1.) Kurfürst.[]
- Uniform. Dies Regiment hat krapprothe Kragen, Rabatten und Aufschläge mit gelben Knöpfen.
- Standquartier. Der Stab und das 1ste Bataillon in Zeitz, das 2te in Weißenfels, und die 2 Grenadiercompagnien in Borna.
- Werbedistrikt. Die Aemter Zeitz nebst den Probsteydorfschaften; Weißenfels, Tautenburg, Borna, Pegau; die gräfl. Schönburgischen Aemter Penig, Rochsburg, Remißen und Wechselburg, mit Ausschluß der Stadt Pegau.
Geschichte.[]
- Geschichte. Errichtung unbekannt. Im Jahr 1670. hieß es Leibregiment, und wurde 1685. mit 4 Compagnien des Niederlausitzschen Bataillon Pflugk vermehrt. 1692. führte es den Namen Leibgarde zu Fuß, wurde mit 7 Compagnien vom Schwarzwalde zurückgekommener Truppen, und 1693. durch 5 Compagnien der Dresdner Garnison verstärkt. 1696. ward es, unter der Benennung Garde zu Fuß, durch ein Bataillon Birkholz vermehrt, erhielt, sechs Bataillons stark, 1697. den Namen Sächsische Garde, und im May des nämlichen Jahres wurde es Sächsische Leibgarde benennt. 1699. hieß es aufs neue Sächsische Garde, und war 2 Bataillons stark. 1701. Deutsche Garde, 1702. nach Einverleibung der Polnischen Harde, Leingarde zu Fuß, 1703. blos Garde, und wurde durch ein Bataillon des Regiments Thielau vermehrt. 1704. nannte man es wieder Deutsche Garde, 1705. kam das Grenadierbataillon Nehmitz darzu; 1706. bestand es, unter dem Namen Gardes, aus 2 vereinigten Regimentern, und 1707. aus 2 Bataillons, Garderegiment benennt. Endlich erhielt es im Jahr 1712. den Namen erste Garde, welchen es 1748. mit dem Namen Garde zu Fuß verwechselte, und im nämlichen Jahre wurde es durch 4 Compagnien des reduzirten Regiments Allnbeck vermehrt, nach der Reduction 1749. aber auf 12 Compagnien gesetzt. Seit 1764. wird es Kurfürst benennt. Dieses Regiment hat folgenden Feldzügen beygewohnt. Von 1673. bis 1678. denen am Rhein u. an der Mosel, 1683. war es beym Entsatz von Wien, und 1686. bey der Belagerung von Ofen, von 1688. bis 1694. am Rhein, von 1695. bis 1697. in Ungarn, von 1700. bis 1706. in Liefland und Polen. Es focht von 1708. bis 1712. in Flandern, 1715. in Pommern, und wohnte von 1717. bis zum Paßarowitzer Frieden den Feldzügen wider die Türken bey. 1733. marschirte es nach Polen, 1735. an Rhein, that die Feldzüge von 1741. 1742. 1744. 1745. in Böhmen, Mähren, Schlesien und Sachsen, und erhielt, wegen seines Wohlverhaltens in der Striegauer Schlacht, die Erlaubniß, den Grenadiermarsch zu schlagen. Nach Gefangennehmung der Armee bey Pirna wurde dieß Regiment dem Königl. Preußischen Generalmajor von Blankensee ertheilt, aber in Ungarn 1757. wieder, ein Bataillon stark, durch Revertenten formirt. Es that hierauf alle Feldzüge bis zum Hubertsburger Frieden, wurde 1763. auf 3 Bataillons und 14 Compagnien, 1778. auf 2 Bataillons und 10 Compagnien gesetzt, und im Jahr 1778, als das Regiment in der Garnison zu Dresden stand, ward ein Bataillon desselben zur Deckung des Erzgebirgschen und Voigtländschen Kreises gebraucht; die beiden Grenadiercompagnien wohnten dem Feldzuge von 1778. und 1779. in Böhmen und Sachsen bey; und 1793. machte das 1ste Bataillon Musketiers mit 2 Grenadiercompagnien, 1796. aber das 2te Bataillon Musketiers die Feldzüge bey dem Reichscontingente am Rhein.
- Chef. Der Kurfürst.
- Commandeurs. 1670. Oberster Ruffer -- 1697. Oberster Brand v. Lindau -- 1681. Oberster v. Rommel -- 1682. Oberster v. Schönfeld -- 1685. Oberster v. Schmeiß -- 1691. Generalfeldmarschall v. Schöning, und unter ihm der Oberste Bornstedt -- 1693. Generalmajor Graf Friese -- 1694. Generalmajor Brause -- 1696. Generalleutnant v. Birkholz -- 1697. Generalleutnant Graf Zinzendorf, und unter ihm die Obersten Wustromirskj v. Rokittnit, Brause und Drost -- 1701. General v. Birkholz, und unter ihm der Oberste Baron Degenfeld -- 1702. General v. Röbel -- 1703. General Bose -- 1705. General v. Schulenburg, dankte ab in Brabant 1711. -- Generalleutnant v. Wilke -- 1712. Oberster v. Stolentin. starb 1718. -- Oberster, Graf Schmettau, gieng in Kaiserliche Dienste 1719. -- Oberster, v. Fitzner, ward Kommandant von Neustadt bey Dresden 1728. -- Oberster v. Weißenbach, blieb als Generalmajor im Sturm vor Prag 1740. -- Oberster v. Stutterheim -- 1745. Oberster v. Crousaz -- 1757. Oberster v. Götz -- 1764. Oberster v. Pirch, kam mit Generalmajorscharakter in Pension 1778. -- Oberster v. Gersdorff, starb 1778 -- Oberster v. Hartitzsch, erhielt 1788. als Generalmajor das Regiment Graf v. Brühl -- 1788. Oberster de Leger, starb 1791. -- 1791. Oberster v. Stammer, wurde 1794. Generalmajor, kam 1794 in Pension -- 1794. Oberster v. Low, wurde 1795. Generalmajor und Generalinspecteur -- 1795. Oberster v. Stieglitz; starb 1796. -- 1796. Oberster v. Biela; starb 1800. -- 1800. Oberster v. Hayn; starb 1801. -- 1801. Oberster v. Gerstenberg.
