Nachrichten.[]
Januar.[]
Großbrittannien.
Die letzten Tage des alten Jahres, und die ersten des neuen, zeigten dem Schwester-Königreiche Irland die längstgedrohten Gefahren einer zahlreichen feindlichen Invasion. Von allen Französischen Armements, die in den vorigen Kriegen seit 100 Jahren gegen Irland veranstaltet worden, war keins so stark, als das gegenwärtige. Die Brester Flotte, 17 Linienschiffe, 15 Fregatten und mit großen Transportschiffen 50 Seegel stark, mit 20000 Mann Landungstruppen am Bord, war am 15ten December von Brest ausgesegelt, ohne von der in den dasigen Gewäßern schon länger als 4 Wochen kreuzenden Englischen Flotte des Admirals Colpoys bemerkt zu werden. Sie verlor bey diesem Auslaufen in der gefährlichen Ratz-Paßage zwar ein Linienschif, welches mit beynahe 1200 Mann verunglückte; und das Transportschif mit den Reitpferde der Generale wurde nach Morlaix verschlagen; setzte aber doch ihren Cours nach Irland fort, und erreichte die dasigen Küsten wirklich am 20sten. Es lief auch eine Division derselben, von dem Viceadmiral Bouvet commandirt, in die Bantry-Bay ein, aber die Fregatte Fraternite, auf welcher sich der Commandeur der ganzen Expedition, General Hoche, der commandirende Admiral Morand de Galles, und verschiedene andere vornehme Officiere befanden, war nicht bey dieser Division, und wurde überhaupt schon am 17ten December bey der Flotte vermißt. Ein heftiger Sturm, der sich erhob, bewog den Französischen Viceadmiral Bouvet die Bantry-Bay am 27sten December wieder zu verlaßen, und er kam am 2ten Januar mit 5 Linienschiffen und 3 Fregatten wieder zu Brest an. Am 28sten und 29sten December wütheten an den Irländischen Küsten neue Stürme. Eine zwote Französische Division zeigte sich aufs neue in der Bantry-Bay, aber beyde stachen am 2ten Januar Abends wieder in See, ohne auch nur einen Versuch zu einer Landung in jenen Gegenden gemacht zu haben.
So weit gehen bis jetzt die in London angelangten officiellen Nachrichten aus Irland. Der kurze Aufenthalt der Französischen Flotte an der Irländischen Küste war für sie äußerst verderblich gewesen. Die Englische Fregatte Jason eroberte 2 Französische Transportschiffe mit mehr als 500 Mann Landungstruppen. Das Kriegsschiff Polyphemus von der kleinen, an der Irländischen Küsten stationirten, Englischen Escadre des Admirals Kinsmill, eroberte die Französische Fregatte Tortue von 44 Kanonen und 625 Mann: die Französische Fregatte Impatiente von 20 Kanonen und 580 Mann, verunglückte am 30sten December vor Corkhaven. Beym Einlaufen in die Bantry-Bay verunglückte eine Französische Fregatte mit 600 Mann, und eine andere Fregatte, Surveillante, wurde von den Franzosen, als untauglich versenkt. Nach Aussage der Gefangenen ist auch die Französische Fregatte Scävola mit aller Mannschaft verunglückt, und nach dem neuesten Berichte des Vicekönigs von Irland, soll in der Nacht vom 5ten Januar noch ein mit Truppen angefülltes Transportschif versunken sey. Mehrere Schiffe sahe man entmastet in See treiben, und die Küste war mit Trümmern Französischer Schiffe und Leichnamen ertrunkener Franzosen bedeckt.
In ganz Irland, woselbst die Regierung im October und November die herumstreifenden Haufen unruhiger und aufrührerischer Landleute, welche bey Erscheinung eines auswärtigen Feindes hätten gefährlich werden, und sich zu demselben schlagen können, zerstreut hatte, zeigte sich die größte Anhänglichkeit für den König und die Regierung. Kaum wurde die Erscheinung des Feindes in der Hauptstadt Dublin bekannt, so traten alle dasige freywillige Corps unter Gewehr. Eben so zeigte sich in allen andern Städten und Gegenden die größte Treue und ein allgemeiner Eifer, sich dem Feinde zu widersetzen. Man lieferte den regulairen Truppen, die such zusammenzogen, alle Erleichterung zum Marsch, und zur Verpflegung, das Vieh wurde von den bedrohten Küsten-Gegenden tiefer ins Land getrieben, und in der Gegend, wo man eine Landung am meisten besorgte, war in aller Eil ein Corps von beynahe 15,000 Mann zusammengezogen. So weit gehen die Nachrichten aus Irland bis zum 7ten Januar. Wir werden von den fernern Schicksalen, und der ganzen Expedition überhaupt noch, unter einen besondern Artikel geben.
Bey allen widrigen Schicksalen, welches die Französische Flotte auf dieser Expedition erfahren hat, was es doch ein günstiger Umstand für sie, daß die vor Brest kreuzende Escadre des Admirals Colpoys sie nicht sahe, ihr folglich nicht nach Irland folgte, sondern, um neuen Proviant einzunehmen, nach Portsmouth zurückkehrte, wo sie am 29sten December einlief. Eben so konnte die Flotte des Lords Bridport, welche schon am 9ten December zum Auslaufen aus Portsmouth und wahrscheinlich zur Ablösung der Colpoyschen beordert war, erst am 26sten December von Portsmouth auslaufen, wurde durch widrige Winde, aber auf der Rhede von St. Helens zurückgehalten, und konnte erst am 3ten Januar vollends in See gehn. Sie war eiligst bis zu 18 Linienschiffen verstärkt worden, und steuerte der Irländischen Küste zu. Auch die Flotte des Admirals Colpoys sollte, sobald möglich, wieder auslaufen, und Admiral Onslow sollte mit einer Escadre nach der Nord-See segeln, im Falle einige der Französischen Schiffe ihren Cours nordwärts nehmen, und einen der Häfen in der Nordsee zu erreichen suchen sollten.
Von der Gibraltar-Station ist die Escadre des Admiral Mann gegen Ende des Decembers zu Plymouth angelangt. Dagegen war die Flotte des Admirals Jarvis, welche zu Portoferrajo noch eine kleine Division zurückgelaßen hatte, im November aus dem Mittelländischen Meere zu Gibraltar angelangt, auf welcher Rhede sie einen Sturm aushielt, bey welchem das Linienschiff Courageux an die Felsen geworfen wurde, und mit einem Theile seiner Mannschaft verloren gieng. Von hier segelte die Flotte mit den auf Corsica gewesenen Truppen nach Lißabon, und schifte sie daselbst zum Dienste Portugalls aus. Am 12ten December war das Lager von St. Roch vor Gibraltar noch mit keiner Spanischen Belagerungs-Armee besetzt.
Aus St. Domingo haben die Officialberichte des Generals Forbes die Bestätigung der Neger-Insurrection gegen die Französische Republik und deren Commißair Santhonax gemeldet. Die Neger-Chefs Richauld und Jean François sind, nachdem sie im Südlichen und Nördlichen Theile der Französischen Besitzungen fast alle Republicanische Weiße umgebracht, zu den Englischen Truppen gestoßen, um mit ihnen gemeinschaftlich gegen die Republicaner zu fechten.
Die neuesten Officielle Marine-Liste giebt den Etat der wirklich im Dienste befindlichen Brittischen Seemacht zu 503 Schiffen an, worunter 124 von der Linie, 17 von 50 Kanonen, 87 große, 84 kleinere Fregatten, und 196 Cutters, Sloops und Brigs.
Februar.[]
Großbrittannien.
Jede Monatsgeschichte dieses Reichs liefert neue Data über den äußerst wichtigen Standpunct, und den ausgedehnten Wirkungskreis deßelben. Während daß die Brittische Regierung in dem Kriege, welcher jetzt einen großen Theil Europas zerrüttet, seit 4 Jahren die Hauptrolle spielt, und sich zu Anstrengungen gezwungen sieht, welche die großen Kräfte des Landes beynahe zu übersteigen scheinen; während daß sie in dem entfernten Ostindien durch Wegnahme aller Französischen und Holländischen Besitzungen einen Hauptschlag that, und dort, da besonders auch Tippo-Saib in Ohnmacht versetzt worden, fast keinen Feind mehr zu sehen glaubte, regt sich unerwartet in der Unzufriedenheit und Widerspenstigkeit eines Theils des Compagnie-Militairs in Bengalen ein neuer Feind, der gefährlich werden könnte, und den die Oppositionsparthey in England gern noch gefährlicher machen möchte, wenn nicht gute Vorkehrungen, und weise Maaßregeln die Besiegung desselben mit Sicherheit hoffen ließen. Bereits im vorigen Jahrgange des Journals (S. 628 und 732) wurde dieses Mißvergnügens unter den Englischen Truppen und Officieren in Ostindien, und deßen Beendigung erwähnt. Nach den neuesten aus Ostindien in London eingegangenen Berichten war dieses mit Widersetzlichkeit verbreitete Mißvergnügen in einigen von dem Hauptsitze Calcutta entlegenen Garnisonen Bengalens aufs neue ausgebrochen. Man hat hierüber in London viel unwahres und übertriebenes verbreitet. Ein Gelegenheits-Schriftsteller ist sogar eilfertig als Prophet aufgestanden, um zu zeigen, daß Großbrittannien mit seinen Ostindischen Besitzungen den nämlichen Fall, als mit seinen Nordamericanischen Colonien erleben könne. Aber kein Engländer von Einsicht, der die Lage jener Besitzungen kennt, glaubt auch nur an die Möglichkeit eines solchen Falls, wozu überdieß die eingegangenen Berichte gar keine Veranlaßung darbieten, da man sicher weiß, daß der sich geäußerte Geist der Widerspenstigkeit bey weitem nicht so allgemein ist, als anfänglich verbreitet worden, daß die meisten angesehenen Officiere sich geweigert, den Entwürfen der Widerspenstigen beyzutreten, und daß besonders das ganze Artilleriecorps sich dagegen erklärt hat. Indeßen ist es bey dieser Lage der Angelegenheiten ein unangenehmer Umstand, daß Sir John Shore, welcher bisher die Stelle eines Generalgouverneurs in Bengalen verwaltete, von Calcutta nach England unter Wegs ist, und der bisherige Gouverneur von Madraß, Lord Hobart, welcher mit dem Herrn Shore nicht im besten Vernehmen gestanden haben soll, wirklich in Madraß abgedankt hat, und nach England abgesegelt ist. In dieser Lage hat die Regierung den Marquis Cornwallis aufgefordert, seine großen durch Besiegung des Tippo-Saib in Indien geleisteten Dienste durch nochmalige Annahme der wichtigen Stelle eines Generalgouverneurs von Bengalen zu krönen, und der Lord hat sich auf eine ihn sehr ehrende Art bereitwillig dazu erklärt: "Weder persönliche Rücksichten und Bequemlichkeiten, noch mein Leben selbst, sagte er, können in Betracht gezogen werden, wenn es auf einen Dienst ankommt, den das Vaterland fordert." Der Marquis wird die Reise nach Indien spätestens im März antreten, und man zweifelt gar nicht daran, daß er den Geist des Gehorsams und der Ordnung bey einer Armee herstellen werde, die ihm so sehr ergeben ist. Ein Corps getreuer Truppen von 2000 Mann war auch vom Vorgebürge der guten Hofnung nach Bengalen bestimmt. Der vom gedachten Vorgebürge in England angelangte Admiral Elphinstone hat, ehe er von dort absegelte, die daselbst eroberten Holländischen Kriegsschiffe des Admirals Lucas mit Engländern bemannt, und sie gegen die, in der Bay der Insel Mauritius befindliche Französische Seemacht beordert. In den Ostindischen Gewäßern commandirt Admiral Rainier, der zu der Einnahme von Batavia abgegangen war. Zu Anfang Februars kamen auf einmal 17 reichbeladene Compagnieschiffe aus Indien und China in England an. Auf die Actien der Ostindischen Compagnie haben die obgedachten widrigen Gerüchte aus Indien nicht den geringsten nachtheiligen Einfluß gehabt. -- Ein Cabinets-Befehl hat, in Folge des desfalsigen Parlamentsbeschlußes, den Hafen des Vorgebürges der guten Hofnung für alle mit England in Freundschaft lebende Nationen, zur Einfuhr und zum Handel mit gewißen Waaren eröfnet, und mit einigen Einschränkungen zum Freyhafen erklärt.
