Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Brieg.[]


Brieg,[1] Fürstenthum in Niederschlesien, so von der Oder durchströmt, und von den Fürstenthümern Oels, Breslau, Schweidnitz, Münsterberg, Grottkau und Oppeln umgeben wird. Es enthält 5 Kreise, 8 Städte, und 2 Flecken, ist fruchtbar an Getreide, und hat große Waldungen. Auf einem Flächenraum von 46 Quadratmeilen wohnten im Jahr 1794. 106,655 Menschen, dem größten Theil nach Lutheraner, doch auch viele Katholiken. Es hatte ehedessen eigene Herzoge von piastischem Stamme. Friedrich II. Herzog von Liegnitz und Brieg, schloß 1537. mit Joachim II. Kurfürsten zu Brandenburg eine Erbverbrüderung. Als aber der lezte Herzog, Georg Wilhelm, welcher Liegnitz, Brieg und Wolau zugleich besaß, 1675. verstarb, kamen diese Fürstenthümer an den Kaiser. Jetzt aber gehört dieses Fürstenthum seit 1742. dem Könige in Preussen, und steht sowohl unter der königl. Oberamtsregierung, als Kriegs- und Domainenkammer zu Breslau.


Das Fürstenthum Brieg.[]


[2] Ist nach Scheibel 40, nach Sack etwas über 40 Quadratmeilen und nach Zimmermann an 49 Quadratmeilen groß. Dieses Fürstenthum enthält 5 Kreise, 10 Städte und 122368 Einwohner, wovon 97949 in den Kreisen und 24437 in den Städten leben. Die Beschaffenheit des Fürstenthums ist nach den Kreisen verschieden. So ist der Brieger, Ohlauer und Kreuzburg-Pitschner Kreis ganz eben und ohne große Erhebungen. Der Strehlner und Nimptscher Kreis ist gegen Breslau zu eben, gegen Münsterberg zu, werden beide immer unebner und bergiger. Die vorzüglichsten Berge sind: der Rummelsberg auch Rumberg genannt, der die höchste Spitze einer von Strehlen über Krummendorf gehenden Hügelreihe ist, der Johnsberg, der Gumberg und Windmühlberg bei Kosemütz. Am höchsten sind die um Reichenstein und Silberberg, die beiden in Münsterbergschen Fürstenthum gelegnen zum Briegschen aber gehörenden Städte, befindlichen Berge. Diese in den beiden Kreisen Strehlen und Nimptsch und um Reichenstein und Silberberg liegenden Hügelreihen und Berge enthalten mehrere mineralische Produkte, als etwas: Gold bei Reichenstein, Silber bei Silberberg, Arsenikkiese, verschiedne Serpentine, Tremolith, schöne Chryspase, Opale, Chalcedone,, Crystalle, Tonerden, Marmor und Kalkarten. Auch die Fruchtbarkeit des Bodens ist sehr verschieden; der beste Boden ist im südwestlichsten Theile des Ohlauer Kreises, im Strehlenschen und Nimptschen Kreise. Der Brieger Kreis ist ziemlich fruchtbar, nur macht die Oder einen großen Unterschied hier wie im Ohlauer Kreise, denn am linken Oderufer oder auf der deutschen Seite ist er weit fruchtbarer als auf der andern Seite, wo er sandiger ist und nur Roggen, etwas Gerste, Hafer und Heidekorn trägt. Doch ist auch auf der deutschen Seite im Ohlauer Kreise der Boden manchmal sandig und leicht, wie es im Strehlenschen auch manchmal der Fall ist. Der Kreuzburg-Pitschner Kreis ist nicht so fruchtbar wie die vorigen, da sein Boden um vieles schlechter und hie und da lehmig, feucht und kalt ist. Doch ist der Boden im Pitschner Distrikt schon etwas besser und einträglicher als der im Creuzburger Gebiet: Das Fürstenthum hat daher auf seiner deutschen Seite die besten Getreidearten in Ueberfluß, denn man bauet hier schönen Weizzen, Gerste, Roggen, Hafer, Hirse, Erbsen, Lein, Tabak, Färberröthe, und alle Arten von Gemüse und Wurzelwerk. Dagegen hat eben diese deutsche Seite Mangel an Holz, so daß selbst die Bewohner des Strehlner und Nimptscher Kreises, wo doch so viele mit Holz bewachsene Berge und Hügel sind, einen Theil ihres Bedarfs auswärts holen müssen. Die Bewohner von der deutschen Seite der beiden Kreise Brieg und Ohlau holen ihr nöthiges Holz von der polnischen Seite dieser beiden Kreise, wo es noch große und dichte Wälder hat, die nicht nur die beiden benannten Kreise, sondern auch einen großen Theil des Breslauer und Strehlner Kreises mit Bau- und Brennholz versehen. In den fruchtbaren Getreidegegenden ersetzen die an den Gräben gepflanzten Weiden und die Abgänge aus den Obstgärten auch einiges Brennholz. Diese Obstbäume sind im Strehlner, Nimptscher Kreise am häufigsten, am bekanntesten und beliebtesten sind die dasigen Kirschen, die in großer Menge und Güte gewonnen werden.

