Lauenburg.[]
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Lauenburg, Herzogthum im niedersächsischen Kreise, an der Elbe, zwischen dem mecklenburgischen, lüneburgischen und holsteinischen Gebiete, hatte ehemals seine eigenen Herzöge aus dem Hause Ascanien; diese sind aber 1689 mit dem Herzoge Julius Franz ausgestorben. Von dortan wurde es vom Kurhause Braunschweig als ein Stück der Länder Heinrichs des Löwen, und zu Folge eines zwischen den Herzögen von Braunschweig und Lauenburg 1369 geschlossenen Vertrags, besessen, nachdem Kursachsen seine Befugnisse auf dieses Herzogthum, die sich auf eine Anwartschaft von 1507 und auf eine Erbverbrüderung von 1671 gründete, im J. 1697 mit Vorbehalt der Mitbelehnschaft, demselben überlassen hatte. Das Land hat 27 Quadratmeilen und ungefähr 50,000 Einwohner. Diese treiben Ackerbau, Viehzucht, Fischerei, Obst- und Flachsbau, Bienenzucht und führen beträchtliches Holz aus. Ueberdieß gibt die starke Passage nach Hamburg beträchtlichen Verdienst durch Fuhrwerk. Es hat seine eigene Regierung, Hofgericht und Consistorium, und besteht aus 3 Städten, 1 Flecken, 133 Dörfern und 27 Rittergütern. Nach der Besitznahme der Herzogthums Lauenburg ließ der Kaiser Napoleon dasselbe auch da noch für eigene Rechnung verwalten, als er schon die übrigen braunschweigischen Staaten 1806 und 1810 mit dem Königreiche Westphalen vereinigt hatte. Am Ende des J. 1810 fügte er es zu seinem Departement der Elbmündungen hinzu. Nach Vertreibung Napoleons vom französischen Throne fiel Lauenburg seinem vorigen rechtmäßigen Herrn, dem Kurhause Braunschweig, wieder anheim. Allein vermöge des 4. Art. des in Wien am 29. Mai 1815 zwischen Preußen und Großbrittanien abgeschlossenen Vertrags überließ die letztere Macht das Land, mit Ausnahme des kleinen auf dem linken Elbufer liegenden Theils, an die erstere. Durch den Wiener Vertrag vom 4. Juni 1815 aber trat Preußen dasselbe an Dänemark ab, von welcher Abtretung jedoch das zwischen der Elbe und Mecklenburg liegende Amt Neuhaus, so wie die an dies Amt gränzenden und davon eingeschlossenen Lauenburgischen Dörfer ausgenommen blieben.
Lauenburg, die Hauptstadt, liegt auf einem Berge an der Elbe, und hat ungleichen Bau und ungleiche Strassen, 460 Häuser und 3,300 Einwohner. Es werden hier viele auf der Elbe ankommende Güter auf der Stecknitz nach Lübeck geschafft, welches einen beträchtlichen Zoll von beinahe 50,000 Rthlr. einbringt.
Wiederbesetzung des Herzogthums Lauenburg von den Schweden. Beilegung der Feindseligkeiten zwischen Schweden und Preußen,[]
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Der Kriegszustand, der seit 4 Monaten zwischen Schweden und Preußen obwaltete, hat nun aufgehört. Das Lauenburgsche oder die Wiederbesetzung desselben ist der Preis gewesen. Sie steht mit den Schwedischen Allianz- und Subsidien-Verhältnissen mit Großbrittannien in natürlicher Verbindung. Am 29sten April hatten die Schweden unter dem General-Adjutanten Grafen Gustav von Löwenhjelm nach der damals vorgefallenen Kriegs-Scene das Lauenburgsche geräumt *) und am 23sten Aug. rückten sie unter eben diesem Anführer, "unter lebhaftester Theilnahme und dem Freudenzuruf der Einwohner" (wie es in dem Schwedischen Bülletin heißt) wieder in Ratzeburg ein, von da die Truppen (450 Mann Cavallerie) über das Herzogthum vertheilt wurden.
Die Wiederbesetzung dieses Landes, auf welche Se. K. Schwedische Majestät in Ihrer Correspondenz mit Sr. Preuss. Maj. und in den gepflogenen Unterhandlungen beharrlich bestanden hatten, und die durch den Abzug der meisten Preußischen Truppen aus demselben nach dem südlichen Hannöverschen veranlaßt wurde, geschah ohne alles Blutvergießen in friedlicher Verträglichkeit. Es befanden sich im Lande, wie die Schweden daselbst wieder ankamen, noch 120 Mann Preußen und Preußische Magazine. Diese zogen in den letzten Tagen des Augusts ruhig und ungestört über die Elbe nach dem Hannöverschen.
