Iever.[]
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Iever, heißt derjenige Strich Landes, welcher zwischen Ostfriesland und Oldenburg an der Nordsee liegt. Er hat über 5 Quadratmeilen Flächeninhalt, 14,500 Einwohner, gehört zu keinem Reichskreis, ob es gleich aus drey Theilen, Ostringen, Rüstringen und Wangerland, dazu noch die Insel Wangeroeg gehört. Das Land ist sehr fruchtbar, und betreibt vorzüglich die Viehzucht, und daher die Verfertigung von guten Käsen und Butter. Die von hier ausgeführten Pferde werden wegen ihrer Größe und schönen Bau überall gesucht. Vor diesem gehörte es den Grafen von Oldenburg, davon aber der lezte Graf Anton Günther, so 1667 verstorben, seiner Schwester Sohn, Fürsten Johann von Anhaltzerbst, diese Herrschaft und die Stadt Jever im Testament hinterließ. Es entstund wegen der Lehnsherrlichkeit anfangs ein Streit, indem dieses Ländchen vor diesem ein Burgundisches Lehn gewesen, aber dabey nicht gewiß war, ob es vom Herzogthum Burgund, oder von Brabant dependiret habe. Wie nun das Erstere der König in Frankreich. und das Leztere Spanien behauptete, so überließ der König in Frankreich sein Recht an die Krone Dänemark, welche anfangs solche Prätension stark betrieb, endlich aber sich bewegen ließ, gegen eine von dem Hause Zerbst geschehene Renunciation auf alle Allodialgüter aus der Oldenburgischen Erbschaft, an welche selbige einen Anspruch machen konnte, wie auch gegen Bezahlung 100,000 Rthlr. die Lehnsgerechtigkeit fahren zu lassen, und das fürstliche Haus Zerbst 1689 in ruhigen Besitz dieser Herrschaft zu setzen. Bey dem unbeerbten Absterben des lezten Fürsten von Anhaltzerbst 1793, erbte seine Schwester, die Kaiserin Katharina II von Rußland, diese Herrschaft als Allodialgut, überließ es aber zum lebenslänglichen Genuß an die Witwe des Fürsten von Anhalt Zerbst welche ihre Witwenresidenz zu Koswig hat.
Iever, die einzige Stadt im Lande, ist nicht groß, hat aber Wall und Graben. Die fürstl. Regierungskanzeley die Kammer, das Consistorium und das Landgericht haben in dieser Stadt ihren Sitz. Im übrigen liegt sie in dem Theil von Jever, welcher Ostringen heißt, und zwey Vogteyen begreift.
Quellen.[]
- ↑ Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1806.