Rangliste der Officiers.[]
- [1801]
Charge. Stab. Patent. Abgang Chef. Se. Durchl. der Kurfürst. Oberster. Fr. Wilh. v. Gerstenberg. 30 Aug. 1795 Oberstleutnant. Friedr. Gottlieb Donat. 16 Aug. 97 Majors. Ernst August v. Löben. 7 Jan. 95 Jul. Heinr. a. d. Winkel. 16 Sept. 96 Regimentsquartmstr. Gotthelf Heinr. Riemann, Prltn. 3 Sept. 95 Adjutanten. Karl Heinr. Aug. v. Boblick, Prltn. 15 Dec. 89 Karl Aug. Wilm. v. Hacke, Prltn. 22 Jan. 94 Auditeur. Karl Gottfr. Petermann. 27 May 89 Regimentsfeldscheer. Gottlieb Heinrich Güntz. 21 Febr. 99
Kapitäns. Patent. Abgang Wolfgang v. Luttitz. 29 Mrz. 1788 Wenceslaus. v. Ziski, Grk. 29 Dec. 90 Dietr. Reinhard. v. Burgsdorff, Grk. 22 Jan. 94 Joh. Christoph v. Lichtenhayn, Stk. der Leibcompagnie. 4 Sept. 94 Christian Friedr. Glob. v. Scheubner. 7 Jan. 95 August Friedrich v. Bölzig. 25 Febr. 95 Friedrich Gottlob v. Scheindel. 3 Sept. 95 Heinrich Wilhelm v. Zeschau. 4 Sept. 95 Karl Traug. Edler v. d. Planitz, Stk. 16 Febr. 96 Karl Franz v. Belau, Stk. 16 Sept. 96 . Premierleutnants. Patent. Abgang Karl Heinr. Aug. v. Boblick, Adjut. 15 Dec. 1789 Karl Heinrich v. Holleufer. 29 Dec. 90 Johann Rudolph v. Neitschütz. 8 Sept. 93 Karl August Wilhelm v. Hacke, Adjut. 22 Jan. 94 Xaver Ludwig v. Strauwitz. 22. Aug. 94 Hanns Karl v. Schütz. 5. Sept. 94 Johann Ludwig v. Schlegel. 7 Jan. 95 Friedrich August Wilhelm v. Brause. 25 Febr. 95 Friedrich Rudolph August v. Glaffey. 4 Sept, 95 Hanns Eggert Vollrath v. d. Lühe. 16 Febr. 96 Joh. Friedr. Wilh. Freyh. v. Brand. 17 Febr. 96 Moritz Wilhelm v. Wolframsdorff. 18 Sept. 96 . Sousleutnants. Patent. Abgang Friedrich Wilhelm v. Bernewitz. 22 Jan. 1794 Karl Adolph v. Erdmannsdorff. 23 Jan. 94 August Gottlieb Christian v. Krafft. 21 Aug. 94 Ludwig Wilhelm Frh. v. Eychelberg. 23 Aug. 94 Hs. Aug. Traug. Lebr. Bauer v. Bauern. 7 Jan. 95 Hanns Ferdinand v. Wolfersdorff. 25 Febr. 95 Friedrich August Bevilaqua. 3 Sept. 95 Heinrich August v. Egidy. 4 Sept. 95 Günther v. Bünau. 16 Febr. 96 Peter Levin v. Lindeman. 17 Sept. 96 Karl Christian Wilh. v. Wutginau. 9 Sept. 97 Friedrich Heinrich Ludwig Ferdinand Edler v. Freiesleben. 10 Sept. 97 . Fähnrichs. Patent. Abgang Karl Wilhelm v. Rommerstädt. 7 Jan. 1795 Hanns Christoph Ludwig v. Fuchs. 25 Febr. 95 Adolph Heinrich v. Gersdorff. 3 Sept. 95 Karl Gottlob v. Neitschütz. 4 Sept. 95 Heinrich v. Bünau. 16 Febr. 96 Friedr. Ferdin. Ant. v. Brandenstein. 17 Febr. 96 Karl Friedrich Gustav v. Langenau. 14 Sept. 96 Rudolph Friedrich Wilhelm v. Haupt. 11 Dec. 99 Carl August v. Neitschütz, aggr. 12 Dec. 99
Tagebuch.[]
[2]
Tagebuch vom Infanterie-Regiment Churfürst, vom 8ten October 1806 bis zur Einrückung in die Standquartiere, nebst beygefügter Relation des Gefechts bey Saalfeld, und der Schlacht bey Jena, insofern das Regiment daran Theil genommen und darüber berichten kann.
Den 8ten October 1806 rückte das Infanterie-Regiment Churfürst, nachdem es den Befehl hierzu von Sr. Durchl. den Fürsten von Hohenlohe-Ingelfingen, durch Courier erhalten, und Tags zuvor ein Nachtquartier in Teuchel, Teichröden und Teichweiden gehabt hatte, nach der Stadt Ilm, allwo auch der Commandant, Prinz Louis Ferdinand von Preussen, Königl. Hoheit, eintrafen, und ihr Hauptquartier nahmen. Drey Compagnien des Regiments wurden detaschirt, und zwar eine nach Ober-Ilm, eine nach Gesselborn, und eine nach Hammerfeld. Die ganze Avantgarde, ausgenommen der zur Beobachtung der vorwärts gegen Franken liegenden Defiléen postirt stehenden Husaren-Detaschements und bey Saalfeld liegenden Füßelier-Bataillons formirten sich an diesem Tage in der Gegend der Stadt Ilm.
