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Irland.[]

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Irland, Ireland, bey den Einwohnern Erin, eine von den zwey großen britannischen Inseln, welche von Großbritannien durch das Irländische Meer abgesondert wird. Der Flächeninnhalt der ganzen Insel beträgt etwas mehr als 1700 ge. Quadratmeilen. Sie hat auf der Nord- und Südseite mittelmäsige Berge, aber nirgends ein bedeutendes zusammenhängendes Gebirg. Die mittlern Gegenden sind durchaus ebenes Land, haben viele Seen und Sümpfe, auch Sandstriche, vorzüglich in den westlichen Theilen oder der Provinz Connaught. Nur Ein Fluß, der Shannon, ist von Bedeutung. Die vielen Seen bringen häufigen Nebel hervor; das umfließende Meer macht sie aber für die Gesundheit unschädlich und zugleich das Klima viel milder, als man bey der nördlichen Lage der Insel erwarten sollte. Nie ist die Hitze, aber auch nie die Kälte drückend. Diese Temperatur der Luft und die vielen Gewässer begünstigen den Graswuchs und dadurch die Viehzucht, welche zu jeder Zeit den wichtigsten Nahrungszweig für die Einwohner gab. Vorzüglich liefert die Cultur des Rindviehes und der Schweine, nebst der guten Wolle von den zahlreichen Schafheerden, die meisten Artikel zur Ausfuhr; auch Bienen nähren sich in großer Menge von den Kräutern der Haiden und Wiesen. Flachs und Hanf wird von vorzüglicher Güte gezogen; er giebt den Stof zu den vielen Leinwandbereitungen, den einzigen Manufakturen von Belang, welche die Insel besizt. Getreid wurde ehemals wenig, jezt aber, bey wachsender Volksmenge und Thätigkeit in hinreichender Menge für das Bedürfniß des Landes gebaut. Die Wälder reichen nicht hin, um die Einwohner mit dem nöthigen Holz zu versehen, und die Schätze von Torf und Steinkohlen sind noch nicht hinlänglich benüzt, um fremde Einfuhr entbehrlich zu machen. An Mineralien ist die Insel arm, doch liefert sie Bley und etwas Eisen, auch Salt. Die vielen Buchten der zakichten Insel haben Ueberfluß an Fischen. Die ganze Insel wird von alten Zeiten her in die vier Hauptprovinzen Leinster, Ulster, Connaught und Munster getheilt; und diese enthalten 31 Grafschaften und 260 Baronien. In geistlicher Hinsicht enthält sie 4 Erzbißthümer und 19 Bißthümer.

Es finden sich von alten Zeiten her in der Insel dreyerley Stämme von Einwohner: Spanier, in Kerry und in einem Theil von Limerik und Cork; Schottländer, im nördlichen Theil, welche noch die hochschottische Sprache reden, und Abkömmlinge der Angeln, in einem Distrikte bey Dublin, (wo auch die angelsächsische Sprache ohne Vermischung mit der irischen, gesprochen wird.) Der übrige Theil der Irländer, bestehet aus vermischten Geschlechten. Die Nahrung des gemeinen Mannes bestehet in Kartoffeln und Milch, und seine Kleidung und Wohnung ist meistens höchst elend. Bey allem ihrem Elende sind sie doch weit munterer, als die Engländer, und Liebhaber von Gesellschaft und Lustbarkeit. Besonders groß ist ihre Neigung zum Tanzen; daher es überall herumreisende Tanzmeister giebt, denen die Bewohner der armseligsten Hütten vierteljährig 6 Penies bezahlen, um ihren Familien Unterricht zu geben.

