Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Das Gouvernement Wolynsk oder Wolhynien.[]


Das Gouvernement Wolynsk (anfangs Isiaslaw genannt),[1] begreift die [[Landschaft Wolhynien]], einen Theil von Klein-Polen, welche im J. 1793 an Rußland gekommen ist, liegt im mittleren Theile von Rußland, zwischen Galizien und den russischen Gouvernements Grodno, Minsk, Kiew und Podolien, und hat einen Flächenraum von 380 Q.Meilen, auf welchem ungefähr 600,000 Menschen leben. -- Das Klima ist gemäßigt. Das Land ist zwar ohne Gebirge, aber von so vielen Anhöhen durchschnitten, daß es mehr hügelig, als eben ist; auch nehmen Sümpfe, Moräste, Seen und Wälder einen beträchtlichen Raum ein. -- Es ist wohl bewässert; doch hat es keinen Hauptfluß, aber eine Menge kleiner Flüßchen und Bäche, unter welchen der Bug und der Pripez, welche in den Dnepr fließen, die vorzüglichsten sind. -- Der Boden ist theils sandig, theils thonig und mergelartig, theils sumpfig; auch salpeterreich; im Ganzen aber fruchtbar. Er bringt sehr viel Getraide, Hanf, Flachs, Hülsenfrüchte, Tabak, Holz und guten Wieswachs hervor. Die Viehzucht ist auch sehr ansehnlich; eben so die Bienenzucht; am Wild und Fischen fehlt es nicht. Die Hauptsächlichsten Mineralien sind, außer mehreren nutzbaren Steinarten, Kalk, Gyps, Mergel, Torf und Eisen. -- Die Einwohner sind theils Russen und Polen, theils Slawonier und Juden, theils Teutsche und Franzosen; ferner Tartaren, Moldauer, Armenier und Zigeuner. -- Ackerbau und Viehzucht sind die Hauptbeschäftigungen. Außer den gewöhnlichen Gewerben und Handwerken findet man hier sehr wenig Industrie, und außer einigen Glashütten, geringen Eisenwerken und Gärbereien gar keine eigentlichen Fabriken. Der Handel ist jedoch gar nicht unbedeutend, da das Land viele Produkte zur Ausfuhr liefert, als nämlich: Getraide, Hülsenfrüchte, Hanf, Flachs, Tabak, Holz, Theer, Pech, Pottasche, Glas, Salpeter, Bau- und Mühlsteine, Branntwein, Schlachtvieh, Pferde, Wolle, Häute, Hörner, Honig, Wachs, an der Luft gedörrte Fische, und geringere Artikel.

Dieses Gouvernement ist jetzt in folgende 12 Kreise abgetheilt: Schitomir, Nowgorod-Wolynsk, Kowelsk, Kremenez, Luzk, Dubno, Ostrog, Owrutsch, Rowno, Zaslawl, Staroj-Konstantinow und Wladimir.

Bemerkenswerthe Ortschaften:

1) Schitomir (Zytomirsk), jetzige Hauptstadt dieses Gouvernements, am Flüßchen Teterew, 150 Meilen von St. Petersburg, kleine Stadt mit 1818 Einwohnern.

2) Nowgorod-Wolynsk, Kreisstadt und anfangs Hauptstadt dieses Gouvernements, am Pripez, ein geringer Ort.

3) Kowel oder Kowelsk, geringe Kreisstadt mit 961 Einwohnern, vormals Hauptort eines Herzogthums.

4) Kremenez (auch Korez), Kreisstadt mit 2600 Einwohnern und einem Schlosse.

5) Luck oder Luzk, Kreisstadt am Flusse Styr, vormalige Hauptstadt von Wolhynien, Sitz eines griechischen unirten Bischofs, der in dem hiesigen Schlosse wohnt, mit etwa 2500 Einwohnern.

6) Dubno, Kreisstadt an der Irwa, mit 6000 Einwohnern und einer griechischen Abtei. Der polnische Adel hielt hier vormals seine jährlichen Versammlungen, Kontrakte genannt.

7) Ostrog, Kreisstadt am Horyn, mit 4600 Einwohnern, Hauptort einer Johanniter-Ordination.

8) Owrug oder Owrutscha, Kreisstadt an der Uscha.

9) Rowno, Kreisstadt mit 3270 Einwohnern.

