Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Istrien.[]

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Istrien eine schöne Halbinsel, die noch zu Italien gerechnet wird, liegt zwischen dem Meerbusen von Triest, und dem Quarnero. Sie liegt unter dem 45 bis 46° und gegen 20¹ N. B. und beträgt in ihrem Umfange 200 Meilen. Sie hat 6 Städte, 12 große Flecken und gegen 200 kleine Dörfer. Der größte Theil dieser Provinz stand vor dem Frieden von Campo Formido unter venetianischer Herrschaft, und der österreichische Antheil begrief blos die Städte Triest und Pedana. Der venetianische Antheil dieser Provinz wurde in 4 Bisthümer und 18 Gebiete eingetheilt, welche durch eben so viele unter dem Podesta von Capo d'Istria stehende venetianische Patrizier regiert wurden. Die ganze Volksmenge des venetianischen Istrien beläuft sich kaum auf 90,000 Personen, eine Anzahl, die mit der Größe des Landes in keinem Verhältniß steht. Der innere Theil des Landes ist an einigen Orten wenig angebauet, und der Ackerbau überhaupt unbedeutend. Das Landvolk ist grob, ungesittet und faul, kleidet sich dalmatisch, und spricht die illyrische oder sklavonische Sprache, welche in vielen Kirchen auch bey dem Gottesdiente gewöhnlich ist. Die Einwohner der Städte neigen sich mehr zu den italiänischen Sitten und Gebräuchen, kleiden sich italiänisch und ihr Dialekt ist beynahe der venetianische. Manufakturen fehlten bisher dem Lande gänzlich. Wenn man eine Seidenspinnerey, eine gute Talglichterfabrik und einige Gerbereyen ausnimmt, so war bis jetzt im Lande nichts, das einer Erwähnung verdiente. Der Mangel an Getraide verursachte dem Land einen sehr nachtheiligen Passivhandel. Ungeheure Waldungen nehmen den tauglichsten Boden zum Ackerbau ein, und der Cavalier, Mantona und St. Lorenzo, welches die Hauptwaldungen sind, betragen allein 58 italiänische Meilen im Umfange. Hingegen sind auch diese Waldungen ein wichtiger Gegenstand für die Landes-Oekonomie, und versehen das Arsenal zu Venedig mit allen Nothwendigkeiten, besonders mit Laffettenlahn und Brennholz für die öffentlichen Schiffsbeckereyen. Das Oel aus Istrien wurde immer für vorzüglich gehalten, und ist noch immer ein ansehnliches Landesproduct. Ueber das Landesbedürfniß werden jährlich gegen 20,000 Fässer davon nach Venedig verführt. Auch mit Wein wird ein vortheilhafter Handel nach Venedig getrieben. In Isola und Muggia wächst der sogenannte Ribollawein, der meistens nach Deutschland gehet. Ein anderes ansehnliches Product ist das Salz, womit aber Pirano, Capo d'Istria und Muggia einen ausschließenden Handel treiben. Das istrische Salz hat einen Vorzug vor dem aus den levantischen Inseln. Die Fischereyen sind sehr gut, und der Sardellenfang besonders sehr vortheilhaft. Von diesen Fischen werden in Istrien so viele eingesalzen, daß diese Provinz, nebst Grado, den ganzen venetianischen Staat damit versehen kann. In dem Meere bey Pola, und in der Nachbarschaft von Albona und Triest fängt man die Thunfische, und die Istrischen Platteise werden in Venedig und in Wien für Leckerbisse gehalten. Außer verschiedenen Gattungen von Baumfrüchten wird hier viel Honig gezogen, und mit der Gerste bis nach Hamburg Handel getrieben. An Wildpret, besonders an Haasen, ist kein Mangel. Die istrischen Steine werden häufig zum Bauen gebraucht, und die Marmorgruben würden mehrere Vortheile bringen, wenn man in die innern Theile der Provinz bequemere und bessere Strassen hätte. Uebrigens werden die meisten Gebäude zu Venedig aus Marmor von Brioni gebaut.

Die vornehmsten Seehäfen in Istrien, deren es mehrere gibt, sind der von Pola und von Quieto, in welche gemeiniglich die von Venedig kommenden Schiffen einlaufen. Der letztere ist der tiefste, in dem sich die größten Schiffe vor Anker legen können. Die 4 Hauptflüsse, die aber nicht viel bedeuten, sind: der Timavo bey St. Zuanne di Duino, der Formione oder Risano bey Capo d'Istria; der Quieto in der Nähe von Citta-Nuova, und der Arta unter Albona. In einigen Gegenden hat die Provinz Mangel an Wasser, und vornämlich zwischen dem Canal Lemme und dem Quieto. Die Luft ist größtentheils gut, und wird durch die Nordwinde gereiniget. Im Sommer leidet das Land sehr viel durch die Dürre.

