Hugues-Bernard Maret.[]
Maret (Hugues-Bernard), Herzog von Bassano, Staatssecretair, Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Pair und Großkreuz der Ehrenlegion, unter Napoleon, ist 1758 zu Dijon geboren, und hatte sich früh der Diplomatik gewidmet. Er war Departementschef beim Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, als er zu Ende des Jahrs 1792 nach England geschickt wurde, um Englands Beitritt zur Coalition zu verhindern. Seine Bemühungen blieben jedoch fruchtlos, und er erhielt im Februar 1793 seine Depeschen vom Lord Grenville uneröffnet zurück, und mit seinen Reisepässen zugleich den Befehl, nebst seinem Secretär das Königreich binnen drei Tagen zu verlassen. Der schnelle Wechsel der Begebenheiten in Frankreich hatte die Gunst, die er vorher unter dem Schutze des Ministers Lebrün genossen, vermindert, weshalb er auch seine Stelle als Departementschef im Bureau der auswärtigen Angelegenheiten verlor. Doch ernannte man ihn bald darauf zum Botschafter am neapolitanischen Hofe. Als er sich zu dem Ort seiner Bestimmung begeben wollte, wurde er den 25. Juli unterwegs im Dorfe Novate im Graubündnerlande, nebst Sémonville, durch österreichische Truppen in Verhaft genommen und als Gefangner nach Kufstein gebracht, von wo er einige Monate darauf mit den von Dümouriez den Oesterreichern überlieferten Deputirten zu Basel gegen die Tochter Ludwigs XVI. ausgewechselt wurde. Für den bei dieser Gefangenschaft erlittenen Verlust gestand ihm nachmals (1798) der hohe Rath zu Mailand eine Entschädigung zu. Im Juni 1797 ernannte ihn das Directorium zu einem der 3 Commissaire, welche mit Malmesbury zu Lille unterhandeln sollten. Nach der Revolution vom 18ten Fructidor ward er zurückberufen; und im Sept. 1799 wurde er Staatssecretair der Consuln. Er gewann bald Napoleons Vertrauen, und begleitete ihn auf allen seinen Reisen und Feldzügen. Er half die Friedenstractate von Preßburg, Tilsit und Wien schließen; und erhielt 1811 das Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten. Auch in dem russischen Kriege von 1812 - 13 war er um die Person des Kaisers. Den 1. Jan. 1813 schlug er, als Minister des auswärtigen Angelegenheiten, eine Aushebung von 350,000 Conscribirten zum Ersatz des in Rußland erlittenen Verlustes im Senate vor. Den öffentlichen Gerüchten nach ist er hauptsächlich an der Fortsetzung dieses Krieges Schuld gewesen, welches ihn auch bewogen haben soll, im Anfang des Jahres 1814 das Ministerium dem Herzog von Vicenza zu überlassen. Napoleon brauchte ihn nun zu verschiedenen Privatunterhandlungen, bis er im April mit diesem vom Schauplatz abtreten mußte, und erst bei dessen Rückkehr 1815 von neuem erschien, wieder Minister-Staatssecretair und Pair von Frankreich ward. Er war auch in der königlichen Verordnung vom 24. Juli mit begriffen, aus Paris verbannt, und unter die Aufsicht des Polizei-Ministerium gestellt; hat aber jetzt Pässe erhalten, sich nach Linz in Oesterreich zu begeben. Seine Gemahlin war bei der Kaiserin Palastdame.