In Westindien hat der auf Guadeloupe noch immer den Meister spielende Victor Hugues zu Ende Novembers 2 Fregatten mit ungefähr 500 Mann von Guadeloupe nach der kleinen Englischen Insel Anguilla geschickt, wo sie auch gelandet sind, und die Stadt geplündert und verbrannt haben. Als sie aber mit dem Raube nach Guadeloupe zurückkehrten, grif sie der Brittische Capitain Barton mit der Fregatte Lapwing an, eroberte nach zweystündigem Gefecht die Französische Fregatte Decius von 28 Kanonen und 340 Mann, und versenkte die andere Französische Fregatte, so daß von der ganzen Expedition kein Mann nach Guadeloupe zurückkam. Nach der Ankunft des von England abgegangenen Generals Abercrombie, Generals en Chef in Westindien, steht nun der Angrif auf Guadeloupe selbst zu erwarten. Auf Grenada, und St. Vincent, waren die noch übrigen rebellischen Neger und Caraiben völlig zum Gehorsam, und zur Unterwürfigkeit zurückgekehrt. Auf St. Vincent haben 5000 Caraiben die Waffen niedergelegt. Auf St. Domingo machten nicht nur die gegen die Französischen Republicaner rebellirenden Neger fortdauernd mit den Englischen Truppen gemeinschaftliche Sache, sondern auch die Bewohner des bisherigen Spanischen Antheils waren gegen die Franzosen aufgestanden, und wurden von den Englischen Truppen unterstützt. Sogar der gewesene Spanische Gouverneur, Don Garcias, welcher viele Plantagen besitzt, hatte sich zu den gegen die Franzosen aufgestandenen Pflanzern geschlagen. Das Betragen der Franzosen auf St. Domingo gegen die Americanische Kauffahrtey in den dasigen Gewäßern war offenbar feindselig. Sie nahmen alle Americanische Schiffe weg, brachten sie zu Leogane und aux Cayes auf, und erklärten sie, unter nichtigen Vorwänden, für gute Prisen.
Das Königreich Irland blieb seit der mißlungnen Französischen Landungs-Expedition fortdauernd ein Gegenstand der Aufmerksamkeit. Während der Gefahr, da die feindliche Flotte an den Küsten, und in der Bantry-Bay, sich wiederholt zeigte, äußerten das regulaire Militair überhaupt, so wie die Militzen, die Volontair-Corps, und alle Civilstände, in Städten und Dörfern, die rühmlichsten Gesinnungen. Die Landleute beförderten den Marsch der Soldaten, indem sie die verschneyten Wege aufräumten. Zu Limmerick und Cork setzte man Prämien auf die schnellste Fortbringung der Artillerie und Bagage aus, die bewafneten Volontair-Corps verrichteten in mehreren Städten den Dienst der Abmarschirten. Angesehene Dubliner Kaufleute und Capitalisten gaben sich freywillig zur Escortirung von Gewehrtransporten her, und fast das ganze Land, in welchem man die bewafnete Mannschaft zu 90,000 Mann berechnete, da die 441 Volontair-Corps allein 25,000 Mann betragen, und sich 91 neue Corps anboten, und angenommen, 125 andere von dem Vicekönige aber abgelehnt wurden, erbot sich zum Dienst, so daß die Franzosen, wenn sie auch wirklich gelandet wären, gewiß ihren Untergang gefunden haben würden. Sogar die Katholischen Geistlichen erließen an ihre Gemeinden besondere Ermahnungen, worin sie solche zur verstärkten Treue für ihren König und zum Abscheu gegen den Feind aufforderten. Für alle diese Aeußerungen der Treue und eines wahrhaften patriotischen Eifers ließ der König durch eine, an beyde Häuser des Irländischen Parlaments gerichtete, Bothschaft des Vice-Königs danken, worauf auch beyde Häuser Dankaddreßen votirten, wobey im Unterhause aber der bekannte Oppositions-Redner Grattan heftigen Tadel über die Minister, wegen der verspäteten Absendung der Flotte des Lords Bridport hören ließ, indem das getreue Königreich Irland dadurch auf eine schändliche Art vernachläßigt und 16 Tage lang dem Feinde Preis gegeben worden, so daß bloß die stürmische Witterung es gerettet habe. Der Großkanzler und die übrigen Ministerialpersonen übernahmen hierbey die Vertheidigung des Admirals Bridport, und behaupteten, daß eben die stürmische Witterung, welche den feindlichen Schiffen so nachtheilig gewesen, die Brittische Flotte des Lords Bridport auch verhindert habe, früher an der Irländischen Küste zu erscheinen. Außer der Dankaddreße an den König, erließ das Irländische Parlament auch eine besondere an die Armee und Militz, wegen gezeigter Bereitwilligkeit zur Vertheidigung des Landes, und ordnete ein auf der ganzen Insel zu haltendes Dankfest für die Befreyung von dem Feinde an. Der Großkanzler sowohl als der alte Lord Dillon haben bey dieser Gelegenheit im Oberhause ausdrücklich erklärt: "Die Regierung müße sich durch die erfolgte Rettung nicht einschläfern laßen, da es im Innern Irlands noch Verräther genug gebe, und die heftigen Reden der Opposition im Englischen Parlament, besonders des Herrn Fox (Man S. 1281 des vorigen Jahrgangs) wirklich auf Aufwieglung des Irlandschen Volks abzielten, wie denn auch der kühne Versucht der Franzosen gegen Irland mit durch das verderbte System der Englischen Oppositions-Parthey veranlaßt worden, und der Ton des Manifestes des feindlichen Generals Hoche ganz der nämliche sey, den einige Mißvergnügte in Irländischen Oppositions-Blättern annähmen, indem sie, unter dem verführerischen Namen einer Reforme, eine wüthende Democratie in Irland einführen wollten, um dieses Land, welches an Großbrittannien wie der Epheu am Eichbaume festhalte, von demselben abzureißen, und es zur Französischen Provinz, wie Holland, zu machen.
Diese Schilderung des Großkanzlers betrift indeßen bloß eine geringe Anzahl heftiger democratischgesinnter Köpfe, deren einer Namens, Arthur O-Connor, auch neuerlich zu Dublin arretirt worden. Er bewarb sich eben im eine Stelle im Unterhause, und machte sich in dem Augenblicke völlig des Aufruhrs schuldig, indem er einen Brief durch den Druck bekannt machte, in welchem er behauptete: "Irland habe, wenn es eine Verbindung mit Frankreich seinem Intereße gemäßer f~de, als mit England, völlige Freyheit, sich mit Frankreich zu verbinden." -- Die Aufstände verführter Landleute in einzelnen Kirchspielen Irlands haben mit den Schwärmereyen jener heftigen Democraten gar keine Verbindung, und entstehen durch ganz andere Veranlaßungen. Nach den neuesten Berichten hatte der Vicekönig sieben solcher Kirchspiele in Insurrectionsstand erklärt. Eine Folge solcher Erklärungen ist, daß Truppen gegen die Insurgenten marschiren, und sie bald zum Gehorsam bringen. Die Londner Blätter vom 9ten und 10ten enthielten zwar sämmtlich das Gerücht, der Prinz von Wallis habe sich erboten, als Vicekönig nach Irland zu gehn, um durch seine Anwesenheit desto kräftiger zur Beruhigung, und Vereinigung der Gemüther beyzutragen; allein selbst das Gerücht von diesem Anerbieten, welches wohl schwerlich zur Ausführung kommen dürfte, wurde von vielen für ungegründet gehalten. -- Außer der diesjährigen Anleihe von 300,000 Pfund, welche für Irlands Rechnung gemacht worden, wird noch eine zweyte erwartet, da die Rüstungs- und Vertheidigungs-Anstalten gegen die Französische Invasion große Summen gekostet haben, auch im Irländischen Unterhause schon auf neue Maaßregeln zur beßern Vertheidigung des Landes und leichtern Recrutirung der Militz angetragen ist.
Während dem ganzen Kriege kam keine Brittische Flotte aus der See nach den Häfen zurück, gegen die die öffentliche Stimme sich so stark erhob, als dieses der Fall mit der Flotte des Lord Bridport war, welche zu Anfange Februars zurückkam, nachdem sie volle 4 Wochen in See gekreuzt, und von allen aus Irland nach Brest, Rochefort und Orient zurückgekehrten Französischen Schiffen, von denen die letztern doch erst den 13 und 14 Januar einliefen, keines zu sehen bekommen hatte. Dabey ist zu bemerken, daß während dieses Kreuzzuges eine nicht unbeträchtliche Anzahl Englischer Kauffahrtey- Proviant- und Transport-Schiffe von den jetzt sich zahlreich in See zeigenden Französischen Kapern genommen und in den Französischen Häfen aufgebracht worden Das im December so sehr verspätete Auslaufen dieser Flotte wird wahrscheinlich im Unterhause von der Oppositions-Parthey zur Sprache gebracht werden, und sich alsdenn aufklären, ob eine Untersuchung darüber statthaben dürfte, und ob die Schuld dem ersten Lord der Admiralität, Grafen Spencer, oder dem Admiral Bridport, oder keinem von beyden, zuzuschreiben. Ehe die Bridportsche Flotte nach Torbay zurückkam, sind von derselben 8 Linienschiffe nach Lißabon gesegelt, um die Flotte des Admirals Jarvis zu verstärken, welche durch Sturm 2 Linienschiffe eingebüßt hat. In der Mitte Februars sammlete sich eilfertig eine neue Flotte von 12 Linienschiffen auf der Rhede von Yarmouth, welche, unter Commando des Admirals Duncan, zur Beschützung der Schottischen Küste bestimmt war, die man durch das zu Dünkirchen veranstaltete Armement bedroht glaubte. Außerdem waren von des Lords Bridport Flotte noch 5 Kriegsschiffe zum Kreuzen an der Französischen Küste, und vor Brest, beordert.
Die von England zum Schutze Portugalls abgesandten Emigranten-Corps sind zu Lißabon wohl empfangen worden, eben so wie die Flotte des Admirals Jarvis während ihrer dasigen Anwesenheit ein ansehnliches Geschenk an Wein, und Schlachtvieh, und frischen Lebensmitteln vom Portugiesischen Hofe erhielt. Die Besorgniße in Portugall selbst sind dadurch, daß die Spanischen Truppen sich neuerlich von der Portugiesischen Grenze ganz zurückgezogen haben, sehr vermindert worden.
