Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Guadeloupe.[]

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Guadeloupe, eine wichtige Insel in Westindien, welche ihren Namen von Columbo erhielt, wegen der Aehnlichkeit ihrer Berge mit denen in Spanien gleiches Namens an der Gränze von Neucastilien und Estremadura. Sie macht eigentlich zwei Inseln aus, die durch einen schmalen Canal getrennt sind. Die eine heißt Grande-Terre und die andere eigentlich Guadeloupe oder Basse-Terre, welchen Namen auch die gut befestigte Hauptstadt führt. Die Franzosen legten schon 1635 daselbst eine Colonie an, die aber lange in schlechtem Zustande blieb, bis 1674 der König die Insel von der Westindischen Compagnie übernahm. Im J. 1788 zählte man auf beiden Theilen der Insel 13,466 Weiße, 3244 farbige Freie und 85,461 Negersclaven. Die Hauptprodukte der Insel sind Zucker, Kaffee, Indigo, Kakao, Rokou und Baumwolle; die Ausfuhr davon nach Frankreich betrug im J. 1788 über 15 Millionen Franken, die Ausfuhr der nahe gelegenen kleinen Inseln Marie-Galante, Desirade und Saintes mitgerechnet. Die Angriffe der Engländer in den Jahren 1691 u. 1703 schlugen fehl; aber 1759 fiel sie, nach einer tapfern Gegenwehr, in ihre Gewalt, und kam erst im Frieden 1763 wieder an Frankreich. Im J. 1793 nahmen sie die Engländer abermals weg, wurden aber im folgenden Jahre wieder vertrieben und verloren dabei 1100 Mann an Gefangenen. Seitdem behaupteten sich die Franzosen, bis in den letzten Tagen des Januars 1810 eine überlegene Englische Macht unter den Generalen Beckwith und Harcourth erschien, welche der Admiral Cochrane mit einer Escadre unterstützte, und nach einem lebhaften Treffen am 3. Febr. den General-Capitain Ernouf nöthigte, sich mit der Besatzung kriegsgefangen zu ergeben, wodurch sie Herren dieser Insel wurden, die ihnen durch Capereien bedeutenden Schaden zugefügt hatte. In dem den 3. März 1813 zwischen England und Schweden zu Stockholm abgeschlossenen Vertrage wurde diese Insel an Schweden abgetreten, das dieselbe aber im Pariser Frieden, gegen anderwärts zu erhaltende Entschädigung, an Frankreich wieder zurückgab.


Guadeloupe wird von den Engländern eingenommen.[]

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Am 20sten April 1794 ward Guadeloupe vom Admiral Jarvis, dem General Grey und Prinzen Eduard erobert. Im October desselben Jahrs nahmen gedachte Colonie die Franzosen wieder ein, und machten ein Corps von 1100 Engländern, wovon beynahe die Hälfte krank war, zu Gefangenen. Nachdem die andern Französischen Colonien in Westindien bey der jetzigen dasigen Englischen Uebermacht von den Britten besetzt worden, hat sich endlich auch Guadeloupe, welches dem Feinde unter andern durch Kapereyen so vielen Schaden zugefügt hat, zur Uebergabe genöthigt gesehen. In den letzten Tagen des Januars landete eine überlegene Englische Macht unter den Generals Beckwith und Harcourt, welche der Admiral Cochrane mit einer Escadre unterstütze, auf Guadeloupe, und nach einem lebhaften Treffen am 3ten Febr. sah sich der General Capitain Ernouf zu einer Capitulation genöthigt, wodurch die Besatzung zu Kriegsgefangenen gemacht wurde.


Das von den vereinigten Staaten angeordnete Embargo.[]

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[1808]

Die vereinigte Staaten haben (wie aus den öffentlichen Blättern bekannt ist) ihre eignen Schiffe mit Embargo belegt. Natürlich daß diese seltne Maasregel selbst unter den Amerikanern viel Aufsehen erregt und viele unserer Politiker wissen ebenfalls nicht, wie sie dies sonderbare Ereigniß erklären sollen.

