Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Bourbonische Mächte.[]

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Bourbonische Mächte, sind diejenigen Staaten, deren Beherrscher aus dem Hause Bourbon und zwar insgesamt von K. Ludwig XIV. in Frankreich abstammen. Diese sind, das Königreich Spanien, und das Königreich beyder Sicilien, und ehedem der König von Frankreich. Der Herzog von Parma und Piacenza gehörte gleichfalls zum Hause Bourbon, wird aber, wenn in großen Welthändeln von dem Bourbonischen Mächten die Rede ist, gewöhnlich nicht mit darunter begriffen.


Musée Carnavalet Paris

[La Famille Royale (1816).]

Chronologische und genealogische Notiz über die königliche Familie der Bourbons, seit Ludwig XV.[]

[2]
Aus dem Französischen.

Ludwig XV., genannt der Vielgeliebte, war der Sohn Ludwigs, Herzog von Burgund, und Enkel des Groß-Dauphin, Sohn Ludwigs XIV. Er war geboren am 15. Febr. 1710. Durch den Tod seines Urgroßvaters, Ludwig XIV., am 1. Sept. 1715 gelangte er in einem Alter von fünf und einem halben Jahre zur Krone. Am 25. October 1722 wurde er in Rheims gesalbt, und vermählte sich am 5. Sept. 1725 mit Maria Anna Leczinska, königlichen Prinzessin von Polen; sie starb am 25. Juny 1768. Ludwig XV. starb zu Versailles den 10. Mai 1774 an den Blattern. -- Er hinterließ aus seiner Ehe:

1) Ludwig, Dauphin von Frankreich, geboren zu Versailles am 4. Sept. 1729; vermählte sich zum ersten Male den 23. Febr. 1745, mit Maria Theresia, Infantin von Spanien, welche am 22. Jul. 1746 starb. -- Zum zweiten Male am 9. Febr. 1747 mit Maria Josephina von Sachsen, Tochter Friedrich August II., Königs von Polen, starb zu Versailles den 3. März 1767. -- Er starb in Fontainebleau am 20. December 1765.
Aus dieser Ehe wurden erzeugt:
Ludwig Joseph Xavier von Frankreich, Herzog von Burgund, geboren den 13. Sept. 1751, gestorben den 22. Febr. 1761.
Xavier Maria Joseph, Herzog von Aquitanien, geboren den 8. Sept. 1753, gest. den 22. Februar 1764.
Ludwig XVI. König von Frankreich.
Ludwig XVIII., König von Frankreich.
Karl Philipp von Frankreich, Sohn von Frankreich, Graf von Artois.
Maria Theresia, gest. den 27. April 1748.
Maria Zephirine, gestorben den 2. Sept. 1755.
Maria Adelheid Clotilde Xavier, geb. d. 23. Sept. 1759, vermählt d. 27. Aug. 1775 mit Karl Emmanuel Ferdinand, König von Sardinien. Im J. 1802 legte sie die Regierung nieder, und ist auch in demselben Jahre gestorben.
Elisabeth Philippine Maria Helena, geb. d. 3. Mai 1764, gest. den 10. Mai 1793.
2) N***, Herzog von Anjou, geb. am 30. Jul. 1730, gest. den 7. April 1733.
3) Anna Henriette, geb. den. 14. Aug. 1727, gest. d. . . . 1752.
4) Louise Elisabeth, geb. den 14. Aug. 1727, vermählt d. 26. Aug. 1739 mit Don Philipp, Infant von Spanien und Herzog von Parma, Placentia und Guastalla, starb d. 29. Jan. 1761.
5) Louise Maria, geb. den 18. July 1728, gest. den 19. Febr. 1733.
6) Theresia Felicitas, gest. den 28. Sept. 1744.
7) Adelheid Maria, geb. den 23. März 1732, gest. d. . . .
8) Viktoria Louise Maria, geb. den 11. Mai 1733, gest. d. . . .
9) Sophia Philippina Elisabeth Justina, geb. den 27. July 1734, gest. im Jahr 1782.
10) Louise Maria, geb. den 15. July 1737, ward im J. 1770 Ordensschwester der Karmeliterinnen, und starb 1787.
PortretLudwigXVI

Ludwig XVI Koenig von Franckreich.