Nordamerica hat im vorigen December-Monate die traurige Merkwürdigkeit großer Feuersbrünste in den vornehmsten Städten, Neuyork, Boston, Charlestown, Savannah und Baltimore gehabt. Das Feuer brach in allen diesen Städten fast zu gleicher Zeit aus, und legte zu Savannah über 300, zu Neuyork gegen 20 Häuser, und viele Magazine mit Kaufmannsgütern in die Asche. Aus obrigkeitlichen Bekanntmachungen in den Philadelphia-Zeitungen, ersieht man, daß nach diesen Feuersbrünsten, zu Neuyork und Philadelphia, neue Versuche von Mordbrennern gemacht worden, auf deren Ergreifung in Philadelphia eine Prämie von 5000 Dollars ausgesetzt wurde. Man glaubt, dieser Frevel rühre von einer Rotte her, die mit der jetzigen Herrschenden Stimmung zu Gunsten Englands unzufrieden ist. Diese Stimmung hat sich auch dadurch gezeigte, daß der Englischgesinnte Herr John Adams zum Präsidenten der Nordamericanischen Staaten mit 71 Stimmen gewählt worden, da sein Gegner Jefferson nur 59 hatte. Gegen die Kauffahrtey der Nordamericaner zeigte die Französische Regierung sich immer feindseliger. Es wurden alle americanische Schiffe, die den Westindischen Handel trieben, und den Französischen Kapern zu Gesicht kamen, weggenommen, und der Französische Gesandte in America erklärte, daß seine Gesandtschaft aufhöre, indeßen auch der Americanische Gesandte zu Paris Befehl erhielt, Frankreich zu verlaßen. Die Ursache dieser Feindseligkeiten war das neue gute Einverständniß der americanischen Staaten mit England, zufolge des neuen Handels-Tractats.
März.[]
Großbrittannien.
Der Krieg Spaniens gegen England, welcher nach der zwischen beyden Mächten vorher bestandenen genauen Verbindung gegen einen gemeinschaftlichen Feind, allerdings als ein unerwartetes und ungewöhnliches Phänomen anzusehen war, ist plötzlich in blutige Thätigkeit getreten und hat sich durch eine in der Geschichte der See-Kriege eben so ungewöhnliche Begebenheit ausgezeichnet. Die große Spanische Flotte unter den Befehlen des Don Louis de Cordova, welche zu Ende Januars von Carthagena ausgelaufen, und am 5ten Februar die Meerenge von Gibraltar paßirt war, stieß am 14ten Februar, 27 Linienschiffen und 10 Fregatten stark, unweit des Caps St. Vincent, auf die Brittische Flotte des Admirals Jarvis, die kurz vorher von Lißabon ausgelaufen und nur 15 Linienschiffe stark war. Nach dem Officialberichte des Admirals Jarvis, der über dieses Zusammentreffen der beyden an Stärke sich so ungleichen Flotten, und über den glorreichen Sieg der Brittischen Flotte, in einer außerordentlichen London-Gazette am 3tem März bekannt gemacht worden, hofte der Brittische Admiral schon seit einigen Tagen auf diese Begegnung. Am 14ten, mit Tages Anbruch, bekam Admiral Jarvis bey Südwestlichem Winde und neblichtem Wetter die Spanische Flotte ungefähr 8 Englische Meilen vom Cap St. Vincent, zu Gesicht. Ihre eigentliche Stärke wußte er noch nicht. Erst Vormittags 11 Uhr erfuhr er durch Signale, daß sie 27 Linienschiffe stark war. Eine halbe Stunde nachher stieß er mit seinen 15 Linienschiffen, die sich glücklich in der engsten Ordnung in 2 Linien formirt hatten, auf die Spanische Flotte, welche noch nicht im Stande gewesen war, eine regelmäßige Treffen-Linie mit Zusammenhang zu formiren. Solchen günstigen Augenblick wollte Jarvis nicht verlieren. Voll Vertrauen auf die Bravour und Geschicklichkeit seiner Officiere und Mannschaften, und in der Ueberzeugung, daß die Ehre der Königl. Flagge, und die Lage des Krieges in jener Seegegend ihn auffordere, mit Hintansetzung des gewöhnlichen Systems, ein kühnes Manöver zu wagen, segelte er in einem sehr schnell formirten Zuge durch die Spanische Flotte durch, und trennte dadurch den dritten Theil derselben vom dem Haupt-Corps, wobey es zu einem Treffen kam, das nicht allgemein war, aber eben dadurch die Wiedervereinigung der feindlichen Schiffe bis zum Abend verhinderte. Durch die großen Anstrengungen derjenigen Englischen Schiffe, welche so glücklich waren, mit dem Feinde näher zusammen zu treffen, wurden die 4 Spanischen Linienschiffe, el Salvador del Mundo, und San Josef, jedes von 112, San Nicolas von 84, und San Ysidoro von 74 Kanonen erobert. Abends 5 Uhr hatte die Schlacht ein Ende. Admiral Jarvis gieng mit seiner Flotte, und den 4 eroberten Schiffen, welche ganz entmastet waren, nach der Lagos-Bay, woselbst er am 16ten Februar noch lag, von dort auch seine Sieges-Depesche datirt ist, und von da er, sobald er die 4 Prisen und die beyden im Gefechte beschädigten Englischen Linienschiffe, Culloden und Captain, ausbeßern laßen, nach Lißabon segeln wollte.
Die Nachricht von diesem merkwürdigen, für die Brittische Marine so ruhmvollen Siege, kam am 3ten März, Morgens, in London an, und wurde durch Abfeurung der Kanonen des Parks und Towers verkündigt. Nach der Liste von den beyderseitigen Flotten sind die 27 Spanischen Schiffe zusammen mit 2212, die 15 Englischen aber nur mit 1232 Kanonen besetzt gewesen. Das Spanische Admiralschif, Santißima Trinidad, von 130 Kanonen, auf 4 Batterien, war während der Schlacht in der größten Gefahr, von den Engländern genommen zu werden, hatte schon die Segel gestrichen gehabt, und an 600 Todte und Verwundete eingebüßt, als es noch von 5 Spanischen Linienschiffen Beystand erhielt. Dieses melden selbst Spanische Privatbriefe, nach welchen das Schif Trinidad sehr beschädigt nach Cadix buxirt worden. Wie zerstörend das Englische Feuer gewesen, sieht man auch daraus, daß auf den 4 Spanischen Prisen zusammen 261 Mann getödtet und 342 verwundet worden, während der Verlust auf der ganzen Englischen Flotte nur 300 Mann an Todten und Verwundeten war.
Eine geringere Veranlaßung zu Frohlocken gewährte die Nachricht, welche die in Wallis erfolgte Landung und Gefangennehmung eines Corps von 1200 Franzosen meldete. Am 22sten Februar liefen 2 von Brest kommende Französische Fregatten, und 2 Corvetten in die Bucht bey Fishguard in der Grafschaft Pembroke ein, setzten 1200 Mann, größtentheils Galeeren-Sclaven und Missethäter, ans Land, und giengen gleich darauf wieder in See. Die Ausgeschiften, welche weder Pferde, noch Artillerie hatten, wurden bald durch tausende von Landleuten, die sich in Eil mit Heugabeln, Sensen, Pistolen und Meßern bewafnet hatten, angegriffen, und als auch die Militzen und das übrige Militair der dasigen Gegend anrückte, an deren Spitze sich Lord Cawdor stellte, erbot sich der Französische Brigade-Chef Tate, ein Irländer, welcher das ganze Corps commandirte, zu einer Capitulations-Unterhandlung, welche damit endigte, daß alle 1200 Franzosen, nachdem sie noch keine 24 Stunden auf Englischem Grunde und Boden gestanden, sich zu Kriegs-Gefangenen ergaben. Dieser seltsame Landungs-Versuch hat heftigere Tadler in Paris als in London gefunden.
Die neuesten aus Ostindien in London angelangten Berichte melden ein heftiges Seegefecht, welches am 9 September in der Gegend der Prinz Wallis-Insel zwischen zwey Englischen Linienschiffen von der Flotte des Admirals Rainier, und 6 großen Französischen Fregatten statt gehabt hat. Diese Fregatten, welche zu Isle de France ausgerüstet worden, und jede 44 bis 50 Kanonen führten, überließen den Englischen Schiffen den Kampfplatz, und retirirten unter Benutzung eines ihnen günstigen Windes, wie man glaubte, nach Batavia, woselbst unter den Holländern, so wie zu Trincomale auf Ceylon, unter den Englischen Truppen, sehr bösartige Krankheiten herrschten. Uebrigens waren die Nachrichten aus Ostindien für die Englische Compagnie günstig. Sie erklären ein früheres Gerücht, nach welchem Tippo-Saib mit den Maratten sich verbunden habe, und die Englischen Besitzungen bedrohte, für ungegründet. Auch sind nach diesen Depeschen, welche bis zum 19ten November datirt sind, die Gerüchte von dem Mißvergnügen des Englischen Militairs in Bengalen sehr übertrieben gewesen, und die Ruhe war wieder hergestellt.
Bey den großen Rüstungs-Anstalten zu Brest und Dünkirchen, sind die Vertheidigungs-Anstalten längs den Englischen Küsten gegen etwanige Französische Landungs-Versuche verdoppelt, und für das gesammte Brittische Militair auf solchen Fall sehr bestimmte Verhaltungs-Befehle bekannt gemacht worden. Die Flotten der Admirale Bridport und Colpoys kreuzten im Kanal, und Admiral Duncan sollte mit einer Flotte nach der Nordsee gehn, um die Holländische Flotte zu beobachten.
Die bereits oben angeführte Untersuchung des Zustandes der Bank von England hat sich zur völligen Beruhigung des Publicums geendigt. Die dazu ernannte Commißion stattete folgenden Bericht ab. Den 25 Februar war die Bank 13 Millionen 770,390 Pf. Sterl. schuldig. Ihre Fonds und Activ-Schulden bestanden aus 17 Millionen, 597,280 Pf. Sterl. ohne die 11 Millionen 686,800 Pf. zu rechnen, die ihr die Regierung schuldig ist. Die Bank hatte allso einen Ueberschuß von 15 Millionen 513,690 Pf. Sterl. d. i. 77 Millionen 568,450 Thaler, schwer Geld, das Pf. Sterl. zu 5 Thaler gerechnet.
Beym Abdrucke dieses die neuesten unmittelbaren Berichte, und Briefe aus England noch nicht angekommen sind; so müßen wir das weitere Detail dem nächsten Stücke vorbehalten.
April.[]
Großbrittannien.
Wenige Tage nach dem, für die Brittische Seemacht so glorreichen, Siege, am 14ten Februar, welcher der Spanischen Flotte in Europa einen so empfindlichen Schlag beybrachte, erlitt die Spanische Macht in America durch die unternehmende Brittische Tapferkeit einen noch härtern Verlust, da am 18ten Februar die wichtige Spanische Insel Trinidad sich einem, von dem Admiral Harvey und General Abercrombie commandirten, Englischen Armement ergab, nachdem Tags vorher die in der dasigen Schagaramus-Bucht stationirte Spanische Flotte unter den Befehlen des Contre-Admirals Don Sebastian Ruis de Apodaca von den Spaniern selbst in Brand gesteckt, auch die Schiffe San Vincente von 84, Gallardo von 74, Arrogante von 74, und Sante Cecilia von 36 Kanonen wirklich verbrannt, ein viertes Linienschif von 74 Kanonen, aber, San Damasco, von den Engländern genommen worden war.
