Steyermark.[]
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Steyermark (Herzogthum), hat seinen Namen von der Markgrafschaft Steyer im Lande ob der Ens. In den ältesten Zeiten gehörte der östliche Theil des Landes zu Pannonien, der westliche zum Noricum der Römer; bewohnt wurden diese Theile von den Pannoniern und Tauriskern. Um Christi Geburt bemächtigten sich dieses Landes die Römer, von denen noch einige Städte, wie Zilli und Pettau, herrühren. Bei der Völkerwanderung besetzten die Avaren Obersteyermark und die Vineten Untersteyermark, woher das letztere später die windische Mark genannt wurde. Carl der Große setzte Markgrafen hieher. Da nun unter den Herren des Landes auch die Grafen von Steyer waren, mit deren Gütern die Markgrafschaft Steyer vereinigt ward, so hieß das Land von dieser Zeit Steyermark. Ottokar VI. erhielt 1180 die herzogliche Würde, und ernannte, da er ohne männliche Erben verstarb, Herzog Leopold von Oesterreich zu seinem Nachfolger, der 1192 Steyermark mit Oesterreich vereinigte. Der Flächeninhalt Steyermarks beträgt 411 Quadratmeilen. Es wird in fünf Kreise getheilt: den Judenburger, Brucker, Grätzer, Marburger und Zillier Kreis. Die ersten zwei kennt man unter den Namen Oberst., die drei südlichen heißen die Unterst. In Oberst. ist das Clima ziemlich rauh, in Unterst. mild. Die bedeutendsten Flüsse, alle schiffbar, sind die Ems, die Muhr, die Drau und die Sau. Seen gibt es genug und an Gesundbrunnen ist ebenfalls kein Mangel; der letztern zählt man wenigstens dreizehn. Fast das ganze Land ist mit hohen, mächtigen Gebirgen bedeckt, deren Gebirgsart der Flötzkalk der großen Alpenkette ist, zu welcher die steyrischen Gebirge gehören. Mehrere Gebirgsspitzen sind mit ewigen Schnee bedeckt; und düstre Höhlen an ihren Seiten führen in des Gebirges innerstes Heiligthum. Zu den Naturproducten des Herzogthums gehören: Wasserblei, Porzellanerde, Walkerde, Bol, Talk, Marmor, Bergcrystall, Jaspis, Chalcedon, Quarz, Glimmer, Granat, Schwefelkies, Gyps, Torf, Steinkohlen, Schwefel, Eisen in vorzüglicher Güte und Menge, Kobalt, Nickel, Arsenik, Wismuth, Zink, Galmei, Kupfer, Blei, Gold, Vitriol, Alaun, Salpeter, Kochsalz in Menge. In Untersteyermark ist viel Laubholz, und in Obersteyermark viel Nadelholz, woraus man Harz und Terpentin zieht. Vortreffliche Weine zieht man an der ungerischen Gränze; auch Flachs und etwas Hopfen. Aus dem Thierreiche hat man allerhand schmackhafte Fische, viele hühnerartige Vögel, Gemsen und weiße Hasen. Die Volksmenge beläuft sich auf 835,000, worunter 513,000 Deutsche und 322,000 Wenden; die deutsche Sprache ist Gerichtssprache. An ihrer Kleidung lieben Männer und Weiber die grüne Farbe. Der deutsche Steyermärker ist arbeitsam, tolerant und grob wollüstig; der wendische gutmüthig, bigott und zur Trunkenheit geneigt; alle haben den Fehler der Grobheit und des Egoismus. In Obersteyermark kommt bisweilen auf acht Kinder schon ein uneheliches. Der Diebstahl ist sehr gewöhnlich. Die Hauptnahrungszweige der Einwohner sind: Landwirthschaft, Bergbau, Gewerbe, Handlung und Frachtfuhrwesen; für die ärmere Classe Holz-, Salz- und Kohlenhandel im Kleinen, Vorspannen, Kohlenbrennen, Speick- und Enziansammeln, Flachs-, Schaf- und Baumwollenspinnen, Geflügel-, Obst und Holzverkauf, etwas Bienenzucht und Tagarbeit. Im allgemeinen wird die Landwirthschaft in Obersteyermark besser betrieben als in Untermark. Man theilt die Acker in Joche, deren jedes 1600 Quadratklastern hält, zu 30 Joch Acker braucht man in Obersteyermark drei Pferde, oder sechs Ochsen und sechs Menschen, in Untersteyermark zwei Pferde oder vier Ochsen und vier Menschen. Weizen und Korn gibt vier- bis sechsfach, Hafer fünf- bis sechsfach, Gerste fünf- bis zehnfach und türkischer Weizen 30- bis 50fach in den Körnern. Die Wiesen werden drei- bis viermal gemäht. Der Kleebau ist im grätzer Kreise am stärksten, und man führt hier bisweilen 15 bis 1800 Centner Saamen aus. An Wein erbaut Untersteyermark viele und gute Arten; an Flachs hat Obersteyermark Ueberfluß. Die Rindviehzucht ist bedeutend und das Vieh wird den ganzen Sommer hindurch auf den Alpen geweidet; man zählt gegen 75,000 Ochsen. Im höchsten Schwunge ist das Eisenberg- und Hüttenwesen, und das Werk im Erzberg zwischen Vordernberg und Eisenerz liefert allein jährlich über 300,000 Centner. Die sämmtlichen Kupfergruben des Landes gaben 1789 gegen 5489 Ctr. Von den Bleigruben gewann man in eben dem Jahre auf 4308 Ctr. 75 Pfund Bleiglätte. Das Salzbergwerk am Sandling gibt jährlich 160,000 Ctr. Die Steinkohlen benutzt man noch nicht gehörig, den Torf aber wendet man beim Salzsieden und den Eisenhämmern an. Verarbeitet werden die Producte des Landes auf vielen Blech- und Eisenhämmern, Gußwerken, Klingenfabriken, Drathhämmern, Kupferhämmern, Sensenschmieden, Stahl- und Schwefelfabriken, Salpeter- und Vitriolsiedereien, Druckereien, Papiermühlen u. s. w. Der Handel ins Ausland erstreckt sich größtentheils auf Metallwaaren. Im ganzen lande sind 20 Städte, 98 Märkte, und 3486 Dörfer. Grätz ist die Hauptstadt, und in einer der reizendsten Gegenden des österreichischen Staats gelegen.
Quellen.[]
- ↑ Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.