Hohe Pforte

Ottomannische Pforte.

Ottomannische Pforte, heißt der Türkische Hof, von Ottoman oder richtiger Osman, der um das Jahr 1300 der Stifter dieses Reichs ward, und von der Gewohnheit der Morgenländer, den Sitz ihrer Regierung von dem Thore des Palasts, wo auch der gewöhnliche Ort der Gerichte war, zu benennen; so wie die Abendländer den Hof des Palastes in dieser Bedeutung gebrauchen. Bisweilen wird, mit Weglassung des Worts Ottomannisch, der Türkische Hof auch die Hohe Pforte genennet; auch wohl die Pforte, ohne weitern Beysatz; wiewohl lezterer Name, zu Constantinopel, eigentlich nur den Palast des Großveziers bedeutet. Auch werden von den Landeseinwohnern der Türkischen Staaten die Paläste der abgesandten, der Paschen xc. Pforten (Babi) genennet.

Zeitungsnachrichten.

1806.

Türkey.

Auf die Absetzung der beyden Hospodare der Moldau und Wallachey, Fürsten Ypsilanti und Morousi (letztere befindet sich nun in Constantinopel, der andere in Rußland), sind noch sehr viele andere Ministerialveränderungen bey der hohen Pforte gefolgt. Der Großwessir, Hafyz Ismail Pascha, mußte am 14. Sept. das Reichsiegel dem Janitscharen Aga, Halimi Ibrahim Pascha, übergeben. Zum Verbannungsort wurde ihm die Stadt Brusa in Natolien bestimmt, aber schon am zweyten Tage nach seiner Abreise eilte ihm ein eigener Staatsbote aus Constantinopel nach, der ihn alsbald einholte, und in Verhaft nahm. An die Stelle jenes Janitscharen Aga trat der Kul Kiaja, Mehemed Salyh Aga. Das gleiche Loos der Absetzung traf auch den Mufti und den Kiaja Bey oder Minister des Innern. Sein Platz wurde dem Staatssecretär des gewesenen Großwessirs, Mustafa Effendi, jener des Mufti dem Nakib-ul-Eschraf Duri Zade oder dem Vorsteher der Abkömmlinge des Propheten zu Theil. Auch die beyden Defterdars, Tschelebi und Feihz Ullah Effendi, wurden durch Osman Effendi, bisherigen Tschausch Baschi oder Marschall des Pallastes, und den Arpa Emini, oder Kriegszahlmeister der Marine, Achmed Bey, ersetzt.

Kadi Pascha, der Oberbefehlshaber des in der Gegend von Rodosto stehenden und bis Adrianopel, streifenden Corps, auf Europäischen Fuß neuregulirter Truppen, mußte gleichfalls dieß Commando niederlegen. Seine wiederholten fehlgeschlagenen Versuche, den Janitscharenaufstand in Rumelien zu dämpfen, liessen seinen Fall mit Zuverlässigkeit voraussehen. Nun hat die hohe Pforte zu diesem wichtigen Zwecke der Gouverneur von Bosnien, Bekir Bascha, bekannt durch das eine Zeitlang von ihm behandelte Vermittlungsgeschäft mit den Servianern, und eben so sehr durch seine Talente ausgezeichnet, als um seines menschenfreundlichen Characteurs w~~en beliebt, vorgewählt. Er ist bereits in Eile nach Silivria abgegangen.

1807.

Türkey.

Nach Verlauf des dreytägigen Bayramfestes erschien das gewöhnliche Tefgihat (Promozions-Liste) aus der man nur die Beförderung des Kessedors, des vorigen und jetzigen Riki ab Reis Effendi, Mustafa Effendi zum Minister des Innern (Kiasja Bey) und des Mehmed Seid Effendi, eines Sohnes des vormaligen Großwessirs Yzzhel Pascha, zum Ciausch-Baschi bemerkte

Aus dem Winterlager des Großvezirs zu Adrianopel gewärtiget man die Promozions-Liste zu dem Paschaliks und andern Stellen in den Provinzen.

1808.

Türkey.

Am 8. Febr. wurde in Konstantinopel das Kurban-Bayramsfest gewöhnlichermassen begangen; der Kikiab-Effendi, (Finanzminister) Ghalib-Effendi, wurde entlassen, und an seine Stelle trat Aghiah-Effendi, vordem Bothschafter in London, letztlich Tersana-Emini (Marine-Schatzmeister); auch die Intendanten des grossen Arsenals wurden verwechselt.

Türkey.

Der bisherige Reis Effendi und mit ihm zugleich der erste Dollmetsch der hohen Pforte, sind ihrer Stellen entlassen, und der Erstere durch Ghianib Effendi, vordem Zahlmeister der Marine, letztlich Geheimschreiber bey dem großherrlichen Rikiabm ersetzt worden.

Türkey.

Auf die Veränderung im Posten des Reis-Effendi folgte bald eine zweyte in der wichtigen Stelle des Kaimakam. Als nämlich am 9. März der Sultan von dem öffentlichen Morgengebete aus der grossen Moschee zurückkam, wurde die Absetzung des bisherigen Kaimakam, Tagyar Mustafa Pascha, und seine Ersetzung durch Haggi Ibrahim Effendi, den Gemahl einer der vertrauten Dienerinnen der Sultane Esma, Schwester des regierenden Großherrn, und schon unter der vorigen Regierung einmal Marineschatzmeister, das anderemal Kiahaja-Bey (Minister des Innern) bekannt gemacht.