Den 9ten: Gegen Mittag überbrachte der Hauptmann von Valentini vom Preussischen Generalstaabe die Nachricht, daß die vorpostirten Husaren-Detaschements sehr gedrängt würden.
Ihro Hoheit der Prinz Louis befahlen daher, daß die Linien-Infanterie der Avantgarde, bestehend aus zwey Preussischen Bataillons Müffling, zwey Bataillons Churfürst und zwey Bataillons Clemens sogleich nach Rudolstadt marschiren sollten.
Das Regiment brach diesem Befehl zufolge sofort auf, hatte sein Rendezvous in Ehrenstein, und marschirte über Renda, Teichröden nach Rudolstadt, wo es Abends 10 Uhr ankam, und wo bereits das Regiment Prinz Clemens und Prinz Xavier, welches an diesen Tage zur Avantgarde gestoßen, eingerückt waren. Vom letztern war jedoch ein Theil, so wie das Regiment Müffling auf Dörfer verlegt worden.
Kurz dem Abmarsch aus der Stadt Ilm erhielt das Regiment seine Artillerie, und nahm sie mit sich.
Auch hat dasselbe daselbst auf drey Tage Brod gefaßt, worüber es jedoch nicht quittiret hat, und welches von der Mannschaft, seiner schlechten Beschaffenheit und übeln Bestandtheile wegen, meist weggeworfen worden.
Den 10ten gegen Morgen ging der Befehl ein, daß das Corps halb sieben Uhr marschiren sollte, und zur bestimmten Zeit rückten die in der Stadt stehenden Bataillons aus, musten aber lange auf die detaschirten Truppen warten, und gleichwohl noch vor Ankunft des Regiments Müffling, welches eigentlich die Tete haben sollte, abmarschiren.
Die Marsch-Ordnung war folgende: 5 Escadrons Sächsische Husaren, die Schützen von allen sechs Bataillons, die erste Division von Churfürst zur Unterstützung der Schützen; 2 Bataillons Churfürst, 2 Clemens, 2 Xavier; die vierpfündige Batterie von Hoyer war bey Clemens eingetheilt. Alles war rechts abmarschirt, und der Marsch ging auf der Chaussée nach Saalfeld, in einem entschlossenen mehr raschen Schritte vorwärts, denn man hörte schon vorne plänkeln.
Als die Colonne gegen Saalfeld kam, so waren die vorwärts gestandenen Husaren und Füßelier-Detaschements zurück, und bis hinter Saalfeld geworfen, wo sie sich formirt hatten, und aufmarschirt standen. Eine preussische Batterie war bereits dicht an Saalfeld, rechts auf der Straße nach Rudolstadt aufgefahren, und in vollem Feuer. Der Feind zog sich, Saalfeld rechts lassend, am Fuße der Bergkette hin -- auch über das Gebürge sind feindliche Colonnen marschirt -- welche am linken Saal Ufer fortläuft, und die sich von Schwarza von dem Fuße ab- und bogenförmig nach Saalfeld wendet, wodurch zwischen diesen Punkten das Defilée, in welchem die Saale fließt, und der Weg von Rudolstadt nach Saalfeld läuft, sich erweitert, und eine ziemlich freye Gegend, die aber durch hohle Wege und Schluchten durchschnitten ist, bildete. Am Fuße dieser Gebürgskette zeigten sich, als wir Saalfeld bald erreicht hatten, feindliche Cavallerie-Trupps, in unserer rechten Flanke, und es wurde daher folgendergestallt en Ligne aufmarschirt.
Das Regiment Churfürst marschirte successive rechts auf; die Artillerie vom Regimente deckte den Abmarsch, und feuerte sehr gut. Das Regiment Clemens, was in der Colonne nun folgte, marschirte zugleich Bataillonsweise rechts auf, wodurch sein zweytes Bataillon den rechten Flügel bekam; und das Regiment Xavier marschirte durch denselben Aufmarsch links von Clemens, und zwischen diesem Regimente und Churfürst auf. Ein Bataillon Müffling, welches uns bereit eingeholet, setzte sich zur Reserve hinter das 2te Bataillon Clemens. Das 2te Bataillon Müffling war bey Schwarza zum Replik und zur Communication mit Blankenburg, wo der zur Avantgarde mit gehörende Generalmajor von Bellet mit 1½ Füselier-Bataillons und 10 Escadrons Husaren, detaschirt stand, welcher jedoch mit diesen Truppen nicht zum Gefecht eingetroffen ist, stehen geblieben.
Nach erfolgtem Aufmarsch marschirte der General Mayor v. Bevilaqua mit dem Regimente Clemens dem Bataillon Müffling und der Batterie Hoyer rechts ab, und besetzte die Höhen bey Unter-Wirrbach xc. zu gleicher Zeit erhielt das Regiment Churfürst den Befehl, durch Saalfeld zu gehen, und sich auf der andern Seite zu setzen. Es marschirte deshalb links ab, erhielt aber auch noch ehe es mit der Tete die ersten Häuser erreichte, den Befehl, umzukehren, und zu Deckung der angeführten preußischen Batterie, auf der Höhe bey Saalfeld sich zu placiren, wo es denn hinter derselben aufmarschirte. Aber auch hier blieb es nicht lange; denn da die Oefnung zwischen den Batterie, und dem Regiment Xavier, welches etwas vorgerückt, in die Linie jener Batterie zu groß war, so blieb, eine, erhaltenen Befehl gemäß, nur der Commandeur des 2ten Bataillons Major v. Steindel mit dem linken Flügel des Bataillons zur Deckung der Batterie, zu welchem Zweck auch links derselben die Füseliers sich gesetzt hatten, stehen; und ich marschirte mit dem 1sten Bataillon von dem Mayor von Zischau geführet, und dem rechten Flügel des 2ten Bataillons unter dem Hauptmann von Boblick rechts ab, und wir setzten uns erst zu Beobachtung einer kleinen Schlucht zwischen Xavier und der Batterie, und zogen uns dann noch mehr rechts an Xavier, und ließen nur die Schützen des 2ten Bataillons in jener Schlacht stehen.