Capo d'Istria, der erste District dieser Provinz, begreift 42 Dörfer und etliche kleine Castelle. Durch dieses Gebiet fließt der Risano, der über 20 Mühlen treibt; es ist auch ein Tobacksfabrik an demselben erbauet. Der jährliche Weinertrag desselben beträgt im Durchschnitt 2,800 Fässer und der Oelertrag gegen 300, beydes von guter Qualität. In den Salzpfannen werden jährlich über 7,000 Scheffel Salz gewonnen, auch in dem Gebieten viele Liqueurs gemacht. Capo d'Istria eine kleine, aber lebhafte und blühende Stadt, die Hauptstadt von ganz Istrien, liegt auf einem eyförmigen Felsen mitten im Wasser, und ist durch eine steinerne Brücke, die eine halbe Meile lang ist, mit dem vesten Lande verbunden. Sie hat 30 Kirchen, 2 Hospitäler, eine Leihbank, 2 Nonnen- und 6 Mönchsklöster und reiche Bruderschaften. Die Cathedralkirche ist in diesem Jahrhundert neu aufgeführt und verschönert worden. Eine künstliche Wasserleitung, welche unter den Salinen durchgeht, versieht die Stadt mit Quellwasser von den Gebürgen, die sonst gänzlich Mangel daran haben würde. Der Stadtrath bestand aus dem Adel der Stadt.

Der District von Muggia liegt auf einer Erdzunge nördlich von Capo d'Istria, ist klein, aber wohl angebauet, und bringt gute Weine und Salz in Menge hervor. Muggia Nuova ist ein schöner volkreicher Flecken am Meere, mit einem Hafen für die Barken. Sie hat 2 venetianische Patrizier als Podesta und Kastellan, ein Mönchskloster und ein gutes Hospital. Dieser District wird sonst auch unter dem Namen Isola begriffen.

Der District von Pirano ist etwas größer, aber eben so fruchtbar und wohlangebaut, und ziehet das meiste Salz. Pirano ist eine kleine, aber gutgebaute und volkreiche Stadt auf einer Anhöhe, die eine große Pyramide vorstellt. In der Tiefe steht ein Theil derselben auf einer Erdzunge. Ihr Hafen ist einer der besten in Istrien und ihre Einwohner geben gute Matrosen. Der District von Umago enthält einen Flecken und 3 Dörfer, ist größtentheils eben und fruchtbar, und hat viele Waldungen. Umago, ein wegen seiner ungesunden Lage jetzt sehr entvölkerter Flecken liegt auf einer Erdspitze. -- Der District von Citta Nuova liegt am Ufer des Quieto. Citta Nuova ist eine alte fast gänzlich zerstörte und entvölkert Stadt, ein bloßer Aufenthalt für Fischer, und liegt auf einer Erdzunge am Ausflusse des Quieto. Sie ist ihrer unangenehmen Lage ungeachtet der Sitz des Bischoffes, der den Grafentitel führet, und des venetianischen Repräsentanten. -- Der District von Parenzo begreift eine Stadt, ein Lehn und 7 Dörfer. Der Boden ist eben, und würde ungleich fruchtbarer seyn, wenn er besser angebaut würde, welches aber wegen Mangel an Einwohnern, deren ganze Anzahl sich nicht auf 3,000 beläuft, nicht möglich ist. Die Diöces begreift 42 Kirchspiele unter sich. [[Poreč|Parenzo] ist eine kleine auf einem Felsen erbaute Stadt, die ehemals eine vollkommene Insel bildete, jetzt aber durch eine schmale Erdenge mit dem vesten Lande verbunden ist. Sie hat gegen Südwest einen Hafen, in dem sich die größten Schiffe vor Anker legen können. Die Cathedralkirche ist sehr alt, denn ihre Erbauung fällt in die Zeiten des Kaisers Otto I. Sie hat eine mit den ältesten Mosaiken gezierte Capelle. Die Stadt ist jetzt so ziemlich bevölkert, und ein großer Theil der Einwohner stammt von den Familien her, die sich nach der Eroberung von Candia durch die Türken hieher begeben haben. Orsera, ein altes auf einem Berg erbautes Castell hat einen der besten Häfen in Istrien, der vor allen Winden geschützt ist, und gehört den Bischöffen von Parenzo unabhängig, die daher den Grafentitel führen.