Herzog von Bassano.[]
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Hugues Bernard Maret, nachmaliger Herzog von Bassano, ist zu Dijon am 1. März 1758 geboren. Zu Anfang der Revolution, im J. 1789, zeigte er sich zuerst als Geschwindschreiber in der Journalistenloge der konstituirenden Versammlung. Bald darauf erhielt er eine Anstellung bei dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, und wurde am Ende des Jahres 1792 unter Chauvelin nach London gesandt, um das englische Kabinet zu friedlichen Gesinnungen zu bewegen. Allein die Bemühungen dieser beiden Diplomatiker waren vergeblich, und sie mußten auf Befehl des Englischen Ministeriums in Zeit von drei Tagen England verlassen. Bei seiner Rückkehr nach Frankreich verlor er durch den Sturz seines Beschützers, des Ministers Lebrun, das erworbene Ansehen, und sogar seine Stelle als Divisionschef im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten. Indeß erhielt er doch bald darauf eine diplomatische Mission nach Neapel, er wurde aber, als er dahin reiste, zugleich mit dem nach Konstantinopel bestimmten gesandten, Semonville, am 25. Juli 1793 in dem Dorfe Novate auf Graubündischem Gebiete verhaftet, und späterhin nach der Preußischen Festung Küstrin gebracht. Am 25. Decbr. wurde er mit den Deputirten des Konvents, welche der General Dumouriez den Oesterreichern ausgeliefert hatte, zu Basel gegen die Tochter Ludwig XVI., gegenwärtige Prinzessin von Angouleme, ausgewechselt. Im J. 1797 ernannte ihn das Direktorium zu einem der drei Kommissärs, welche zu Lille mit dem Lord Malmesbury über einen Frieden mit England unterhandeln sollten. Nach der Revolution des 18. Fructidor wurde er von dieser Mission zurückberufen und durch einen andern ersetzt. Im J. 1798 mußte ihm der große Rath in Mailand eine Entschädigung für den bei seiner Verhaftung erlittenen Verlust zuerkennen. Im Decbr. 1799 wurde er Sekretär des Staatsraths der Konsuln, einer Stelle, die nachher unter dem Titel Staatssekretariat des ersten Konsuls verändert wurde. Er verwaltete diese lange, sowohl unter dem Konsulat Napoleon's, als einem Kaiserthum. Späterhin wurde er nach Abgang des Herzogs von Cadore Minister der auswärtigen Angelegenheiten. Seine Geschichte während dieser langen Amtsführung und der Gunst Napoleon's ist enge mit der Geschichte Europas verwebt. Es ist viel Gutes und Uebels während dieses Zeitraums von ihm gesagt worden. Wir haben in der Minerva das, was der ehemalige Erzbischof de Pradt von ihm sagt, ausführlich angeführt.
Zeitungsnachrichten.[]
1793.[]
Gravedona am Comer-See, vom 26. Heumon. [3]
Gestern wurden gefesselt und unter starker Bedekung nachfolgende Personen hier eingebracht: Semonville, ausserordentlicher Französis. Abgesandter an die Ottomannische Pforte, Maret, bevollmächtigter Französis. Minister am Neapolitanischen Hof, Montgeroult, General im Französischen Dienst, die beyden Legazions-Sekretärs, Mergez und Delamarc, Tasistro, Hauslehrer bey den Söhnen des Herr Semonville, und 6. Domestiken dieser Herren. Ihre Frauen und Kinder wurden ausserhalb der Oesterreichischen Gränzen in Freyheit gelassen, ungeachtet sie mit ihren Männern und Vättern ihr Schiksal theilen und sie begleiten wolten. Ihr ganze Gepäk, welches beträchtlich ist, wird nun untersucht und man erwartet von Mayland aus Befehle über das weiter Schicksal dieser in Verhaft genommenen Personen.
Wien, vom 17. Augstmonat. [4]
Briefe aus Mantua melden, daß am 3ten August die ganze Gesellschaft, als: Maret und Semonville, Ministers, Delamarc und Mergez, Legationssekretairs, Montgeroult, ein alter General, Tasistro, Lehrer der Mathematik, Cardon, Toster, Bouverne, Cistel, Dostel und Sajon, Bedienter derselben, daselbst in die Burg, in die sogenannte 4. Thürme gebracht, und jeder insbesondere in Verwahrung gesezt worden. Ein Officier hält Tag und Nacht Wache. Die Thüren werden nur beym Speisen eröfnet, täglich bekommen sie 6. Speisen, Maret, trinkt des Tags 12. bis 16. Gläser Limonade, singt und tanzt. Die Familie des Semonville hat man zurückgeschickt, der bey ihnen gefundene Schaz aber, der auf 22. und eine halbe Millionen Livres in Werth angegeben wird, ist nebst den Papieren nach Mayland geschickt worden.
1812.[]
Berlin, den 2ten April. [5]
Se. Majestät, der König, haben dem kaiserl. königl. französischen Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Herzog von Bassano, den schwarzen Adlerorden zu ertheilen geruhet.
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-- Der Herzog v. Bassano ist am 29 zu Frankfurt eingetroffen. Se. Exz. ist bei dem Grafen von Hedouville abgestiegen und des Nachmittags nach Mainz abgereiset.
Quellen.[]
- ↑ Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
- ↑ Miszellen aus der neuesten ausländischen Literatur. Ein periodisches Werk in zwanglosen Heften, politischen, historischen, statistischen, geographischen und literarischen Inhalts. Leipzig, in der Expedition der Minerva. 1814.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 7. Augstmonat, 1793. Num. 63.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 24. Augstmonat, 1793. Num. 68.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 80. Dienstag, den 2. April 1812.
- ↑ Summarium der neuesten Politischen Tagesereignisse. 1813 Nro.2