Arbeiten und öffentliche Sitzungen des National-Instituts, u. a. litterarischen Gesellschaften.[]
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Im Laufe des Märzes war die öffentliche Sitzung der 3ten Classe des National-Institutes, und drey der berühmtesten litterarischen Gesellschaften von untergeordneter Art, gaben dem Publikum ähnliche Repräsentationen.
In jener wurde der Preis proklamirt und ertheilt, den Herr Villers durch eine gründliche, und mit ächt philosophischem Geiste abgefaßte Schrift über den Geist und die Wirkungen der Reformation Luthers, gewonnen hat. In dem wieder katholisch gewordenen Frankreich zeigt ein Franzose, ein Catholik, wie wohlthätig diese Reformation in so vielseitiger Rücksicht auf das ganze neuere Europa gewirkt hat; wie verdienstvoll ihre Stifter, wie engbrüstig die meisten ihrer Gegner waren, und das National-Institut krönt seine Preisschrift, während im protestantischen Deutschlande Menschen, denen ohne diese Reformation auch nicht Eine höhere Idee zu Theil geworden wäre, den wohlthätigen Einfluß derselben verkennen, den Ruhm ihrer Stifter zu verringern suchen! Man sagt, die Schrift, die das accessit gehalten habe, sey in ganz verschiednem Geiste geschrieben, von keiner wurde in der öffentlichen Sitzung etwas Näheres gesagt; die Villers'sche ist aber seitdem im Druck erschienen, und liegt gegenwärtig vor uns. Derselbe Verfasser ist hier durch ein französisches Werk über die Kantische Philosophie bekannt, das, ohngeachtet Her Villers nichts weniger suchte, als seine Ideen den französischen anzupassen, oder dieselben auf eine insinuante Weise darzustellen, dennoch von allen Menschen, die sich für die Philosophie interessiren, mit grosser Begierde gelesen worden, und die Anzahl dieser Liebhaber ist in Frankreich weit grösser, als man gewöhnlich glaubt.
In derselben Sitzung setzte das Institut einen neuen Preis aus, der die beste Untersuchung der historischen Quellen, woraus Georg, der Synceilus des Patriarchen Tarasius, (ein Konstantinopolitanischer Zeitgenosse Karls des Grossen) geschöpft, und der Art, wie er dieselben zu seiner Chronographie benutzt hat, krönen und belohen soll. Die Vorlesungen, welche den grösten Theil der Sitzung ausfüllten, erregten eben kein sehr lebhaftes Interesse. Pastoret las einige Bemerkungen über die Gesetze gegen den Luxus in den verschiedenen Epochen der römischen Republik; Levesque, kritische Untersuchungen über einige wichtige Punkte der römische Geschichte; Silvestre de Sacy, Bemerkungen über die Art, wie die Türken Egypten besitzen, und welche TerritorialRechte sie daselbst ausüben. Dacier, der beständige Sekretair, las Notizen über das Leben der zwey lezt verstorbenen Mitglieder, David le Roy und Poirier. Der erste ist hauptsächlich durch seine Reise nach Griechenland bekannt, der zweite hat an den lezten gelehrten Arbeiten der Benediktiner grossen Antheil gehabt, wurde aber hier besonders durch das, was Herr Dacier von seinem moralischen Charakter sagte, interessant. Er hatte nämlich gegen das Ende seines Lebens beinahe das Aussehen eines Geitzigen, man sah ihn immer mit dem grobsten Tuche bekleidet, und sich mit der ärmlichsten Nahrung begnügend, nach seinem Tode fand man unter seinen Papieren eine Menge Danksagungsbriefe, woraus man sah, daß er sich an den nothwendigsten Lebensbedürfnissen soviel absparte, um seinen ganz unglücklichen ehemaligen Ordensbrüdern zu Hülfe zu kommen. Seine betagte Schwester, und eine andere alte Verwandtin, waren der Versammlung gegenwärtig. Die Sitzung wurde durch eine metrische und ziemlich poetische Uebersetzung der Hochzeit des Peleus und der Thetis Catull's von Ginguené beschlossen.
In der Privat-Sitzungen dieser Classe hat während dieses Monats der, durch sein Werk über Griechenland, das er nun fortsetzt, berühmte ehemalige Konstantinopolitanische Gesandte Choiseul-Gouffier, eine sehr interessante geologisch-historische Abhandlung über das Entstehen des thrazischen Bosporus vorgelesen. Diese Klasse beschäftigt sich auch sehr mit der Fortsetzung der Sammlung diplomatischer Urkunden; nach den Verhandlungen über diesen Punkt in der lezten PrivatSitzung dieses Monats, soll diese Sammlung (deren Fortsetzung Bonaparte sehr empfohlen hat) nicht nur alle interessanten Urkunden Europa's, sondern die der ganzen Welt enthalten.
In einer Privatsitzung der ersten Classe hat Graf Rumford äusserst interessante Versuche über die strahlende Wärme vorgelegt. Durch einen neuen, von ihm erfundenen, sehr empfindlichen Wärmemesser, der aus zwey Glaskugeln besteht, die durch eine gekrümmte, und unten horizontale, Röhre verbunden sind, worin sich einige Tropfen Aether befinden, hat er sich ein Mittel verschaft, die Wirkungen, welche sowohl warme als kalte Körper in einer beträchtlichen Entfernung ausüben, sehr genau zu messen, indem die Ausdehnung der Luft in der einen Glaskugel (zwischen welcher und der andern ein Feuerschirm befestigt ist) den Aether in der horizontalen Röhre sehr leicht bewegt. Mit diesem Instrumente, nun hat er bewiesen, daß nicht nur die Wirkung der Wärme, sondern auch die der Kälte durch ein akustisches Rohr beträchtlich vermehrt wird. Er sieht daher beyde als durch eine Art von Schwingungen vermittelt an, wovon er die einen mit den Schwingungen der hohen Töne, die andern mit denen der tiefen Töne vergleicht. Seine Ideen sind in einer Schrift entwickelt, die er in diesem Augenblicke in Genf drucken läßt. Ein Mitglied dieser Classe, dessen Verdienste wir noch oft zu rühmen Gelegenheit haben werden, Herr Biot wird diesen Sommer mit Unterstützung der Regierung die meteorologischen und andern Observationen im Luftballon wiederholen. Derselbe denkt auch die Guillelmischen und Benzenbergischen Versuche über das Fortschleudern der fallenden Körper durch die Centrifugalkraft, welche die Bewegung der Erde denselben mittheilt, in einer 600 Fuß tiefen Bergwerksschacht zu wiederholen. Die Abweichung von der Perpendikular-Linie soll alsdann 9 Zoll betragen.
Neben diesen grossen, das Gebiet der Wissenschaften und der menschlichen Kenntnisse überhaupt erweiternden Untersuchungen, stehen die Arbeiten des Athénée des Arts, der Société Philothechnique und der Société libre des Sciences et des Arts klein da. Die erste hat in ihrer Sitzung vom 11ten März einige Arbeiter der Tapetenfabriken der Gobelins und der Savonnerie gekrönt, die vorzügliche Stücke geliefert hatten. Die zweyte bemerkte, daß einige ihrer Mitglieder hubsche Schauspiele geschrieben haben, in allen wurden viele Verse und Prosa vorgelesen, und zulezt Musik aufgeführt.
Quellen.[]
- ↑ Französische Miscellen. Tübingen in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung. 1804.