Zeitungsnachrichten.[]
- [1793]
London, vom 18. Jenner [1]
Es werden in allen Departements des Ministeriums mit dem grösten Eifer Kriegszurüstungen gemacht, dergleichen noch niemals gesehen worden. Man errichtet unermeßliche Magazine von Munition aller Art, sowohl für die Land-Armee, als für die Flotte. Da die Franzosen uns im Fall des Kriegs mit einer Landung drohen, so wird längst den Küsten ein zahlreiches Corps Cavallerie kantonieren.
Der Stadt Rath hat kürzlich mit einer Majorität von 97 gegen 3 Stimmen einen Preis votiert für die Matrosen und andere, die freywillig auf den Königl. Schiffen Dienste nehmen. Ein so schönes Beispiel wird ohne Zweifel von den vornehmsten Städten und Seehäfen des Königreichs nachgeahmt werden.
Heute wird im Pallast St. James der Geburtstag von Ihro Maj. der Königin gefeyret; und ohne Zweifel wegen der grossen Anzahl der hier anwesenden Fremden von Stand, und dem Eifer des Englischen Adels, der Königl. Familie seine Ergebenheit zu bezeugen, auf eine so glänzende Weise, als es noch jemals geschehen ist.
London, vom 25. Jenner. [2]
Eine allgemeine Bestürzung herrschet in hiesiger Hauptstadt. Das Königl. Schauspielhaus, Hay-Market, ist gestern geschlossen worden. Heut wird im Pallast St. James keine Morgen-Aufwart statt haben; und man sagt, die Traur um Ludwig XVI. werde in allem 3. Königreichen allgemein seyn. Der Krieg mit Frankreich scheint gegenwärtig der allgemeine Wunsch zu seyn. Als die Nachricht von Ludwigs XVI. Hinrichtung in einem der hiesigen Schauspiel Hauser vernommen wurde, stieß das daselbst eben versammelte Volk einen Schrey des Schrekens aus, welcher Mark und Bein durchd_ang. Die Zuschauer wolten das Stück nicht zu Ende spielen lassen; und man ließ sogleich den Vorhang fallen. -- Der König ließ, als die traurige Nachricht am 24. angekommen war, sogleich seinen geheimen Rath versammeln, und ertheilte dem Staats-Sekretär, Lord Grenville Befehl, dem Her. Chauvelin anzuzeigen, daß er in Zeit von 8. Tagen das Königreich verlassen soll. -- Die Kriegs-Zurüstungen werden mit vermehrter Thätigkeit zufolg der gestern erhaltenen Nachrichten vom festen Land, fortgesezt, nach welchen Frankreich nicht nur gar nicht geneigt scheint, seinen Eroberungs-Absichten zu entsagen, sondern und auch mit einer Appellazion an das Engl. Volk drohet, in der grundlosen Hofnung, dasselbe zu einer Revoluzion zu verleiten. -- Lord Amherst ist zum Ober-Befehlshaber der Armee Sr. Maj. in Gross-Brittannien ernannt worden. -- Die Kriegs-Kanzley hat Nachricht erhalten, daß das 54. und 59. Regiment leztern Sonnabend auf den Inseln Jersey und Guernsey zu grosser Beruhigung der dortigen Einwohner angekommen sey.
London, vom 7. Hornung. [3]
-- Alles hat hier ein sehr kriegerisches Aussehen, und der Krieg wird allem Anschein nach mit grosser Hize geführt werden. Der Pöbel hat viele nicht emigrierte Franzosen, die sich in diesem Königreich befinden, insultiert; der Eifer, Dienste zu nehmen, ist ungemein groß. Es werden in allen unsern Seehäfen viele Kaper-Schiffe ausgerüstet; in allen unsern Städten, Fleken und Dörfern kommen Subscriptionen zu stand, um die Regierung zu unterstüzen, und dieselben belauffen sich bereits aus sehr grosse Summen. -- Gestern hat man auf der Themse ein mit Kleidungsstüken beladenes nach Frankreich bestimmtes Schiff angehalten, dessen Ladung auf 120,000. Pf. Sterl. geschäzt wird. --
London, vom 16 April. [4]
Unter diesem Artikul erwartet das Publikum vermuthlich schon lang befriedigendere Nachrichten für seine erregte Neubegierde. Aber wenn auch nach öfterm Ausbleiben die Engl. Blätter wieder einmahl ankommen, so entsprechen sie der Erwartung eben nicht, und so ist es auch diesmahl. Nach Berichten aus Portsmuth erwartet man, daß nächstens die Escadre des Contre-Admirals Cosby nach dem mittelländischen Meer auslaufen werde. -- Die Bill, wodurch alle verdächtige Correspondenz mit Frankreich untersagt wird, ist ungeachtet alles Wiederspruchs von Seite der Oppositions-Parthey, im Unterhaus genehmiget, und im Oberhaus, wo sie vermuthlich ebenfalls durchgehen wird, gestern zum zweytenmahl verlesen worden. Etwas von viel grösserer Wichtigkeit ist im Parlament kürzlich nicht vorgekommen. -- Die zum Kriegsdienst im Canal bestim'te Flotte wird, wie es heißt nächstens segelfertig seyn; eine Division derselben wird der Königl. Prinz, Herzog von Clarence kommandieren und seine Flagge auf dem Schiff London von 98. Kanonen aufpflanzen. Es ist kürzlich Befehl gegeben worden, daß eine ansehnliche Anzahl von Truppen eingeschift werden soll; man glaubt, es sey um eine Landung in Bretagne zu thun: indessen werden unsere Kriegs-Zurüstungen zur See eifrig fortgesezt; in Chatam allein werden 12. Linien-Schiffe ausgerüstet. Unlängst sind über 20. Kapers ausgelauffen, um in verschiedenen Gewässern zu kreuzen; welches von den bereits ausgelauffenen immer noch mit glücklichem Erfolg geschieht: Eine einzige Fregatte hat an einem Tag 4. feindliche Kaper-Schiffe weggenohmen; und ausser noch 9. bis 10. andern grössern und kleinern sind auch seit 8. Tagen 9. zum theil mit reicher Ladung versehene Kauffardey Schiffe in verschiedenen unserer See-Häven eingebracht worden.
London, vom 17. May. [5]
Unsere Regierung scheint vollkommen geneigt zu seyn, die Unternehmungen des Generals Gaston zu begünstigen. Alles wird zu dem Ende mit der grösten Thätigkeit zubereitet. Man suchet die Französischen Seeofficiers auf, um von denselben alle mögliche Kundschaft auf den Küsten Frankreichs einzuziehen und dieselben beym Brittischen Seedienste anzustellen. Graf Artois soll augenblicklich hier eintreffen. England wird nun der Sammelplaz aller Französischen Emigrirten werden, und man glaubt, daß in einigen Tagen die meisten Bretonen auf unseren Küsten seyn werden.
Quellen.[]
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 2 Hornung, 1793.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 9 Hornung, 1793. Num. 12.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 23. Hornung, 1793. Num. 16.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 1. May, 1793. Num. 35.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 1. Brachmonat, 1793. Num. 44.