Helsingör.[]
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Helsingör, Stadt auf der Dänischen Insel Seeland, am Sunde, wo er am schmalsten ist. Ihr Hafen ist klein und nicht tief. Schiffe, die 8 Fuß tief gehen, können kaum einlaufen, und die grössern müssen auf der offenen Rhede liegen bleiben. Von diesem Orte gehet die ordentliche Ueberfahrt nach Schweden, welche eine Meile breit ist. Die Zahl der Einwohner ist ohngefähr 6,000. Ihre Nahrung bestehet vornehmlich in dem Verkauf von mancherley Bedürfnissen für die durch den Sund gehenden Schiffe, die daselbst den Zoll richten müssen; auch ausserdem aber ist der Handel von Bedeutung und die Stadt lebhaft; sie hat 2 Zuckerraffinerien, 1 Leinwandbleiche, und nicht weit von der Stadt eine große Gewehrfabrik. Nur auf dieser Seite können größere Fahrzeuge den Sund passiren, weil auf der Schwedischen Seite das Wasser viel zu seicht ist. Daher bezieht Dänemark ausschließend den Sundzoll, zu dessen Schuz nicht weit von der Stadt das feste Schloß Cronenburg angelegt ist. Es kann aber doch Kriegsflotten den Durchgang nicht verwehren. Da alle Schiffe bey dem großen Zollhause anlegen müssen, so wohnen die Consuls der verschiedenen Nationen, die an dieser Schiffahrt Theil haben, in der Stadt.
Helsingör..[]
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Helsingör, eine Stadt auf der Dänischen Insel Seeland, mit einem kleinen und nicht tiefen Hafen. Sie liegt am Sunde, wo dieser am schmalsten ist. Ihrer Haupterwerb nehmen die Einwohner, deren Anzahl ungefähr 6000 beträgt, aus dem Verkauf von mancherlei Bedürfnissen für die durch den Sund gehenden Schiffe. Diese haben hier einen Zoll zu entrichten, den Dänemark allein zieht, und zu dessen Schutz das feste Schloss Cronenburg angelegt ist. Aber auch außerdem ist der Handel lebhaft. Auch hat die Stadt eine Gewehrfabrik.
Von Reisenden.[]
Carl Gottlob Küttner.
Helsingöer den 8ten July 1798.
So wie Sie Sich Helsingöer nähern, öffnet sich allmählich Ihren Augen das Meer, die Ostsee so wohl, als das Cattegat, oder der Codanische Meerbusen, der Jütland von Schweden trennt. Zugleich bekommen Sie eine weite Aussicht auf die Schwedische Küste, an der die Stadt Helsingborg angenehm in die Augen fällt, (und weit mehr verspricht, als sie hält.) Urtheilen Sie aus folgendem von der Klarheit und Reinheit, die die Atmosphäre dieser Gegenden im Sommer häufig hat. Schon lange, ehe wir noch von den Höhen herab kamen, sahen wir Helsingborg so deutlich, und es schien uns so nahe, daß wir nimmermehr glauben wollte, dieses Städtchen sey eine halbe Meile von Helsingör entfernt. Jedermann aber versichert uns, daß die Ferne eine ganze Meile betrage. Auch stimmt das mit allen gewöhnlichen Angaben überein, welche die Breite des Oeresunds an diesem Orte auf eine Meile setzen.
Helsingöer wird als die zweyte Stadt der Dänischen Inseln betrachtet: und das will ich gern einräumen, so weit meine Bekanntschaft mit den Dänischen Städten geht, die ich sammt und sonders ziemlich schlecht gefunden habe. Ihre Lage ist unendlich angenehmer, als die von Kopenhagen, und ihr Handel beträchtlich. Es gibt hier eine Menge wohlhabender Kaufleute, welche mit den Consuln so vieler Nationen, die sich hier aufhalten, eine zahlreiche Gesellschaft ausmachen, Clubs halten, und im Winter Bälle geben. Gleichwohl sagte mir der Englische Consul, daß die Zahl der Einwohner kaum fünf tausend betrüge. Im Ganzen habe ich hier eine Reinlichkeit und Nettigkeit gefunden, die mich mehr, als was ich sonst in Dänemark gesehen, an England erinnert hat; besonders war das der Fall mit mehreren Häusern.