General Sir Ralph Abercrombie, welcher zu Anfang Januars England verließ, um sein General-Commando in Westindien wieder anzutreten, und, wie man glaubte, einen Angrif auf Guadeloupe zu machen, nahm den geheimen Befehl der Regierung mit, die Insel Trinidad anzugreifen. Gleich nach seiner Ankunft auf Martinique betrieb er gemeinschaftlich mit Admiral Harvey die Anstalten dazu so schnell, daß er schon am 12ten Februar mit der Flotte und den eingeschiften Truppen von Martinique auslaufen konnte. Am 18ten capitulirte der Spanische Gouverneur, Don Chacon, und übergab die ganze Insel mit den beyden Forts. Die Garnison, aus 557 Spaniern, 7 Französischen Officieren, 50 Kranken bestehend, nebst den von der verbrannten Flotte geflüchteten 91 Officieren, 1032 Matrosen, und 580 See-Soldaten wurden Kriegsgefangene. In dem Arsenal fand man 43 metallene, 46 eiserne Kanonen und große Vorräthe an allen Arten von Waffen, Gewehren, und Munition. Admiral Harvey hat die günstige Lage dieser Insel schon dadurch benutzt, daß er in den dasigen Gewäßern 20 Spanische Schiffe genommen hat, und ein weiterer Angrif gegen die Spanischen Besitzungen in Süd-America ist schon veranstaltet, und Lord Seymour mit 5 Linienschiffen zu Anfang Aprils von Portsmouth zu dieser Bestimmung abgesegelt.
Die Siegreiche Flotte des Admirals Jarvis ist nach der Schlacht vom 14ten Februar mit 5 Linienschiffen von England aus verstärkt worden. Sie blieb nach der Schlacht bis zum 23sten in der Lagos-Bay, und kam erst am 28sten Februar mit den 4 Prisen gleichsam in Triumph zu Lißabon an, woselbst einige Tage nachher auch das von England nach Portugall beorderte Cavallerie-Corps auf 50 Transportschiffen eintraf. Der Portugiesische Hof bleibt, aller Drohungen Spaniens ungeachtet, seinem Freundschafts-Systeme mit England völlig getreu. Verschiedene reiche Spanische Prisen wurden von den Englischen Fregatten zu [[Lissabon}Lißabon]] aufgebracht, und noch im März ließ Admiral Jarvis eine Division seiner Flotte wieder von Lißabon auslaufen, um auf eine aus Süd-America erwartete reiche Spanische Convoy Jagd zu machen.
Die übrigen Theile des Seekriegs haben, da die Französischen und Holländischen Kriegsschiffe in den Häfen blieben, außer einzelnen Prisen Französischer Kaper und Corvetten nichts erhebliches geliefert. Die Flotte des Admirals Bridport kam zu Ende des März wieder nach Portsmouth zurück. Zwey seiner Fregatten nahmen am 8ten März, dicht vor Brest, die beyden Französischen Fregatten Resistance von 48 Kanonen und 340 Mann, und Constance von 24 Kanonen, und 148 Mann, welche am 21sten Februar die 1200 Galeeren-Sclaven an der Küste von Wallis ans Land gesetzt hatten, und nun nach Brest zurückkehren wollten. Die Scheiterung jener seltsamen Expedition wurde dadurch vollständig.
Die in dem nördlichen Theile Irlands bisher stattgehabten unruhigen Bewegungen, welche, nach der deshalb in Irland erlaßenen Proclamation, zu den schrecklichsten Exceßen, und zu einem organisirten Raub- und Mord-System gestiegen waren, sind durch die nachdrücklichen Vorkehrungen der Regierung, da man alle unruhige Districte in den Rebellionsstand erklärte, und sie entwafnete, wieder gestillt worden. Gerade diese nachdrücklichen Maaßregeln, welche dem Uebel Einhalt gethan haben, sind vom Herrn Fox und den übrigen Oppositions-Rednern im Parlament getadelt worden.
Am 10ten April that der Minister Pitt im Unterhause die förmliche Erklärung: "Daß das Ministerium, in Folge der vom Wiener Hofe erhaltenen Depeschen, welche das Anerbieten Frankreichs zu einem Separat-Frieden mit Oesterreich, und zugleich den Entschluß des Kaisers meldeten, daß Er sich ohne Theilnahme Sr. Großbrittannischen Majestät in keine Unterhandlung einlaßen wolle, Maaßregeln zur Erneuerung einer Friedens-Unterhandlung dergestalt genommen habe, daß man gemeinschaftlich mit Sr. Kaiserl. Majestät darüber unterhandeln, und so einen allgemeinen Frieden zu schließen, suchen werde. Der Unter-Staatssecretair Hammond sey mit den dazu erforderlichen Vollmachten nach Wien beordert." -- Dieser ist auch wirklich am 12ten April von London abgereiset, und am 20 zu Cuxhaven angelangt. Als diese Erklärung des Ministers, in Folge welcher auch der Definitiv-Abschluß der neuen Anleihe von 15 bis 16 Millionen nach aufgeschoben wurde, an der Bank und Börse bekannt ward, stiegen die 3 Procent Annuitäten, die bis 48 gesunken waren, um 3 Procent bis 51, welchen Standpunct sie auch am 17ten April noch hatten. Die Bill, wodurch die Geldzahlungen der Bank bis zum 24sten Junius eingestellt bleiben, ist endlich am 7ten April das Unterhaus paßirt. Es sind seit kurzem mit den Cuxhavener Packetbooten sehr beträchtliche Summen an Gold und Silber, besonders Guineen und Louisd'ors in England angelangt. Das Resultat des ersten Rapports, den die zur Untersuchung des Staats-Finanz-Zustandes niedergesetzte geheime Committee des Unterhauses abgestattet hat, setzt fest: Im Jahr 1793, den 5ten Januar betrug das fundirte Capital der Nationalschuld 238 Millionen 231,248 Pfund Sterling, wovon die jährlichen Zinsen sich auf 9 Millionen 325,366 Pfund beliefen. In den 4 Kriegsjahren bis zum 5ten Januar 1797 wurde die Nationalschuld mit 88 Millionen 840,122 Pfund vermehrt, der Totalbetrag derselben war folglich am 5ten Januar 1797 überhaupt 327 Millionen 71,370 Pfund, wovon die jährlichen Zinsen 12 Millionen 507,489 Pfund betragen. Hierzu sind seitdem durch die dießjährige Anleihe von 18 Millionen und das Fundiren der Staatsschuldscheine noch 41 Millionen 825,774 Pfund gekommen, deren Zinsen 2 Millionen 151,250 Pfund betragen. -- Der ganze Ausgaben Etat des Jahrs 1797, wenn der Krieg fortdauert, ist zu 30 Millionen 440,398 Pfund angeschlagen. Hierzu sind bereits 27 Millionen 945,000 Pfund angewiesen und bewilligt, fehlen also noch 2 Millionen 495,398 Pfund. Das im Jahr 1786 errichtete System zur Verminderung der Nationalschuld ist in diesen 11 Jahren so weit gediehen, daß bereits 23 Millionen 334,000 Pfund an Stocks aufgekauft sind, und daß jetzt jährlich 3 Millionen 359,799 Pfund zu diesem Aufkauf verwendet werden können, so daß der Rapport annimmt, daß nach diesem Fortschritt die Tilgung der National-Schuld frühestens in 33, und spätestens in 54 Jahren erwartet werden könne.
So wie die Verlegenheiten, welcher ein beyspielloser Krieg der Regierung nothwendig verursachen muß, sich nach und nach gehäuft haben, sind auch die Versuche der Oppositions-Parthey, den Gang des Ministeriums zu erschweren, immer häufiger und lauter geworden. In den 3 Hauptstädten der Königreiche, London, Edimburg, und Dublin, in den zu London gehörigen Stadttheilen Westminster und Southwark, in einigen andern Städten und selbst in der Grafschaft Surrey hat man eine Anzahl Bürger veranlaßt, sich zu versammlen, und eine Addreße an den König zu beschließen, in welcher um Abdankung seiner jetzigen Minister gebeten wird. Es ist unter der gegenwärtigen Regierung schon ein ähnlicher Fall gewesen, da zu Anfange des Americanischen Krieges durch solche Addreßen um die Entlaßung des damaligen Northschen Ministeriums gebeten, aber nicht darauf Rücksicht genommen wurde.
Mai.[]
Großbrittannien.
Eine in der Geschichte der Brittischen Marine unerhörte Begebenheit macht leider den Hauptstof der neuesten Nachrichten von diesem Lande aus. Planlose Meutereyen eines Theils der Mannschaften auf einzelnen Kriegsschiffen haben zwar von Zeit zu Zeit, obgleich auch nur selten, statt gehabt, aber von einem förmlichen, mit tiefer Ueberlegung eingeleiteten, Aufstande der Matrosen einer respectablen, aus 16 Linienschiffen bestehenden, Flotte hatte man bisher noch kein Beyspiel, und nach der Versicherung Sachkundiger Männer, auch nicht den Gedanken der Ausführbarkeit. Ein so unerhörter, unwahrscheinlicher und unerwarteter Aufstand brach am 15ten April auf der zu Spithead segelfertig liegenden Kanal-Flotte des Admirals Bridport aus. Diese Flotte war bekanntlich zu Anfang Januars zu spät von Portsmouth ausgelaufen, um der Französischen Flotte auf ihrem Rückzuge von Irland nach Brest zu schaden. Sie kam zu Anfange Februars wieder nach Portsmouth zurück, segelte in den ersten Tagen des März wieder ab, kreuzte vor Brest und kam gegen Ende des März wieder nach Portsmouth zurück. Während dieser ganzen Zeit wußte man im Publicum nichts von einer auf der Flotte herrschenden Unzufriedenheit. Bloß aus einer mündlichen Erklärung, welcher der Admiral, Lord Howe, am 3ten Mai im Oberhause gethan hat, weiß man nun, daß er im Februar und März, da er durch eine unpäßlichkeit in seinem Hause gehalten wurde, einige anonymische Briefe, mit eingeschloßenen ganz bescheidenen Bittschriften der Matrosen an die Admiralität, um Solderhöhung erhalten, solche auch gelegentlich einem der Lordcommißarien der Admiralität zugestellt, seitdem aber weiter nichts gehört, und von einem Capitain der Flotte, an den er deshalb geschrieben, zur Antwort erhalten habe, daß sich auf der Flotte keine Klagen oder Unruhen äußerten.