Ireland hatte ursprünglich mit Schottland einerley Völkerstamm zu Bewohnern, und daher erhält sich die Erste Sprache noch in einigen Gegenden des Landes. Zu diesen gesellten sich Keltische Völker von Britannien aus, und in der Folge Angelsächsische und Dänische Seeräuber, welche sich in mehrern Küstenstrichen festsezten. Jeder Volkshaufe hatte seinen eigenen Anführer, und diese lebten gegenseitig in immerwährenden kleinen Kriegen. Einer derselben, der Fürst von Leinster, wurde durch den Fürsten von Connaught in der Mitte des 12ten Jahrhunderts vertrieben, wendete sich im Hilfe an König Heinrich II, und gab dadurch den Engländern Veranlassung zur leichten Eroberung der ganzen Insel, welche bisher noch nie einem Ausländer gehorcht hatte, auch wohl zu keiner Zeit unter einem gemeinschaftlichen Oberhaupte vereinigt gewesen war. Das Schicksal der rohen Einwohner ward durch die Eroberung gemildert, weil die kleinen innern Fehden nun seltener und das Land ruhig wurde. Uebrigens kümmerte man sich wenig um Ireland. Aber in den Kriegen der weißen und rothen Rose waren die Englischen Vorsteher Irlands erklärt für die Parthey des Hauses York, mußten durch Heinrich VII mit den Waffen bezwungen werden, und bereiteten dadurch den Einwohnern der Insel den ersten harten Druck. Kaum hatte sich dieser durch das Zusammenschmelzen der Partheyen gemildert, so schärfte ihn Religionswuth auf das Neue. England war nach mehrern stürmischen Umwandlungen entschieden zur protestantischen Kirche übergetreten. Ireland hingegen, wo das Volk keine andern Lehrer als seine Kenntnißleeren, und für ihr eignes Interesse fürchtenden Mönche und Geistlichen hatte, blieb fest an dem Glauben der Väter, und wurde dadurch ein Gegenstand des Argwohns für den herrschenden Theil der Engländer, welche in ihrem eignen Lande der unterdrückten Katholiken viele hatten, und von Ireland aus den ersten Stoß zu einer neuen Umwandlung fürchteten. Die große Niedermezlung der Protestanten in Irland, 1641, und die aus den nemlichen Grundsätzen des Glaubenshasses fließende Anhänglichkeit der Iren an Jakob II, vergrößerte die Furcht; und diese Furcht diktirte nach gänzlicher Besiegung derselben die harten, seit dem Jahre 1691 gegen alle Katholiken in Ireland genommenen Maasregeln.

Sie waren unfähig, Ländereyen zu kaufen; (daher die Protestanten nun bey weiten den größten Theil des Landes besitzen;) und damit die wenigen liegenden Güter, so Katholiken gehörten, immer mehr zerstückelt würden, so erbten sie die Kinder in gleichen Theilen; und wenn ein Kind zur protestantischen Religion übertrat, so erbte es alle Güter. Wenn ein Katholik ein Pferd besaß, das über 5 Pfund Sterling werth war, so war er desselben, zum Besten des Angebers, verlustig. Priester, welche Messe lesen, sollten aus dem Lande verwiesen, und wenn sie sich wieder betreten ließen, gehenkt werden. Diese Schärfe hat nun zwar längst nachgelassen; aber noch immer bleibt der einheimische Protestant und der angesiedelte Engländer der begünstigte, und der Katholik der gedrückte Theil.

Nicht allein in Ansehung der Religion, sondern auch im Handel wurde Irland von England gedrückt, und nicht anders, als eine Provinz behandelt, ob es gleich von alten Zeiten her sein Parlament, und dieses sein Ober- und sein Unterhaus hatte. Zur Zeit K. Heinrichs VII von England, bald nach den Unruhen, die der Betrüger Lambert Simnell verursacht hatte, ward des Königs zweyter Prinz, noch minderjährig, zum Vicekönig in Irland ernennet, und ihm Eduard Poyning, als Minister, zugegeben. Unter dieser Administration ward 1495 eine Verordnung (Poynings-Law, Poynings-Gesetz genannt) gemacht, zufolge welcher das Irländische Parlement sich nicht versammeln durfte, bevor der Vicekönig (der Lord-Lieutenant heißt,) und der königl. Rath, (dessen Glieder der König nach Gefallen ein- und absezt,) dem Könige die Ursachen der Versammlung angezeigt, und eine königl. Erlaubniß unter dem großen Siegel erhalten hatten. Ferner mußten auch, nach diesem Poynings-Gesetz, alle in Irland vorgeschlagenen Anordnungen, so ferne sie das Staatswesen betrafen, in England gutgeheissen werden, wenn sie zu Stande kommen sollten. Wenn also eine Bill in dem Irländischen Ober- oder Unterhause sollte vorgelegt werden, so ward der Inhalt derselben zuerst in dem königl. geheimen Rathe zu Dublin untersucht, und alles, wovon man muthmassen konnte, daß es der Regierung mißfallen möchte, ward gleich in der Geburt erstickt. Der von dem geheimen Rath in Irland vorläufig untersuchte Inhalt einer Bill kam hierauf nach London, und ward von dem dortigen geheimen Rath des Königs untersucht. Wurde er gemißbilliget, so war weiter die Rede nicht mehr davon. Wurde er genehmigt, so konnte das Irländische Parlement darüber votiren und einen Schluß fassen. Dieser Schluß ward zu London abermal geprüft, nach Gutbefinden verändert, und unter dem großen Siegel zurückgesendet; und er mußte genau so befolgt werden, wie er lautete. Dieses Verhältniß dauerte bis 1782, da endlich das Großbritannische Parlement Irland von der bisherigen Einschränkung freysprach, und die sich darauf beziehenden Acten aufhob. Das Irländische Parlement erhielt dadurch die nemlichen Freyheiten, welche das Englische hat. Die Macht der Staatsverfassung lag seit dieser Zeit beynahe ausschließend in den Händen der reichen Gutsbesitzer, welche die meisten Stimmen im Parlamente fast immer für sich zu gewinnen wußte und dem größern Theile nach Engländer und durchgängig Protestanten waren.