Ludwig XVI., König von Frankreich, geb. den 23. Aug. 1754 in Versailles von Louis, Dauphin von Frankreich und von Maria Josephine von Sachsen, war anfangs Herzog von Berry; nachher wurde er, nach dem Tode seines Vaters, den 20. Sept. 1765, Dauphin. Am 10. Mai 1774, wo Ludwig XV., sein Großvater, starb, gelangte er zur Krone, wurde am 11. Juny 1775 in Rheims gesalbt, und starb den 21. Jan. 1793. Er vermählte sich den 16. Mai 1770 mit Maria Antoinette von Lothringen, Erzherzogin von Oestreich, geb. den 2. Nov. 1755, Tochter des Kaisers Franz I. und Maria Theresia von Oestreich, Königin von Ungarn und Böhmen. -- Maria Antoinette, Königin von Frankreich, starb den 16. October 1793.

Aus dieser Ehe wurden geboren:
1) Ludwig Joseph Xavier Franz, Dauphin von Frankreich, geb. zu Versailles, den 22. Oct. 1781, starb zu Meudon am 4. Jun. 1789 in einem Alter von sieben Jahren, drei Monaten, zwölf Tagen.
2) Ludwig XVII.
3) Maria Theresia Charlotte von Frankreich, Madame Royale, geb. den 19. Dec. 1778, jetzt Herzogin von Angouleme.


Ludwig XVII., nach dem Rechte der Erbfolge König von Frankreich, geb. zu Versailles den 22. März 1785, starb minderjährig den 4. Juny 1795 in seinem eilften Jahre.

PortretLouis XVIII

Louis XVIII. Le Désiré.

Ludwig XVIII., König von Frankreich, jetzt an der Regierung, Oheim des Vorhergehenden und Bruder Ludwig XVI., wurde den 17. Nov. 1755 geboren, er vermählte sich am 14. Mai 1771 mit Maria Josephine Louise von Savoyen, geb. den 2. Sept. 1753, Tochter Viktor Amadeus III., Königs von Sardinien, gest. d. . . . Es sind keine Kinder in dieser Ehe erzeugt worden.


Karl Philipp von Frankreich, Sohn von Frankreich, geb. zu Versailles am 9. October 1757. Er vermählte sich am 16. Nov. 1773 mit Maria Theresia von Savoyen, seiner Schwägerin, geb. den 31. Jan. 1756, Tochter Victor Amadeus III., Königs von Sardinien, welche im J. 1805 starb.

Aus dieser Ehe wurden geboren:
1) Ludwig Anton von Frankreich, Enkel von Frankreich, Herzog von Angouleme, geb. zu Versailles den 6. Aug. 1775. Er vermählte sich am 10. Juny 1799 mit Maria Theresia Charlotte von Frankreich, Tochter Ludwigs XVI., geb. den 19. Dec. 1778.
2) Karl Ferdinand von Frankreich, Herzog von Berry, geboren in Versailles, am 24. Jan. 1778.


Die Zerstreuung der Bourbons am Schlusse des Jahres 1796.[]


(von dem Königl. KurBraunschw. Residenten, Hr. von Schwarzkopf in Frankfurt.) [3]

Je schwerer das Geschäft des künftigen Geschichtsforschers seyn wird, aus den parteyischen und unrichtigen Uiberlieferungen unsrer Zeitgenossen eine getreue Darstellung des jezigen Krieges zusammenzutragen, desto verdienstlicher scheint jeder, an sich sonst unbedeutende, wahrhafte und systematische Beitrag zu seyn.

Der Aufenthalt der Fränkisch-Bourbonschen Familie hat, seit dem zweiten Jahre der Revolution, bekanntlich sich fast von Monat zu Monat verändert. Man findet davon drei kurze Uibersichten im IIIten Stük der Hannöverischen politischen Nachrichten von 1795, und im 47sten und 188sten von 1796. Ausserdem ist aber das Publikum so mit theils unrichtigen theils unvollständigen Nachrichten hintergangen worden, daß man in Zukunft das Chaos kaum zu entwikeln wissen wird. Wie wichtig für den Beobachter die Wanderung der Bourbonschen Familie ist; wie sich darin der Thermometer der StaatsKunst und des KriegsGlüks spiegelt, ist einleuchtend. Bei folgender Uibersicht der Bourbonschen Wanderung in dem Laufe dieses Jahres und ihres neuesten Aufenthalts, ist der Zwek lediglich eine Beihilfe für den Historiographen. Als Mittelweg zwischen den Royalisten, die an entfernten Hofnungen hängen, und den Republikanern, die das TodesFest eines unglüklichen Königs feiern, sind, mit Vorbedacht, dem Geschlechts Namen die doppelten Bennenungen hinzugefügt, welche diesen verschiedenen Parteien eigenthümlich sind.