So waren die Schwerdter der beiderseitigen Truppen, die bisher an den Preußischen Gränzen gestanden hatten, in der Scheide geblieben. Einen Haupteinfluß auf diese Wendung der Dinge scheinen die Rüstungen gehabt zu haben, wozu sich Preußen mit seiner ganzen Militär-Macht, nach einer andern Seite hin, bewogen sah. Die kriegerischen Aussichten nach Süden und Westen beschleunigten die Herstellung der friedlichen Verhältnisse mit Schweden. Für die Schwedische Wiederbesetzung des Lauenburgischen hatte Preußen den Vortheil, daß seine Ostseehäfen, welche 4 Monate durch die Schwedische Blokade gelitten, wieder Handels-Freiheit erhielten. Auch konnte Preußen nunmehr das schöne Truppencorps, welches unter dem General der Cavallerie, Grafen von Kalckreuth an der Pommerschen Gränze gestanden hatte, anderswo gebrauchen. Würklich brach auch bald, nach Beilegung der Feindseligkeiten mit Schweden, dieses Corps durch das Hannöversche nach Westphalen auf. Schwedischer Seits wurden darauf ebenfalls die Militär-Posten an der Pommerschen Gränze eingezogen, und am 6ten Sept. noch mehrere Truppen aus Leibgrenadiers, Cavallerie und reitender Artillerie bestehend, unter dem Brigade-Chef, Obersten Grafen Gustav Mörner nach dem Lauenburgischen zur Verstärkung des dasigen Corps abgesandt.
Sobald die Schweden unter dem Grafen von Löwenhjelm im Lauenburgischen wieder angekommen waren, wurde daselbst sogleich die alte Hannöversche Verfassung wieder eingeführt und es erschien nachstehendes Patent:
Unsere xc. xc.
"Nachdem Se. Königl. Majestät von Schweden Namens unsers allergnadigsten Königs und Herrn von diesem Herzogthum durch Höchstdero Truppen Besitz nehmen lassen; so ist und von Höchstdemselben der Befehl zugegangen, die Regierungs-Administration dieses Herzogthums wieder zu übernehmen, und die alte Verfassung wieder herzustellen. In dessen Gemäßheit sollen keine fernere unmittelbare Verfügungen der Administrations- und Organisations-Commission zum Effect gebracht, die Königl. Siegel und Curialien wieder hergestellt, die Preußischen Adler abgenommen auch abgeliefert, jedoch daß dabei alles besondere Aufsehen und Excesse vermieden werden, als in welchem Fall Schwedisches Commando zu requiriren ist. Sodann habt ihr die alten Zollbretter wieder aufzuhängen. Auch bei Vermeidung aller Unannehmlichkeiten halten wir es rathsam, bis auf weitere Verfügung keine öffentliche Gelder nach Hannover zu senden xc.
Ratzeburg, den 31. Aug. 1806.
- Königl Großbrittannische zu Churfürstl. Braunschweig-Lüneb. Regierung des Herzogthums Lauenburg verordnete Landdrost, geh. Regierungs- und Regierungs-Räthe.
- v. Hake.
Dagegen erschien Preußischer Seits zu Hannover folgendes allgemeine Ausschreiben:
"Sämmtlichen Obrigkeiten und Behörden der K. Preuß. Hannöverschen Provinzen, mit Ausschluß des Herzogthums Sachsen-Lauenburg, wird hiedurch ernstlich und bei Vermeidung nachdrücklicher Ahndung aufgegeben: von nun an und bis zu einer abändernden Verfügung weder öffentliche Gelder und Effecten, noch solche Gelder und Abgaben, die von Privat-Personen in den übrigen Preuss. Hannöverschen Provinzen an irgend eine öffentliche Behörde im Sachsen-Lauenburgschen zu entrichten seyn möchten, dorthin verabfolgen zu lassen; und ferner alle Official-Communication und Correspondenz mit den öffentlichen Behörden des Herzogthums Sachsen-Lauenburg gänzlich aufzuheben, mithin weder Rescripte, Verfügungen Schreiben, Anfragen und dergl. von daher anzunehmen, ohne Uns dieselben, mit einem Berichte über die Beschaffenheit der Sache begleitet, vorgängig einzusenden.
Hannover, den 9ten September 1806.
- Königl. Administrations- und Organisations-Commission der Preußisch-Hannöverschen Provinzen.
Aufhebung der Schwedischen Blokade der Preußischen Ostseehäfen und des Schwedischen Embargos.[]
Da die friedliche Wiederbesetzung des Lauenburgschen für den König von Schweden und für Großbrittannien, dessen Alliirten, ein befriedigendes Resultat hervorbracht, und darauf die gänzliche Aufhebung der Blokade der Preußischen Häfen und des Embargos auf die Preußischen Schiffe in den Schwedischen Häfen verfügt worden, so ward hiervon den bei Sr. Schwedischen Maj. accreditirten Ministern der beiden alliirten Höfe, dem Herrn von Alopeus und Herrn Pierrepont durch nachstehende Note officielle Kenntniß gegeben. Wir theilen sie hier in der Originalsprache mit, das sie bereits aus Uebersetzung bekannt ist.
Note.
