Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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British Library.


Gibraltar.[]

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Gibraltar, Gibaltar, Gebel-Tarif, Stadt in Sevilla, auf einer Landzunge und an dem westlichen Abhange eines Bergs, der auf der Ostseite unersteiglich ist, und vom festen Lande her nur einem schmalen Weg zur Stadt erlaubt. Sie ist nicht groß, aber wohl befestigt, und mit einem Schloß versehen, welches die Englische Flotte unter dem Admiral Rook 1704 wegnahm und gegen die Belagerung der Spanier mit Glück vertheidigte. Der Hafen der Stadt ist nicht hinlänglich gegen die Winde gesichert. Im Jahr 1710 im November bloquirten es die Spanischen Truppen wieder, allein die Englische Garnison that einen Ausfall, steckte ihr Lager in Brand, und nahm sie meistens gefangen. In dem zwischen Spanien und England 1713 zu Utrecht geschlossenen Frieden ist Gibraltar an England überlassen worden. Im Jahr 1727 belagerten die Spanier diesen Ort; allein mit schlechtem Fortgang. I. J. 1731 befestigten die Spanier vor der Festung eine neugemachte Linie, von einem Meere zum andern, und richteten an beyden Enden derselben zwey Forts auf, führten auch verschiedene andere Werke auf, von welchen sie den alten Damm, hinter welchem die Schiffe sicher liegen, bis zu dem Wasserthore beschiessen können, welches zu dem End geschahe, daß sie die Festung Gibraltar von dem festen Lande des Königreichs abschneiden, und die Engländer zwingen wollten, darinn eine stärkere Besatzung, in der dasigen Bay aber, wo die Winde viel Gefahr verursachen können, beständig eine Anzahl Kriegsschiffe zu unterhalten; hingegen haben die Engländer den Berg hinauf geschanzt, und neue Batterien aufgeworfen. I. J. 1779 bey dem zwischen Spanien und Großbritannien ausgebrochenen Krieg, ward Gibraltar anfangs bloquirt, und darauf fast alles, ausser den Festungswerke, zu Grunde gerichtet wurde. Es erfolgte hierauf eine Belagerung, welche 1782 als Französische Hülfstruppen unter dem Herzog von Crillon gekommen waren, sehr heftig betrieben wurde. Es wurden dabey schwimmende Batterien gebraucht, die aber von den Belagerten mit glühenden Kugeln vernichtet wurden. Bald darauf erschien eine Englische Flotte, die den Platz mit allen Nothwendigkeiten versorgte. Die Belagerung ward sodann wieder in eine Blockade verwandelt; der kurz darauf geschlossene Friede machte allen weitern Versuchen ein Ende, und die Festung blieb unter Englischer Herrschaft. Die Festungswerke sind seit der letzten Belagerung noch sehr vermehrt worden, welche 450 Canonen zu ihrer Vertheidigung fordern. Die Besazung besteht aus 5,000 Mann, welche immer auf 1½ Jahr verproviantirt ist. Ausser den Soldaten wohnen noch 3000 - 4000 Juden, Engländer, Portugiesen, Genueser und Spanier hier, welche den wenigen Handel der Stadt betreiben. Die Lebensbedürfnisse sind größtentheils theuer; die Lebensmittel erhält man gewöhnlich von der gegenüber liegenden Afrikanischen Küste.

Das Estrecho de Gibraltar, Ital. Stretto di Gibraltar, ist eine Meerenge zwischen Andalusien und dem Königreiche Fez, und wird insgemein die Strasse genannt. Es vereinigt das Mittelländische mit dem Atlantischen Meer.


Miszellen.[]

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[1808]

Man liest gegenwärtig in den meisten öffentlichen Blättern folgende Beschreibung Gibraltars:

