Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Ueber den Marsch des Armeecorps unter dem Herzog von Rivoli.[]

[1]
(Aus dem Französischen.)

Jeder einsichtsvolle Krieger, welcher dasjenige, was in diesen Beobachtungen bereits über die Kriegsereignisse erzählt ist, mit Aufmerksamkeit gelesen hat, kann nicht läugnen, daß in der Marsch-Direction dieses Corps eins der feinsten Stratagemen des Kaisers Napoleon verborgen liegt; denn auf demselben ist, wie der Erfolg bis zur Evidenz bewiesen hat, der Ausgang der Schlachten vom 20sten und 22sten April, die Begebenheit bei Regensburg und die Einnahme von Wien basirt. Wenn man ferner die noch folgenden Relationen zu den bereits gelieferten zusammenstellen kann, so entsteht wirklich die Vermuthung: der Kaiser Napoleon müsse zum Voraus zum Theil von den Absichten der Oesterreicher unterrichtet gewesen seyn; welches aber, unbedingt zu behaupten, freilich vor der Hand wohl noch etwas zu gewagt wäre Solche erfahrne Feldherren, wie der französische Kaiser und seine Marschälle und Generale, können ohne Zweifel auch wohl im Voraus festgesetzt haben: "die Oesterreicher mögen angreifen, durchbrechen und manövriren wie und wo sie wollen, das Rivolische Corps, mit dem des Generals Oudinot als Reserve vereinigt, wird und soll entscheiden."

Den 11ten April, nachdem die Oesterreicher den 9ten über den Inn gegangen waren, brach obgedachtes Corps aus seinen Cantonirungen bei Memmingen auf und marschirte nach Mindelheim und Landsberg, ungefähr acht Meilen. Dort blieb es in den Redouten und Verschanzungen längs dem Lech, bis zum 18ten April, Mittags um 12 Uhr, wo es von dort die acht Stunden auf Augsburg, und den 19ten zwölf Stunden bis in die Gegend von Pfaffenhofen marschirte, wo die Avantgarde des Generals Oudinot die Oesterreicher zurückwarf *).

*) Wie war es möglich, daß den Oesterreichern vom 11ten bis zum 18ten, der Marsch dieses starken Armeecorps, das schon von jenem Tage an ihren linken Flügel bedrohete, verborgen bleiben konnte? Wo waren und was machten die Kundschafter des Jellachichschen Corps, oder hatte es deren keine? Es wäre unglaublich!

Den 21sten -- also den Tag nach der Schlacht von Abensberg -- marschirte das Corps nach Geissenfeld. Das Auerstädtsche Corps, oder vielmehr dessen rechter Flügel (denn der linke lehnte sich noch immer bei Kellheim an die Donau,) stand an diesem Tage, mit den Baiern vereinigt, in der Gegend von Langwart und Schierling. Den 22sten richtete das Corps seinen Marsch auf Abensberg, 6 Stunden, und den 24sten passirte es die Revue vor dem Kaiser bei Regensburg. Von Abensberg bis Regensburg sind sieben Stunden, und es marschirte noch denselben Tag beinahe neun Stunden bis Straubing. Von dort detaschirte es die Donau hinunter kleine Corps nach Passau bis über den Inn, und marschirte vom 28sten April bis den 1sten Mai mit seinem Gros über diesen Fluß. Den 3ten errichte das Corps Linz. 15 Meilen vom Inn. Die Division Legrand hatte die Avantgarde und trieb mit der des Oudinotschen Corps die Oesterreicher aus der Position von Ebersberg. Den 4ten und 5ten blieb das Corps vor Ens, bis die Brücken über den Fluß gleiches Namens wieder hergestellt waren. Den 10ten Mai kam das Corps schon bei Schönbrunn an, nachdem es fast jeden Tag fünf Meilen marschirt hatte. Es zog sich von dieser Seite um die Vorstädte von Wien, und nahm beim sogenannten Unterprater seine Position. Der Kaiser Napoleon kam am Abende desselben Tages daselbst am Ufer der Donau an, ertheilte die Ordres zur Einnahme des Lusthauses und zur Schlagung der Brücke, welche bereits den 11ten, Mittags um 1 Uhr fertig war. Nun drang die Avantgarde sogleich in die Vorstadt und reinigte durch einige Schüsse die Straßen. Die weiße Fahne wurde auf den Stadtwällen sichtbar. Den 13ten rückte ein Theil der Division in die Stadt, wurde aber nicht einquartirt, sondern bivouacquirte in den Straßen; der andere Theil wurde bei den Bürgern in der Leopoldstadt einquartirt. Seit dem 18ten April hatten wir beständig bivouacquirt.


Quellen.[]

  1. Beobachtungen und historische Sammlung wichtiger Ereignisse aus dem Kriege zwischen Frankreich, dessen Verbündeten und Oesterreich im Jahr 1809. Weimar im Verlage des Landes-Industrie-Comptoirs. 1809.
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