Schon etwas früher war den Irländern auch die freye Ausfuhr ihrer Produkte und Manufakturen und unmittelbare Handlung nach den Englischen Kolonien nach mehrern unruhigen Auftritten erlaubt worden; denn vorher durften ihre Waaren nur blos nach England verführt werden, und waren hohen Auflagen unterworfen. Dem ungeachtet dauerten die Gährungen noch immer fort, nicht nur bey den Katholiken, welche im J. 1793 die mehrsten Vorrechte der Protestanten von der Krone zu erhalten wußten, nur daß sie wegen des Testeides nicht in das Parlement und zu den 30 vordersten Staatsbedienungen kommen konnten; sondern auch bey vielen Protestanten, welche mit jenen vereint, Irland durch Französische Beyhilfe ganz von England unabhängig zu machen suchten. Der Druck, unter welchem bey allen Bewilligungen noch immer der kathol. Einwohner litt, die bigotte Geistlichkeit der Katholiken, welche diese Uebel dem rohen Haufen größer schilderte, und das Volk gegen alles, was Protestanten heißt, aufregte, und das Beyspiel der Französ. Revolution, bewürkten endlich eine neue Verschwörung, welche äusserst gefährlich hätte werden können, wenn die Französische Unterstützung bedeutender gewesen und frühzeitiger gekommen wäre. Sie brach im J. 1798, im Monat May aus, wurde aber durch die Englischen Truppen, und die Unterstützung der Englischgesinnten Einwohner (Loyalisten) endlich mit vielem Blutvergiesen unterdrückt, auch das Französische Hilfskorps von 1100 Mann gefangen. Der Krieg war von beyden Seiten mit vielen Grausamkeiten geführt worden; nach der Unterdrückung der Unruhen wurden aber mäsigere Maasregeln ergriffen; und man glaubte endlich zur völligen Beruhigung Irlands, und zur Vorbeugung gegen künftige ähnlich Fälle kein besseres Mittel als die Vereinigung Irelands mit Großbritannien unter einerley Parlament finden zu können, welche auch im J. 1800 von dem Ministerium durchgesezt wurde. Am 1sten Jenner 1801 geschah die feyerliche Vereinigung. Die Irländer schickten nun zu dem Großbritannischen Oberhaus 4 geistliche und 28 weltliche Lords, und zu dem Unterhaus 100 Mitglieder. Zu den Staatsabgaben bezahlten sie 2/17 des Ganzen. An der bisherigen Englischen Staatsschuld nimmt Irland keinen Antheil; es hat aber für seine eigene zu sorgen, welche im J. 1803. 43,019,325 Pf. Sterling betrug; doch auch hievon sind 21,224,585 Pf. auf England fundirt. Künftige Schulden treffen die vereinigten Reiche gemeinschaftlich. Ireland zahlt in Zukunft keine andere Zölle xc. als die der Bewohner Englands ebenfalls tragen muß. Statt des ehemaligen Vicekönigs steht nun ein Lord-Generalstatthalter an der Spitze der Staatsverwaltung und Justitz in Ireland. Uebrigens bleiben ad interim die ehemaligen Gesetze und Verordnungen in ihrer Wirksamkeit.

Die Vortheile, welche Ireland aus dieser Vereinigung zufließen, sind aber mehr scheinbar als reel. Seine Abgeordneten zum Parlamente bestehen blos aus Protestanten und zum Theil aus Englischen Gutsbesitzern; ihre geringe Anzahl wird überall, wo das Interesse beyder Länder kollidirt, leicht überstimmt; die Handlung der Ireländer ist noch vielen Beschränkungen unterworfen, und liegt fast ausschließend in den Händen Englischer Kapitalisten; die katholische Religion, zu welcher sich ⅔ der Einwohner bekennen, steht noch immer unter mannigfaltigem Drucke, wenigstens kann kein Katholik auf ein wichtiges Amt Anspruch machen. Da nun der Irländer sich mit jedem Tage mehr zu fühlen anfängt, durch die Erweiterung der angelegten Fesseln seit 1779 einen großen Theil der ihm ehemals vorgeworfenen Indolenz verloren hat, seinen Acker fleißiger bebaut, und durch den wachsenden Wohlstand auch die Bevölkerung so sehr gewachsen ist, daß man im J. 1799 im Lande 3,993,000 Seelen zählte: so erträgt er das, obgleich nun viel leichtere Joch nicht mit Gleichgültigkeit, sondern erklärte sich gleich anfangs lebhaft gegen die Vereinigung, und erwartet mit unruhigen Bewegungen noch bis diese Stunde seinen, wenn auch nur scheinbaren Erlöser.