Hierauf befahlen Ihre Königl. Hoheit, der Prinz Louis, daß Bataillonsweise vom rechten Flügel en Echallon avancirt, die Direction links verändert, und der Feind attakirt werden sollte.
Dem zufolge traten beyde Regimenter diese Attake an. Da wir aber das Terrain, ungeachtet großer Intervallen zwischen den Bataillons, die rückwärts durch Escadrons gedeckt waren, nicht gehörig ausfüllen, und die feindliche linke Flanke gewinnen konnte, der Feind hingegen sich immer mehr in unserer rechten Flanke ausbreitete, so war dieses Avanciren mit einem beständigen Rechtsziehen begleitet. Und als wir weiter vorkamen, fing das Terrain an sich gegen den Feind zu erheben, und wurde durchschnittener, wodurch die feindlichen Tirailleurs Gelegenheit bekamen, uns Leute zu blessiren. Auch hatte der Feind nunmehr Batterien aufgeführt, und beschoß mit einer auf seinem rechten Flügel stehenden, das unterhabende Regiment en Echarpe, welches sich jedoch nicht im mindesten dadurch aufgehalten, sondern ohne das geringste Stocken und mit wahrer Entschlossenheit, wie auf dem Exercierplatze vorrückte. Auf einmal wurde gehalten, es entspann sich bey einem nebenstehenden Bataillon ein klein Gewehrfeuer, welches jedoch keine Dauer hatte; und die Retraite -- durch welche Veranlassung kann man nicht bestimmen -- wurde angetreten, wodurch das Regiment Churfürst ebenfalls veranlaßt wurde, sich zu retiriren.
Da man aber bemerkte, daß es ein Irrthum sey, so machte das Regiment wieder Halt, und Front, und ließ die 4te Division vom 1sten und den rechten Flügel vom 2ten Bataillon in die linke Flanke setzen, bis es kurz darauf zur wirklichen Retraite den Befehl bekam, welche in dem gewöhnlichen Ordinärschritt und mit aller Ordnung bewerkstelligt wurde. Bey dieser Retraite wurde wahrscheinlich ohne Absicht und zufällig, die Direction wieder rechts verändert, und durch diese Zurückziehung und Directionsveränderung bekamen die feindlichen Tirailleurs Gelegenheit, das Dorf Grösten zu besetzen, welches in unserer rechten Flanke und zwischen uns und den von dem Generalmajor Bevilaqua besetzten Höhen lag.
Während der Retraite noch erhielt das Regiment Churfürst den Befehl, Grösten wieder wegzunehmen, und es machte zu dem Ende links um, und marschirte im stärksten Schritt bey dem Regimente Xavier vorbey, auf benanntes Dorf zu. In das Dorf führte von der Seite, wo das Regiment herkam, ein einziger Weg, welches ein tiefer Hohlweg war, durch welchen nur rottenweise marschirt werden konnte.
Die erste Division, welche zum ersten Angriff befehligt war, drang zwar ein, fand aber Widerstand, und dies verursachte bey dem nachfolgenden Theile der sich bereits in diesen Hohlweg befand, ein Stocken. Kaum aber kannte man die Ursache dieses augenblicklichen Haltens, so entschlossen sich die Leute, von ihren Officiers dazu ermuntert und angeführt, den Hohlweg heraus zu steigen, und grade, ohne zu schiessen mit dem Bajonet darauf los zu laufen, wodurch die feindliche Infanterie veranlaßt wurde, Grösten, und die daherumlaufende Gründe in großer Eile zu verlassen, und vom Regimente einige hundert Schritt hinaus verfolgt wurde, wo sich das Regiment auf einer Weise wieder formirte, und halten blieb; da aber das Regiment vortheilhafter postirt stand, wenn es sich ganz ans Dorf, und hinter den Tiefweg setzte, durch welchen wir gekommen waren, und welcher sowohl ins Dorf, als auch bey demselben vorbey ins Gebürg führte, so setzten wir uns hinter selbigen, und detaschirten zu Deckung der rechten Flanke drey halbe Divisionen vom rechten Flügel des 1sten Bataillons nebst einer Canone, in die Verlängerung dieses Wegs hinter einige aus dem Gebürg kommende Schluchten.
In dieser Stellung blieben wir einige Zeit, vielleicht eine Stunde stehen, und das Feuer liess nach, und verwandelte sich bloß in ein Tirailleurfeuer von beyden Seiten, welche Zeit der Feind anwenden mochte, mehrere Truppen herbey zu ziehen, und welche wir nicht besser hätten benuzzen können, da wie von der Uebermacht des Feindes überzeugt seyn musten, und da uns derselbe zuvorkommen, und die Vortheile des Terrains gewonnen hatte, wir auch von dem sechs Stunden rückwärts stehenden Corps des Fürsten von Hohenlohe nicht unterstützt werden konnten, als wenn unser Rückzug über Rudolstadt gegen genanntes Corps, welche in unserer Lage nur auf einem Wege bewerkstelligt werden konnte, angetreten worden wäre.