PortretLudwigXVIII-PraetendentFrankreich200

LUDWIG XVIII

1. Der älteste Bruder Ludwig's XVI (Monsieur, oder Ludwig XVIII) bei dem noch im Januar ein kaiserlich russischer Gesandter Mordwinoff förmlich accreditirt ward, muste, auf Befehl des Senats von Venedig, im April Verona und das ganze Gebiet des FreiStaats verlassen. Er kam am 28 April bei dem Condéschen Korps in Schwaben an. Von da gieng er, bei dem Vordringen der fränkischen Armeen in Teutschland, über Dillingen, wo er meuchelmörderischer Weise verwundet ward, und von Leipzig, unter dem Incognito eines Marquis de la Riviere, welchen Titel er mit dem eines Grafen von Lille vertauschte, vorerst nach Blankenburg im Braunschweigischen.
Seine Gemahlin (Madame) und deren Schwester (ehedem die Gräfin von Artois genannt) verliesen, nach dem Sardinischen WaffenStillstande vom 28 April, die Residenz Turin, und begaben sich auf eine kurze Zeit in das Mailändische. Sie kehrten aber nach dem Abschluß des Sardinischen FriedensVertrags vom 13 Mai (dessen Artikel wegen der Emigranten auf sie, wie Töchter des Königs, nicht angewandt wurde) in jene Residenz zurük.
2. Der zweite Bruder Ludwig's XVI (Monsieur, und ehedem Graf von Artois) gieng, da sein Aufenthalt im Herzogthum Bremen nicht bewilligt worden war, am 26. Jul. 1795 von Cuxhaven unter Segel, kreuzte auf der englischen Flotte lange an den Küsten seines Vaterlands, landete endlich am 29 Sept. auf Isle-Dieu, und kehrte im Nov. 1795 nach Portsmouth zurük. Seit eilf Monaten lebte er in Schotland, auf dem sogenannten Palace Edinburgh (welches von dem Castle wohl zu unterscheiden ist) mit seinem ältesten Sohne, (dem Herzog von Angouleme.) Der zweite Sohn, (Herzog von Berri) ist bei dem Condéschen Korps am OberRhein.
3. Die älteste Schwester Ludwig's XVI (Marie Adelaide Clotilde) trägt seit kurzem die KönigsKrone von Sardinien.
4. Die beiden Tanten Ludwigs XVI (Mesdames Adelaide und Victoire) begaben sich, im Jul., bei der annähernden KriegsGefahr, von Rom nach Neapel.
5. Die Tochter Ludwig's XVI (Prinzessin Marie Therese Charlotte) welche am 20 Dec. 1795 Paris verlies, und am 26sten bei Basel ausgewechselt ward, lebt seit dem 9 Januar 1796 im Schoose ihrer königlichen Blutsverwandten zu Wien.
6. Das Orleansche Haus ist zum Theil dem härtesten Schiksal unterworfen.
Die tugendhafte Witwe des guillotinirten Herzogs Egalité lebt zu Paris im Hospital Belhomme, und zwar in der grösten Dürftigkeit.
Ihr ältetster Sohn (ehedem Herzog von Chartres, nunmehr Herzog von Orleans) erzählt (in einer Drukschrift, welche dem Précis de la conduite de Madame de Genlis entgegengesezt ist, und den Titel führt: Quelques observations sur la derniere brochure de Madame de Genlis, 8. 1796. S. 39) daß er durch ein, vom Directorium ihm officiell zugeschiktes Schreiben seiner Mutter bewogen worden sey, nach Amerika überzugehen, und bei Erscheinung seiner Drukschrift sich schon eingeschift haben würde. Dieser Schritt scheint mit der Einschiffung seiner beiden jüngern Brüder, (Herzog von Penthievre und Herzog von Beaujolais,) welche bis dahin im Fort St. Jean zu Marseille gefangen sassen, in Verbindung zu stehen. Ihre Bestimmung geht ebenfalls nach Amerika.
Die einzige Schwester, (Mademoiselle de Chartres) von deren Wanderung und Aufenthalt in der Schweiz, in der obgedachten Schrift der Frau von Genlis viel interessantes vorkömmt, lebt noch immer in strenger Eingezogenheit im Kanton Freiburg. Bei derselben befindet sich
7. die Prinzessin von Conti, gebohrne Prinzessin von Modena, deren Gemahl in Frankreich geblieben, und sich seit dem November in Paris aufhält.
Er hat auch eine Prinzessin von Conti zu Buchau, in Schwaben, ein ErziehungsInstitut eröfnet; solches ist aber die angebliche Prinzessin, welche, bereits vor zwei Jahren, bei dem NationalConvent ihre Verwandschaft mit dem Bourbonschen Hause geltend machte, um eine Pension zu erhalten.
8. Das Condéische Haus ist ebenfalls ganz von einander getrennt. Der betagte Prinz von Condé commandirt ein TruppenKorps in Schwaben, und sein Enkel (der Herzog von Enghien) dessen AvantGarde. Sei Sohn (Herzog von Bourbon) ist zu London, und dessen Gemahlin, welche sonst unweit Marseille auf dem Lande lebte, gieng nach Aufhebung des auf ihre Güter gelegten Sequesters, nach Paris. Seine Tochter (Prinzessin Louise) hat in Turin, im December 1795, der dringendsten Vorstellungen ihres bekümmerten Vaters ungeachtet, ein feierliches KlosterGelübde abgelegt, und wohnt dort im Kloster.
9. Was die in Frankreich fortbestandene Linie der vormaligen Herzoge von Lothringen betrift, so sind (der Prinz von Lambesc) Karl Eugen, als FeldMarschalllieutnant, und sein Bruder (Prinz von Vaudemont) Josef Maria, als GeneralMajor, bei der österreichischen Armee am RheinStrome anwesend. Der verwittibten Prinzessin von Carignan ihre Schwester lebt in Piemont, und die Gemahlin des Prinzen von Vaudemont in Hamburg. Ausser den Bourbons hat auch die Prinzessin von Bouillon, gebohrne Prinzessin von HessenRheinfels, ihr Vaterland verlassen, und ist von Erfurt nach Altenburg abgegangen. Ihr kränklicher Gemahl, der in Frankreich ehedem zum hohen Adel gerechnet ward, ist ruhig in seinem Vaterlande geblieben.


