793. Num. 44.
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