Auf einmal attakirte aber der Feind mit Uebermacht auf allen Seiten, und griff sowohl den rechten Flügel unter dem Generalmajor Bevilaqua, als auf den linken, wo sich Sr. Königl. Hoheit der Prinz Louis selbst aufhielten, an.
Auch die drey rechts und einzeln stehenden halben Divisionen des Regiments wurden zugleich heftig angegriffen und geworfen, und da sie sogleich umgangen, und sowohl von den rechts stehenden Truppen, als auch von Grösten abgeschnitten wurden, so blieb ihnen nichts übrig, als sich gerade rückwärts gegen die Saale zu ziehen. Sie haben sich zwar einigemal gesetzt, doch aber weiter nichts erlangt, als daß sie meist zersprengt worden sind.
Nachdem auch die übrigen fünf halben Divisionen des 1sten, nebst dem rechten Flügel des 2ten Bataillons aus dem Dorfe gedrängt waren, und der Uebermacht weichen musten, da der Feind von vorne und von beyden Seiten eindrang, so zogen sie sich über eine Wiese, um die Chaussée nach Rudolstadt zu erreichen, allein feindliche Cavallerie hatte bereits den Weg dahin abgeschnitten; die Cavallerie und übrigen Bataillons von uns hatten schon die Saale erreicht, und solche zum Theil durchwadet. Wir waren die letzten auf dem Schlachtfelde, und alle Versuche, sich nochmals zu setzen, waren daher fruchtlos; wir wurden gleichfalls vom Feinde so gedrängt, daß wir uns zu demselben Rettungsmittel entschließen, und durch die Saale gehen musten.
Am rechten Ufer derselben repliirten wir uns auf den sich gleichfalls retirirenden kleinen Rest des Preußischen Füselier-Bataillons von Rabenau, erstiegen mit solchem die waldigten Anhöhen am rechten Saalufer, und marschirten noch immer, von feindlichen Tirailleurs verfolgt, über Perlipp und Culm, wendeten uns sodann wieder nach Rudolstadt, gingen über die daselbst befindliche Brücke auf das linke Saalufer, und schlugen den Weg nach Uhlsädt ein. Kaum war das Regiment eine halbe Stunde von Rudolstadt entfernt, so wurde solches auch wieder von feindlicher Cavallerie verfolgt, die jedoch nichts unternahm, da sich eine Escadron Sächsischer Husaren auf einer Wiese daselbst gesetzt hatte. Gegen 10 Uhr kamen wir bey Orlamüdde an, wo wir das Preußische Grenadier-Bataillon von Hahn am Fuße des Berges bivouacquirend fanden; wir rückten nebst mehrern Versprengten vom Regiment Xavier und Clemens in die Stadt, besetzten den Ausgang nach dem Feinde gehörig, und übernachteten hier bis um 3 Uhr.
Von den zur Deckung der Preussischen Batterie auf den linken Flügel stehen gebliebenen zwey Divisionen unter dem Major von Steindel, kann ich nach den Berichten der dabey eingetheilt gewesenen Officiere folgende Relation abstatten.
Diese Divisionen sind das ganze Gefecht über bey der Batterie geblieben, und mit derselben etwas vorgerückt gewesen, und heftig beschossen worden. Gegen Ende des Gefechts haben sie sich mit der Batterie auf die Rudolstädter-Straße zurückziehen sollen, auf welcher sie denn auch eine kurze Strecke bis gegen Wehlsdorf gekommen sind, wo die Batterie in einen Hohlweg nicht gut hat fortkommen können, weshalb der Major hat halten lassen.
In dieser Gegend nun ist der größte Theil unserer Cavallerie, welche im Ganzen nur aus zehn Escadrons Husaren bestand, zusammen gezogen gewesen, und hier hat die feindliche Cavallerie die beyden Divisionen des Regiments angegriffen, welche durch das muthvolle Benehmen ihres Commandeurs angefeuert, die seltene Contenance bewiesen haben, im Anschlage mit der gehörigen höhern Richtung der Gewehre auf die Brust des Reuters liegen zu bleiben, bis die Cavallerie 40 bis 50 Schritt heran gewesen, und der Major Feuer! commandirt hat, wodurch viele Cavalleristen gefallen sind, und worauf die feindliche Cavallerie sogleich umgekehrt ist. Nun hat unsere Cavallerie nachgehauen, ist aber von einer zweyten Cavallerie-Linie geworfen worden, und hat sich nun selbst gerade auf diese zwey Divisionen gestützt, und mit unserer Cavallerie zusammen ist auch die feindliche mit eingeritten, und dadurch wurden diese beyden Divisionen theils gefangen, theils versprengt, und sehr zusammengehauen. Bey diesem Gefecht hat das Regiment Verlust gehabt an:
- Todten auf dem Platz: 1 Unterofficier, 14 Gemeine. Zusammen 15 Mann.
- Blessirten: Premier-Lieutenant v. Krafft, die Seconde-Lieutenants v. Keilschütz d. 2te und v. Marschall, 7 Unterofficiere, 1 Tambour, 108 Gemeine. Zusammen 119 Mann.
- Gefangenen: ein Major v. Steindel, zwey Capt. agg. Maj. von Luttitz, Capt. von Scheubner (beyde bleßirt), zwey Premier-Lieutenants, v. Strauwitz, v. Bernewitz, ein Seconde-Lieutenant v. Egidy (bleßirt), zwey Fähndrichs von Zedtwitz, von Scheubner, (beyde bleßirt,) ein Fahnenjunker v. Wolfersdorff (bleßirt), neun Unterofficiere, zwey Chirurgi, 141 Gemeinen. Zusammen 161 Mann.