England, welches bisher mehr Aufwand für die Staatsverwaltung und die unentbehrlichen stehenden Truppen machen mußte, als ihm die Einkünfte von Ireland Vortheil brachten, fühlt diese unseelige Lage und verzweifelt an eine glücklichen Abänderung. Unumschränkte Bewilligung der freyen Handlung, fürchtet es, würde dieses ihm wenig geachtete und nicht geliebte Volk zum gefährlichen Nebenbuhler machen; und ganz gleiche, dem Katholicismus bewilligte Reichte streiten nicht nur gegen die Vorurtheile eines großen Theils der Engländer, und gegen die Besorgniß einer dadurch veranlaßten Umwandlung in der Englischen Verfassung selbst, sondern erregen auch die nicht ungegründete Furcht, daß der bigotte Ireländer, nicht zufrieden mit der ungehinderten Ausübung seiner Glaubenssätze, bald anfangen werde, der allein herrschende Theil seyn zu wollen; zu welcher Furcht freylich mehrere Schriften der Irländer, in dem Eifer für die allein seeligmachende Religion, nicht ungegründete Veranlassung gegeben haben.

Hat aber der Engländer nicht hinlänglich guten Willen, Ireland ganz in den Schoß seiner Familie aufzunehmen und mit demselben ein völlig ungetrenntes Interesse zu nähren; und glückt es ihm nicht, die künftigen Generation von Geistlichen nnd dadurch dem großen Haufen der Ireländer liberalere katholische Religionsgrundsätze einzuflößen: so behält es einen ewigen Dorn im Fuß, und darf statt des Besitzes von Irland weit lebhafter wünschen, daß kein Ireland in der Welt, wenigstens nicht in seiner Nähe seyn möchte.

Die Unzufriedenheit der Irländer mit der Englischen Regierung hat viele vom Adel und auch vom gemeinen Stande von je her bewogen, ihr Vaterland zu verlassen, und bey auswärtigen Mächten, besonders dem Hause Oesterreich, Frankreich und Spanien, Kriegsdienste zu nehmen. Eine beträchtliche Zahl der verdientesten Generals und Officiere unter den Armeen dieser Potentaten ist von irländischer Herkunft. Viele Irländer zogen auch, vor dem Ausbruch der Unruhen, in die Colonien von Nordamerika; und noch immer werden diese Auswanderungen fortgesezt.

In ältern Zeiten wurde Irland bisweilen Insula sacresancta genennet; weil keine giftige Thiere darinnen bleiben sollen, und weil die Nation an Gelehrten und Heiligen im Mittelalter fruchtbar war.


Wie behandeln die Engländer Irland?[]

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Der Engländer wächst in Verachtung der Irländer auf, und aus Stolz und Mißtrauen unterdrückt die englische Regierung Irland. Selbst berühmte Schriftsteller, z. B. Johnson, nähren den Haß der Engländer gegen die Irländer. John Bull sieht sich weit über alles, was Irländer heißt, erhaben, und da einigemal in Irland Aufstände gewesen ist, welche der große Druck veranlaßte, unter welchem zwei Drittheile der Einwohner von Irland seufzen, so bietet die Regierung alles auf, die Irländer im Sklavenjoche zu erhalten. Dieser Druck wird noch durch die übertriebene Gewissenhaftigkeit oder durch die Bigotterie des Königs vermehrt und unterhalten, der durch seinen Krönungseid gebunden zu seyn glaubt, den katholischen Irländer nicht alle Rechte einzuräumen, welche die Protestanten genießen. Dieser ungerechte und gehässige Unterschied empört, zu mal wenn man bedenkt, daß das Eigenthum, das jezt der größte Theil der Protestanten in Irland besizt, ehemals Katholiken gehörte, und diesen durch Proscriptionen geraubt worden ist.