Der District von St. Lorenzo könnte sehr fruchtbar seyn, wenn er besser angebaut wäre. In vielen Gegenden ist Mangel an Trinkwasser, daher die Einwohner das Regenwasser in tiefen Gruben sammeln, welches aber bald in Fäulniß übergeht und von dem Boden eine ganz rothe Farbe annimmt. Daher sind diese Gegenden ungesund und schlecht bevölkert. Der Hauptflecken dieses Districts heißt St. Lorenzo. -- Der District von Rovigno ist einer der beträchtlichsten in Istrien, hat sehr schöne Steinbrüche, und bringt viel Oel und Wein hervor. Rovigno ist eine kleine, artige Stadt auf einem in das Meer hinausragenden Felsen, wodurch sie 2 Häfen erhält, die eine beträchtliche Anzahl der größten Schiffe fassen können. Sie ist die bevölkerteste und reichste Stadt in ganz Istrien, und zählt über 16,000 Einwohner, die größtentheils treffliche Seeleute sind. Man sieht hier ungemeinen Fleiß und Thätigkeit, muntere und höfliche Leute, die gewöhnliche Folge des Wohlstandes. Man bauet hier ausser andern Schiffen hauptsächlich eine Menge kleiner Fahrzeuge, Trabaccoli genannt. Auch der Sardellenfang ist beträchtlich. Die Stadt erhält von der Regierung nur den Titel eines Fleckens, kann aber mit jeder andern Stadt in der Provinz wetteifern.

Die Grafschaft Pola ist einer der größten Districte in der Provinz. Der Boden ist theils eben, theils gebürgigt, mit Waldungen bedeckt, mit Oliven bepflanzt und hat Ueberfluß an Wildpret. Die Luft ist aber ungesund, und daher fehlt es an Ackerleuten, die den sonst fruchtbaren Boden anbauten. Von 32 Dörfern, die sonst diese Provinz zählte, sind gegenwärtig nur 17. bewohnt. Pola ist eine alte, theils wegen der Schönheit ihrer Lage, theils wegen der vortrefflichen Alterthümer, die man daselbst findet, sehenswürdige Stadt. Sie liegt über einen kleinen Meerbusen, der 10 bis 12 Meilen im Umfange hat, und zu einem sehr sichern Hafen dienet. Dieser Hafen wird durch eine Kette sehr angenehmer Hügel, die sich Cirkelförmig ins Meer schiebt, gemacht, und hat in der Mitte 4 kleine Inseln, auf denen man viele Alterthümer antrifft. Der Eingang in den Hafen ist für große Schiffe etwas zu enge. Die Stadt ist mit modernen Mauern umgeben, hat 4 Thore auf der Seeseite, und fast in der Mitte der Häuser auf einer Anhöhe eine Citadelle mit 4 Bastionen. Fast 200 Schritte vor der Stadt ist das alte prächtige Amphitheater, das in seinem äußern Umfange noch ganz ist, und vor dem zu Rom den Vorzug verdient. Die Figur ist oval oder vielmehr ellyptisch, und die Länge desselben beträgt 306, die Breite 292 und die Höhe 74 venetianische Fuß. Die Arbeit ist von toscanischer Ordnung, aber mit besondern Gesetzen, und so plump und massiv als möglich; aber die Form, mit welcher die großen Massen verbunden und auf einander gesetzt sind, bewundernswürdig. Ein leichter Kitt verbindet sie, und überall sind eiserne Klammern angebracht, die dem Gebäude eine Dauer von so vielen Jahrhunderten versicherten. Ungefähr im Mittelpunkte der Stadt sieht man die Ruinen von 2 Tempeln von korinthischer Ordnung, die aber nicht groß sind. Der Dom ist auf die Ruinen eines heidnischen Tempels gebauet, wie man aus vielen Bruchstücken von antiken Marmor, Kapitälern, Simswerk u. d. g. schliessen kann. Sonst findet man noch einige schöne Säulen in der Stadt, aber die Porphyre, Serpentine und andere kostbare Marmor wurden zur Verschönerung der Hauptstadt weggeführt. Schon mehrmalen war die Regierung ernstlich darauf bedacht, dieser Stadt aufzuhelfen, und sie volkreicher zu machen. man verschenkte beträchtliche Grundstücke, um Einwohner herbey zu locken, allein die äusserst ungesunde Luft vereitelte jede Bemühung dieser Art. So vortrefflich und fruchtbar der Boden ist, und so weit sich das Gebiet erstreckt, so hat doch der venetianische Gouverneur nicht über 7,000 Seelen unter sich. Zwischen den Klippen bey Pola ist ein sehr reicher Thunfisch-Fang, der eine der vornehmsten Nahrungsquellen dieses Gebietes ausmacht. Es sind während der Jahreszeit der Fischerey Männer bestellt, die Acht haben müssen, wann die Thunfische in den Hafen kommen. Wenn sie in großer Anzahl in demselben sind, so geben sie ein Zeichen, worauf sogleich der Eingang des Hafens mit einem Netze versperrt wird.