- Vermißte: 5 Unterofficiere, 3 Pfeiffer, 5 Tambours, 3 Zimmerleute, 131 Gemeinen. Zusammen 147 Mann.
Von den Gefangenen haben sich viele wieder selbst ranzionirt, und von den Vermißten, worunter man die gezählt, von welchen man keine bestimmte Auskunft hatte, und wovon einige geblieben und gefangen worden, sind ebenfalls die meisten eingetroffen, wie die sämmtlichen Rapporte erweisen.
Nach den Officieren schossen die feindlichen Tirailleurs am meisten, und fast alle haben Schüsse durch Kleidungsstücke erhalten. Mir wurde der Steigbügel weggeschossen und mein Pferd blessirt; des Majors v. Zeschau Pferd bekam drey Wunden, wovon es liegen blieb, auch der Adjutant von Wolfersdorf verlor ein Pferd.
Den 11ten: um bemeldete Stunde früh um 3 Uhr brach der Theil des Regiments, der zuletzt das Schlachtfeld verlassen hatte, von Orlamünde auf, setzte den Marsch nach Kahla fort, und traf vor dem Thore daselbst mit Anbruch des Tages ein. Der Major v. Zeschau, welcher zu Sr. Durchlaucht, dem Fürsten von Hohenlohe geritten war, um selbigen die Ankunft dieses Theils des Regiments zu melden, und dessen weitere Befehle einzuhohlen, erhielt von Sr. Durchl. die ausgezeichnetsten Zusicherungen von Höchst dessen Zufriedenheit mit dem Wohlverhalten des Regiments bey dem Gefechte des vorigen Tages. Zugleich befahlen Sr. Durchl., daß das Regiment nach Jena marschiren, und sich einstweilen jenseits der Stadt an der Weimarschen Straße hinter das Bataillon Bevilaqua setzen sollte, woselbst es auch sogleich mit Brodt und Lebensmitteln versorgt, und alles angewendet werden würde, daß es sich erholen, und einige Tage Ruhe genießen könnte. Auf dem Marsch begegneten Sr. Durchl. dem Regiment in der Gegend von Rothenstein, und wiederholten gegen mich dieselben Aeusserungen.
Nachmittags entstand ein falscher Lärm, der nicht nur die Truppen, sondern auch das ganze Hauptquartier in Bewegung brachte; bey dieser Gelegenheit setzte sich das Regiment Churfürst, welches sich wegen des starken Abganges in ein Bataillon formirt hatte, neben das zweyte Bataillon von Rechten, welches neben dem Bataillon Bevilaqua aufmarschirt war.
In dieser Stellung bivouacquirte es in dieser Nacht, ohne das versprochene Brodt und Lebensmittel zu erhalten.
Der Adjutant von Wolframsdorf, der sich mit einiger Mannschaft von den zwey Compagnien des linken Flügels vom 2ten Bataillon bey der auf selbige erfolgte Cavallerie-Attake gerettet, und bis gegen Weimar zurück gezogen hatte, traf mit selbiger wieder in dieser Nacht beym Regiment ein.
Den 12ten October setzte sich das ganze bey Jena eingetroffene Corps in Bewegung, um in die Position auf die Schnecke zu rücken; das Regiment Churfürst marschirte ebenfalls in dieser Absicht rechts ab, als es aber bereits auf der Schnecke angelangt war, erhielt es den Befehl, nach Herrnstädt bey Apolda zu rücken. Hier trafen die Versprengten von den in dem Gefecht bey Saalfeld rechts von Grösten detaschirt gewesenen halben Divisionen, von Weimar, wohin sie sich auf Befehl des Fürsten von Hohenlohe, den ihnen ein Preußischer Oberstlieutenant von Prittwitz überbrachte, zu sammeln begeben hatte, beym Regiment ein.
Den 13ten des Morgens rückte das Regiment, welches jedoch nur ein Bataillon von ungefähr 150 Rotten formiren konnte, in die Position, und zwar mit der andern Infanterie, die bey Saalfeld gefochten, unter dem Generalmajor v. Dyherrn en Reserve ins 4te Treffen hinter die Grenadiers, und bivouacquirte, in Ermangelung seiner Equipage, welche spät eintraf, als bereits ein Avertissement gekommen, daß vielleicht ein Ueberfall auf eine oder andere Seite statt finden könnte, welcher Bote des andern Morgens unter Bedeckung der Lagerwacht wieder zurück gesendet wurde.
Diese Reserve war folgendergestalt aufmarschirt: ein Bataillon Churfürst, 1 Bataillon Clemens, zwey Bataillon Xavier, zwey Bataillon Müffling.
Das Regiment erhielt an diesem Tage etwas Brod, so viel daß der Mann ungefähr 3.4 Pfund erhielt, und das ist nebst dem in der Stadt Ilm Erhaltenen, das Einzige gewesen, was es in diesem Feldzuge bekommen hat.
Den 14ten. Als mit dem Tage das heftige Feuer seinen Anfang nahm, so griff das Regiment, ohne weitern Befehl dazu abzuwarten, zum Gewehr, und blieb stehen, bis daß ungefähr um 8 Uhr früh die ganze unter dem Generalmajor v. Dyherrn stehende Reserve links abmarschirte, und auf die links seines Lagers gelegenen Höhen rückte, wo sie nach der Tete aufmarschirte. Iserstädt lag rechts seitwärts vor unserer Fronte. Einige Escadrons Sächsischer Husaren unter dem Oberstlieutenant von Ende marschirten neben uns rechts auf.
Auch stand rechts seitwärts hinter uns ein Cavallerie-Treffen, unter dem Generallieutenant v. Zeschwitz, welches späterhin nebst der Sächsischen reitenden Batterie durch uns durchging, und links vorwärts gegen Vierzehn-Heiligen zu marschirte.