"La rentrée des troupes Suédoises dans le Duché de Lauenbourg, et la ré-occupation paisible de ce pays au nom de Sa. Maj. Britannique, ayant ramené les affaires à la situation où elles se trouvaient avant le commencement des hostilités entre la Suède et la Prusse, et produit un resultat satisfaisant pour le Roi et Son Allié, le Soussigné à l'honneur de prévenir N. N. par ordre exprès de Sa Majesté, qu' Elle a fait cesser les mésures adoptées jusqu'ici contre les ports et le commerce de S. E. Mr. le Grand-Maréchal Comte de Fersen, en date du 27 Avril et 6 Mai dernier. Parconséquent les ordres nécessaires ont été donnés, de lever en entier le blocus des ports de la Prusse, ainsi que l'embargo mis sur les Vaisseaux de cette Puissance qui se trouvaient dans les ports de Suède.
En priant N. N. de vouloir bien porter à le connaissance de Sa Cour le continu de cette Note, le Soussigné profite de cette occasion pour réitérer etc.
Au Quartier Général de Greifswald, le 3 Septembre 1806.
Dans l'absence de S. E. Mr. le Grand-Maréchal
- Comte de Fersen.
- Premier Sécretaire du Cabinet de S. M. le Roi de Suède.
Zeitungsnachrichten.[]
- [1806]
Schweden.
Ein officieller Artikel aus Greifswalde vom 29. Aug. sagt: "Zufolge eines an Se. Königl. Majestät heute Morgen eingetroffenen Rapports des commandirenden Generaladjutanten, Grafen Gustav Löwenhjelm, sind die unter seinem Befehl stehenden Schwedischen Truppen den 27. d. um 2 Uhr Nachmittags unter lebhaftester Theilnahme und dem Freudenruf der Einwohner in Ratzeburg eingerückt. Zwey Tage vorher waren an die im Lauenburgischen befindlichen Preussischen Detaschements Ordres gekommen, gleich abzumarschiren, welches auch bewerkstelligt wurde, gleichwie sämmtliche Preussische Beamte abgereiset sind. Die Magazine, die den Preussischen Truppen gehörten, und die sich im Lande befanden, waren zum Theil schon über die Elbe transportirt worden; und da von Sr. Königl. Majestät dem genannten Generaladjutanten schon im Voraus der gnädige Befehl gegeben war, diese Magazine auf keine Art anzurühren, so wurde deren Transport auch nach dem Einmarsche der Königl. Schwedischen Truppen ungehindert fortgesetzt. Der Graf Löwenhjelm hat einen Theil seiner Truppen nebst der reitenden Artillerie in Ratzeburg verlegt, und mit besonderen Detaschements die Städte und übrigen Theile des Herzogthums Lauenburg besetzt." -- Eben daher wird unterm 30. Aug. Geschrieben: "Gestern Nachmittags reisete der Generaladjutant, Oberst xc. v. Engelbrechten, auf des Königs gnädigsten Befehl nach Berlin ab, mit einem Briefe von Sr. Majestät an Se. Majestät den König von Preussen. Zufolge eines heute von dem commandirenden Generaladjutanten, Grafen Löwenhjelm, eingelaufenen Rapports hatte der Oberadjutant, Major af Chapmann, der mit einem Briefe vom Grafen Löwenhjelm an den Preussischen Befehlshaber im Lüneburgischen abgesandt war, schon ehe die Schwedischen Truppen ins Lauenburgische einrückten, bey seiner Ankunft am 27. d. zu Lauenburg diese Stadt noch von Preussischen Truppen besetzt gefunden. Er meldete sich also bey der Wache als Parlamentär, und wurde von einem Officier zu dem Preussischen Befehlshaber begleitet, welcher vorhin in Ratzeburg gestanden, und jetzt ungefähr 120 Mann bey sich hatte. Nach Durchlesung des Briefes des Grafen Löwenhjelm äusserte sich genannter Befehlshaber, daß er Ordre hätte, noch vor Ankunft der Schwedischen Truppen das Lauenburgische Land zu räumen, und daß, Falls diese irgendwo vor der Evacuation eintreffen sollten, er ihnen dann freundlich begegnen müßte, und ihnen ohne Widerstand das Land einräumen. Ferner wurde hinzugefügt, daß er den Tag darauf, den 28., über die Elbe zu gehen gesonnen sey, welches auch an diesem Tage, Morgens 9 Uhr, ausgeführt ward, da die Preussischen Truppen abzogen."
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Kriegsnachrichten.Die schwedischen Truppen im Lauenburgischen sind aus ihren bisher innegehabten Quartieren aufgebrochen, und näher an die Elbe vorgerückt, um bey diesem Flusse eine Position zu nehmen. Das Hauptquartier ist nach Lauenburg verlegt.
Quellen.[]
- ↑ Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
- ↑ Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1806.
- ↑ Wiener Zeitung. Nro 76. Sonnabend, den 20. September 1806.
- ↑ Wiener Zeitung Nro 90. Sonnabend, den 8. November 1806.