Türkey.

Die beyden unlängst abgesetzten Minister der hohen Pforte, der Reis Effendi, Seid Haleih Effendi, und der Kaimakan, Tagyar Mustapha Pascha, sind am 19. März, ersterer nach Kutuhaja, letzterer nach Demotica, verwiesen worden.

Türkey.

Der Defterdar Emini (Finanzminister) Jussuf Agkiah Effendi, ist seiner Stelle entlassen, und auf die untergeordnete eines Defter Emini (Oberzahlmeisters) herabgesetzt. An seinen Posten kam sein Bruder, Morali Osman Effendi.

Türkey.

Ein eigener Hatti Scherif des Großherrn ertheilt Mustapha Bairaktar unumschränkte Gewalt und Vollmacht zur Vermehrung der Land- und Seemacht. Auch hat der Großvezier die vollständige Auszahlung seiner neuen Truppen, noch vor dem Eintritte des Ramazans (oder muselmännischen Fastenmonats) bewirkt, und überdies die überaus wichtige Veränderung durchgesetzt, daß eine eigene Finanzkammer für die Seymens errichtet, und an deren Spitze der bisherige Defterdar, Behidsch Effendi, gesetzt wurde. An seine Stelle wurde der bisherige Ciausch Baschi Tahsim Achmet Effendi, Finanzminister, und Harnaud Mehmisch Effendi, vorher Bach Muhssebe, (Präsident der Komptabilität der Armee,) Ciausch Baschi, (Hofmarschall.)

Alle diese wichtigen Veränderungen giengen durch die unermüdete Wachsamkeit und Kraft des Großveziers in der größten Ruhe und Stille vor sich.

Türkey.

Konstantinopel am 13. November. Obwohl während des Ramahzans oder muselmännischen Fastenmondes ein völliger Geschäftsstillstand eingetreten ist, fuhr dennoch der Großvezier Mustapha Bairaktar Pascha unermüdet fort, das alte Janitscharenkorps aufzulösen, und die Fahnen seiner Seymens mehr und mehr zu kompletiren. Auch die Waffenübungen derselben werden unermüdet fortgesetzt.

Auch hat der Großvezier die Stelle des Hububat Naziri und Defterdars vom vierten Range (Approvisionirungs- und Polizeyminister der Hauptstadt) wieder hergestellt, alles müßige oder gefährliche Gesindel mit Strenge entfernt, und niedrigere Preise der Lebensmittel erzwungen. Der bekannte Feyzi Bey wurde Hububat Naziri, aber Kose Achmet Aga bisher Liebling und Chaznedar (geheimer Zahlmeister) Bairaktars, abgesetzt und verbannt, weil er sich Erpressungen hatte zu Schulden kommen lassen.

Die wichtige Stelle eines Kommandanten der Dardanellenschlösser erhielt statt des nach der Insel Lemnos verwiesenen Hakki Pascha, Selim Schambli Raghib Pascha, der seit der Absetzung des Sultans Selim, zu Kutahia in Natolien verbannt lebte.

1812.

Konstantinopel, den 2ten July.

Der Mufti Samani-Zade wurde in Ruhestand versetzt; der Kadilesker von Rumelien, Istambol Efendi, und mehrere in öffentlichen Aemtern stehende Legisten aber, weil sie, wie es heißt, sich einer Bestechlichkeit verdächtig gemacht hätten, theils abgesetzt, theils verwiesen. Der vorige Mufti, Dürri-Zade, hat seine Stelle wieder erhalten.

Der bisher bey der Pforte gestandene persische Resident, Hussein-Effendi, ist nach Tharan zurückberufen worden, und wird durch Naßrullah Efendi ersetzt.

Des Großherrn zweytgeborner Sohn, Sultan Bajazet, ist am 24sten Juny an den Blattern gestorben.

Konstantinopel, den 24sten September.

Auf die Absetzung des Großveziers sind mehrere andere Absetzungen erfolgt. Am 16ten dieses verlor der Kaimakan seine Stelle. Man spricht auch von der Entlassung des Reis-Effendi, und daß ihn Emir-Effendi ersetzen soll, der zur Zeit des ersten polnischen Krieges mit Aufträgen nach Warschau gesandt war.

Alle diese Veränderungen erregen um so mehr Sensation, da die verschiedenen, nach einander entlassenen Minister für russisch gesinnt gehalten wurden.

Konstantinopel, den 10ten Oktober.

Der bey Gelegenheit des Bairams erschienene Tewdschihat oder das gewöhnliche Promotionsverzeichniß enthält die in den hiesigen vornehmen Reichsämtern vorgefallenen Veränderungen. Die bemerkenswertheste darunter ist die Ernennung des, theils durch seine Sendung als Bothschafter an Se. Majestät, den französischen Kaiser, während des vorigen Krieges mit Rußland, theils durch den mit England bey den Dardanellen abgeschlossenen Frieden, theils durch sein einige Zeit als Reis-Efendi bekleidetes Ministerium bekannten, Vahid Emini Efendi zum Intendanten der Marine an die Stelle des Gianib Efendi. Die Minister wurden, mit Ausnahme des Tschausch-Baschi, sämmtlich bestätigt.