Das Geschütz vom Regiment Müffling wurde nebst einigem Batterie-Geschütz vor der Fronte zusammen aufgefahren.
Ein Füselier-Bataillon stand rechts vorwärts vor Iserstädt, griff dieses Dorf an, und drang durch dasselbe vor.
So lange nun, als unsere vor uns stehenden Truppen ihre Stellung behaupteten, blieb diese Reserve ein unthätiger Zuschauer, und es fiel in einigen Stunden nichts weiter vor, als daß einzelne Canonenkugeln nach ihr abgefeuert, dabey einschlugen, und daß sie einige hundert Schritt vorrückte, oder wieder zurückging, um auf einem vortheilhaften Terrain sich zu placiren; und daß sie in ihrem Allignement verschiedentliche Abweichungen vornahm.
Als aber das Gefecht für unsere Corps eine ungünstige Wendung nahm, so wurde die Reserve bald mit verflochten; denn man bemerkte kaum, daß der Feind bey Vierzehn-Heiligen vordrang, und daß unsere daselbst gestandenen Truppen sich zurückzogen, als auch schon die durch Iserstädt vorgedrungenen Füseliers zurückgeworfen waren. Des letztern wegen muste das, bey der Reserve auf dem rechten Flügel stehende, Bataillon Churfürst sich rückwärts in die linke Flanke setzen, ungefähr so viel als 1/8tel Schwenkung beträgt, wodurch es Fronte nach Iserstädt bekam, und die daraus vertriebenen Füseliers zogen sich in die Linie der Reserve, ohne sich jedoch anzuschließen; da diese Oefnung durch die Husaren-Escadrons, welche uns rechts aufmarschirt waren, gedeckt wurde. Kaum hatte das Bataillon diese Bewegung bewerkstelliget, als wir von einer vom Feinde von Vierzehn-Heiligen etablirten Batterie heftig beschossen wurden; und kaum hatte diese Canonade ihren Anfang genommen, als die links neben uns stehenden Bataillone aus der Linie wichen, und das Bataillon Churfürst sich links an das Regiment Müffling, welches hingegen rechts rückte, anschloß; und hier muß ich bemerken, daß, als die Bataillone neben Churfürst fortgingen, die Mannschaft desselben einen Augenblick wankte, und mit umkehren wollte, daß sie sich aber auch sogleich aufhalten ließen, welches ich vorzüglich dem Major Zeschau, den übrigen Officieren, und selbst den Unterofficieren zuschreiben muß, und zu verdanken habe.
Auch halte ich mich verpflichtet, hier anzumerken, daß vom Infanterie-Regiment Prinz Clemens der Hauptmann v. Mandelsloh nebst dem Adjutanten Pfaff und Fähndrich von Stutterheim sich mit einem Trupp von etlichen zwanzig Mann von gedachtem Regimente an das Bataillon anschloß, und daß diese Officiere und Mannschaften sich wie brave Männer benommen haben, und bis an Weimar, wo sie ihr Regiment wieder fanden, beym Bataillon geblieben sind. Vorher waren auch der Lieutenant von Zerbst, von Salza, und noch ein dritter Officier, nebst einigen wenigen Grenadieren vom Grenadier-Bataillon Lecoq beym Bataillon eingetreten; dem Lieutenant v. Salza wurden beyde Beine weggeschossen.
Als sich das Bataillon mit dem Regiment Müffling in Verbindung gesetzt hatte, so blieben wir noch eine Weile, bis wir sahen, daß wie ziemlich verlassen standen, und alles zurück ging, stehen. Wir nahmen daher unter einander, da wir von Niemanden mehr mit Befehl versehen werden konnten, die Verabredung, und en Echequier zurück zu ziehen, und bewerkstelligten auch dieses, indem kein Bataillon auf einmal über zwanzig Schritte zurück ging, mit so viel Ordnung, daß die gegen uns aufmarschirte Cavallerie es nicht wagte, uns zu attakiren, und sich begnügte, uns mit der bey sich habenden Artillerie zu beschießen.
Die vor uns vorher aufgefahrne Preußische Artillerie hatte sich entfernt, und zum Glück trafen wir bey unserm Rückzuge einige Sächsische Canonen an, die auf unserm rechten Flügel auffuhren, und uns deckten. Hinter uns hielten auch einige Escadrons Preußische Cürassiers, die aber keine Luft zu haben schienen, uns zu decken; denn sie gingen allemal zurück, ehe wir auf einige hundert Schritte nahe kamen, so vortheilhaft auch das Terrain für Cavallerie war. Dieses Zurückziehen setzten wir bis gegen ein Dorf (wahrscheinlich war es Hohlstädt) fort, und dort fanden wir einen Trupp vom Regiment Prinz Maximilian unter dem Major v. Winkelmann, und das 2te Bataillon von Rechten neben dem wir aufmarschirten. Und hier ist das Bataillon von dem Regiment Müffling getrennt worden, welches sich wahrscheinlich an das Corps des Generals Rüchel angeschlossen hat, oder von hier aus nach Appolda zugegangen seyn muß.