Ein Umlaufschreiben welches der Koloniepräfekt von Guadeloupe, General Kerverson ergehen ließ, wird uns hierüber aufklären, daher aus solchem einige der vorzüglichsten Stellen. Seit wann ist es unmöglich, fragt der General in seiner Proklamation, in den Antillen ohne Rindfleisch und Waitzenmehl zu leben? Bieten euch eure Ländereien nicht unerschöpfliche Scheunen dar? Nähren eure Weideplätze nicht zahlreiche Heerden? Liefern euch eure Küsten nicht unermeßliche Lebensmittel? Kann das Embargo und die Blokade euch eurer Schütze berauben? Das von den vereinigten Staaten angeordnete Embargo ist augenscheinlich nur eine politische Maasregel, um eine bestimmtere Erklärung hinaus zu schieben und die Amerikanischen Schiffe so viel möglich gegen die Grundsätze des Seerechts, das der Londner Hof in unsern Tagen nicht zu verkünden wagte, das er aber seit beinahe einem Jahrhundert ausübt, zu schützen. Muß der Amerikaner für sein Mehl, für seine eingesalzenen Waaren und für sein Holz nicht einen Ausfluß haben? Ihr habt auf 6 Monate Vorrath; und gewiß wird, ehe diese 6 Monate vergehen, verlaßt euch hierin auf die Weisheit euers Kaisers und auf die Drangsalen der Englischen Seemacht, auf dieses Embargo der allgemeine Friede, oder eine förmliche Kriegserklärung des Kongresses gegen Großbrittanien folgen. Im ersten Falle sind die Schranken des Ozeans eröfnet; im zweiten wird eure Kühnheit und die der Amerikaner sie zu überwältigen wissen. Ohne Zweifel kann man Geschwader um eure Insel paradiren lassen, aber man kann weder die Zugänge zu derselben noch die Häfen von Amerika eurem Unternehmungsgeiste verschliessen. Man kann eure Handelsverbindungen beschränken, aber man kann sie nicht vernichten. Man kann das Ein- und Auslaufen bei euren Häfen behindern, aber keine Scheidewand zwischen den beiden Welten und euch aufthürmen. Einwohner von Guadeloupe! Faßt die Ereignisse mit der Ruhe der Vernunft ins Auge und ihr werdet den Ausgang mit ruhiger Sicherheit erwarten. Ihr werdet euer Schwerd in die Waage werfen; das Französische Schwerd kennt jetzt kein Gegengewicht mehr. Franzosen von allen Klassen, allen Ständen, die ihr diese schöne Kolonie bewohnt, erinnert euch der Vergangenheit, und ihr werdet für die Zukunft nur Aussicht des Glücks und Ruhmes sehen. Wie viele Jahre habt ihr ein ungewisses, unruhiges Leben geführt. Jetzt habt ihr die ganze Erde zum Bundesgenossen und zum Kaiser, Napoleon den Großen. Damals waren alle Nationen gegen euch verschworen, und jetzt sind sie alle mit euch vereint, um zu zerschmettern jenen Koloß, der schwer auf der ganzen Erde liegt, jene ränksüchtige Regierung, die alle politische Verbrachen, alles Unheil der Völker und der Könige stiftet. --


Guadeloupe ergibt sich den Engländern 1810.[]

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Der dritte Februar 1810.

Im Anfang des Jahrs 1810 stellt sich das Bild von Großbrittanien in keinen sehr heitern Zügen dar. Das Ministerium war im Kampf mit den Londner Bürgern, der durch den Handel sonst erzeugte hohe Wohlstand war bedeutend herabgesunken und durch die Sperrung des Kontinents an seiner verwundbarsten Seite angegriffen, die Industrie gelähmt und der Ackerbau dadurch gesunken, weil man alle Lasten auf den Ertrag des Bodens gelegt hatte. In den Parlamentssitzungen fanden tumultuarische Auftritte statt. Der König fiel in Geistesverwirrung, und während dieß alles in England vorging, so daß man den Ausbruch einer Volksgährung besorgen mußte, herrschte in Frankreich in Rücksicht auf die innere Verhältnisse die größte Eintracht und Ruhe. Nichts destoweniger wußten die Engländer ihre Uebergewicht zur See an mehr als einem Punkt geltend zu machen, und die Zahl ihrer auswärtigen Besitzungen beträchtlich zu vermehren. Ein Beyspiel hievon gibt die heutige Uebergabe der Insel Guadeloupe an den Admiral Alexander Cochrane, welcher in Verbindung mit den Generalen Beckwith und Harcourt eine bedeutende Macht anführte, und den französischen General Ernouf zur Aufhebung seiner bisherigen Vertheidigung derselben gezwungen hatte.


Zeitungsnachrichten.[]

1793.[]

Paris, vom 20. May. [5]

Briefe von Handels-Leuten in Cadix berichten als zuverlässig: daß die Royalisten in Martinique und Guadeluppe, welche die dortigen National Com'issarien auf einem Kriegs-Schiff und 2. Fregatten nach Franckreich wolten transportieren lassen, unterwegs revoltiert, sich dieser Schiffe bemächtiget, und dieselbe nach Spanisch-Trinidat geführt haben.