Schon seit sechs Jahrhunderten werden die Irländer von England als ein unterjochtes Volk behandelt. In den furchtbaren Metzeleien, zu welchen die ungeheuern Bedrückungen der Engländer die Veranlassung gaben, kamen mehr als zwei Drittheile der ursprünglichen Irländer um; der übrige Theil wurde seines Eigenthums beraubt und in das größte Elend gestürzt.

Die Engländer und Schottländer, welche in Irland einheimisch sind, theilen sich in zwei Theile; der Erste ist zwar nicht so zahlreich als der Andere, aber er ist der herrschende und treibt ein Monopol mit allen Stellen und Würden in der Kirche und im Staate. Er ist im Besitze aller großen Güter. Sein Hauptcharakter ist eine große Gleichgültigkeit gegen die Religion; er ist kriechend, und ändert seine Grundsätze mit den Maaßregeln der herrschenden Partei. Der andere Theil ist unter dem Namen der Defenders bekannt, liebt weit mehr die religiöse und politische Freiheit, und hat selbst bisweilen Versuche gemacht, die Irländer aller Sekten mit einander zu vereinigen. Diese beiden Classen von Einwohnern stammen von englischen und schottischen Colonisten her, und haben sich durch wechselseitige Heirathen bis zu einem gewissen Grade mit den Eingebornen vermischt.

Die ursprünglich eingebornen Irländer sind fast alle katholisch, und machen über zwei Drittheile der Volksmenge des Landes aus. Diese Unglücklichen hat man seit Jahrhunderten mit einer Ungerechtigkeit und Grausamkeit behandelt, welche sich kaum die übermüthigsten Eroberer gegen die verworfensten Sklaven erlauben. Der Druck und das tiefe Elend, unter welchem sie seufzen, und die Unwissenheit, in welcher man sie erhält, haben sie zwar verwildert, aber doch haben sie ihre ursprünglichen Eigenschaften nicht zerstören können. Die Irländer besitzen eine große Lebhaftigkeit des Geistes und des Körpers, einen unbesiegbaren Muth und ein große Standhaftigkeit, Gastfreundschaft, Treue in der Freundschaft, Liebe zum Vaterlande und zur Freiheit.

Irland hatte sonst sehr viel von den Eingriffe der Engländer in den Handel zu erdulden, durch welche dieser so gut wie vernichtet wurde, und das irländische Parlament war fast ganz von dem englischen abhängig. Da die Irländer diesen Druck sehr hart empfanden, so wurde dies vor einigen zwanzig Jahren abgeändert. Während des amerikanischen Kriegs bewilligte die englische Regierung aus Furcht vor einer französischen Landung die Bildung von Corps von Freiwilligen und bald waren 60,000 Mann gut bewafnet und gut disciplinirt beisammen. Sobald sich diese Macht organisirt hatte, fühlte man auch, daß sie stark genug war, die rechtmäßigen Foderungen der irländischen Nation auf eine nachdrückliche Weise zu unterstützen. Plötzlich erhob sich ein allgemeines Geschrei, man verlangte die Freiheit des Handels zurück. Diese Foderung wurde bewilligt, und da dieser Versuch gelungen war, so verlangte man auch die Unabhängigkeit des irländischen Parlaments, welche Foderung auch im Jahre 1783 bewilliget wurde. Irland war aber damit noch nicht zufrieden; es verlangte eine Parlamentsreform, eine gleiche Repräsentation und eine öftere Wahl. In den verschiedenen Grafschaften bildeten sich in dem Jahre 1783 verschiedene Versammlungen, die sogar verlangten, daß man auch den Katholiken das Wahlrecht zugestehe; allein diesen Zweck erreichte man nicht, indem die englische Regierung unter den Freiwilligen eine Uneinigkeit bewirkte. Dies war das Mittel, das ihre Politik stets anwandte, um das unglückliche Land im Drucke zu erhalten. Zuerst schlichen sich Agenten der Regierung bei den leichtgläubigsten Protestanten ein, und machten ihnen weis, daß, wenn man zuließe, daß die Katholiken noch länger ihre Waffen behielten, sie die erste beste Gelegenheit ergreifen würden, um die Regierung umzustoßen und die protestantische Religion zu vertilgen. Durch diese und andere treulose Mittel verführte man sehr viele Personen, besonders in der Grafschaft Armagh, wo der Metropolitan seinen Sitz hatte. Nun wurde der Fanatismus rege, und es entstanden Verbindungen, um den Katholiken die Waffen mit Gewalt zu nehmen. Mit Anbruch des Tages drangen diese Rotten in die Häuser der Katholiken ein und nahmen ihnen die Waffen weg.