Zeitungsnachrichten.[]

1793.[]

Paris, vom 20. May. [4]

Von Marseille wird berichtet: Das Criminal-Tribunal des dortigen Departements habe zufolg der Dekrete des N. Convents kürzlich mit den Personen von der Familie Bourbon, welche in dem Fort von Notre-Dame de la Garde in Verhaft sind, ein Verhör vorgenohmen. Am 7. dieses verhörte dieses Tribunal den Bürger Bourbon-Orleans, den Vatter, und seinen dritten Sohn. Man legte dem erstern eine lange Reihe von Fragen vor betreffend sein Betragen seit der Revolution, seine Grundsäze, seine Verbindungen, und besonders die verschiedenen Umstände, welche können vermuthen lassen, daß er nach der Königswürde oder Diktatur getrachtet habe, theils im Anfang mit dem verstorbenen Mirabeau, theils jzt mit dem Dümourier. Er antwortete auf alle diese Fragen auf eine entschlossene, bestimmte, aber verneinende Weise. Die Antworten des jungen 13jährigen Orleans lauteten gleich und wurden von ihm deutlich und ohne Furchtsamkeit ertheilt. Am Tag vorher hatte das Tribunal die Bürgerin Batilde-Orleans-Bourbon und den Bürger Bourbon-Conty verhört; und man soll nichts sträfliches in Ansehung ihrer herausgebracht haben. Am 8ten soll der zweyte Sohn Orleans verhört worden seyn, der bey der Armee in Italien diente, und noch vor den übrigen Personen seiner Familie nach Marse_lle gebracht worden ist. Aber der Bericht sagt noch nichts von dem Ausgang dieses Verhörs. Die Verhöre wurden im Kirchspiel St. Thomas in der Nähe von dem Fort de la Garde vorgenohmen. Täglich wurden 400. Mann von der National-Garde und ein Picquet von der Gensdarmerie aufgebotten, theils zur Begleitung der Gefangenen, theils um gute Ordnung zu erhalten; und es ist auch wircklich alles ruhig abgelauffen.


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.
  2. Neue allgemeine Weltbühne für das Jahr 1816. Erfurt, in dem Königl. Preuß. Postamte und in der Keyserschen Buchhandlung.
  3. Europäische Annalen Jahrgang 1797 von D. Ernst Ludwig Posselt. Tübingen in der J. G. Cottaischen Buchhandlung 1797.
  4. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 29. May, 1793. Num. 43.
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