Paris, vom 5. Heumonat. [6]

Der Courrier Maritime von Havre, ein Zeitungsblatt, berichtet, daß ein dortiges Handlungs-Haus von Bordeaux die Nachricht erhalten habe, ein aus Baltimore dort angekommenes Englisch-Amerikanisches Schiff habe den Bericht mitgebracht, daß die Insuln Guadeloupe und Martinique sich an die Engelländer ergeben haben.


1808.[]

Frankreich. [7]

Der Moniteur vom 5. May enthält folgende Daten über den Zustand der Kolonie Guadeloupe: Nach den neuesten, der Regierung durch 3 besondere mit Kolonialwaaren befrachtete Schiffen zugekommenen Nachrichten, befand sich unsere Insel Guadeloupe am 1. März auf einem respektablen Vertheidigungsfuß. Die Kolonisten und die Truppen fuhren fort, in der Ergebenheit an den Kaiser, und im Diensteifer miteinander zu wetteifern. Es zeichneten sich die Kaperfahrzeuge durch mehrere schöne Thaten aus. Am 15. Sept. 1807 hatte der Kapitain Grassin, welcher den Korsaren General Ernouf kommandirte, nach einem Gefechte von 25 Minuten, durch Entern, den königl. Englischen Kaper Barbara genommen, der mit 49 Mann und 10 18pfünder Kanonen versehen war, und unter den Befehlen des Schiffslieutenants d'Arcy gestanden hatte. Am folgenden 17. Okt. hatte sich der nämliche Kapitain der Englischen Brigg Elisabeth bemächtigt, die mit 14 6pfündern und 24 Man sich ausgerüstet befand, und 176 Neger am Bord hatte. Der Kapitain Bidal, Befehlshaber des Kapers Revanche, hatte am 3. Dez. 1807 ein sehr lebhaftes Gefecht mit einem ihm an Stärke sehr überlegenen Englischen Schiffe, mit der Brigg Curieux, die mit 18 36pfünder Kanonaden und mit 120 Mann versehen war. Nach einem halbstündigen Gefechte ergriff der Feind die Flucht. Man erfuhr durch einen Parlamentair, der sich damalen zu Barbadoes befand, als der Curieux dort wieder eingelaufen war, daß dieser Brigg gänzlich unbrauchbar geschossen, und vieles Volk, namentlich seinen Kapitain Sheriff und den zweyten Kommandirenden, verloren habe. Der Kaper hatte 2 Todte und 13 Verwundete. Am 12. Jan. 1808 bemächtigte sich der Kapitain Vidal eines Englischen Schiffes, das 16 4pfünder Kanonen und 28 Mann Besatzung hatte, und mit 208 Negern beladen war. Dieses und das obige Negerschiff sind in Guadeloupe eingelaufen. Unter den verschiedenen Etats, welche von der Verwaltung der Kolonie eingeschickt worden, befinden sich 7, welche die Namen und den Werth der, vom 1. Jul. 1806 an bis zum 30. Sept. 1807, nach Guadeloupe als Beute eingeführten Schiffe enthalten. Diese folgen im Moniteur, und enthalten 72 Schiffe, deren Werth zusammen auf 8,211,159 Franks und 93 Centimes angegeben ist. Es blieben am 30. Sept. 1807 noch 8 solcher Schiffe zu liquidiren, deren Namen und Werth in obigem Verzeichnisse nicht enthalten ist. Zufolge der Nachrichten, die dem Generalkapitain auf Guadeloupe zugekommen, befand sich der Englische Admiral Duckworth, gegen das Ende des Februars, in dem Meerbusen von Mexico mit 12 Kriegsschiffen, um den im Januar aus Rochefort ausgelaufenen Französischen Gegenadmiral Allemand aufzusuchen, der aber, wie aus dem Französischen Amtsberichte vom 22. April bekannt, am 10. April mit dem übrigen Theil der Eskadre des Französischen Admirals Gantheaume, nach einem im mittelländischen Meere verrichteten Auftrag, nach Toulon wieder eingelaufen ist.

Großbrittanien. [8]

Von Guadeloupe sind 11 Kaper in See. Auch sucht man von dort viel Kaffee und Zucker nach Frankreich zu verschicken. Die Französischen Inseln befinden sich in gutem Vertheidigungsstande.


Quellen.[]

  1. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  2. Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Herausgegeben von einer Gesellschaft von Gelehrten. Hamburg in der Hoffmannschen Buchhandlung. Jahrgang 1810.
  3. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  4. Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.
  5. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 29. May, 1793. Num. 43.
  6. Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 13. Heumonat, 1793. Num. 56.
  7. Wiener-Zeitung. Nro 41. Sonnabend, den 21. May 1808.
  8. Wiener-Zeitung. Nro 47. Sonnabend, den 11. Juny 1808.
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