Eine Zeit lang duldeten die Katholiken diese Kränkungen und Beleidigungen; als ihnen aber die Regierung, welche der Urheber dieser Greuel war, weder Gerechtigkeit noch Schutz gewährte, so sahen sie sich genöthigt, ihr Leben und ihr Eigenthum gegen diese Räuber selbst zu vertheidigen und sich unter einander zu verbinden. Sie nannten sich Defenders, und schlugen nicht bloß alle Angriffe der Protestanten glücklich zurück, sondern nahmen auch bald den Protestanten die Waffen selbst weg. Dies war der Ursprung der bis jezt noch fortdauernden Unruhen in Irland, woran nicht das Volk, sondern die Regierung Schuld war.

Da die Katholiken den Protestanten an Anzahl überlegen waren, so wurden sie ihnen bald furchtbar, und obgleich die Regierung sehr leicht Ruhe und Ordnung hätte herstellen können, so blieb sie doch unthätig und verrieth nur dadurch zu deutlich ihre Absichten. Sie wollte die Protestanten zu Ausschweifungen gegen die Katholiken verleiten, und beide gegen einander im höchsten Grade erbittern. Sie versuchte kein Mittel zur Aussöhnung, sondern schickte sogleich Truppen nach Irland, um die Defenders zu zerstreuen und zu entwafnen, und das Land wurde bald der Schauplatz aller möglichen Greuel.

Während Irland die gräßlichsten Scenen von Mord und Verwüstung zeigte, bildeten sich zu Belfast und Dublin verschiedene Gesellschaften, die den Namen vereinigte Irländer führten. Sie bestanden größtentheils aus Leuten, welche Handel trieben, und da sie sahen, daß in dem Parlamente, welches allein dem Elende abhelfen konnte, Bestechung herrschte, so vereinigten sie sich, um an einer Vereinigung der Irländer zu arbeiten, weil sie dies für das einzige Mittel hielten, eine Parlamentsreform zu bewirken, und die Freiheit der Katholiken zu erhalten.

Diese unerwartete Vereinigung wurde bald furchtbar, und machte die Regierung besorgt und unruhig. Sogleich erhielt nun die große Jury den Befehl, sich für das Uebergewicht der Protestanten zu erklären; eich ließ man in mehrern Grafschaften Gesellschaften errichten, um Uneinigkeiten zu bewirken und die Katholiken zu verfolgen. Die Patrioten thaten den Vorschlag, eine Zusammenkunft zu halten, weil dies das beste verfassungsmäßige Mittel sey, die Wünsche der Nation kennen zu lernen. Die Ausführung die ses Vorschlags konnte die Regierung zwar nicht verhindern, allein sie war kühn genug, eine Bill durchgehen zu lassen, nach welcher die Versammlung von abgeordneten Corps verboten wurde. Da gerade damals der Krieg mit Frankreich ausbrach, so glaubte man, die Regierung werde auf gewaltthätige Maaßregeln Verzicht thun, ja sie werde vielleicht sogar einwilligen, daß sich eine gewisse Anzahl von Freiwilligen bewafne; wider Erwarten aber wurde durch eine Bill jede bewafnete Verbindung untersagt, und die Regierung sezte lieber Irland einen Einfall aus, als daß sie die Unterdrückung der Irländer aufgab.

Die Unruhen, welche die Agenten der Regierung erregt hatten, um eine Entzweiung in Irland zu bewirken, waren endlich im Jahre 1794 zu einem so hohen Grade gestiegen, daß die Regierung es selbst fühlte, es sey unmöglich, die Ruhe selbst mit Strenge wieder herzustellen. Aus diesem und andern Gründen führte das Ministerium eine populäre Administration in Irland ein, welche es mit der Gewalt versah, dem Volke einiges nachzugeben. Der Lord Fitz-William wurde zum Vicekönig in Irland ernannt, und kaum war er angekommen, so erhielt er aus allen Theilen des Reichs Adressen, worin man ihm die Anhänglichkeit des Volks an die Verfassung bezeigte und zugleich um eine Parlamentsreform und die völlige Befreiung der Katholiken bat. Das irländische Unterhaus rechnete auf die Versprechungen der Regierung, und da es auf diese Art gar nicht zweifelte, alle Rechte wieder zu erhalten, so bewilligte es mit einer beispiellosen Großmuth alle verlangten Subsidien, Auflagen u. s. w. Kaum aber hatte das englische Ministerium erhalten, was es wünschte, so wurde auch Fitz-William aus Irland zurückgerufen und an die Befreiung der Katholiken und an eine Parlamentsreform wurde gar nicht weiter gedacht.