Der im Stillen von noch nicht sicher bekannt zu machenden Revolutionairs im Reiche eingeleitete und vorbereitete Aufstand brach am 15ten April völlig aus, als Lord Bridport auf seinem Flaggenschiff, Royal George, das Signal gab, daß die Flotte sich zu einem neuen Kreuzzuge fertig halten solle. Gleich nach diesem Signal haben die Matrosen am Bord des Schifs Royal Charlotte, ihrer Seits durch eine eigenmächtiges Schwenkung ihres Schiffs und durch ein dreymaliges Hurrah-Geschrey den Matrosen der übrigen 15 Linienschiffe das Signal, daß ihr Plan nun ausgeführt werden solle. Alle 15 Schiffe gaben das Gegensignal, daß sie dazu fest entschloßen wären, und auf allen Schiffen erklärten nun die Matrosen den Officieren, und Admiralen, daß sie nicht eher in See gehen würden, bis ihnen ihre Forderungen bewilligt wären. Sie bemächtigten sich der Schifsböte, der Gewehr- und Proviantkammer, befestigten auf jedem Schif an einem Mast einen Strick, um jeden, der sich ihnen widersetzen würde, aufzuknüpfen, bemächtigten sich der vornehmsten Officiers-Kajüten, und setzten nun einen Ausschuß nieder, der aus 2 Matrosen von jedem Schif bestand, die sich Delegirte der Flotte nannten, in Proceßion durch die Flotte von einem Schiff zum andern fuhren, sich täglich in der Kajüte des Admirals Bridport, deßen Schif sie das Parlamentschif nannten, versammelten, und sich vorher eidlich verbanden, nicht eher mit der Flotte in See zu sehn, bis ihre Forderungen bewilligt wären. Auf jedem Schiffe stellten sie selbst einen aus ihren Mitteln, mit Capitains-Gewalt versehn, an, der auf Ordnung halten mußte; den Trunk und alle Exceße verboten und bestraften sie aufs strengste, den Officieren begegneten sie zwar mit Achtung, hielten sie aber unter einer Art von Beobachtung, und ließen keinen derselben ans Land, ließen auch keine Fregatte auslaufen, und nur mit Mühe konnte Lord Bridport sie dazu bereden, daß sie den Romney von 50 Kanonen, den er zur Convoyirung einer Newfoundlandflotte beordert hatte, endlich auslaufen ließen. Gleich am 15ten hatte Lord Bridport den Contreadmiral Poole mit der Nachricht von diesem Aufstande nach London geschickt. Dieser kam am 17ten nach der Flotte zurück, und brachte die Versicherung, daß die Lordcommißarien der Admiralität selbst kommen, und die Beschwerden der Matrosen anhören würden. Wirklich kam Graf Spencer am 18ten April früh am Bord der Flotte an, und begab sich selbst am Bord des Royal Georg, wo er den Matrosen-Ausschuß anredete, und ihnen Abhülfe aller ihrer billigen Beschwerden versprach, wenn sie sich wie brave Menschen betragen würden.
Die Forderungen der Matrosen, so wie solche, in der von ihren 32 Delegirten aufgesetzten und unterschriebenen Bittschrift, an die Admiralität gemacht hatten, waren: 1) Erhöhung ihres Soldes (von 22 ½ zu 30 Shelling monatlich) und volles Gewicht, auch beßere Qualität ihres Proviants das Pfund zu 16 Unzen, (statt bisher 12) auch das nämliche Maaß, als im Handel gebraucht wird. 2) Während ihres Liegens im Hafen sollten ihnen keine Mehlspeisen, sondern Gemüse, die am reichlichsten zu haben sind, vorgesetzt werden. 3) Die Kranken sollten beßer verpflegt werden. 4) Wenn sie aus der See zurückkommen und im Hafen liegen, verlangen sie mehrere Freyheit ans Land zu gehn, jedoch nur mit Erlaubniß ihrer Officiere, und nur in einem beschränkten Umfange. 5) Die verwundeten Matrosen sollen ihren Sold richtig forterhalten, bis sie geheilt und verabschiedet sind." Diese Bittschrift ist vom 18ten April datirt, und die Matrosen versprachen darin, daß sie von gedachtem Tage an keine weitere Forderungen machen, auch überhaupt ihren Charakter nicht verleugnen, und lieber doppelte Strapazen ertragen, als zugeben wollten, daß der Krone England von irgend einer andern Macht in der Welt zu nahe getreten werde. In einer Bittschrift, die sie zugleich an das Unterhaus aufgesetzt hatten, führen sie an: "Die Parlaments-Acte, die unter Carl 2. den Sold der Seeleute am Bord der Königl. Schiffe bestimmt habe, sey zu einer Zeit erlaßen worden, wo die Bedürfniße des Lebens jeder Art wenigstens 30 Procent wohlfeiler als gegenwärtig gewesen. Sie bäten also im Revidirung und Verbeßerung dieser Acte. Ihre Beschwerden hätten sie schon dem Lord Howe in der Hofnung, daß er ihr Admiral seyn werde, vorgelegt, aber sie wären, ob er gleich Augenzeuge ihres vielfachen Muths in allen Seegegenden gewesen, von ihm unbeschützt geblieben."
Ehe es am 15ten April zum völligen Ausbruche des Aufstandes gekommen wäre, hatten die Matrosen einige Tage vorher den Admiralen Bridport und Gardner Bittschriften mit zahlreichen Unterzeichnungen an die Admirale Bridport und Gardner überreicht, worin sie die Solderhöhung mit dem Beyfügen forderten, sie würden vor Gewährung ihrer Forderung nicht in See gehn, er wäre denn, daß wirklich eine feindliche Flotte sich zeigte. Lord Bridport achtete diese Drohung so wenig, daß er am 15ten sein schon gemeldetes Signal gab, und erklärte: Er werde auch mit Gefahr seines Lebens sich Gehorsam zu verschaffen wißen, dagegen die Seeleute auf Gewährung ihrer billigen Forderungen rechnen könnten; aber seine standhafte Entschloßenheit machte, keinen Eindruck auf die Matrosen. Eben so wenig ließen sie sich durch das Versprechen des Grafen Spencer, daß er ihnen einen Theil ihrer Forderungen vom Könige und Parlament verschaffen wolle, gewinnen, sondern erklärten am 21sten einhellig, daß sie nicht eher einen Anker lichten würden, bis ihnen alle ihre Forderungen und völlige Straflosigkeit zugesichert wären. Dabey drohten sie, alle Officiere ans Land zu setzen, wurden am 21sten überhaupt auch schon ungestümer, setzten wirklich verschiedne Officiere ans Land, und ließen Lord Bridports Flagge sogar abnehmen, weil deßen Capitain eine rothe Flagge nicht am Bord des Royal George ausstecken laßen wollte, durch welche die Delegirten den übrigen Schiffen das Signal gaben, daß jedes derselben ein bewafnetes und bemanntes Boot in Bereitschaft halten solle. Auch gegen den Admiral Gardner, der viele Standhaftigkeit zeigte, und den sie schon einmal, über Bord zu werfen gedroht hatten, wurden sie ungestümer.
Da es nicht in des Grafen Spencer Gewalt war, die Forderungen der Seeleute zu bewilligen, so eilte er am 21sten nach London zurück, woselbst gleich nach seiner Ankunft am 22sten sämmtliche Cabinetsminister, und die Glieder der Admiralität eine lange Berathschlagung hielten, und um dem durch die Verlängerung immer ärgerwerdenden Uebel ein Ende zu machen, die Bewilligung aller Forderungen beschloßen. Mit diesem Beschluß eilten die Cabinets-Minister nach Windsor zum Könige, woselbst der König in einem Cabinets-Rath die förmliche Bewilligung der Forderungen und einen völligen Pardon für die Delegirten und Matrosen überhaupt unterzeichnete. Der Courier mit dieser Zusicherung kam schon am 23sten April früh zu Portsmouth an. Die Admirale versammelten sich sogleich am Bord des Royal George, auf welchem Admiral Bridports Flagge wieder aufgesteckt ward: der Admiral rief die Capitaine der 16 Linienschiffe zu sich am Bord, machte ihnen des Königs Bewilligung bekannt, um sie auf ihren respectiven Schiffen den Matrosen zu erklären: diese verlangten aber einhellig erst den Entschluß ihrer 32 Delegirten, und erst nachdem diesen der Königliche Entschluß bekannt gemacht war, und sie deßen Annahme durch ein Signal angekündigt hatten, welches von den übrigen Schiffen wiederholt wurde, konnte man den Aufstand als geendigt ansehn. Gleich hierauf ward es den Officieren wieder erlaubt ans Land zu gehn; die 32 Delegirten erließen ein ehrfurchtvolles Schreiben an den Lord Bridport mit der Erklärung: Es sey bey der Brittischen Seemacht kein Officier, unter welchem sie lieber diesen wollten, als Er. Schon am 24sten früh lief eine Division von der Flotte nach St. Helens herab, und man glaubte nun allgemein, der Aufstand, der bis dahin noch keines Menschen Leben gekostet hatte, sey beendigt, und die Flotte werden sicher in See gehn. Am folgenden Tage aber weigerten sich noch 2 Schiffe, wegen angeblicher Beschwerden der Matrosen gegen ihren Capitain, in See zu gehn. Zugleich entstand auf den 4 zu Plymouth liegenden Linienschiffen ein ähnlicher Aufstand der Matrosen, die sich nicht bedeuten laßen wollten, daß ihnen alles das nämliche, wie den Matrosen zu Spithead bewilligt sey, sondern ebenfalls Delegirte ernannten, und sie an die Flotte nach Spithead schickten. Hierdurch wurde die Gährung aufs neue angefacht, dabey verhinderten widrige Winde fortdauernd das Auslaufen des Admirals Bridport, und als er endlich am 7ten Mai das Signal zum Auslaufen gab, brach der Aufstand aufs neue aus, und die Matrosen verweigerten, unter dem Vorwande, daß ihre bewilligte Forderungen noch nicht vom Parlament bestätigt wären, den Gehorsam. Der ganze Unfug vom 15ten April nahm wieder seinen Anfang. Auf allen Schiffen wurden wieder Stricke befestigt, um diejenigen aufzuknüpfen, die den Matrosen zuwider seyn würden, und die Delegirten fuhren wieder in Proceßion durch die Flotte, und wählten sich das Schiff London zu ihren Berathschlagungen. Voll gerechte Unwillens verweigerte der auf demselben commandirende Admiral Colpoys ihnen den Zutritt, ließ seine Seesoldaten scharf laden, und sowohl auf die Delegirten, als auf die Matrosen seines Schiffs, welche die Zulaßung der Delegirten mit Gewalt durchsetzen wollten, Feuer geben. Es wurden fünf Matrosen getödtet, und zehn verwundet, worunter selbst einige der Delegirten waren, aber die wüthenden und an Zahl sehr überlegenen Matrosen überwältigten die Seesoldaten, bemächtigten sich des Schifs, legten den Admiral Colpoys mit seinen Officieren in Ketten, und wollten den Lieutenant der Seesoldaten, der zum Schießen commandirt hatte, aufknüpfen. Nun nahm der Aufstand ein fürchterlicheres Ansehn. Die Matrosen bemächtigten sich nun gänzlich aller 16 Schiffe. Die Delegirten beorderten die bisher noch zu Spithead gelegenen Schiffe ebenfalls nach St. Helens, und schickten von mehrern Schiffen die ihnen mißfälligen Officiere, worunter auch Admiral Colpoys mit seinem Capitain seyn soll, mit ihrem Gepäcke ans Land, wobey die Matrosen, welche sie ans Land brachten, mit Pistolen und großen Meßern bewafnet waren. So standen die Sachen am 8ten Mai, da die Admirale Bridport und Gardner aber noch am Bord der Flotte waren. Die Bestürzung über diesen neuen Ausbruch war in der Hauptstadt groß und allgemein, und die Cabinets-Minister waren versammlet um Maaßregeln gegen ein Unglück zu nehmen, worüber noch viele Aufklärungen zu erwarten sind. Indeßen hatte, wie schon im obigen VIIIten Artikel erzehlt worden, das Parlament, auf den Vortrag der Minister, schon alle den Matrosen zugestandne Forderungen bekräftigt, und so den Grund oder Vorwand der neuen Unruhen gehoben.