Der District von Dignano ist klein, hat Mangel an Wasser und begreift 2 Dörfer. Die Luft ist gesund, und der Boden bringt alle Sorten von Getraide, und köstliche Weine hervor. Wildpret findet man im Ueberflusse, auch Galläpfel, Brennholz, Steine und Marmor. Das ganze Regiment enthält 4,000 Einwohner. Dignano, ein nicht unansehnlicher Flecken, 3 Meilen vom Meere, ist auf einem angenehmen Hügel erbaut, mit geräumigen und gepflasterten Strassen. -- Der District von Albona begreift den äußersten Theil des venetianischen Istrien gegen Abend. Der Boden ist gebürgigt und steinigt, und daher nicht sehr fruchtbar. Albona ist ein großer mit Mauern umgebener Flecken, der auf einer Erdenge liegt. -- Der District von Montana erstreckt sich zwischen dem Flusse Quieto und der österreichischen Grafschaft Pisejo, und enthält große Waldungen, welche ein Staatseigenthum der Provinz waren, die eine große Menge Holz für das Arsenal daraus zog, welches auf dem Flusse Quieto nach dem Meere geflößt wird. Der Flecken Montana liegt im Mittelpuncte von Istrien in einer sehr gesunden Lage. Das Regiment von Raspo hat seinen Namen von dem jetzt zerstörten Flecken Raspo. Es ist eines der ausgebreitesten und reichsten der Provinz, und unabhängig von Capo d'Istria. Unter dessen Gerichtsbarkeit stehen 13 Dörfer und 7 Weiler. In diesem District hat der Fluß Quieto seinen Ursprung, und der Boden ist größtentheils gebürgigt. Der Hauptflecken des Districts heißt Pinguente, wo ein starker Handel mit Korn, Wein und andern Producten der Provinz getrieben wird.


Istria.[]

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Istria (Histerreich), ist eine Landschaft im nordöstlichen Italien, welche sich in Gestalt einer Halbinsel in den venetianischen Meerbusen erstreckt und gegen 64 geogr. Q. Meil. groß ist. Sie grenzt an Krain, Friaul und Croatien, hat ungesunde Luft, ist aber fruchtbar an Wein, seinem Oele, Wiesenwachs, Honig, Getreide, Schiffbauholz, auch wichtigen Fischfang, Marmor und Bausteinen. Die Einwohner der Städte sind von italiänischer Abkunft, die auf dem Lande hingegen sind slavischen Ursprungs und reden eine sehr rauhe Sprache. Männer und Weiber sind von festem Körperbau und der schwersten Arbeit gewohnt. Die Venetianer besaßen über zwei Drittheile des Landes; das übrige, was gegen Nordosten liegt, gehörte Oesterreich und machte einen Theil des Herzogthums Krain aus. Im venetianischen Antheile zahlte man 70,000 Einwohner. Seit dem Frieden von Campo Formio besetzt Oesterreich auch diesen grösseren Theil des Landes, zu welchem noch mehrere venetianische Besitzungen geschlagen und von Oesterreich 1804 zu dem Gouvernement von Triest gezogen wurden. Als aber der österreichische Kaiser in dem Frieden zu Presburg auf die sämmtlichen venetianischen Besitzungen Verzicht geleistet hatte, mußte er natürlich auch Istrien an die französische Regierung abtreten. Im Jahre 1813 wurde aber das Land wieder erobert und 1816 mit dem österreichischen Königreiche Illyrien vereinigt. Zu Rovigno (Treviano) wird der berühmte Muscatwein nur ausgetreten, nicht ausgepresst. Das Amphitheater zu Polo (ehemals eine sehr bedeutende, jetzt verödete Stadt) war in alten Zeiten sehr berühmt und mochte leicht gegen 18,000 Menschen fassen. In den alten Zeiten gehörte Istrien zu Illyrien, wurde aber von August und Tiber zu Italien geschlagen. Nach und nach hatte sich Venedig bis zu Anfange des 15ten Jahrhunderts den ganzen Landstrich unterworfen, trat jedoch in der Folge einen kleinen Theil desselben an Oesterreich ab.


Quellen.[]

  1. Kurze Beschreibung der österreichisch-venetianischen Staaten zur Erläuterung der neuesten Staatsveränderungen. Nürnberg, bey Grattenauer, 1798.
  2. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
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