Umsonst klagten die Irländer laut, daß man ihnen kein Wort gehalten habe; das Ministerium würdigte ihre Klagen nicht einmal einer Antwort. Die Irländer bildeten daher Gesellschaften und legten den strengen verfassungsmäßigen Eid ab, mit Beharrlichkeit da hin zu arbeiten, daß unter Irländern von jeder Religion brüderliche Einigkeit herrsche, und eine gleiche vollständige Volksrepräsentation zu Stande komme. Bald entstanden in allen Gegenden des Reichs solche Gesellschaften, aber die Regierung faßte wieder den Entschluß, sie aufzulösen und zwar dadurch, daß sie von neuem die Protestanten gegen die Katholiken bewafnete und selbst Truppen nach Irland schickte. Zuerst wurden die fanatischen Räuber der Grafschaft Armagh wieder aufgehezt, und um die Protestanten, welche den Frieden liebten, desto leichter zu betrügen, nannte man diese Räuber Orangisten; eine Benennung, welche die Vertheidiger der Regierung und der protestantischen Religion desto deutlicher bezeichnen sollte. Die Orangisten verbanden sich untereinander durch einen Eid, nicht die Constitution, sondern die gegenwärtige Regierung zu vertheidigen und alle Katholiken des Königeichs Irland zu ermorden. Ungestraft begiengen nun diese Räuberhorden alle Arten von Ausschweifungen, und verbreiteten überall Verheerung und Tod. Zu gleicher Zeit überschwemmten die englischen Truppen ganz Irland, und wenn sie auch an wilder Grausamkeit die Orangisten nicht übertrafen, so kamen sie ihnen doch gewiß gleich. Plünderung, Mord und Brand wütheten jezt in Irland; in der einzigen Grafschaft Armagh hatten die Orangisten in einem Monate die Wohnungen von sieben hundert katholischen Familien in die Asche gelegt. Tausend von Irländern wurden erschossen, und oft sahe man, daß Offiziere, ja selbst Obristen mit kaltem Blute unbewafnete Menschen niedermetzelten. Man durfte nur etwas verdächtig seyn, um ein Opfer dieser barbarischen Hinrichtungen zu werden. Zwar war die Regierung nie so frech, dies wilde unmenschliche Verfahren öffentlich gutzuheißen; gewiß aber ist es, daß sie der einzige Urheber dieser Abscheulichkeiten war, das sie nicht das geringste that, dem Wütrichen Einhalt zu thun oder sie nur zu tadeln.

Am Ende des Juli 1797 schien man endlich vom Blute gesättiget zu seyn, und bot allen denen Verzeihung an, welche als vereinigte Irländer ihre Fehler bekennen und den Eid des Gehorsams schwören würden. Da alle Katholiken als vereinigte Irländer behandelt wurden, so meldeten sich auch alle zur Ablegung des Eides; allein demohngeachtet ließ die Verfolgung nicht nach, und man sahe, daß der Zweck der Amnestie bloß der war, auch unter den Katholiken eine Spaltung zu bewirken. Die Proclamation des Generals Lake wurde das Signal zu den fürchterlichsten Abscheulichkeiten. Eine unendliche Menge Irländer wurde todtgeschossen; ganze Dörfer wurden in die Asche gelegt, und ihre Einwohner fielen unter der Schärfe des Schwertes.

Nirgends leistete die Irländer Widerstand, und nie haben sie die Absicht gehabt, sich mit Gewalt zu widersetzen. Ueberall hatten die in den Grafschaften zerstreuten Truppen Haussuchung gethan und die Waffen weggenommen; selbst Gräber wurden von ihnen nicht verschont. Alle diese Abscheulichkeiten sahe die englische Nation mit einer stumpfen Gleichgültigkeit an; nur der Lord Moira vertheidigte die unglücklichen Irländer, und sprach gegen die grausamen Maaßregeln, welche die Regierung gegen Irland ergriffen hatte. Die Abscheulichkeiten, die man sich gegen Irland erlaubte, brachten die Irländer endlich zur Verzweiflung. Die Greuel, die man da begieng, übertrafen alles, wovon dieses unglückliche Land jemals der Schauplatz gewesen war. In dem Augenblicke, wo alles in Irland unter den Kriegsgesetze stand, und das Land von 160,000 Mann theils regulärer Truppen, theils Landmiliz überschwemmt war, brachte man eine Vereinigung der Parlamente beider Königreiche zu Stande. Die Irländer waren zwar dagegen, aber ihre Bitten wurden nicht gehört.