Das Schönste aber bey Helsingöer ist die sogenannte Festung Cronborg, welche im Grunde nichts anders ist, als ein königliches Schloß stark befestiget; zwar gibt man ihm das Ansehen eines Forts, das den Eingang in den Sund bewachen, und Helsingöer vertheidigen soll; das dünkt mich aber ziemlich lächerlich, denn das Schloß ist so gebaut, daß einige Kriegsschiffe es in kurzer Zeit der Erde gleich machen würden, ungeachtet seiner Festungswerke und Batterien, die es nach dem Meere zu hat. Es ist sehr hoch und biethet überall flache Seiten dar, die den Bomben, oder auch den Kanonenkugeln wenig Widerstand thun würden. Es ist ganz von Quadersteinen gebaut, und eins der schönsten und prächtigsten Gothischen Gebäude, die ich irgendwo gesehen habe. Selbst die Verzierungen, ob sie schon das Gepräge ihres Styles und ihres Zeitalters haben (das Schloß wurde im sechzehnten Jahrhunderte gebaut) sind edel und keinesweges so überladen, wie man sie sonst gewöhnlich in dieser Bauart findet. Auch wird das Ganze recht gut unterhalten, und hat ein gefälligeres und reinlicheres Ansehen, als ich Gebäude dieser Art in Dänemark zu sehen gewöhnt worden bin. Hier ist, außer den königlichen Zimmern, welche höchst unansehnlich sind, die Wohnung des Commandanten, eine Kirche, ein Kornmagazin, und was sonst zu einer kleinen Festung gehört.
Auf einem Theile des Schlosses ist eine Platform. Diese und der Schloßhof, welcher aber von den vier Seiten des Hauptgebäudes ganz eingeschlossen ist, waren die einzigen Orte, auf welchen die Königinn Mathilde umhergehen und frische Luft schöpfen konnte. Der Spaziergang um das Schloß herum, innerhalb der Festungswerle, welcher sehr angenehm ist, war ihr nicht erlaubt. Die Aussicht von der Platform ist vortrefflich! Das Auge folgt der Schwedischen Küste gegen Norden viele Meilen weit, vielleicht neun bis zehn, während daß man gegen Mittag die Thurmspitzen von Kopenhagen erkennen kann. Was die Heiterkeit dieser Scene außerordentlich vermehrt, sind die viele Schiffe, die fast immer im Sunde liegen, und auf eine oder andere Art von Winde warten; denn der Wind, mit dem die einen hereinsegeln, hält mehrentheils diejenigen zurück, welche heraus wollen, und so umgekehrt. Auch verursacht der Zoll, den sie hier zu entrichten haben, und andere Umstände, immer einigen Aufenthalt.
Wir fanden eine ganze Englische Kauffahrteyflotte, die nächstens mit einer Bedeckung unter Segel gehen wird. -- Unter andern zeigt sich hier sehr schön, mit seinen Gärten, das Schloß Marienlust, ein neues, nicht großes Gebäude, das dem Kronprinz gehört. Es steht an einem kleinen schroffen Hügel, an dessen Seiten mehrere Wege, wie Terrassen, angebracht sind. Der Garten ist der sogenannte Hamletsgarten: und hier soll dieser humoristische Fürst seine Residenz gehabt haben. Aber seine ganze Geschichte ruht auf der Gewährschaft des Saxo Grammaticus, der sie, nach seiner Art, sehr wild erzählt.
Zeitungsnachrichten.[]
- [1808]
Dänemark. [4]
Helsingöer, den 31. Aug. Der Französische General Fririon, der schon vorgestern hier erwartet wurde, traf gestern Abend hier ein, und kehrte diesen Nachmittag um 2 1/2 Uhr wieder zurück. Er besah heute Cronborgs Festungswerke.
- [1812]
Kopenhagen, den 28sten Januar. [5]
Der Chausséen zwischen Webeck und Helsingör, und Helsingör und Kopenhagen, sind jetzt so wohl ausgebessert und unterhalten, daß man in 4 Stunden von der Hauptstadt nach Helsingör fahren kann.
Quellen.[]
- ↑ Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.
- ↑ Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
- ↑ Reise durch Deutschland, Dänemark, Schweden, Norwegen und einen Theil von Italien, in den Jahren 1797. 1798. 1799. Leipzig, bey Georg Joachim Göschen, 1804.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 79. Sonnabend, den 1. Oktober 1808.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 33. Mittewoch, den 7. Februar 1812.