Graf Ignaz Potocki.[]
Potocki (Graf Ignaz) Großfeldmarschall von Lithauen, Vetter des Vorhergehenden, verband Festigkeit des Charakters mit einer grossen Liebe zu seinem Vaterlande. Entrüstet über die schimpfliche Rolle, welche Pohlen durch die anarchische Regierung, unter der es seufzte, seit langer Zeit spielte, vereinigte er sich 1788 mit Malakowski, Kolontay u. a., um diesem Staate eine andere Regierungsform zu geben, welche in der That den 3. May 1791 beschlossen wurde; und er war es vornemlich, der den König Stanislaus Augustus bestimmen half, zu dieser Konstitution mitzuwirken. Im Januar 1792 versuchte er auch, seinen Vetter Felix zu bewegen, daß er dieser Akte beytreten möchte. Im Juny begab er sich nach Berlin, um die Theilnahme des dasigen Hofs für das Schicksal Pohlens, welches von Rußland bedroht wurde, zu gewinnen; und während der Monate May, Juny, July wandte er seine ganzen Kräften an, die Fortschritte der durch seinen Vetter Felix bekannt gemachten Konföderation von Tarogwitz zu hemmen und den König von dem Beytritte abzuhalten. Bald aber machten die russischen Armeen schnelle Fortschritte, der König Stanislaus August unterwarf sich der Kaiserinn, und Potocki sah sich genöthigt, im Auslande eine Zuflucht zu suchen und wurde seines ganzen Vermögens beraubt. So wie er im May 1794 das Gelingen der Unternehmung Kosciuszkos erfuhr, verließ er seinen Zufluchtsort Dresden wieder, begab sich nach Krakau und von da nach Warschau, wo er, mit der Vollmacht eines Obergenerals ausgerüstet, einen National-Rath zur Verwaltung der Angelegenheiten niedersetzte, ward selbst mit dem diplomatischen Departement beauftragt und fuhr fort, bis zur Einnahme der Vorstadt Praga durch die Russen, wichtige Dienste zu leisten. Auf Treue und Glauben der Kapitulation war er zu diesem Zeitpunkte in Warschau geblieben, wurde aber nichts destoweniger im Dezember arretirt und als Gefangener nach Rußland abgeführt, wo er bis zu Tode Katharinens blieb. Nach wiedererlangter Freyheit durch Paul I. zog er sich nach Gallizien und nach einer kurzen Untersuchung dann aufs Land zurück, wo er noch gegenwärtig lebt.
Biographische Notizen über einige Mitglieder des jetzigen polnischen Ministeriums.[]
Der Graf Potocki, jetziger Minister des Cultus, zeichnete sich durch Talente und Beredsamkeit auf mehrern Reichstagen und vornemlich auf jenen von 1778 und 1792 aus. Er war General der Artillerie, und ward ebenfalls in Folge der Ereignisse in seinem Vaterlande in einer Festung verhaftet gehalten.
Als gründlicher Gelehrter und ausgezeichneter Literator wendet der Graf Potocki jede Stunde, die ihm die Staatsgeschäfte übrig lassen, auf die Pflege der Wissenschaften und Künste an. Er ist Mitglied der literarischen Gesellschaft in Warschau, welche mehrere seiner geschätzten Schriften besitzt.
Quellen und Literatur.[]
- Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
- Magazin für Zeitungsleser. VI. Stück. 1816.