Die Lage der Angelegenheiten in Irland wird in den Londner Oppositions-Blättern noch viel beunruhigender geschildert, als sie wirklich ist. Seitdem die für insurgirt erklärten Districte des nördlichen Irlands entwafnet worden, hat die Regierung dort viele Arretirungen verfügt, und alle die, welche verdächtig sind, daß sie mit den Insurgenten, die jetzt vereinigte Irländer genannt werden, in Verbindung stehen, einziehen lassen. Es kommen starke Transporte solcher Arrestanten, worunter viele dißentirende Geistliche sind, in Dublin an. Zu Belfast ist eine hochverrätherische Verschwörung von 40 Personen entdeckt, und eine geheime Untersuchungs-Committée niedergesetzt worden. Die Freunde der Regierung behaupten laut im Irländischen Parlamente, daß die Reden, welche Fox und andere Oppositionsglieder im Brittischen Unterhause gehalten haben, die Hauptursache der jetzt in Irland herrschenden Bewegungen sind. Zur Sicherheit der Hauptstadt Dublin selbst hat der Vice-König nachdrückliche Vorkehrungen getroffen, alle Wachen verdoppelt, die Zugänge zum Schloß mit scharfbeladenem Geschütz besetzt, häufige Nachtpatrouillen angeordnet, Signalkanonen aufgestellt, und die Glocken verschiedener Thürme zum Sturmläuten bestimmt. Diese nothwendigen Sicherheitsmaaßregeln werden von der Opposition als die Vorzeichen eines nahen Bürgerkrieges verschrieen, und alle Anträge der Opposition sind auch auf gelindere Schritte gerichtet gewesen, welche die Regierung jedoch nicht für zureichend muß gefunden haben, so wie auch von den Irländischen Großen nur der einzige Herzog von Leinster sich gegen die ernsthaften Vorkehrungen erklärt hat.
Die neuesten Berichte aus Westindien melden gegenseitige Angrifsanstalten. Die von der eroberten Insel Trinidad zurückgekommene Harveysche Flotte lag zu Ende des März bey Martinique mit allen auf den Inseln gesamleten Englischen Truppen segelfertig, um zu einer neuen Expedition auszulaufen, die man gegen Guadeloupe, oder Portorico bestimmt hielt. Die Franzosen veranstalteten dagegen auf Guadeloupe eine Expedition von 3000 Mann, die man gegen die Insel Dominica gerichtet glaubte. Auch waren ihnen in einem Zeitraume von anderthalb Monaten gegen 50 der Englischen Kauffahrteyschiffe in die Hände gefallen. Die auf St. Vicnent entwafneten Caraiben werden sämmtlich nach der Honduras-Bay gebracht, so wie die Maroon-Neger von Jamaica nach Canada gebracht worden sind.
Admiral Jarvis hielt bis zum 18ten April den Cadixer Hafen und die dort liegende zahlreiche Spanische Flotte so blockirt, daß auch nicht einen Kauffahrtheyschiff weder aus, nach einkommen konnte.
Bey der Ostindische Compagnie hatten die Widersacher der Regierung Mittel gefunden, Eifersucht über die Gewalt der Krone zu erregen, und es durchzusetzen, daß der Lord Cornwallis nicht nach Ostindien gehen konnte, da man ihn nicht mit hinlänglicher Autorität versehen wollte. Indeßen war die Ruhe unter den empörten Truppen in Bengalen noch nicht hergestellt, und zugleich bedrohte Tippo Saib wieder den Carnatic mit Krieg, und war mit den Maratten gegen die Engländer in Allianz getreten.
Gegen die Minister, besonders gegen Herrn Pitt, wurden noch immerfort Aufhetzungen gemacht, und immer mehrere Bittschriften in vielen Gemeinden und Corporationen des Reichs, an den König gebracht, um das Ministerium zu verabschieden -- damit die Opposition freyen Spielraum bekäme.
Unter so unruhigen innern Umständen, schickte das Ministerium den Unterstaats-Secretair, Hammond, mit neuen Friedens-Vorschlägen nach Wien. Er kam zu spät in Wien an; der Friede zwischen Oesterreich und Frankreich war geschloßen: aber der Wiener Hof verwendete sich doch von neuem für England, und war nicht ohne Hofnung, den Frieden zu vermitteln. -- Auch bekam das Ministerium neue Zusicherungen des Rußischen Kaisers von neuer mächtiger Unterstützung und Hülfe.
Nachtrag der neuern eben ankommenden Nachrichten bis zum 16ten Mai.
Da die Berichte über den zweyten am 7ten Mai ausgebrochenen Aufstand der Matrosen für die Hauptstadt sehr beunruhigend gewesen waren, so eilte die Regierung den Matrosen den einzigen Vorwand, den sie anführten, zu benehmen. Noch am 9ten Nachmittags setzte der Minister in beyden Parlamentshäusern die Bill, wodurch das Parlament den Matrosen alles ihnen Bewilligte bestätigte, durch, der König hatte schon Commissarien ernannt, welche dieser Bill, gleich so wie sie im Oberhause paßirt war, den Königlichen Aßent ertheilten, worauf sie unmittelbar durch einen Courier nach der Flotte gebracht wurde, und auf die Matrosen den günstigsten Eindruck machte, so daß der Minister Pitt schon am 10ten dem Unterhause erklären konnte: das Land werde des Dienstes der Flotte nicht länger beraubt seyn, da die Matrosen nach erhaltener Bestätigung sich entschloßen hätten, zu ihrer Pflicht und zur Ordnung zurückzukehren. Diese Erklärung bewirkte das Steigen der Stocks um 1 Procent und der Graf Howe reisete noch am 10ten nach der Flotte ab, um durch seinen Einfluß zur völligen Herstellung der Ordnung mitzuwirken. Nach Portsmouth und die dasige Gegend hatten sich auf alle Fälle in Zeit von 48 Stunden gegen 10000 Mann Landtruppen gezogen. Die Oppositionsparthey, welche diese neue Verlegenheit der Regierung benutzen wollte, hatte am 10ten im Unterhause gegen den Minister, wegen der Verzögerung der geforderten Bestätigung des Parlaments, einen förmlichen Tadel vorgeschlagen, welcher aber mit 201 Stimmen Mehrheit verworfen wurde.
Juni.[]
Großbrittannien.
Die Geschichte des Matrosenaufstandes auf verschiedenen Flotten in den Englischen Häfen und Rheden macht leider den Hauptstof der abgewichenen vier Wochen aus, aber sie zeigt auch den biedern edlen Charakter der Englischen Nation in einem glänzenden Lichte, und sicherte die Hofnung des Freundes des Staaten Wohls, daß in England das Unglück der Revolutionen nicht Platz greifen wird.
Der Aufruhr auf der Canalflotte des Lord Bridpord, der gleichsam als das Signal der nachfolgenden anzusehen ist, der aber immer einen regelmäßigen Gang behielt, und durch keine außerordentliche Exceße bezeichnet wurde, war am 15ten Mai völlig beendigt. Die Ankunft des Grafen Howe am 11ten Mai, an Bord der Flotte, seine Unterredungen mit den Delegirten, in welchen sie von ihrem Unrecht überführt wurden, seine Ermahnungen, den glänzenden Ruhm der Brittischen Seemacht nicht durch fernere Indisciplin und Empörung zu verdunkeln, die Zusicherung des allgemeinen Königlichen Pardons, und die förmliche Parlamentsacte wegen der Solderhöhung, bewirkten die gänzliche Rückkehr zur Ordnung. Die Flotte des Lord Bridport gieng darauf am 17ten Mai von der Rhede von St. Helens in See, und segelte zu ihrer Bestimmung. Sie kreuzte zur Beobachtung der Französischen Flotte in Brest, bey der Insel Oueßant.
Kaum war Ruhe und Ordnung auf dieser Hauptflotte hergestellt, so brach nach und nach durch Meuterey einiger Rädelsführer, ein Aufruhr auf folgenden Flotten aus: 1) Auf der Flotte des nach Portsmouth zurückgekommenen Admiral Curtis, welche jedoch, da sie die völlige Beruhigung der Bridportschen Flotte erfuhr, bald zur Ordnung zurückkehrte, und am 5ten Junius aussegelte. 2) Auf der aus der Nordsee zurückgekommenen Flotte des Admirals Duncan. Dieser hatte, so lange er zu Yarmouth lag, durch persönliche Entschlossenheit und zum Theil Strenge, jeden Ausbruch verhindert. Als er aber am 27sten Mai wieder von Yarmouth absegelte, verweigerten 3 Linienschiffe den Gehorsam, und vereinigten sich mit den an der Mündung der Themse befindlichen aufrührerischen Schiffen von Sheerneß. Vier andere Schiffe verließen den Admiral aufrührerisch, liefen zu Yarmouth ein, und stießen von dort gleichfalls zu den Aufrührern bey der Mündung der Themse. Admiral Duncan selbst kreuzte mit den ihm übrigen 5 Linienschiffen, wozu in der Folge noch 7 stießen, in der Nordsee, in der Gegend des Texels. 3) Auf der, nach einem langen Kreuzzuge, nach Portsmouth zurückgekommenen Flotte des Lords Seymour von 4 Linienschiffen. Die Matrosen stiegen zu Hunderten ans Land, verübten in der Stadt an verschiedenen Gebäuden Exceße, setzten verschiedene arretirte Matrosen in Freyheit und betrugen sich höchst aufrührerisch. Nach einigen Tagen wurde auch auf dieser Flotte die Ordnung wieder hergestellt, so wie 4) auf der zu Plymouth angelangten Fregatten-Escadre des Sir Borlose Warren, auf welcher verschiedene Officiere schimpflich behandelt und ans Land gesetzt worden waren. 5) Auf 4 zu Plymouth liegenden Linienschiffen, deren Matrosen ans Land stiegen, und mehrere Exceße verübten, so daß das Militair gegen sie aufgeboten, und einige hundert Bürger, so wie zu Portsmouth geschehn, gegen sie bewafnet werden mußten. Auch diese 4 Schiffe wurden endlich wieder zur Ordnung gebracht. 6) Auf dem Linienschif Intrepid zu Portsmouth, welches sich weigerte, die anbefohlne Escorte nach Westindien zu machen; aber endlich am 6ten Junius mit 18 nach Ostindien bestimmten Compagnieschiffen von Portsmouth absegelte. 7) Auf den Linienschiffen Sandwich, Inflexible, Monmouth und Montagu zu Sheerneß. Dieser anfänglich kleine Aufstand wurde bald gefährlicher, wurde durch mehrere aus Chatham und Yarmouth von Duncans Flotte hinzugekommene Schiffe verstärkt, und artete endlich in eine förmliche und fürchterliche Rebellion aus. Ihr Hauptsitz war auf dem Linienschiff Sandwich, und der Haupträdelsführer aufdemselben, ein gemeiner Matrose, Namens Parker, der bald den Namen eines Präsidenten der Delegirten annahm, und seine Verwegenheit aufs höchste trieb. Alle Versuche, diese Aufrührer, zu welchen auch die Schiffe aus den Dünen stiessen, wieder zum Gehorsam zu bringen, waren vergeblich, sie überließen sich den strafbarsten Exceßen, mißhandelten einige ihrer Officiere auf das gröblichste, und richteten, als am 23sten Mai einige Milizregimenter zu Sheerneß einrückten, sogar die Kanonierböte gegen die Garnison, verließen auch endlich mit allen Schiffen den Hafen von Sheerneß, nahmen ihre Station bey dem Nore, und fiengen an die Mündung der Themse zu blokiren, und kein Schiff aus- und einzulaßen.