An der südlichen Spitze von Andalusien erhebt sich in seiner größten Breite eine Meile und sieben im Umfange, fast überall senkrecht, ein schroffer Felsen, in verschiedenen Abstufungen gegen 1400 Fuß hoch, und verliert sich nach einer Länge von drey Englischen Meilen, von Norden nach Süden, in den Abgrund des Meeres. Diese ungeheure Steinmasse liegt ganz isolirt da, und hängt mit dem Kontinent bloß durch eine flache Sandzunge zusammen, die an ihrer schmalsten Stelle 2700 Fuß breit ist, sich noch Norden hin, an beyden Seiten aber weiter ausdehnt. Untersuche die Schichtungen derselben, fasse das Ganze dieser Formen und Umgebungen der Natur zusammen, und alles spricht unwiderlegbar aus: die ungeheure Säule war einst ganz vom Meere umflossen. Queer über diesen Ithmus haben die Spanier in der Entfernung einer Englischen Meile eine befestigte Linie gezogen, die in einer Linie von 5100 Fuß beyde Küsten umfaßt, und an beyden Enden eine Art von Fort mit 24 Kanonen hat, St. Philipp und St. Barbara. Jenes beherrscht den gewöhnlichen und besten Ankerplatz in der Bay, und verhindert mit letzterem jede Kommunikazion über den neutralen Boden, wie dieser Theil der Erdenge genannt wird. Fast in gerade Linie von der Europaspitze windet sich an der Westseite nach Norden hinauf jene Bay in das Land hinein, und bildet einen grossen Bogen (oder Hufeisen), der am Eingange 4 bis 5 Meilen breit ist, und 15 bis 16 Englische Meilen im Umfange hält. (Also ungefähr viertehalb Deutsche Meilen.) Der Felsen, wie schon gesagt, steigt zu einer Höhe von 1400 Fuß aus der See empor, und wird von Norden nach Süden durch einen Bergrücken getrennt, der ihn in zwey ungleiche Hälften zertheilt. Der westliche bildet eine allmählige Neige, abwechselnd mit Schluchten und Steilhöhen; die gegenüber liegende, in das Mittelländische Meer hinabsehende, so wie die nördliche, im Angesichte der Spanischen Linien, sind von Natur sehr steil und durchaus unzugänglich. Auf dies ganz eigenthümliche Lokale gründet sich die Hauptstärke des Orts. Dieser staunenswürdige und berühmte Felsen ist es nun, den die Alten unter dem Namen Mons Calpe schon kannten, und nebst dem Abyla (gegenüber bey Ceuta, auf der Küste von Afrika) unter den Säulen des Herkules begriffen, und der gegenwärtig Gibraltar heißt."

Zeitungsnachrichten.[]

1806.[]

Großbrittanien. [4]

Von Lissabon war das Paketboor Auckland zu Falmouth angekommen. Zu Gibraltar hatte man am 29. Jun. Nachrichten aus Malta bis zum 15. Jun., zu welcher Zeit sich die Garnison im vollkommenen guten Zustande befand. Dasselbe konnte man nicht von Gibraltar sagen. Die Trunkenheit hatte, unerachtet einer geschärften Ordre des Gouverneurs, unter den Soldaten so zugenommen, daß kein Tag vergieng, ohne daß Händel und Unglück vorgiengen. -- Aus dem Hafen von Gibraltar waren kurz vorher 4 Regimenter nach Messina gesegelt. Zur Escorte hatten sie bloß die Fregatte Hydra. Man war wegen dieser Regimenter besorgt, da zu Carthagena 8 Linienschiffe bereit liegen, und längs der ganzen Spanischen Küste Telegraphen errichtet sind, so daß man von allen Bewegungen in der Strasse von Gibraltar in kurzer Zeit, bis nach Toulon hin, Nachricht haben kann. -- General Fox, bisheriger Gouverneur von Gibraltar, hatte sich bereits an Bord des Linienschiffs Orion begeben, um nach Sicilien zu gehen, wo er den General Craigh im Commando ablöst. Der Orion war von der Flotte bey Cadix nach Gibraltar gesandt worden.


1807.[]

Großbritannien. [5]

Im Hafen von Gibraltar waren den 10. v. M. die Linienschiffe Windsorkastle und Queen von 98 und Bulwark von 74 Kanonen, und die beyden Fregatten Christonne und Hydra.


1808.[]

Politische Notizen. [6]

Mit der Belagerung von Gibraltar scheint es Ernst zu werden, und es sind abermals Französische Truppen zu Cadix angekommen, die zu dieser Absicht bestimmt scheinen.