Der Zustand Irlands ist der kläglichste, den man sich nur vorstellen kann. Fast das ganze Land, ein Stück des nördlichen Theiles der Insel und Leinster ausgenommen, befindet sich in dem nämlichen Falle, wie die Berge und Inseln von Schottland. Die großen Gutsbesitzer sind abwesend; auf dem Lande giebt es nur zwei Classen von Einwohnern, Pachter und Unterpachter und katholische Bauern und ihre Priester. Von ihren Verpachtungen verpachten nun die Pachter und Unterpachter um einen sehr hohen Preis und zwar bloß auf ein Jahr an katholische Bauern ein kleines Stück Land, wo diese elende Erdhütten aufbauen, und wenn gleich in Irland keine legale Dienstbarkeit Statt findet, so sind die unglücklichen Bauern doch nicht besser daran als Leibeigene. Die Pachter und Unterpachter fodern nicht nur persönliche Dienste und starke Zinsen von ihnen, sondern sie lassen ihnen auch selten länger als ein Jahr das Stückchen Land, welches sie ihnen verpachtet haben und das meistentheils in der Nähe eines sümpfichten Moors liegt. Hat der unglückliche Bauer mit der größten Anstrengung und Mühe sein Feld bearbeitet und in Ordnung gebracht, um sein Leben kümmerlich erhalten zu können, so jagt man ihn wieder fort, und er muß nun wieder eine andere unbearbeitete Strecke Landes bearbeiten, um auch von dieser wieder fortgejagt zu werden.

Die Wohnungen dieser Bauern sind elende Hütten von Erde und Rasen und mit Heide und Kartoffelkraut bedeckt, oft sind sie aber auch ganz in der Erde. Die meisten haben weder Fenster noch Kamine, und ihre Bewohner werden von Rauch und Nässe geplagt. Alles lebt hier unter einander; Mann, Frau, Kinder, Schweine, Kälber und Hühner. Die nämliche Streu, auf der die Familie schläft, dient auch dem Vieh zum Lager; oft sieht man auch beide zusammen ganz ruhig ihre Kartoffeln verzehren.

Das irländische Landvolk lebt in dem elendesten Zustande. Ohne Strümpfe, ohne Schuhe, kaum zur Hälfte mit schmutzigen Lumpen bedeckt, können sie sich weder vor der Kälte noch vor der Nässe schützen. Hemden sind unter ihnen selten, und der Schmutz ist ihnen bei ihrem gräßlichen Zustande zur Gewohnheit worden.

Bei der elenden Wohnung eines irländischen Bauers liegt ein kleines Kartoffelfeld und etwas Weide, um eine oder zwei Kühe zu ernähren. Kartoffeln und Milch machen die einzige Nahrung der Irländer aus; doch müssen sie auch oft die Milch zur Butter aussparen, um etwas Geld zu lösen. Fleisch und Brod kommt nie über ihre Zunge, und wenn sie ja etwas Geld erübrigen, so vertrinken sie es in Wiski. Die einzige Freude, welche die armen irländischen Bauern genießen, ist die Heirath; sie heirathen daher auch sehr jung. Viele Frauenzimmer sind schon im sechszehnten Jahre Mutter, und in jedem Hause findet man eine Menge Kinder. So ist das Schicksal von mehr als drei Millionen Menschen beschaffen, welche der englischen Constitution unterworfen sind, die man für die beste unter allen möglichen Constitutionen erklärt hat. Man sollte beinahe glauben, die Engländer hielten Irland bloß in der Absicht in diesem kläglichen Zustande, um die Irländer zu nöthigen, auf ihren Schiffen zu dienen, wo die Irländer einen großen Theil der Matrosen ausmachen. Wenn auch nicht zu leugnen ist, daß die Irländer träg, faul und widerspenstig sind, so ist doch bloß die Sklaverei und das Elend Schuld daran, in dem man sie erhält.


Zeitungsnachrichten.[]

1808.[]

Großbrittanien. [3]

So viel man vernimmt, wandern viele Haushaltungen aus dem nördlichen Irrland, nach der Nordamerikanischen Staaten aus. Drey Schiffe, deren jedes mehr als 80 solcher Personen an Bord hatte, sind im Monat May in Philadelphia angekommen. Man schreibt, diese Emigrazionen den Parlaments-Debatten über die sogenannte katholische Bill zu.


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.
  2. Brandraketen, ein Feuerwerk für Engländer. In zwanglosen Heften. London, 1808. Im Büreau der Ausländer.
  3. Wiener-Zeitung. Nro 71. Sonnabend, den 3. September 1808.
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