Als die Nachricht von diesem plötzlich so hoch gestiegenem Uebel nach London kam, eilten die Lords Spencer, Arden, und Admiral Young am 27sten Mai nach Sheerneß, und fanden dort, daß 11 Linienschiffe und 13 kleinere Schiffe und Fregatten, zusammen 24 Seegel, mit ungefähr 6000 Mann Besatzung, mit aufgesteckter rother Aufruhrsflagge, beym Nore lagen, und den ihnen angebotenen neuen Königlichen Pardon verworfen hatten. Alle Unterhandlung brach Richard Parker, durch die Erklärung ab, daß die Delegirten zu keinem Vergleiche schreiten wollten, bis die Delegirten zu keinem Vergleiche schreiten wollten, bis die Lords der Admiralität selbst beym Nore sich einfinden würden. Dabey stellte er die aufrührerischen Schiffe in einer Art von Schlachtreihe, und fieng nun an, alle Kauffahrer, Kohlen- und Fischer-Schiffe an der Mündung der Themse anzuhalten, und ihren Proviant und frisches Waßer für die aufrührerischen Schiffe wegzunehmen. Alle Officiere auf den aufrührerischen Schiffen wurden unter Arrest gesetzt. Graf Spencer kam am 31sten Mai unverrichteter Sache aus Sheerneß zurück. Nun wurden von der Regierung die ernstesten Maaßregeln getroffen, um die Aufrührer, im Nothfalle, mit Gewalt zum Gehorsam zurück zu bringen. Die Garnison zu Sheerneß wurde bis 5000 Mann vermehrt, und die Stadt zu einem Kriegsplatze umgeschaffen. Fort Tilbury an der Themse erhielt 500 Mann Besatzung und dort, so wie zu Gravesand, wurden Ofen eingerichtet, um die Aufrührer mit glühenden Kugeln beschießen zu können. Alle nach der dasigen Küste führenden Landstraßen waren plötzlich mit marschirenden Regimentern und Artillerie angefüllt, und man schätzte die Zahl der nach der dasigen Küste und den Mündungen der Themse beorderten Truppen auf 30,000 Mann. Es erschien eine Königliche Proclamation, wodurch anbefohlen wurde, die aufrührerischen Versuche der Matrosen mit Gewalt der Waffen zu unterdrücken, und ihre Helfer und Helfershelfer der Gerechtigkeit zu überliefern. Um der bis auf 16 Linienschiffe vermehrten Aufruhrs-Flotte den Fang der Lebensmittel so viel möglich abzuschneiden, legte die Regierung ein Embargo auf alle ausgehende Schiffe, und nach allen Außenhäfen ergiengen die Befehle, alle nach London bestimmte Schiffe anzuhalten. Auf der Insel Grain wurde eine Mörserbatterie errichtet, um von dort im äußersten Fall auf die aufrührerischen Schiffe Bomben zu werfen, und Admiral Gower zum Commando derjenigen Schiffe bestimmt, welche gesammlet werden sollten, um im Nothfall mit Gewalt gegen die Rebellen zu agiren. Diese Anstalten schienen auf die rebellirenden Schiffe Eindruck gemacht zu haben, denn am 6ten Junius ließen sie den Capitain des Schifs Monmouth, Lord Northesk, den sie bisher, gleich allen andern Officieren, unter Arrest gehalten hatten, zu sich in die Staatscajütte des Sandwich kommen, woselbst den Präsident Parker ihm einen versiegelten Brief an den König einhändigte, zugleich aber ihn bey seinem Ehrenwort verpflichtet, binnen 54 Stunden mit der Antwort zurückzukommen. Lord Northesk kam am 7ten Junius im Admiralitäts-Amte zu London an, Graf Spencer fuhr sogleich mit ihm zum Könige. Alle Minister wurden zusammenberufen, und es ward beschlossen, die unvernünftigen Forderungen der Aufrührer, welche unter andern eine gänzliche Vernichtung der Disciplin und Einführung eines Geschwornen-Gerichts von Matrosen verlangten, abzuschlagen. Dagegen erschien eine außerordentliche Hofzeitung, in welcher 20 Kriegs-Schiffe im Rebellionsstande zu seyn erklärt wurden. Man wußte, daß der weit größre Theil der Matrosen auf jenen Schiffen die Rebellion verabscheue, und nur gezwungen dem Parker gehorche, daß selbst viele Delegirte unentschlüßig wären, und daß das wahrscheinliche Project der Rädelsführer, einen Theil der Schiffe nach einem Französischen oder Holländischen Hafen zu führen, gewiß nicht gelingen und von den Matrosen selbst vereitelt werden würde. Der Hauptrebelle, Richard Parker, hatte ehemals als Matrose schon entehrende Strafen ausgestanden, und gehörte zu der berüchtigten correspondirenden Londner Societät.
Indeßen waren alle Versuche der Uebelgesinnten, um das Unglück der Meuterey auch unter das Landmilitair zu verbreiten, gänzlich fehlgeschlagen. An den Schilder- und Wachthäusern in London und in mehrern Baraken in allen Theilen des Landes wurden Aufruhr-Zettel abgegeben, um die Garden, Milizen und andere Corps zum Aufruhr zu verleiten. Man zählte in London achterley Arten dieser Aufruhrzettel binnen wenig Tagen, aber das brave Militair widerstand edelmüthig diesem elenden Versuch, verwarf sie mit Verachtung, und schoß selbst Prämien auf die Entdeckung der Bösewichter zusammen. Der Kriegsminister rühmte dieses edle Betragen des Landmilitairs gegen die Versuche der Emißarien des Jacobinismus öffentlich im Unterhause, als er den erhöhten Sold deßelben vorschlug. Blos unter den gemeinen Artilleristen zu Woolwich hatten sich am 25sten Mai einige unruhige Bewegungen geäußert, aber der Chef derselben, Marquis Cornwallis, eilte sogleich dahin und zeigte solchen Ernst, indem er 11 der Aufrührer arretiren ließ, daß die Rhe, ohne irgend ein weiteres Zwangsmittel, hergestellt wurde. Das ganze Artilleriecorps unterzeichnete darauf eine Erklärung, dem König aufrichtig treu zu seyn.
Auch in Irland, wo der Anblick für die Freunde der Ruhe und Ordnung noch vor 4 Wochen fürchterlich war, haben die Sachen, durch die guten Anstalten der Regierung, nach und nach eine günstigere Wendung genommen. Nach dem Berichte des geheimen Ausschusses des Irländischen Unterhauses, bestand die sogenannte Gesellschaft der vereinigten Irländer aus mehr als 100,000 Gliedern, welche viele geheime Committeen hatte, und deren Plan war, unter der Larve einer Parlamentsreform, eine Trennung Irlands von England zu bewirken, Irland selbst in eine Republik zu verwandeln, und die ihren Absichten entgegen arbeitenden Parlamentsglieder umzubringen. Wegen Ausführung dieses Plans, soll sie auch schon in Paris um Unterstützung angesucht gehabt haben. Auch hatte sie große Waffenvorräthe, und in einer einzigen Grafschaft deren 18,000 Stück. Allein die Maaßregeln der Regierung waren in allem Betracht so gut genommen, daß die Mißvergnügten weder durch geheime Machinationen, noch durch Gewalt etwas ausrichten konnten. In der Mitte des Mais waren über 8000 Mann guter Truppen, besonders viel leichte Cavallerie, aus England und Schottland daselbst angelangt, noch mehrere wurden erwartet: die Stadt Dublin war gleichsam zu einer Rüstkammer gemacht, aus welcher alle Militair-Posten mit dem Nöthigen versehn wurden. Dabey machte der Vice-König von Irland, auf Vorschlag des dasigen Parlaments, einen allgemeinen Pardon für alle die, welche vor dem 24sten Junius zu ihrer Pflicht zurückkehren würden bekannt, und dieses war von guter Wirkung. Viele verführte, selbst vom Militair, die den Vereinigten Irländern den Eid geschworen hatten, suchten Gnade und erhielten sie. Alles was die Ohnmächtigen allso versuchten, waren verschiedene Angriffe auf die Königl. Militairposten, welche hier und da von einigen hundert Defenders oder Vereinigten Irländern gemacht wurden, die man aber allenthalben mit Verlust abschlug. Grattan, Ponsonby, und einige andre Redner der Opposition in Irland entfernten sich aus dem Parlamente, das Militair erhielt Befehl, ohne weitere Anfrage bey der Civilobrigkeit auf die Aufrührer zu feuren, und das Militair zeigte sich allenthalben patriotisch-eifrig gegen die Rebellen. Bey diesen Umständen war es nicht zu verwundern, daß einer der Chefs der Mißvergnügten zu Anfang des Junius den Königlichen Pardon benutzte, und der Regierung die Listen aller Vorsteher und vornehmsten Glieder der Aufrührer, ihre Geheimniße, Waffenvorräthe u. s. w. anzeigte, welches Theils viele neue Arretirungen veranlaßte, Theils viele aufs neue bewog, den Königlichen Pardon zu benutzen.
In Westindien ist die Expedition des Generals Abercrombie gegen die Spanische Insel Portorico mißlungen. Der General landete daselbst wirklich am 17 April, fand die Spanier aber in zu guter Verfaßung, und schifte sich am 30sten April wieder nach Martinique ein, nachdem er ungefähr 200 Mann an Todten, Verwundeten und Vermißten verloren. Guadeloupe war fortdauernd im Besitze des Victor Hugues. Auf St. Domingo sind die meisten Posten, bis auf das wichtige Cap St. Nicolas Mole, von den Englischen Truppen geräumt worden. Aber die Englischen Schiffe machten viele Prisen. Außer der Französischen Fregatte Harmonie von 44 Kanonen, welche bey St. Nicolas Mole auf den Strand gejagt wurde, haben die Englischen Fregatten im April 36, theils Französische Kaper, theils deren Prisen, in einigen Buchten auf St. Domingo und Portorico Theils genommen, Theils zerstört.
Der nun zum Grafen St. Vincent erhobene Admirals Jarvis hat mit seiner Flotte bisher noch immer vor Cadix gekreuzt, und während dasiger Blokade 2 große Spanische Fregatten erobert. Sämtliche Englische Truppen, die bisher Portoferrajo besetzt gehalten hatten, sind nach Gibraltar gebracht worden, vor welcher Festung die Spanischen Belagerungs-Anstalten einen sehr langsamen Gang giengen.
Die schon seit der Mitte des Mais aus London und Paris gemeldeten Hofnungen von naher Wiedereröfnung der Unterhandlungen zur Herstellung des Friedens zwischen England und Frankreich giengen zu Anfang des Junius wirklich in so fern in Erfüllung, daß ein Cartelschif von Dover nach Calais mit einer Depesche des Staatssecretairs Greenville abgieng, und von dem Directorium eine Antwort darauf nach London geschickt wurde, in welcher die Bereitwilligkeit deßelben zur neuen Unterhandlung erklärt ward, die zu Ryßel statt haben sollte. Auf die öffentlichen Fonds hatte diese Friedensaussicht die günstigste Wirkung, da sie in London binnen wenigen Tagen um 5 Procent stiegen.