Die vornehmsten Flüsse des Fürstenthums sind die Oder, die an der Grenze des Oppelnschen Fürstenthums, in den Brieger Kreis eintritt und gleich an der Grenze die Neisse in sich aufnimmt; sie geht durch den Brieger und Ohlauer Kreis ins Breslauische und theilt die beiden Kreise in die deutsche und polnische Seite. Die Neisse kommt aus dem Grottkauschen, wo sie erste die Grenze zwischen dem Grottkauschen und Oppelnschen und dann die zwischen dem Briegschen und Oppelnschen macht, und auch an der nämliche Grenze in die Oder strömt. Die Ohle entspringt oberhalb Münsterberg und kommt bei Steinkirche in den Strehlner Kreis, geht bei Strehlen vorbei, dann durch den Wansener zum Grottkauer Kreise gehörigen Distrikt; und durch die größte Länge des Ohlauer Kreises, dessen Kreisstadt auch von ihr den Namen hat, ins Breslausche. Die Lohe (einst Slesa genannt) entspringt an der Grenze des Münsterberg-Frankensteiner Gebiets, geht bei Nimptsch vorbei und tritt ins Breslausche, wo sie bei Bohrau die aus den Strehlner Kreise kommende kleine Lohe aufnimmt. Die Schelune entsteht im Ohlauschen, fließt an der linken Seite der Ohle, in die sie sich eine halbe Meile oberhalb Breslau ergießt. Das Schwarzwasser entsteht im Namslauschen kommt ins Briegsche und geht durchs Ohlausche und im Breslauschen unterhalb Jeltsch in die Oder. Der Srober entspringt im Rosenberger Kreis und tritt bald in den Creuzburger Kreis, läuft an dessen und Rosenbergers Grenzen hin, bei Creuzburg vorbei, verläßt den Creuzburger Kreis und geht an der Grenze des Oppelnschen Kreises hin, bis er oberhalb Carlsmarkt in den Brieger Kreis eintritt und bei Stoberau in die Oder fließt. Diese und die übrigen kleinen Bäche, nebst den vielen Teichen versehen das Land mit Fischen und erhöhen den Wiesewachs und den Getreidebau. Der Schlag des Rindviehes und der Pferde ist auf der deutschen Seite des Fürstenthums groß und sehr einträglich, die Schaafzucht blühend und nutzbar, vorzüglich im Strehlner und Nimptscher Kreise. Auf der polnischen Seite ist die Viehzucht minder blühend und einträglich. Die Grenzen dieses Fürstenthums sind gegen Norden Breslau und Oels, gegen Osten Namslau und Oppeln gegen Süden Falkenberg, Grottkau und Münsterberg, gegen Westen Reichenbach, und Schweidniz. Da der Creuzburg-Pitschner Kreis von dem übrigen Fürstenthum ganz getrennt ist, so hat er auch ganz andre Grenzen, denn er stößt gegen Norden an Südpreußen, gegen Osten an Rosenberg, gegen Süden an Rosenberg und Oppeln, und gegen Westen an Namslau. Die Manufacturen und Fabriken dieses Fürstenthums sind in nicht geringem Flor, die Tuch und Wollmanufacturen sind blühend in Brieg, Ohlau und Strehlen, die Leinwand wird in großer Menge im Briegischen gewebt und in Breslau, wo die Brieger 3 Tage vor dem Johannismarkte öffentlich mit ihrer Leinwand Markt haben, unter dem Namen Hausleinwand verkauft. Baumwolle wird in Strehlen in den benachbarten böhmischen Colonien und im Creuzburger Armenhause häufig gesponnen. Außerdem haben noch einige Städte Tabaksspinnereien, Papiermühlen, Wachsbleichen, Buchdruckereien und mehrere Dörfer Garn- und Leinwandbleichen und Frischfeuer. Diersdorf hat eine kalte Schwefelquelle. Dieses Fürstenthum gehört (obgleich das oberschlesische Oberamt in Brieg seinen Sitz hat,) in Justizsachen unter das Breslauer Oberamt und in Cameralsachen nebst ganz Mittel- und Oberschlesien unter die Breslauer Kriegs- und Domainen Cammer. In Rücksicht des Militairs gehört der Brieger, Ohlauer und Creuzburg- Pitschner Kreis zu dem Kanton des Regiments Malschizky, Nro. 28, der Strehlner und Nimptscher Kreis hingegen machen das Kanton der Reiter Regiments Heising Nro 8, aus.


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Neu bearbeitet von Konrad Mannert, Königl. Bairischen Hofrath und Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.
  2. Geographische Beschreibung des Herzogthums Schlesien und der Grafschaft Glatz. Herausgegeben von J. G. Sternagel. 1815.
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