10) Zaslaw oder Isiaslaw, am Horyn, Kreisstadt, anfangs Hauptstadt dieses Gouvernements mit über 5000 Einwohnern.

11) Staroj-Konstantinow, Kreisstadt am Slutsch, mit etwas über 4000 Einwohnern.

12) Wladimir (Wlodzimirz), Kreisstadt am Lug, mit 3200 Einwohnern, Sitz eines unirten Bischofs.

13) Olika, Stadt an einem See mit einem katholischen Collegiatstifte und 3600 Einwohnern.


Wolynsk.[]


35) Wolynsk oder Volhynien,[2] wo die Hst. Nowogrod-Wolynsk am Fl. Slutsch.

Dubno am Irwafl. mit dem Titel eines Herzogthums, 6000 Einw. griech. Abtei, berühmte Kontrakte oder Messen, wo sich an 30,000 Türken, Armenier, Engländer, Schweizer, Teutsche xc. einfinden.

Isjaslaw am Fl. Horyn 5060 E. mit dem Titel eines Herzogthums.

Olyka an einem See 500 H. 600 E. theolog. Seminarium, Kollegiatstift; mit dem Titel Herzogthum.

Ostrog am Fl. Horyn 4600 E. Jesuiterkollegium, Ritterschule, maltheser Großpriorat für polnische und littauische Edelleute; Messen.

Luck am Styrfl. 3600 E. Sitz eines griechisch-unirten Bischofs, der sich Erarchen von Rußland nennt, Jesuiterkollegium.

Wlodsimirz am Lug, der sich hier mit dem Bug vereinigt, 3100 Einw. Sitz eines griechisch-unirten Bischofs, der sich Protothronium metropolis Kioviensis nennt.


VVolynsk.[]


VVolynsk, VVolhynien, Volhynien,[3] seit 1797 Russ. Gouvernement, welches aus der ehemal. Polnisch. Woywodschaft gleiches Namens, und aus dem Polnischen Theile von Kiew besteht, und ein beträchtliches Stück von Kleinpolen ist. Es gränzte östlich an den Dnepr und westlich durch den Bug an das Oesterreichische, hatte 1380 ge. QM., nach ältern Zählungen 402585 männliche Einwohner, Russen, Polen, Juden, Deutsche, Tartaren, Slawonier. Es hat keine Berge, aber viele Seen und Wälder, und einen sehr fruchtbaren Boden, welcher Weizen und anderes Getreid im Ueberflusse liefert, eine starke Zucht von leichten Ukrainischen Pferden, starke Viehzucht und gute Wolle, Manufakturen ausserst wenige. Die Hauptstadt des Gouvernements war Nowogorod Wolynskoi. Aber unter der Regierung des gegenwärtigen Kaiser Alexanders wurde ein beträchtlichen Theil der ehemaligen Woywodschaft Kiow von diesem Gouvernement weggezogen und mit dem Russ. Gouvernement Kiew vereinigt. Auch ist die Hauptstadt von Wolhynsk oder Volhynien nicht mehr Nowogorod, sondern das südöstlicher liegende Zytomirsz. Es wird eingetheilt in den Wlodzimerszer, Koweler, Lutzker, Dubnoer, Krzemienietzer, Rownoer, Ostroyer, Zaslawer, Nowogoroder, Owruczer, Zytomirszer, und in den Stary-Konstantinower Kreis, und hat auf 1394 QM. 110000 Einwohner.


Zeitungsnachrichten.[]

[1812]

Warschau, den 5ten September. [4]

Die Einwohner von Wolhynien haben den General Kosinski und unsere Nationalarmee mit der größten Freude, und dem hohen edlen Eifer aufgenommen, der jetzt alle Polen zum Wiederaufleben des theuern geliebten Vaterlandes vereinigt.


Quellen.[]

  1. Neueste Länder- und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Dritter Band. Europäisches und Asiatisches Rußland. 1808.
  2. *Handbuch der Geographie nach den neuesten Ansichten für die gebildeten Stände, Gymnasien und Schulen von Dr. Christian Gottfr. Dan. Stein. Leipzig, 1808. bei J. E. Hinrichs.
  3. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte zu Landshut. Landshut, bei Philipp Krüll, Universitätsbuchhändler. 1811.
  4. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 223. Montag, den 16/28. September 1812.
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