Als am 8ten Junius die neuen Proclamationen und Bills auf den rebellischen Schiffen an der Mündung der Themse ankamen, hielten die Delegirten deren Inhalt zwar geheim, er wurde aber doch unter den Matrosen bekannt, und nun brach das Mißvergnügen derselben gegen die Häupter der Rebellen aus. Am 9ten Abends mit der Fluth kappten die 3 Linienschiffe, Ardent, Repulse und Leopard die Anker, und entflohen, ungeachtet des heftigen Feuers, welches der Sandwich und Inflexible auf sie machten. Am 10ten früh entflohen mit Fluth die Linienschiffe Monarch und Standart nach Sheerneß, woselbst die strafbarsten Aufrührer arretirt, und ans Land gebracht wurden. Auch mehrere von den Rebellen angehaltene Kauffahrer benutzten die Verwirrung, und entflohen. Auf dem Schiffe Sandwich selbst brach ein Aufstand gegen Parker aus; man steckte die blaue Flagge auf, aber die Rebellen behielten am Ende die Oberhand, und steckten wieder die rothe Flagge auf. Auf den mehrsten andern Schiffen wurde die rothe Flagge abgenommen, und die blaue aufgesteckt. Am 12ten war ein neuer großer Lärm und heftiges Schießen auf den rebellischen Schiffen, worauf die Linienschiffe Lion und Standart sich von denselben entfernten. Auf allen Schiffen herrschte Waßermangel. Der Hauptrebell Richard Parker hatte sich, nachdem er vergeblich versucht, die Delegirten zu bewegen, mit den Schiffen nach dem Texel zu segeln; von dem Schiffe Sandwich entfernt. Er hatte die Kriegsschaluppe Pylades ganz mit seinen ihm ergebnen Spiesgesellen besetzt, und mit diesem Schiffe, glaubte man, wäre er am 12ten schon entflohen, oder wollte entfliehen. Die Admiralität in London machte am 12ten sein Signalement bekannt, und setzte eine Prämie von 500 Pfund Sterling auf seine Habhaftwerdung. Zwey der Capitaine, welche die Aufrührer mit neuen Bedingungen an die Admiralität geschickt hatten, wurden mit dem Bescheide zurückgesandt, daß unbedingte Unterwerfung erwartet werde. Nach den neuesten Berichten ist diese Unterwerfung auch erfolgt, und der Aufruhr der Flotte gänzlich zu Ende. Parker und die zwey andern Haupträdelsführer sind von ihren eignen Leuten verhaftet worden, und alle Schiffe haben sich ergeben.
Briefe.[]
Ein Schreiben aus London, über die besondern Ereigniße in England, und bey der Bank in London.[]
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Aus einem Briefe aus London, vom 3ten März, ist uns folgendes mitgetheilt worden, deßen Merkwürdigkeit der Betrachtung und Beurtheilung hellsehender, und denkender Männer wichtig seyn, und dem Publico überhaupt zur wahren Aufklärung dienen wird.
-- -- Die Begebenheiten der eben verfloßnen zehn Tage werden Sie zwar aus den öffentlichen Papieren kennen gelernt haben, aber die Wahrnehmungen (les Apperçus) darüber werden Ihnen keine Neuigkeits-Papiere geben. Und ich hoffe, Sie werden es mit Dank wißen, Sie davon unterrichtet zu haben. Das Ausland, und alle Handels-Verbindungen mit unsrer Stadt sind dabey intereßirt. Wahrscheinlich werden auch die Folgen die Beruhigung, die ich Ihnen gebe, bestätigen.
Wer weiß nicht, daß der Jacobiner-Bund (den man auch jetzt schon unter einem andern Namen nennt) zahlreiche Anhänger und Initiirte bey uns hat? Wir haben unsern Orleans -- -- -- B. -- unsern Mirabeau -- -- F. -- unsre Revolutionairen Enragés, so sehr sie vormals Frankreich hatte. Aber wir haben, Gott sey Dank! keinen Necker! keinen F**, keine -- -- -- -- . Pitt und Portland, und die ihnen zur Seite stehenden, gleich großen Männer haben schon viele Kämpfe der Revolutions-Männer bestanden, und ihre Weisheit, und Politik hat auch das neueste, verschmizteste, infernalste Manoeuvre unwirksam gemacht, und hoffentlich überwunden.
Nachdem die bisherigen Kunstgriffe, durch den Sturz des gegenwärtigen Ministeriums die beabsichtigte Revolution herbeyzuführen, alle mißglückt waren -- nachdem die Wirkungen aufrührerischer Complotte, unter dem Namen von Volks-Versammlungen, und stürmischer -- wohlbezahlter Tumulte -- durch die bekannten zwey weisen Parlaments-Acten, denen die Opposition sich so heftig im Parlamente widersetzte, und die uns doch nun Ruhe verschaft haben, hintertrieben worden; nachdem das Manoeuvre des Accaparement des Korns, die erkünstelte Noth an Mehl und Brodt, durch Pitts kluge Maasregeln, ebenfalls aus dem Wege geräumt worden, so daß die Korn-Aufkäufer durch den Verlust ungeheurer Summen, bey dem Fallen der Preise, sich selbst bestraft sahen, und gewahr wurden, daß dieses Orleansche Kunststück hier nicht glücken konnte -- so haben es endlich die -- -- -- versucht, die Nation an dem empfindlichsten Puncte anzugreifen, den Credit der Bank zu untergraben, und dadurch ganz England in die höchste Verlegenheit zu setzen. Zwar wäre diese Verlegenheit in jedem Falle vorübergehend gewesen. Die Bank hat sich noch nie in so blühenden Umständen befunden, als gegenwärtig; allein die augenblickliche Verlegenheit hätte die Minister getroffen, diese wären, als solche, die das öffentliche Zutrauen verloren hätten, gestürzt worden, und -- so wäre vorerst die Ministerielle Revolution da gewesen, und die andre -- herbeygeführt worden.
Die Oppositions-Männer hatten auch nichts angelegners im Parlamente, als die dringenden Umstände der Bank der üblen Staatsverwaltung der Minister zuzuschreiben; und ihre Entfernung zu verlangen.
Kurze Zeit vor der Beunruhigung der Bank sagte der bekannte Erskine: er müße Etwas geschehen, und dieses Etwas müße bald geschehen. Ich will indeßen nicht behaupten, daß diese Ausdrücke mit den neuen Vorgängen einen Bezug hätten; ich will der Zeit die Aufklärung überlaßen.
Folgende Umstände geben hier in allen guten Gesellschaften vielen Stoff zu Betrachtungen. Am 22sten Februar erschienen 2 Französische Fregatten an der Küste von Pembroke-Shire, und setzten 12 bis 1400 Mann, fast lauter losgelaßne Galeeren-Sclaven, ans Land; und segelten gleich wieder weg. Daß diese verlorne Mannschaft ohne Kanonen, ohne Munition, für sich nichts ausrichten konnte, ist einleuchtend, aber das Project war nicht so lächerlich, wie einige glaubten, es hatte den Zweck der Allarmirung, welcher auch vollkommen erreicht wurde, und das Geldfodern bey der Bank zur Folge hatte. Bemerken Sie, mein Herr, daß die sonderbare Landung am 22sten Februar geschahe, und eben des Morgens drauf -- da noch Niemand hier im Publicum etwas von der Landung wußte -- am 23sten Februar -- das häufige Andringen bey der Bank, die Zettel in klingende Münze zu verwandeln -- anfieng -- und zugleich plötzlich so viele Stocks, die zu 53 standen, für 50 und drunter noch verkauft wurden. In den folgenden Tagen gieng es so fort, und als mit der Nachricht von der Französischen Landung zugleich auch schon die Beruhigung kam, daß das kleine gelandete Corps bereits gefangen genommen sey, so hörten die thätigen Allarmisten doch nicht auf, Furcht und Schrecken zu verbreiten, und das Publicum in Unruhe zu erhalten. Diese Menschen streuten sogar das Gerücht aus, es wären abermals 3000 Mann Franzosen in der nämlichen Gegend, in Pembroke-Shire ans Land gesetzt worden, und an einem andern Orte habe eine noch größre Anzahl gelandet. Obgleich auch davon der Ungrund bald bekannt wurde; so vermehrte sich doch noch immerfort das ungewöhnliche häufige Geldfordern bey der Bank. Da hielten es dann die Bank-Directoren für weislich, das Ministerium um dienliche Maasregeln zur Verhütung des beabsichtigten Zwecks zu ersuchen. Und es wurde durch einen Cabinets-Befehl bekannt gemacht, daß die Bank mit Zalung in klingender Münze vorerst inne halten sollte. -- Daß diese Maaßregel durch keine Verlegenheit der Bank verursacht wurde, haben die Directoren öffentlich erklärt, und die gegenwärtige Untersuchung der Umstände der Bank wird es vollkommen versichern. Zum Beweise, daß eben kein Mangel an baarem Gelde in der Bank sey, diente auch eine andre Maaßregel, welche in diesen Tagen getroffen worden. Man hat nämlich viele Wagen mit Guineen und Gold- und Silber-Stangen aus der Bank nach dem Tower fahren sehen, wo das Gold und Silber deponirt worden. Fürchtete man sich vielleicht, dieses Metallgeld in der Bank zu laßen? oder hatten entdeckte Projecte diese Vorsicht nöthig gemacht?
Es ist auffallend, daß eben in jenen Tagen vier Personen von dem Hofstaate des Prinzen von Wallis sich unsichtbar gemacht haben. Wie es heißt, hat man einen davon noch erwischt, und eine verrätherische Correspondenz mit Paris entdeckt.
Von den im Parlamente vorgefallnen Dingen werden Sie unsre Neuigkeits-Blätter genugsam unterreichten. Ich bitte nur die Motion zu bemerken, daß einige Mitglieder der Opposition, in der Voraussetzung einer wirklichen Verlegenheit der Bank, den Mangel an baarem Gelde den paar Millionen zuschreiben wollten, die der teutsche Kaiser als Subsidien erhalten hat, die, (wohl zu bemerken) größtentheils in Wechseln und Papier, und nicht in klingender Münze versendet worden sind. Aber die Opposition nahm daher nur Gelegenheit, ein Verbot von Subsidien an den Kaiser zu bewirken. Wäre dieß erfolgt; so hätte der Kaiser wahrscheinlich einen Particulär-Frieden mit den Franzosen geschloßen, wir wären dann allein auf dem Kampfplatze gegen Frankreich geblieben. Die Opposition hätte nun noch stärker die Minister wegen des Kriegs angegriffen, und den Frieden als so nothwendig vorgestellt, daß die Minister auf eine oder die andre Art wären gestürzt, und so die Revolution herbeygeführt worden. Allein jene arglistige Motion ist im Parlamente verworfen, und die Thätigkeit, Aufmerksamkeit und Klugheit der Minister wird hoffentlich Englands Flor, und glückliche Constitution erhalten.
Mitten unter den Beunruhigungen dieser Tage lief die freudige Nachricht von dem glänzenden Siege ein, welchen der Admiral Jarvis über die große Spanische Kriegsflotte erfochten hat. Dieser Sieg ist ohne Beyspiel in der ganzen Geschichte aller See-Kriege. Man sagt, daß Jarvis das Manoeuvre des Admirals Howe nachgeahmt habe, aber Howe hatte ein Linienschiff mehr als der Feind, und Jarvis 12 weniger, Howe eroberte nur 1 Schiff, und Jarvis vier der allergrößten. Jarvis hatte eine Uebermacht von mehr als tausend Kanonen gegen sich, und nur seine Geschicklichkeit rechtfertigt die Kühnheit, mit welcher er wagte, selbst gegen die Gesetze der Marine, einer so überlegnen Macht ein Treffen zu liefern. Sein großer Sieg zerrüttet viele Plane, und befestigt auch unsre Glückseligkeit. Rule Britania. ----