Großbrittanien. [7]

London den 15. Febr. -- Nachrichten aus Gibraltar melden, daß 120,000 Mann Franzosen und Spanier am 17. Jan. auf dem Marsch waren, um die Belagerung dieser Festung zu unternehmen. 200 Kanonierschaluppen wurden zur Unterstützung des Angriffs ausgerüstet. --

Großbrittanien. [8]

Am 23. Jan. ist aus England eine Verstärkung von 3000 Mann, die unter Sir Charles Cotton abgesegelt war, zu Gibraltar angekommen. Die Spanische Besatzung zu Ceuta belief sich in der Mitte Februars auf 6000 Mann. Der Platz befand sich in gutem Vertheidigungsstande.

Frankreich. [9]

Paris, den 16. May. Nachrichten aus Tanger im heutigen Moniteur zu Folge, hatte eine Abtheilung der Englische Besatzung von Gibraltar von 300 Mann am 28. März der Insel Perejil, in der Meerenge von Gibraltar, ganz nahe an der Afrikanischen Küste, 9 Stunden östlich von Tanger, und 3 Stunden westlich von Ceuta, sich bemeistert, und daselbst sich zu befestigen angefangen; allein da der Kaiser von Marokko dieses Verfahren als eine Verletzung seines Gebiets und seiner Neutralität ansieht, und, wie es heißt, auf Verlangen des Französis. Geschäftsträgers, die Rückgabe der Insel gefordert hat, so haben sich die Engländer dazu verstandtn, und machen nun wirklich Anstalten zum Abzuge.

Spanien. [10]

Von Algeziras aus erblickte man am 30. April ein Englisches Konvoy von 11 grossen Schiffen, 35 Brigantinen und 2 Goeletten, unter Begleitung von 2 Fregatten und 1 Kriegsbrigg, das zu Gibraltar einlief. Es schien viele Lebensmittel und Kriegsbedürfnisse, aber keine Truppen am Bord zu haben. Am folgenden Tage segelte von Gibraltar eine Handelsflotte von 32 Kauffahrteyschiffen unter Bedeckung von 2 Fregatten ab.

Mancherlei aus Englischen Blättern. [11]

Englische Blätter vom 5. November machen die Bemerkung, daß der Spanische Erbfolgekrieg zu Anfang des vorigen Jahrhunderts 14 Jahre gedauert habe. Dieser Krieg wurde von Frankreich gegen Oesterreich in Spanien geführt, dieses Land war nur der Tummelplatz, auf welchem sich andre Mächte schlugen. Es ist wohl dabei zu bemerken, daß die Engländer, die damals mit Oesterreich alliirt waren, Friede gemacht haben, sobald sie sich Gibraltars bemächtigt hatten, das man ihnen abgetreten hat, und man fürchtet, daß es jetzt nicht besser gehen werde.

Miszellen. [12]

Die Festung Gibraltar ist gegenwärtig einer der reichsten Plätze in ganz Europa, indem die wohlhabendsten Familien in ganz Spanien ihre Schätze auf den Fall, daß die Insurgenten unterliegen sollten, dahin flüchten. Auch aus den Kirchen und Klöstern bringt man viele Kostbarkeiten dahin.


Gigraltar.

Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.
  2. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.
  3. Wiener-Zeitung. Nro 38. Mittwoch, den 11. May 1808.
  4. Wiener Zeitung. Nro. 66. Sonnabend, den 16. August 1806.
  5. Wiener-Zeitung. Nro. 11. Sonnabend, den 6. Februar 1808.
  6. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  7. Wiener-Zeitung. Nro 24. Mittwoch, den 23. März 1808.
  8. Wiener-Zeitung. Nro 41. Sonnabend, den 21. May 1808.
  9. Wiener-Zeitung. Nro 44. Mittwoch, den 1. Juny 1808.
  10. Wiener-Zeitung. Nro 48. Mittwoch den 15. Juny 1808.
  11. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  12. Wiener-Zeitung. Nro 103. Sonnabend, den 24. Dezember 1808.


Literatur.[]

  • Gibraltar und seine Schicksale. Eine historisch-geographische Beschreibung dieser merkwürdigen Festung. Berlin, 1808. Gedruckt bei Ernst Littfas. (In Commission bei J. D. Sander.)
  • Gibraltar. Eine kurzgefaßte historisch-statistisch-topographische Beschreibung. Mit Ansicht und Plan auf 2 Kupfertafeln. Dessau und Leipzig, bei Georg Voß. 1808.
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