Da wir nun sahen, daß wir bey einem längern Zögern abgeschnitten werden musten, so marschirte das Bataillon rechts ab, zog sich auf die Chaussée, und marschirte auf derselben gerade gegen Weimar, wo wir bereits mehrere Bataillone auf der Höhe, wo das Hölzchen ist, aufmarschirt fanden, und wo es außer dem Grenadier-Bataillon Winkel zuletzt mit ankam. Hier übergab der Fürst von Hohenlohe dem Generalmajor von Cerrini, welcher mit dem Grenadier-Bataillon Winkel angekommen, und der einzige gegenwärtige Sächsische General war, das Commando der vorhandenen Sächsischen Truppen, bestehend:
- 1 Grenadier-Bataillon Winkel, 1 Bataillon Churfürst, und den Rest der Regimenter Maximilian, Friedrich August, Clemens und Rechten,
und befahl, daß mit Sectionen links abmarschirt werden sollte. Wir passirten hierauf die Ilm, über die Brücke bey Weimar, und Weimar selbst, und nahmen die Direction gegen Buttstädt, erhielten aber bald von dem vor uns mit einigen Escadrons Husaren marschirenden Major v. Polenz die Nachricht, daß der König bey Auerstädt geschlagen sey, und daß wir nicht nach Buttstädt zu marschiren könnten.
Der Generalmajor von Cerrini entschloß sich daher nach Kölleda, wohin auch die Husaren sich wendeten, zu gehen, wo wir in der Nacht 1½ Uhr ankamen, und die Mannschaft in einigen Häusern einquartirten, damit sie sich nur etwas erholen und erquicken könnten. Auf dem Marsch selbst waren verschiedene Leute liegen geblieben, und haben sich verirrt, welches nicht anders möglich, da wir unaufhörlich neben Equipage-Colonnen vorbey marschiren musten, und nicht selten von Cavallerie-Trupps durchschnitten wurden. Es hatten sich sogar die ganzen Theile des Regiments Maximilian und Friedrich August von der Colonne getrennt.
Das Bataillon hat an diesem Tage bey der Bataille verloren:
- Todte: -- keiner.
- Blessirt: 1 Unterofficier, 3 Gemeine.
- Gefangen -- keiner.
- Vermißte: 1 Tambour, 2 Zimmerleute, 60 Gemeine. Zusammen 63 Mann.
Von den Vermißten werden mehrere Leute blessirt seyn, da viele Kugeln ins Bataillon selbst einschlugen, und die Verwundeten werden sich nicht leicht wieder finden, da sie von Canonen- und Cartätschenkugeln getroffen worden, und liegen geblieben sind.
Den 15ten brachen wir 5 Uhr früh auf, und marschirten nach Weissensee, wendeten uns von dort rechts nach Kindelbrück, wo wir uns von der Stadt erquicken ließen, und rückten dann bis Frankenhausen, wo wir die Nacht bivouaquirten. Wir requirirten die Stadt um Brod, konnten aber nur weniges bekommen. Hier trafen wir sieben Escadrons Sächsische Husaren, auch stieß der Rest vom Regimente Xavier zu uns. Zu Frankenhausen lagen vier Preußische Bataillons unter dem General Tschammer, mit diesen vereinigten wir uns, und marschirten
Den 16ten über Dangerhausen, wo wir einige Stunden bivouacqirten, und Essen von der Stadt herausbringen ließen, nach Mannsfeld, wo die ganze Infanterie einquartirt wurde.
Den 17ten, als wir bald abmarschiren wollten, trafen Sr. Exc. der commandirende General v. Zeschwitz mit einigen Cavallerie-Regimentern ein; die Preußischen Truppen marschirten für sich ab, und das Sächsische Corps rückte in der Gegend von Hettstädt, wo das Hauptquartier war. Das Regiment kam nebst einem Detaschement von Kochtitzky Cürassier nach Ritteroda.
Den 18ten versammelte sich das Corps bey Groß-Wiederstädt, und marschirte von da nach Straßfurth, wo die Infanterie einige Minuten anhielt, und dann noch einige Stunden weiter ging, wo das Bataillon ins Amt Athensleben Quartier bekam.
Den 19ten versammelte sich das Corps am Chaussée-Haus bey Apendorf, von wo sodann die Infanterie zuerst und zwar nach Barby marschirte.
Den 20sten Mittags muste das Bataillon nebst dem von Clemens aufbrechen, nach Gommern marschiren, und wurde unter die Ordre des Generallieutenants v. Polenz verwiesen.
Den 21sten und 22sten blieben wir in Gommern stehen, erhielten aber letztgedachten Tages Abends um 10 Uhr den Befehl über Barby nach Gross-Rosenburg zu marschiren.
Der zweyte Befehl, daß wir am rechten Elbufer fort marschiren sollten, hat uns nicht getroffen. Ueber die Fähre bey Barby und Gross-Rosenburg gingen Französische Truppen, daher hielt unser Uebergang, weil allemal nur einige Mann mit über das Wasser kommen konnten, lange auf, und wir kamen erst Abends in Gross-Rosenburg an, wo wir Quartire machten.
Der Major v. Zeschau war mit der ganzen bey Gommern stehenden Equipage am rechten Elbufer herauf gegangen, und hat bereits darüber Rapport an das General-Commando von Delitzsch aus, erstattet.
Den 23sten marschirte das Bataillon von Gross-Rosenburg über Köthen, und nahm Quartier in Presigk.
Den 24sten aber in Glessina bey Skeuditz.
Den 25sten trennte sich das Bataillon und marschirte die Mannschaft vom 2ten Bataillon nach Weissenfels, das 1ste aber nahm noch ein Nachtquartier in Werden bey Pegau, und rückte
Den 26sten in Zeitz ein.
- Friedrich von Hartitzsch, Oberst-Lieutenant.
Quellen.[]
- ↑ Geschichte und gegenwärtiger Zustand der Kursächsischen Armee. Zweyte Ausgabe Sechszehnte Fortsetzung oder Siebenzehnter Theil. Dresden, 1801. Gedruckt bey der Wittwe Gerlach und Comp.
- ↑ Minerva. Ein Journal historischen und politischen Inhalts. Herausgegeben von J. W. v. Archenholz.Im Verlage des Herausgebers und in Commission bey B. G. Hoffmann in Hamburg. Jahrgang 1807.