Gotha.[]
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Gotha, Hauptstadt im Fürstenthum dieses Namens, an der Leine, welcher Fluß durch die Stadt fließt. Sie ist die Residenz des Herzogs zu Sachsengotha und das auf einem Berge über der Stadt gelegene Residenzschloß heißt Friedenstein, vormals Grimmenstein genannt. Auf selbigem ist der Sitz der Landeskollegien, die schöne Bibliothek von mehr als 50,000 Bänden und vielen Manuscripten, das Archiv mit 3,500 Urkunden, das Münzkabinet, die Naturalien- und Kunstkammer, ingleichen ein schönes Zeughaus. Das Münzkabinet, welches im Jahr 1785 aus 35.000 Stücken bestund, erhielt 1788 durch die Sammlung antiker Münzen des Barons Schachmann einen kostbaren Zuwachs. Die numismatische Bibliothek des großen Numismatikers Schlägen, die der Herzog schon bey dessen Lebzeit ihm abgekauft hatte, ist prächtig, besteht aus 6000 Bänden und wird fortgesetzt. Bey dem Schlosse ist das gut versehene Zeughaus. Die Stadt Gotha hat 1336 Gebäude, und nach der Zählung im J. 1794 bestund die Volksmenge, mit Inbegrif des Hofs u. der Officiere u. Soldaten, aus 11,432 Menschen. In den Stadt ist ein berühmtes Gymnasium, nebst der Seminarienschule zur Bildung für Schulmeister, welches in der neuern Zeit eine sehr verbesserte Einrichtung bekommen hat. In den Vorstädten befinden sich ein Orangeriegarten, anmuthige Alleen, Wasserkünste, das reit- u. das Manufakturhaus. Vor dem Siebleber Thore steht das fürstliche Lusthaus Friedrichsthal mit einem schönen Park. Rings um die Stadt hat auch ansehnliche Manufakturen von Porcellan, Wollen- und Baumwollen-Zeugen, Leinwand, Leder, Stärke, und Fadennudeln, auch gutes Gewerb mit der Bierbrauerey. In der Nahe befindet sich auf dem Seeberge, die schöne herzogliche Sternwarte, welche der Oberhofmeister von Zach angelegt hat.
Gotha..[]
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Gotha die Haupt- und Residenzstadt des Herzogthums Gotha, liegt an einer Anhöhe an der Leine in einer schönen Gegend und zählt ungefähr 12000 Einwohner. Zu den Merkwürdigkeiten der Stadt gehören das Schloß Friedenstein mit seinen angenehmen Anlagen, das treffliche Münzkabinet, eines der vollständigsten in Europa, nebst einer schönen numismatischen Bibliothek, die Kunst- und Naturalienkammer und die herzogliche Bibliothek, die sehr reich an Manuscripten ist. Billig erwähnen wir hier noch der bei Gotha gelegenen, von Herzog Ernst II. erbauten Sternwarte, für welche dieser edle Fürst ein Capital von 40,000 Thalern aussetzte. Dies Institut gehörte unter des berühmten Obersten von Zach Aufsicht in Deutschland zu den vorzüglichsten dieser Art.
Von Reisende.[]
Dr. Johann Friedrich Droysen.
- [1801]
In Gotha auf dem Seeberge habe ich beym Ob. von Zach einen sehr angenehmen Morgen verlebt, den ich noch der Güte Mechains verdanke. -- Die Sternwarte zu Gotha übertrifft an zweckmäßiger Einrichtung gewiß die Pariser bey weiten; aber freylich ward die auch in neuern Zeiten nach Zachs Angabe gebauet. -- Das vollkommenste Werk in derselben ist das große achtfüßige Passage-Instrument, Ramsdens letzte Arbeit; -- man kann fast keine größere Vollkommenheit erwarten. Es steht fest und unwandelbar auf Granitsäulen, die in die Erde gegraben sind, und kann nur durch ein Erdbeben erschüttert werden; dabey ist die Bewegung des Instruments so leicht als gleichmäßig, die Erleuchtung durch die Achse durch das gläserne Prisma gemildert, kurz Alles so vollkommen, wie man es erwarten kann. Vorzüglich schön ist die Einrichtung zur Vermeidung der Parallachse bey Beobachtung der Lage des Fadens gegen den Punct. Würde der Faden dicht anliegen, so wäre die Reibung unvermeidlich, und wenn er absteht, so entsteht allemahl eine unvermeidliche Parallachse für den Beobachter. Nun aber ist ein ganz feiner schwarzer Punct auf einer kleinen elfenbeinernen Tafel so angebracht, daß die davor liegende Loupe das Bild desselben gerade auf den Faden wirft; eine zweyte Loupe, deren Brennpunct genau in den Brennpunct der ersten, in den Faden fällt, nimmt das eingebildete Bild, welches in der Luft schwebt, auf, und daher nennt man es den Luftpunct, auch Ramsden Ghost, Ramsdens Geist. -- Diese Einrichtung war auch noch an einem Kreise angebracht. -- Ich halte mich nicht bey der Beschreibung der Ihnen bekannten Instrumente der Gothaischen Sternwarte auf. –
Durch die reichliche Untersuchung eines Hofes, welchen besondere Fürliebe und ausgezeichnete Kenntniß dieser Wissenschaften ziert, und durch Zachs Liebe und Thätigkeit für diese Wissenschaft ist Gotha für Deutschland der Mittelpunct geworden, wohin sich die Arbeiten der Deutschen Astronomen concentriren; von hier aus hat sich eine neue Thätigkeit, ein besonderer Eifer für die Sternkunde verbreitet, welcher ihr viel Früchte verheißt. -- Der neue Planet beschäftigt die thätigen Astronomen, und wenn gleich Mechain und Lalande noch sehr an seinem Daseyn zweifelten, so hielt doch Zach es für mehr als wahrscheinlich. –
Quellen.[]
- ↑ Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.
- ↑ Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
- ↑ Dr. Johann Friedrich Droysen's Bemerkungen gesammelt auf einer Reise durch Holland und einen Theil Frankreichs im Sommer 1801. Göttingen bey Heinrich Dieterich. 1802.